"Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestalten, dass es richtig funktioniert ein Gefäß, ein Stuhl, ein Haus –, muss sein Wesen zuerst erforscht werden; denn es soll seinem Zweck vollendet dienen, das heißt, seine Funktion praktisch erfüllen, haltbar, bíllig und 'schön' sein." (Walter Gropius)
Dieser reich bebilderte Kunstband ist dem Bauhaus-Design gewidmet. In Weimar hatte ich schon mehrfach Gelegenheit im Bauhaus-Museum Produkte der sogenannten neuen Sachlichkeit im Original zu bewundern. Hier im Buch werden nun 150 prominente Objekte des täglichen Gebrauchs vorgestellt und ausführlich seitens der Autoren Bernd Polster, Volker Fischer und Katja Simon erläutert.
Wie Polster bereits im Vorwort unterstreicht, wird die Essenz des Bauhaus-Designs niemals auf einer Liste abzählbarer Regeln zu finden sein. Obschon nicht alle vorgestellten Produkte im Buch während der Bauhausmitgliedschaft ihrer Bewerber entstanden sind, atmen doch alle diese Produkte den Geist und die Entwurfsintension dieser Institution ein.
Aufgeklärt wird man im Hinblick auf Ideen der Bauhausbewegung und liest Wissenswertes zu dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius. Die Werkstattbewegung kommt zur Sprache. Man liest zudem von der privaten Kunstschule Johann Ittens in Wien, die für das Bauhaus folgenreich gewesen ist.
In Weimar gründete der belgische Jugendstilkünstler Henry van der Velde eine neue Kunstgewerbeschule, deren Direktor er wurde. Die Eröffnung dieser Kunstschule, des späteren Bauhauses fiel in das Jahr 1907.
Neben den Bauhausideen wird auch das Bauhausdesign thematisiert, hier auf Itten näher eingegangen und erneut auch auf Gropius. Anschließend wird die Geschichte der Bauhausprodukte zur Sprache gebracht. Diese und die Ideen der neuen Sachlichkeit wurden in den 1920er Jahren populär. Ab 1930 dann verödete das kreative Milieu. Es entstanden kaum noch neue Produkte.
Über das einstmals kreative Milieu in den 1920er Jahren wird man gut unterrichtet und wird ausführlich über die Bauhauswerkstätten informiert. Hier kommen zu Sprache: die Möbelwerkstadt, die Weberei, die Töpferei und die Metallwerkstatt, bevor man schließlich auch mit den Folgen des Bauhaus vertraut gemacht wird und dann die 150 Objekte kennen lernt. Diese sind nach ihrer Entstehungszeit geordnet. Man erfährt stets, wer sie gestaltet hat, aus welchem Material sie bestehen und wie groß sie sind. Zudem wird jeder Gegenstand genau beschrieben und natürlich visualisiert.
Die meisten Objekte empfinde ich als zeitlos, so etwa die Vorratsdosen von Theodor Bogler (S.90), die Fruchtschale von Josef Albers (S. 92), die geschmackvollen Tischlampen von Carl Jakob Jucker (S. 94), die Vitrinen von Marcel Breuer(S.95) und vieles andere mehr. Ein Klassiker ist die Tischleuchte von Wilhelm Wagenfeld (S.113), auch Marcel Breuers Stuhl besticht durch Zeitlosigkeit. Die Freischwinger von Mart Stamm aus dem Jahre 1927 waren in den späten 1970ern wieder hochaktuell und sind es immer noch.
Sehr schön gestaltet ist das Service von Hermann Gretsch, das ebenfalls niemals aus der Mode kommen wird. Da ich einer Liebhaberin von geraden Linien und edler Schlichtheit bin, schätze ich viele Objekte des Bauhaus und die Ideen, die der Stilrichtung zugrunde liegen.
Auf den letzten Seiten hat man Gelegenheit Kurzbiografien von vielen Bauhaus-Protagonisten zu studieren, unter ihnen natürlich Walter Gropius, Josef Hartwig, Wassily Kandinsky, Adolf Meyer, Lilly Reich und Gunta Stölzl.
Gefallen hat mir folgender Satz von Walter Gropius, der sich hier über die Motivation der Bauhaus-Künstler äußert: "Junge Menschen kamen aus Deutschland und aus dem Ausland, nicht um korrekte Lampen zu entwerfen, sondern um an einer Gemeinschaft teilzuhaben, die einen neuen Menschen in einer neuen Umwelt erschaffen und die schöpferische Spontanität freisetzen." (Zitat: S. 36).
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