"Das Bild muss sich in den Betrachter hineinfressen als ein die Sinne aufwühlendes oder zumindest berührendes Ereignis. Er muss es mit nach Hause nehmen in seinem Hinterkopf...das ist das Mindeste und das Höchste, was man von einem Bild erwarten darf." (Neo Rauch, S.350)
Das vorliegende reich bebilderte Kompendium zeigt am Beispiel von 100 Künstlern wie sich die Kunst seit 2008 verändert hat und welche bemerkenswerten Werke in dieser Zeit geschaffen worden sind. Dabei sind die Texte in Deutsch, Italienisch und Französisch nachlesbar.
Vorgestellt werden aktuelle Werke direkt aus dem Atelier, aber auch Ausstellungsansichten und Fotos von monumentalen Installationen. Malerei folgt auf Skulptur, Performance auf Videoarbeit.
Rund hundert Künstler aus aller Welt und Werke von ihnen werden vorgestellt. Allein das ist schon überwältigend, weil ein wahrlich breites Spektrum abgedeckt ist. Originale von Baselitz habe ich im Städel Museum in Frankfurt bereits gesehen. Er hat bereits Ende der 1960er Jahre damit angefangen, seine Motive auf den Kopf zu stellen. Auf diese Weise abstrahiert er die Inhaltlichkeit seiner neoexpressiven Bilder. Baselitz hat 2005 seine alten Bildsujekts wieder aufgegriffen und interpretiert sie in seinen Remixen seither neu. So lösen seither eine leichte, schnellhändige Pinselführung und flüssige Farben in leuchtenden, transparenten Tönen die Schwere der pastosen Bilder ab, (vgl. S.60). Von dieser Gegebenheit kann man sich anhand von abgebildeten Kunstwerken überzeugen und sich in der Folge mit vielen anderen tollen Künstlern befassen.
Entschieden habe ich mich hier stellvertretend für alle Baselitz zu nennen und zwinge mich dazu fast keine Ausnahmen zu machen. Einige der Künstler habe ich nun auch auf Facebook entdeckt und werde nun diverse Bilder verlinken. Werke von guten Künstlern zu verlinken ist in meinen Augen eine sinnstiftende Maßnahme, denn Gutes hat es verdient, verbreitet zu werden..
Gefreut habe ich mich, dass (Achtung Ausnahme!) Damien Hirst im Kompendium dabei ist, denn zu einem Buch mit dessen Bildern habe ich bereits eine Rezension verfasst. Ein begnadeter Künstler. Dann ist da noch Neo Rauch, den ich sehr zu schätzen weiß. Mich beeindruckt die Skulptur, die er "Jägerin" genannt hat und die eine Eule wie einen hungrigen Falken auf dem Arm trägt. Das ist wunderbar hintersinnig. Kann ich Gerhard Richter verschweigen? Natürlich nicht. Jetzt aber erwähne ich keinen mehr, denn ich weiß, dass alle genannt werden müssten. Alle. So ausgezeichnet sind ihre Werke.
Nachdem die Künstler sehr dezidiert vorgestellt worden sind, gibt es noch ein "Special Feature Eastern Asia". Hier erfährt man in einem Essay von Karen Smith mehr zu den neuen Spielregeln für die Kunst in China, wo man in der Förderung, Präsentation und Erhaltung zeitgenössischer Kunst weiterhin eigene Wege beschreitet und wo bislang alle Träume in Erfüllung gegangen sein sollen, (vgl.: S. 485). Die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in China soll durch Entwicklungen im Kunstmarkt aber auch durch Auktionen und durch private Sammler geprägt sein.
Über drei unterschiedliche Wege zu Avantgarde, die man in China, Japan und Korea einschlug, schreibt Colin Chinnery noch Wissenswertes und man erfährt schließlich im Rahmen von Interviews mehr zu der derzeitigen Kunst in den genannten Ländern.
Zum Schluss gibt es einen hilfreichen Künstlerindex mit Kontaktdaten und diverse Art Guides.
Für Kunstinteressierte eine wahre Fundgrube und allemal mehr als ein Nachschlagewerk.
PS: Von jedem Künstler ist übrigens eine Sentenz abgedruckt, die bezeichnend für sein künstlerisches Denken ist. Nicht einfach, eine davon für die Kopfzeile zu wählen. Ich habe mich für die Sentenz von Neo Rauch entschieden, weil ich ganz seiner Meinung bin, in dem was er hier bekundet.
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