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Rezension: J `aime tant fort une- Das Stundenbuch des Königs Charles VIII- Ina Nettekoven- Hirmer

Die vorliegende reich bebilderte Studie, denn um eine solche handelt es sich, ist einem königlichen Buch gewidmet. Ina Nettekoven befasste sich 13 Jahre hindurch mit den Forschungen über das Stundenbuch Charles VIII. von Frankreich. 

Nettekoven berichtet zunächst über das Pariser Buchwesen um 1500, weil der vorliegende Band sich mit der Situation in Paris in der Zeit um 1500 befasst, als das dortige Buchgewerbe sich in einer Umbruchsphase befand. Fokussiert werden zwei Handschriften, von denen eine nachweisbar für den französischen König VIII. angefertigt wurde. Es handelt sich bei beiden Werken um Andachtsbücher, die allgemein in Frankreich und Flandern sehr verbreitet waren. 

Das Stundenbuch für den König wird mit dem Pariser Verleger und Buchhändler Anthoine Vérard in Verbindung gebracht. Im Vergleich zu anderen Stundenbüchern besitzt es ein herausragendes Merkmal. Dieses besteht darin, dass es fortlaufende Bildgeschichten um jede Textseite zeigt, die von Erläuterungen in französischer Sprache begleitet werden. 

Man erfährt Näheres über das wenig glückliche Leben Charles VIII, aber auch über seine Affinität zu Büchern. Dabei muss man wissen, dass er als Förderer der Künste und Literatur sehr früh schon und auch unbeirrbar seinen Weg verfolgte. Er besaß eine große Leidenschaft für schöne Bücher, deren Inhalte und deren Herstellung er hegte. 

Auch über den Verleger Anthoine Véraud wird man aufgeklärt, der seinem König das berühmte Stundenbuch schenkte. 

Ausführlich wird man über den Inhalt des Werks unterrichtet und kann sich in das Bildwerk vertiefen. Die Broschürenhistorien- das sind die fortlaufenden Bilderzählungen in den Bildrändern- werden textlich sehr gut begreifbar gemacht. Der Text der Bußpsalmen wird  übrigens beeindruckend von den Weissagungen der Sibyllen flankiert. 

Unmöglich ist es, all die Einzelheiten hier in der Rezension zu benennen, die in dieser Studie zum Stundenbuch zu Sprache kommen. Interessant ist es, soviel kann gesagt werden, die Gemeinsamkeiten der beiden eingangs erwähnten Manuskripte (Handschriften) kennenzulernen und dem wissenschaftlichen Anliegen Nettekovens  nachzuspüren.

Ein wunderbares Buch, das den Leser mit einem ganz berühmten Werk vertraut macht und uns verdeutlicht, wie viel Können und Zeitaufwand eine solche Kostbarkeit bedurfte. 

Empfehlenswert.

Helga König

Das Buch ist überall im Fachhandel erhältlich
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