1. Preis für das Beste Gartenporträt/Pflanzenporträt und den STIHL-Sonderpreis auf Schloß Dennenlohe beim Deutschen Gartenbuchpreis am 4. März 2016.
Herausgeberin dieses Prachtbandes mit dem Titel "Helleborus 1485- 1905" im eleganten weinroten Schuber ist die diplomierte Fotografin und Autorin #Christine_Becker. Sie hat im Jahre 2012 für die Monographie "Helleborus" den Deutschen Gartenbuchpreis erhalten.
Auch ihr neues Buch befasst sich mit dieser Pflanze, bei der es sich um die #Christrose handelt.
Wie der Untertitel des neuen Werkes bereits andeutet, geht es diesmal um #botanische_Darstellungen und wissenschaftliche Illustrationen dieser Pflanze sowie um die Biographien der Zeichner, Holzschneider, Kupferstecher, Botaniker, Gärtner, Ärzte, Apotheker, Herausgeber und Liebhaber.
Dass diese Publikation einen bibliophilen Anspruch hat und diesem vielschichtig gerecht wird, verdeutlichen bereits der hochwertige Leineneinband mit der dort dezent angebrachten Metall- Signatur wie auch die im Buch durchgängig auftauchenden, wunderschönen Insekten- und Schmetterlingsdarstellungen, die subtil darauf hinweisen, dass man inhaltlich etwas ganz Besonders erwarten darf.
Beim ersten Durchblättern vertieft man sich als "Augenmensch" natürlich zunächst in die botanischen Darstellungen und wissenschaftlichen Illustrationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten, die ich in dieser Perfektion sehr selten bewundern durfte.
Die Techniken mittels derer die Originale hergestellt worden sind, werden am Ende des Buches genau erläutert. Zur Sprache gebracht werden: #Holztafeldruck, #Holzschnitt, #Kupferstich, #Radierung, #Punktmanier, #Lithografie, #Mezzotinto, #Naturselbstdruck und #Kunstguss.
Das Vorwort des Kunstwissenschaftlers #Ulrich_Kavka stimmt dieser mit ein paar Zeilen von #Rainer_ Maria_Rilke gekonnt ein. In der dann folgenden aufschlussreichen Einführung in das Werk beschreibt Christine Becker ihr Anliegen und informiert zunächst über die Entstehung der botanischen Zeichnung als auch die Motivation hierfür. Zusammenfassend hält sie fest, dass die Triebfeder zu allen Zeiten die Neugierde des Menschen und sein Kommunikationsbedürfnis gewesen sei.
Die botanische Zeichnung habe vor allem ihre unstrittige Berechtigung sowohl in der Pflanzenwelt und in der Kunst, weil sie zur Verständigung verhalf, wo Schrift missverständlich, trist und in vormaligen Zeiten nicht jedermann zugänglich gewesen sei. Bildsprache sei klar und ohne Verwechslungen geblieben, so die Autorin.
Aufgrund des Buchdruckverfahrens von Johannes Gutenberg im ausgehenden 15. Jahrhundert und der Entwicklung des Mikroskops im 16. Jahrhundert wurden nun auch feine Zeichnungen publiziert und es wurden Arbeiten möglich, wie man sie von Carl von Linné , bzw. von den Handwerkern und Künstlern kennt, die ihn durch ihre Abbildungen in seinem Werk unterstützten.
Pflanzenbilder wurden auch zur Illustration und Inspiration verwendet, so etwa auf Tapeten, Textilien und auf Bildern, bei denen es nicht selten um farblich passende Arrangements in Wohnräumen ging und weniger um botanische Sinndeutungen.
Es war der Kupferstich, der den Holzstich ablöste, dem folgte dann die Radierung, die Lithografie und die Fotografie. Mittlerweile werden Pflanzen digital fotografiert. Diese sei die bislang einfachste und jedermann zugänglichste Art ein Bild zu erzeugen, stehe aber im krassen Gegensatz zu den feinen historischen Abbildungen, bemerkt Christine Becker.
Die diplomierte Fotografin hebt hervor, dass die botanischen Darstellungen von einst wahrlich kostbare Hand-Arbeiten seien. Eingeordnet und jedoch mitunter auch vernachlässigt, seien sie zwischen Kunst, Kunsthandwerk, Handwerk und wissenschaftlicher Abbildung. Weil bei vielen Darstellungen nicht selten unbekannte Künstler und Handwerker mit einbezogen waren, ist es für Christine Becker eine besondere Herausforderung gewesen, vollständige Biografien einer jeden beteiligten Person zu erarbeiten. Absicht der Autorin ist es, mittels den einzelnen biografischen Texten über Verleger, Handwerker oder Botaniker die Darstellungen zu ergänzen oder zu vervollständigen. Dies ist Christine Becker perfekt gelungen.
Die Buchauflagen waren einst sehr klein. Von 500 Büchern einer Auflage wurden etwa 100 koloriert. Es handelt sich demnach um Kleinodien von hohem Wert.
Im vorliegenden Werk zeigt Christine Becker die fokussierte Pflanze in ausgewählten Miniaturen, Folioformaten bis hin zu Imperialformaten in Faksimile-ähnlichen Reproduktionen. Dabei wurde das Papier speziell ausgewählt und die farbliche Abstimmung den Originalen realistisch angepasst.
Die Pflanze Heleborus soll es im Vergleich zu den Exoten wie z. B. Tulpen in vorangegangenen Zeiten eher selten als botanische Zeichnung gegeben haben. Die Gründe hierfür erhellt die Autorin in ihrem Werk und so freut man sich umso mehr, dass Christine Becker die Christrose abermals ihrem Schattendasein entrissen hat.
Gedacht ist das Werk als "kleiner Ort der Besinnung auf die großartigen Leistungen vergangener Generationen". Dabei ist der Autorin gelungen, Licht in die Zusammenhänge und das Dunkel der Geschichte um die Künstler und Handwerker der letzten mehr als vier Jahrhunderte zu bringen, ganz so wie sie dies beabsichtigt hat.
Unmöglich all die Kurzbiografien hier zu skizzieren oder gar die Abbildungen zu beschreiben, zu welchen man stets Wissenswertes erfährt. Man merkt sehr rasch wie ahnungslos man im Hinblick auf all die Künstler, Kunsthandwerker und Handwerker in vergangenen Zeiten doch ist und wie viel Respekt und Achtung man ihnen posthum entgegenbringen sollte für das, was sie uns hinterlassen haben.
Irgendwann stieß ich beim Lesen auf Friedrich_Johann_Justin_Bertuch. Diesen Namen kannte ich im Zusammenhang mit #Goethe- Studien bereits. Geboren am 30. 9. 1747 in Weimar, studierte Bertuch einst Theologie und Jura in Jena, sammelte Pflanzen, schrieb Gedichte und interessierte sich für Naturgeschichte. In seiner Manufaktur für Kunstblumen arbeitete die spätere Ehefrau Goethes, #Christiane_Vulpius. Dass Bertuch ein "Bilderbuch für Kinder" gestaltet hat, wusste ich bislang nicht. Das Werk umfasst 1185 kolorierte Kupfertafeln in zwölf Bänden von Karl Philipp Funke und u.a. enthält es auch einen Kupferstich, der die Pflanze Helleborus zeigt.
Fasziniert bin ich von den Werken des Kupferstechers #Peter_Haas, der Pflanzenmalerin #Jane_Loudon, von den #Lithographien von Carl_Friedrich_Schmidt und so vielen anderen Helleborus-Enthusiasten, die begreifbar machen, weshalb dieser Pflanze im Buch Schmetterlinge zugeordnet werden. Helleborus fühlt sich wohl in deren Umgebung, weil diese Pflanze weiß, dass alles mit allem zusammenhängt und weil sie sich eine Verbindung zur sommerlicher Leichtigkeit der Schmetterlinge über die Jahrhunderte hinweg ersehnt hat. Endlich ist der Wunsch Wirklichkeit geworden und zwar in diesem Werk, das gewiss die Zeiten überdauern wird.
Die umfangreichen Quellenangaben, das Personen- und Literaturverzeichnis zum Schluss weisen die Publikation als wissenschaftliche Arbeit aus.
Grandios.
Ein Hochgenuss und eine absolute Bereicherung für jede Bibliothek, in der Besonderheiten aufbewahrt werden sollen.
Sehr empfehlenswert
Im Fachhandel erhältlich unter der ISBN Nr. 978-3-00-049810-7
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Helleborus 1485-1905