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Rezension: 100 Jahre 100 Bauwerke- John Hill- Prestel

Autor dieses Buches ist der Architekt John Hill. Er ist Chefredakteur des internationalen Online-Magazins World-Architects.com sowie Gründer und Chefredakteur des Blogs "A Daily Dose of Architecture". Dort veröffentlicht er täglich Artikel zu architektonischen Neuheiten und Buchbesprechungen. John Hill lebt in New York. 

Das vorliegende Buch begreift er als eine Art Experiment. Er stellt 100 Bauwerke der letzten 100 Jahre vor. Konkret handelt es sich stets um ein Gebäude pro Jahr von 1916 bis 2015.  Dieses Buch ist keine Architekturgeschichte der letzten 100 Jahre, wie der Autor betont, sondern eine Art Einführung in 100 Bauwerke, mit dem Ziel, die Leser dazu zu motivieren, diese zu besuchen und sich den Nuancen der einzelnen Projekte, den Details ihrer Gestaltung sowie den einzigartigen Aspekten jedes Entwurfs aufmerksam zu widmen. 

Bei den Betrachtungen geht es dem Autor um die Umstände ihrer Entstehung. Wichtig  zu wissen ist es, wie John Hill den Begriff Architektur definiert. Sie ist für ihn die Schaffung von Räumen für menschliche Betätigungen. 

Man erfährt Wissenswertes zu den Auswahlkriterien der Gebäude für diese Publikation und kann sich dann in die Bauwerke vertiefen. Sie sind natürlich alle abgebildet. Man erfährt stets, wer der Architekt ist und wo  sich das jeweilige Gebäude befindet. 

Fasziniert hat mich Erich Mendelsohns "Einsteinturm" in Potsdam gleich zu Beginn. Er entstand 1921, dient heute als Sonnenobservatorium und Ort für Sonderveranstaltungen im sogenannten "Wissenschaftspark Albert Einstein". Der Architekt versuchte mittels des Gebäudes, die der allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde liegende Bewegung und Energie darzustellen. Nachdem der Turm 1921 fertiggestellt worden war, wurden drei Jahre später das Teleskop von Carl Zeiss und weitere Inneneinrichtungen installiert. 

Die im Buch vorgestellten Gebäude sind weltweit lokalisiert. Dabei befindet sich das 1918 fertiggestellte "Goetheanum"  des Anthroposophen Rudolf Steiner in Dornach in der Schweiz. Das architektonische Highlight des Baus ist die Treppenhalle im Westen. Es handelt sich dabei um einen komplexen, lichtdurchfluteten Raum mit großen von Steiner gestalteten Fenstern. Sehr beeindruckend.

Unmöglich ist es, all die Gebäude im Rahmen der Rezension benennen oder gar zu beschreiben. Begeistert bin ich von der "Casa Luis Barragán", gebaut 1948 in Mexiko Stadt durch den gleichnamigen Architekten. Im gesamten Innenraum ist Farbe von entscheidender Bedeutung. Alles ist auf Schönheit angelegt. Die Dachterrasse, die offenbar von Haus und Garten unterhalb abgeschnitten ist,  wird eins mit dem Himmel und auf diese Weise zum Ort der Kontemplation. 

Erwähnen möchte ich das 1998 entstandene "Kulturzentrum Tjiabou in Nouméa, Neukaledonien". Es wurde vom Renzo Piano Building Workshop errichtet. Piano arbeitete dabei mit einem Etnologen zusammen. Die Gebäude wirken wie Skulpturen. Man kann sich daran nicht sattsehen. 

Das Buch ist eine Fundgrube höchst interessanter Gebäude. Über diese mehr zu erfahren, ist spannend und bereitet viel Freude. Die Fotos bereichern all jene, die einen Sinn für Ästhetik haben. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Das Buch ist im Fachhandel erhältlich.

Onlinebestellung: Prestel oder Amazon

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