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Rezensionen:Die Entdeckung der Frauen in der Renaissance - Herrscherinnen, Künstlerinnen, Lebedamen (Gebundene Ausgabe)

Dr. Thomas Blisniewski ist der Autor dieses wunderschönen und dabei hochinformativen Buches, das Gemälde aus der Renaissance zeigt, auf dem beeindruckende Frauenporträts den Betrachter erfreuen.

Die Gemälde stammen von namhaften Künstlerinnen und Künstlern aus jener Epoche. Unter ihnen sind Catharina van Hemessen, Sofonisba Anguissola, Paris Bardone, Jean Clouet, Hans Holbein d. J., Tizian, Lucas Cranach d.Ä., Leonardo da Vinci, Raffael, Albrecht Dürer, Piero di Cosimo, Sandro Botticelli, Hans Baldung gen. Grien, Michelangelo u.a. mehr.

Im Vorwort werden verschiedene Aspekte der Renaissance beleuchtet, der Epoche in der der Künstler, wie der Autor mit aller Vorsicht formuliert, zum Schöpfergott wird, der Neues mit seinem Können schafft. Damals versuchten Künstler, wie Dürer (1471-1528) die Gesetzmäßigkeit des Schönen aufzudecken. Der Nürnberger entwickelte eine Proportionslehre, um auf deren Grundlage den idealschönen Menschen darzustellen. Die Renaissance nimmt Bezug auf das Vorbild der Antike. Verbunden damit ist das Darstellen von Nacktheit, die allerdings keineswegs immer ihre Vorbilder der Antike entlehnen konnte. Bildern kommen in der Renaissance neue, außerhalb der Religion liegende Funktionen zu. Gemälde, wie die "Geburt der Venus" sollen dem Betrachter Freude bereiten. Es entstehen zahlreiche Porträts, gedacht als Medien der Erinnerung. Viele solcher Bilder findet man in vorliegendem Buch.

Der Autor untergliedert seine Bilder, die immer eine Bildbeschreibung, die oft auch biographische Hintergründe beinhaltet in:

1)Künstlerinnen und Dichterinnen
2)Herrscherinnen und Mäzeninnen
3)Heilige und Kurtisanen
4)Die idealisierte Frau

Es ist natürlich unmöglich, im Rahmen der Rezension auf alle Bilder einzugehen, insofern werde ich das ein oder andere Kunstwerk exemplarisch hervorheben.

Im 1. Kapitel werden Dichterinnen und Malerinnen auf den gezeigten Gemälden dargestellt und deren Lebensweg einfühlsam skizziert. Man lernt hier u.a. ein Selbstbildnis von Catharina van Hemessen aus dem Jahre 1548 kennen, die sich allerdings nicht in Arbeitskleidung, sondern in kostbarem Samt gewandet vorstellt. Die Malerin Lavinia Fontana ist eine der wenigen bedeutenden Malerinnen der Spätrenaissance, sie zeigt sich auf dem abgelichteten Gemälde am Spinett, im Hintergrund allerdings sieht man ihre Staffelei. Vielleicht wollte sie dokumentieren, dass sie unterschiedliche künstlerische Fähigkeiten besaß. Eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte soll die Malerin Sofonisba Anguissola gewesen sein, deren Können sie sogar 1559 nach Spanien an den Hof Philipps des II. führte. Neben ihrem Selbstbild gefällt mir das im Buch gezeigte und näher erläuterte Gemälde "Das Schachspiel". Mit diesem Bild soll sie eines der ersten Genrebilder in der italienischen Malerei geschaffen haben. Es handelt sich hierbei um eine Szene aus dem Alltagsleben.

Der Autor erwähnt zu Beginn des 2. Kapitels, dass auch in der Renaissance Herrscherinnen eher selten waren, weil man Frauen in der Regel von der Thronfolge ausschloss. Dennoch, einige Frauen mit erheblichen Machtbefugnissen gab es, unter ihnen war Isabella von Portugal (1505-1539), die Gemahlin Kaiser Karl V., die Tizian einst malte und die aufgrund ihrer Intelligenz die Staatsgeschäfte dann führte, wenn ihr Gatte im Reich unterwegs war.

Mit großem Interesse habe ich mich in das Bildnis von Maria von Burgund vertieft, die bereits sehr jung verstarb, in Brügge lebte und mit Erzherzog Maximilian von Österreich, dem späteren deutschen Kaiser verheiratet war. Maria muss eine sehr schöne Frau gewesen sein. Begeistert bin ich immer wieder von Farben der Renaissance dem wundervollen Rot und typischen Grün, Farben, die auf vielen Gemälden im Buch dominieren, auch auf dem Gemälde, das Maria zeigt.

Das Bildnis Quentin Massys d. J. stellt Elisabeth I. im Alter von 50 Jahren dar, prachtvoll gekleidet, ein wenig müde und sehr streng. Weniger streng kommen die Kurtisanen und Heiligen im 3. Kapitel daher. Hier gefällt mir das Bildnis von Maria Magdalena am besten, gemalt von Piero di Cosimo, das Sünderin als lesende Frau in Renaissancekleidern zeigt. Ihr Gesichtsausdruck ist voller Demut und impliziert die Bitte um Erlösung.

Das vierte Kapitel befasst sich mit der idealisierten Frau und beginnt mit einem Gemälde, das mir aus dem Städel Museum bekannt ist. Es handelt sich dabei um das "Idealbildnis der Kurtisane Flora" von Bartolomeo Veneto. Diese Kurtisane wirkt alles andere als frivol, obgleich sie ihre nackte Brust zeigt. Piero di Cosimos "Simonetta Vespucci" zeigt sich ebenfalls barbusig, auch hier ist nicht zu deuten, ob sexuelle Freizügigkeit oder Reinheit dargestellt worden ist.

Zu meinen Lieblingsbildern im Buch zählen übrigens Ghirlandaios "Junge Frau mit Zitronenblüte". Hier beeindrucken nicht nur die Farben, sondern auch die nachdenkliche Unschuld der Porträtierten. Michelangelos "Sybille" hat man nicht vergessen. Auffallend ist hier die Muskelbildung der Schönen.

Drei Gemälde unterschiedlicher Künstler, die die Göttin Venus malten schließen den Reigen der Frauen in der Renaissance ab. Hier mag ich die "Ruhende Venus" von Giogione am liebsten, ein Gemälde das zu den einflussreichsten Bildschöpfungen der Kunstgeschichte zählt.

Ein gelungener Kunstband.





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Bilder © Aus dem besprochenen Band „Die Entdeckung der Frauen in der Renaissance“, Elisabeth Sandmann Verlag, München, 2011


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