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Rezension: Best of NATIONAL GEOGRAPHIC: Die Fotografien- Leah Bendavid-Val

Im vorliegenden Bildband hat man Gelegenheit die berühmtesten Fotos des NATIONAL GEOGRAPHIC - Magazins kennenzulernen. Man erfährt jeweils, wer die einzelnen Bilder realisiert hat, wo und wann sie entstanden sind und erhält zu jedem Fotos zusätzlich erhellende Infos, die das Gesehene näher erläutern.

Nach einen Vorwort, dem bereits eine Reihe sehr beeindruckender Farbfotos vorrangegangen sind, lernt man die einzelnen Kapitel, die neben einer Fülle von Fotos auch hochinteressante Textbeiträge beinhalten, kennen. Diese Kapitel tragen die Titel:

-Einst und Jetzt
-Rund umd den Globus

-In der Wildnis

-Unter Wasser

-Die Naturwissenschaften

-In den USA

Bei den Fotos, die der Einleitung von Gilbert M. Grosvenor, dem Präsidenten und Vorsitzenden der National Geographic Society vorangestellt sind, hat mich ein doppelseitiges Bild besonders fasziniert. Steve McCurry hat es 1983 in Rajasthan in Indien aufgenommen. Frauen in wundervollen, weinroten Gewändern suchen Schutz vor einem der Sandstürme, die nicht selten vor Beginn des Monsuns über die Ebenen von Rajasthan wehen. An ihren Fußgelenken tragen die schönen Inderinnen goldene Reifen. Dicht zusammengedrängt verstecken sie sich hinter einem schief stehende Baumstamm. Nur eine einzelne Frau setzt sich völlig dem Sturm aus. Beinahe hat man den Eindruck als genieße sie die heftigen Berührungen des Sturms, fast meint man sie mache ihn zu ihrem Geliebten.

Auch das Flüchtlingsmädchen auf dem Buchdeckel ist auf den Eingangsseiten abermals zu sehen. Fotografiert wurde auch sie von Steve McCurry und zwar 1984 in Pakistan an der Grenze nach Afghanistan. Ihre Augen sind voller Angst und deuten, wie man liest, auf schreckliche Kriegserlebnisse hin.

Das erste Kapitel beginnt mit einen Foto, dass Gilbert H. Grosvenor 1920 auf Hawaii aufgenommen hat. Die Aufnahme von Reitern, die in den 49 Quadratkilometer großen Haleakala-Krater vordringen, ist handkoloriert. Man hat Gelegenheit Einiges über diese Anfangszeiten zu erfahren. Vor hundert Jahren begann National Geographic Society, die Fotografie einzusetzen und zwar zum Zwecke, die geografischen Kenntnisse zu mehren und zu verbreiten. Der fotografische Stil der Zeitschrift National Geografic erlangte einen Höhepunkt, als die Fotografie das Medium für Reportagen über Weltereignisse wurde, (vgl.: S. 34).

Nachdem Gilbert H. Grosvenor 1899 der erste Redakteur dieses Magazins wurde, begann man bereits Schwarzweißfotos einzusetzen. Man erfährt in der Folge Erhellendes über dessen Redakteurtätigkeit in den ersten Jahrzehnten und darüber, dass die Fotografie sich zu einem so wichtigen Aspekt für die Zeitschrift entwickelte, dass Grosvenor ein eigenes Schwarzweißlabor einrichtete, dem kurz darauf schon ein Farblabor folgte. Es war das erste im amerikanischen Verlagswesen. Nach dem ersten Weltkrieg soll die Farbfotografie dann schließlich in das amerikanische Zeitschriftenwesen vorgedrungen sein. Geographic veröffentlichte zwischen 1921-1930 mehr als 1500 Autochrombilder und wurde zum namhaftesten Organ für die Reproduktion von Farbaufnahmen.

Man liest alsdann, wie es mit der Farbgeschichte weiterging und darf sich immer wieder beeindruckender Aufnahmen erfreuen, wie etwa einem Foto, das Franz Lanting 1989 in Okawango in Botswana gemacht hat. Ihm ist es mittels einer automatischen Kamera gelungen, ausgelöst durch einen Infrarotstrahl, die Schritte eines Leoparden einzufangen, den er selbst nie gesehen hatte.

James L. Stanfield realsiert eine Fotoreportage im Vatikan. Er beabsichtigte auch die menschliche und private Seite dieser uralten Institution einzufangen und zeigt deshalb auch, wie der Papst sich darauf vorbereitet, die Menschenmenge auf dem Petersplatz zu segnen. Diese Szene ist so ganz anders als jene, welche die Ordinationsmesse im Petersdom thematisiert, bei der zukünftige Priester geweiht werden. Sehr schön ist das Foto von Papst Johannes Paul II., das ihn sehr nachdenklich durch die Gärten seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo bei Rom wandernd zeigt. Wie man erfährt, hat der Fotograf das Gefühl, den Pontifex in neuem Licht zeigen zu können, nicht als öffentliche Figur, sondern vielmehr als privaten, heiteren und betfreudigen Mann, (vgl.S. 70). Dies zu vermitteln ist Stanfield m.E. gelungen.

Es folgen Bilder, die rund um den Globus entstanden sind. Die Aufnahmen berichten vom Wandel in der Welt und werden textlich sehr gut begleitet. Kunstvoll ist das Foto von Sam Abell, dass dieser 1983 in Moskau aufnahm. Hier scheint schlichte Schönheit die Spannungen des kalten Krieges zu mindern, wenn der Blick durch die Spitzengardinen des Hotelfensters über sonnenbeschienene Birnen hinweg zum Kremel und anderen Gebäuden am Roten Platz wandert,(vgl: S.74/75).

Beeindruckend auch ist eine Aufnahme von Malcom S. Kirk, die am Sepik-Fluss in Papua- Neuguinea entstanden ist. Hier schlummert ein Kind in einem Hängenetz. So friedlich kann die Welt fernab von der Zivilisation sein,(vgl.: S. 95). Es ist schade, dass man im Rahmen einer Rezension nicht alle Bilder zur Sprache bringen kann, denn jedes einzelne hätte ein paar Worte verdient. Berührt bin von dem Foto, das Tomasz Tomaszweski 1992 in Mariefried in Schweden aufgenommen hat. Auf diese Weise wird alljährlich am 13. Dezember die Ankunft der heiligen Lucia gefeiert.

David Alan Harvey skizziert mit seinen Fotos Spanien. Das Bild, das einen Torero-Lehrling zeigt, ist inhaltlich fast schon Vergangenheit geworden, ähnlich wie die Männer in mittelalterlichen Bußgewändern, die an der Karfreitags-Prozession einer religiösen Bruderschaft teilnehmen.

Man lernt auf weiteren Bildern die Wildnis, das Reich der Tiere kennen. Bei diesen Fotos geht es um mehr als nur Schönheit. Die Bilder sollen informatives Material für die Reportage liefern und zeitgleich dem persönlichen Stil des Fotografen gerecht werden. Alle Fotos im Buch genügen diesem Anspruch. Fast ein wenig bedrohlich wirken die weißen Wölfe von Jim Brandenburg und einfach nur traumhaft all die Aufnahmen unter Wasser. Hier hat es mir der Schwarm violetter Farnbarsche angetan, der an einer gelben Demoiselle und einer Kelchkoralle vorbeigleitet.

Mit großem Interesse habe ich den kurzen Bericht zu den Titanic-Aufnahmen gelesen. Emory Kristof fotografierte das Schiff, das am 14. April 1912 nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunken war, mit einer streubaren Kamera. Die Kabinen der ersten Klasse sollen nach 80 Jahren unter Wasser noch völlig unbeschädigt angemutet haben.

Das vorletzte Kapitel im Buch bilden Fotos, die unter dem Oberbegriff Naturwissenschaften zusammengefasst worden sind. Hier haben mich die Bilder zweier Kunstwerke am meisten fasziniert. Einerseits eine Aufnahme von David Brill, die dieser 1975 in der Türkei machte. Sie zeigt das Marmorgesicht der Aphrodite, die man ins Wasser gelegt hat, um die Verunreinigungen von fast zwei Jahrtausenden herauszulaugen, andererseits ein Foto von Vic Boswll, Jr., realisiert in Mailand, Italien 1983, dass Leonardo da Vincis berühmtes Abendmahl nach einer gründlichen Restauration zeigt. Die hellen Stellen sind schon fertig. Das Gerät auf der linken Seite zeigt die Luftfeuchtigkeit im Raum an.

Die Impressionen mit dem Titel das "Portät eines Volkes", zeigen Menschen in den USA. Hier hat mich das Foto von Bill Hess angezogen, dass dieser 1976 in Arizona im Indianerreservat Fort Apache aufnahm. Nach einer alten Tradition begeht ein Apachenmädchen den Eintritt ins Erwachsenenalter mit einem viertätigen Sonnenaufgangs-Tanz. Dieser alten Tradition Folge zu leisten, ist sicher ein guter Weg, weil er die Tänzer erheitert, aber zeitgleich der Natur ihren gebührenden Respekt zollt.

Ein empfehlenswertes Buch.


Bilder: © National- Geographic- Verlag


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