"Was kunstvoll ist, erfordert Fleiß, Mühe und Arbeit, bis es aufgefasst und erlernt ist." Albrecht Dürer (1471 - 1528).
Dies ist der Katalog der Ausstellung "Die Gründung der Albertina", die derzeit in Wien in der Albertina gezeigt wird.
Herausgeber des Katalogs ist Klaus Albrecht Schröder, der auch das Vorwort verfasst hat. Hier erfährt man gleich eingangs, dass trotz aller Veränderungen und Erweiterungen des Palais der Rang des Hauses den einzigartigen Kunstschätzen, die Herzog Albert im Laufe eines halben Jahrhunderts mit größter Kennerschaft erworben habe, zu verdanken hat. Ziel Schröders ist es, u.a. die Gründungsgeschichte der Albertina durch diese kulturhistorische Ausstellung darzulegen.
Wissen muss man, dass der Gründer Herzog Albert in erster Linie Reichsgeneralfeldmarschall war, der im Ancien Régime geboren und in dem nachrevolutionären, dem von Napoleon geprägten Zeitalter starb. Die Ausstellung transportiert insofern auch die die persönliche Transformation von der Repräsentation eines Fürsten zum bildungsbürgerlichen Habitus des systematischen Sammelns. Wie Schröder weiter mitteilt, wird seitens der Erzherzogin Marie Christine von Österreich der kulturhistorische Teil der Ausstellung gegenüber älteren Biografien völlig neu bewertet. Dabei kreist die Ausstellung kulturhistorisch um das Leben und Werk Herzog Alberts, um seine einzigartige Sammlung an Meisterzeichnungen.
Gezeigt werden im Buch 100 Meisterwerke der Sammlung. Zuvor allerdings kann man sich aufgrund von vier erhellenden Essays ein gutes Bild von dem, was den Besucher erwartet, machen.
Themen der Essays:
Eva Michel: "Vielleicht die schönste und erlesenste in Europa"
Die Sammlung Herzog Alberts von Sachsen-Teschen
Maren Grönig: Herzog Albert als Sammler und Förderer der Kunst seiner Zeit
Christoph Gnant: "Verpflichte Mich und Meine Nachfolger im Reiche zu dessen genauer Handhabung"
Die Entstehung des Familienfideikommisses "Albertina"
Christof Metzger "Lieben, Lächeln und Sich erinnern": Albrecht Dürers Hase
Im Katalogteil wird man zunächst durch Michael Metzger mit Dürer und seiner Zeit vertraut gemacht, bevor die ersten Meisterwerke visualisiert werden. Seinen Anfang nimmt die Bilderrepräsentation mit Werken von Martin Schongauer, der Mitte des 15. Jahrhunderts in Colmar geboren wurde. Ein Bildausschnitt des berühmten Kupferstichs "Die Große Kreuztragung" wird auf einer Doppelseite gezeigt und macht das Können dieses elsässischen Künstlers deutlich.
Es folgen Werke von Dürer, so dies berühmten Aquarelle "Der Feldhase" und "Flügel einer Blauracke", neben vielen anderen Werken, nicht zuletzt auch seine Pinselzeichnung "Die betenden Hände", zudem wundervolle Arbeiten von Hans Baldung gen. Grien und anderen Zeitgenossen Dürers mehr.
Den Werken der italienischen Renaissance ist eine kurze Erläuterung zu dieser Zeit von Eva Michel vorgeschaltet. Auch hier wieder erstaunen große Namen und fantastische Exponate, natürlich allen voran die grandiosen Werke Michelangelo Buonarrotis und Raffaello Santis.
Weiter geht es mit der niederländischen Kunst des 16. Jahrhunderts, auch jetzt erhält man wie in den dann noch folgenden Rubriken einen textlichen Überblick über die Epoche. Gefreut habe ich mich über die Ablichtung einer Federzeichnung von Hieronymus Bosch, in die man sich Stunden vertiefen kann, um immer wieder Neues zu entdecken. Ähnliches gilt aus für die Federzeichnung Pieter Bruegels d. Ä. "Die großen Fische fressen die kleinen".
In der Rubrik Zeichenkunst des Barock sind u.a. wunderschöne Porträtzeichnungen von Peter Paul Rubens zu sehen, bewundernswert auch die Exponate des holländischen "Goldenen Zeitalters" und des Spätbarock in Italien.
Ein spezielles Faible habe ich allerdings für die französischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts entwickelt, keineswegs nur jenen von Boucher und Fragonard, sondern nicht zuletzt auch für eine zauberhafte Kreidezeichnung von Francois Guérin, die die kunstsinnige Marquise de Pompadour mit ihrer Tochter Alexandrine zeigt.
Zeichnungen aus des Klassizismus und der "Maîtres modernes" runden den Reigen ab, der die Kunstfreunde begeistern wird und vielleicht zum Schluss ein wenig Melancholie hinterlässt beim Anblick der Zeichnung Caspar David Friedrichs, die den Titel "Kap Arkona im Licht des aufgehenden Mondes" trägt.
Sehr empfehlenswert.