Nina Kozel ist die Autorin dieses Buches, das aufzeigt wie große Ideen das Design veränderten. Das englische Wort "Design" gibt es erst seit der Industrialisierung und wurde zum weltweiten Exportschlager. Wie man erfährt, tauchte das Wort 1885 im Oxford Dictionary erstmals auf und wurde definiert als "ein von einem Menschen erdachter Plan oder eine Zeichnung von etwas, das realisiert werden soll." Man verwendet den Begriff sowohl für das Entwerfen als Vorgang als auch das Produkt, das daraus hervorgeht.
Im Rahmen von insgesamt 20 Meilensteinen führt die Autorin in die Entwicklung des modernen Design ein. Vorgestellt werden neu erfundene Materialien aber auch verschiedene Stilrichtungen und kulturelle Einflüsse, die ihre Spuren im Design hinterlassen haben.
Näher beschrieben werden: Pioniere des Design, Bugholz, Bauhaus, Stahlrohr, Design und Marketing, Streamline, Corporate Design, Kragstuhl, Organisches Design, Design für alle, Kunststoff, Pop-Kultur, Postmoderne, Minimalismus, Papier, Hightech-Design, Skandal, Banaldesign und Kunst im Design.
Das Buch ist übrigens reich bebildert, sodass die Texte anschaulich werden. Sehr spannend liest sich zugleich der erste Meilenstein "Pioniere des Design vom Handwerk zur Industralisierung". Wissen muss man, dass die vorindustrielle Zeit noch keine Designer kannte, weil Gebrauchsgegenstände damals von Hand hergestellt wurden. Den Startschuss zur industriellen Revolution lieferte James Watt mit seiner ersten funktionstüchtigen Dampfmaschine. Man erfährt Näheres über die Londoner Weltausstellung von 1851, die die Errungenschaften des neuen Zeitalters zeigte. Es handelte sich dabei um neue Technik, Maschinen, Materialien und industriell gefertigte Produkte, die in einem eigens dafür errichteten Kristallpalast von Joseph Paxton gezeigt wurden. Dieser Palast ist im Buch u.a. abgebildet. Wahrlich, eine imposante Konstruktion.
Vorgestellt werden die Tapetenentwürfe von William Morris, die noch heute Abnehmer finden, auch vom Jugendstil, der durch eine reduzierte, stärker geometrisch geprägte Form geprägt war. Es ist natürlich unmöglich hier in der Rezension auf alle Meilenstein im Buch näher einzugehen. Erwähnen möchte ich, dass ich mit großem Interesse von der Entwicklung von Bugholz für die Möbelproduktion gelesen habe. Dies ist das älteste bekannte Verfahren, Holz in eine bestimmt Form zu biegen. Das Verfahren wird im Buch sehr gut erklärt. Es war übrigens ein Schreinermeister aus Boppard am Rhein, der die Technik für den Möbelbau weiterentwickelte.
Bestens auch wird über das Bauhaus-Design informiert und darauf hingewiesen, dass das wesentliche Vermächtnis des Bauhaus darin besteht, die Entwicklung der Kunst und der Industrie auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Lebensweise zu unterstützen.
Man erfährt wie Designklassiker entstehen, so etwa Marcel Breuers Clubsessel B3 oder Michael Graves Wasserkessel. Der Kragstuhl, ein Sitzmöbel für eine Person, steht bei mir im Büro, es ist ein Nachbau von Marcel Breuers Freischwinger aus dem Jahre 1928. Man lernt eine ganze Reihe solcher Kragstühle kennen, die noch heute sehr aktuell sind. Ich schätze solche zeitlosen, schönen Gegenstände, wenn sie vom Material her langlebig sind.
Informiert wird man auch über Kunststoffe, die in den 1950er Jahren Einzug in den Alltag hielten und zwar in Form von Resopaltischen, Melamingeschirr, Tupperware, Telefonen und Radios, (vgl.: S.104). Tupperware ist übrigens mein persönlicher Albtraum, obschon ich den Produkten nicht die Nützlichkeit abspreche.
Die Pop-Kultur und mit ihr die neuen Formen des Wohnens werden vorgestellt, auch die Postmoderne und der von mir hochgeschätzte Minimalismus, der nach dem Wesen der Dinge strebt und dabei versucht, das Interieur auf die Basis von Raum, Licht und Masse zurückzuführen.
Zum Schluss wird der Frage nachgegangen, ob Design Kunst ist und wie die beiden Disziplinen zueinander stehen. Dazu erfahren Sie Wissenswertes ab S. 178. Hier will ich den Betrachtungen Kozels nicht vorweg greifen.
Empfehlenswert.
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