Dieses Blog durchsuchen

Rezension:Die Sprache der Baukunst im Habsburgerreich und in seinen Nachfolgestaaten, 1867-1933 (Gebundene Ausgabe)

Der Autor dieses Buches, Anthony Alofsin, ist Professor für Architektur und Professor für Kunst und Kunstgeschichte von Texas in Austin.

Das Buch beschäftigt sich mit der Behauptung, Architektur sei Sprache. Dabei gibt es in der Architekturtheorie eine lange Tradition, Architektur mit Sprache in Verbindung zu bringen. Allerdings wurden lt. Alofsin Annahmen darüber, wie Architektur spricht, selten gründlich untersucht oder auf einzelne Bauwerke innerhalb eines spezifischen kulturellen Kontextes bezogen.

Der Autor thematisiert ein breites Spektrum von Gebäudetypen und führt einen neuen Ansatz ein, mit dem sich die Sprache der Architektur interpretieren lässt. Im Fokus steht die Architektur der Spätzeit der österreichisch-ungarischen Monarchie und ihrer Nachfolgestaaten. Die unterschiedlichen Baustile, so zeigt Alofsin in seinem Buch auf, kommunizieren mit uns auf eine Art und Weise, die unserer Sprache gleicht.


Der Autor geht auf fünf Sprachen der Architektur Österreich-Ungarns ein. Diese Sprachen lassen Aspekte wie Nationalismus, Identität, Ausdruck von Kultur oder Modernisierung, ästhetische Standpunkte, Nostalgie, Rückblicke in die Geschichte und Hybridität erkennen.


Bei den Sprachen handelt es sich um: die Sprache der Geschichte, des Organischen, des Rationalismus, des Mythos, der Hybriden. Was dies im Einzelnen ist, wird genau erläutert.

Die Hauptthese des Autors lautet, dass unterschiedliche Sprachen in einem Gebäude nebeneinander auftreten können und hier mehrere ineinander verwobene Schichten bilden.

Erkundet werden soll auf diesem Hintergrund, was Architektur sagen möchte und was nicht. Angesprochen wird, also die Fähigkeit der Architektur Ideen auszudrücken und die Grenzen dieser Fähigkeit, mit denen sich Architekten immer wieder aufs Neue konfrontiert sehen.

Das Buch ist reich bebildert, sodass man einen visuellen Eindruck von dem erhält, was in den Texten näher erörtert wird.

Empfehlenswert.


Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch  bestellen.

Rezensionen:Art and Design for All - The Victoria and Albert Museum: Die Entstehungsgeschichte des weltweit führenden Museums für Kunst und Design (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zu Ausstellung "ART AND DESIGN FOR ALL"-The Victoria and Albert Museum- Die Entstehungsgeschichte des weltweit führenden Museums für Kunst und Design, die vom 18.12.2011- 15.4.2012 in Bonn in der Bundeskunsthalle gezeigt wird.

Das Buch beinhaltet u.a. sehr bemerkenswerte Essays und zeigt ein große Anzahl von Objekten aus dem Victoria and Albert Museum, das übrigens 2,5 Millionen Objekte in seinem Bestand hat.

Unterrichtet wird man im Rahmen der Essays u.a. über die deutschen Quellen des Museums, über das South Kensington Museum, das bereits 1857 eröffnet wurde und als Meilenstein in der Museumsgeschichte gilt. Dieses Museum nämlich widmete sich als erstes ausschließlich dem Kunstgewerbe, den angewandten und industriellen Künsten und den schönen Künsten. Das Museum war aus der Weltausstellung hervorgegangen, knüpfte eine Verbindung zwischen Kunst und Industrie, die in der Folge von anderen Museen kopiert wurde.

Thematisiert auch wird die Sammlung Minutoli, das als Prototyp und Vorbild für die Wiederbelebung der Kunst in der Industrie gilt. Auch zur Sprache gebracht wird das Sammeln als Inspiration und ferner der Renaissancekünstler Raffael in deutschen und englischen Sammlungen zwischen 1815-1871.

Es führt zu weit all die Essayinhalte zu erwähnen. Das South Kensington Museum wird jedenfalls facettenreich fokussiert, bevor die Objekte der Ausstellung, darunter Skulpturen, Möbel, Porzellan und Textilien, Zeichnungen etc. gezeigt und näher erläutert werden.

Mich haben die Objekte, die dem Kapitel "Anregungen aus Indien" zugeordnet sind am meisten begeistert, speziell eine kleine Gewürzdose aus dem Mogulreich, 18 Jahrhundert, schön und die Fantasie anregend auch sind die Objekte, die dem Kapitel "Anregungen aus dem Islam" zugeordnet sind, wie etwa die Tischplatte, die aus neun Keramikfliesen zusammengesetzt ist und der aus dem Iran stammende, um 1590 geknüpfte Medaillon-Teppich.

Wer Freude an schönen Dingen hat und mehr darüber wissen möchte, wird Spaß an diesem Buch finden.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Norbert Wolf Jugendstil (Gebundene Ausgabe)

Der Jugendstil "ist das Träumen, man sei erwacht." (Walter Benjamin)

Norbert Wolf ist der Autor dieses wunderschönen, reich bebilderten Kunstbuches, das sich ausführlich mit dem Jugendstil befasst. Jugendstil ist die deutsche Bezeichnung für eine Kunstströmung zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Der Autor hat das Buch in acht Kapitel untergliedert. Bei diesen handelt es sich um:
-Der neue Stil -Eine Annährung
-Stilfragen
-Die Physiognomie des Stils
-Präludien
-Aufbruch allerorten
-Bild Systeme
-Jugendstil und Avantgarde
-Resümee und Ausblick

Jugendstilkünstler, speziell die Repräsentanten des Kunstgewerbes hatten in der Regel keine Berührungsängste gegenüber dem Kommerz und dem modernen Warenverkehr. Die Plakatkunst prosperierte nicht nur in Paris und London, auch in anderen Großstädten Europas.


In Deutschland wurden nicht selten Bildmotive des Malers Franz von Stuck verwendet. Man liest von der neuen Lichtästhetik, den Reformkleidern jener Tage und erfährt überhaupt, wie der Jugendstil auf die moderne Konsumwelt reagierte. Erläutert wird u.a., ob das im Jugendstil ausgedrückte Selbstbewusstsein dazu berechtigt, im kunstwissenschaftlichen Sinne von einem Stil zu sprechen.


Es wird der Frage nachgegangen, ob der Jugendstil wegen seines Hangs zu Einheitsvisionen und spiritualisierter Ästhetik für den Bau und die Ausstattung von Kirchen prädestiniert gewesen sei. In diesem Zusammenhang lernt man bekannte Sakralarchitekturen des Jugendstils kennen und sollte wissen, dass dieser Stil in summa recht wenige Kirchenbauten von Format hervorgebracht hat.


Thematisiert wird der paradigmatische Vergleich mit dem Renaissancestil, der den Hang des Jugendstils zum Gesamtkunstwerk zu verstehen hilft.


Man liest von dem Kult der Schönheit, der Magie des Schmucks im Jugendstil und hat Gelegenheit sich in viele Bilder zu vertiefen, sich mit gebauten Symphonien zu befassen und kann immer wieder schöne Objekte bestaunen. Ornamente und Linien werden beleuchtet und man erfährt, dass die Virulenz der Blüten, der bewegten Frauenleiber und des wallenden Frauenhaars in der Jugendstil-Ornamentik nicht so schnell vorbei war, wie es van der Velde wünschte. Auch kommt der Japonismus zur Sprache, sowie der englische Weg und hier nicht zuletzt die Präraffaeliten.

Die französischen Propheten wie Toulouse -Lautrec werden nicht ausgespart, der Symbolismus ist ein weiteres Thema und der Aufbruch allerorten.


Mich haben die vielen wunderbaren Bilder und Fotos überwältigt, natürlich auch jene von Mucha. Seine dekorative Graphik ist einfach schön.


Beeindruckend auch sind die Glasschöpfungen von Gallé. Er hatte für seine Manufaktur in Nancy ein exzellentes Team von Glaskünstlern zusammengestellt, auch gehörte einer der führenden Designer Frankreichs, Jaques Gruber, dazu. Man lernt viele Größen des Jugendstils kennen, unmöglich sie alle hier zu benennen. Victor Horta, der bedeutendste belgische Architekt, ein Pionier der Moderne, ist einer von ihnen. Man hat Gelegenheit einige Arbeiten dieses Architekten anhand von Fotos zu bewundern. Großartig. Sehr beeindruckend.


Antoni Gaudi wird vorgestellt. Hier kann man seine wunderschönen Bauten in Barcelona bestaunen und Wissenswertes über den Künstler und sein Werk erfahren.


Worpswede wird nicht vergessen und auch nicht die Künstler der Darmstädter Mathildenhöhe. Weimar ist nicht nur mit den Namen Goethe und Schiller, sondern auch mit Van de Velde und Walter Gropius verbunden. Über deren Aktivitäten in Weimar wird man aufgeklärt und über den Jugendstil in Wien und in den USA.


Leben und Werk der Künstler Franz von Stuck, Gustav Klimt, Ferdinand Hodler und Eduard Munch werden breitgefächert erörtert und man liest vom Verhältnis des Jugendstils zum Funktionalismus des frühen 20. Jahrhunderts. Dieser wollte die Kunst im Gebrauchszweck aufgehen lassen und wollte aus diesem Grunde auf "überflüssige" Dekoration verzichten.


Auf den letzten Seiten, hier wird ein Resümee gezogen, habe ich einen Satz von Walter Benjamin entdeckt, der mir so gut gefällt, das ich ihn für die Kopfzeile verwende.

Diesen Bildband kann man nicht genug loben. Abgesehen von den eloquenten Texten, ist das Buch ein Fest für die Augen. Nicht nur der Goldschnitt macht es selbst zu einem Kunstwerk.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Alte Meister- 1300-1800 Im Städel Museum

In diesem Kunstband werden 200 herausragende Werke aus der Altmeistersammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main vorgestellt.

Die Werke sind einzelnen Kapiteln zugeordnet, in die erklärende Textbeiträge eingebunden worden sind. Dabei geht es um:

-Schaulust und Erlösungshoffnung- Altarretabel im öffentlichen Raum der Kirche von Jochen Sander

-Vom religiösen Gebrauchsgegenstand zum Sammlerstück- Kleinformatige Tafeln des Spätmittelalters und der Renaissance von Fabian Wolf

-Seelenheil und Repräsentation- Bildaufgabe Porträt- Katrin Dyballa

-Spiegelungen der Wirklichkeit- Niederländische und deutsche Malerei im 15. Jahrhundert- Gabrielle Dette

-Neue Bildwelten- Die italienische Renaissance- Katrin Dyballa

-Am Vorabend der Reformation- Deutsche Malerei im frühen 19 Jahrhundert- Gabriel Dette

-Kunst und Künstlichkeit- Was sagt ein Bild in der Zeit vom Manierismus und katholischer Reform?- Almut Pollmer-Schmidt

-Markt und Moden- Die Antwerpener Malerei im 16. Jahrhundert- Almut Pollmer-Schmidt

-Alltagsszenen?-Sterotyp und ideal in der Genremalerei- Almut Pollmer-Schmidt

-Zwischen Himmel und Erde- Bilder der Landschaft- Almut Pollmer Schmidt

Komposition, Zeichnung, Farbe und Ausdruck- Ideale der Kunst in Barock und Rokoko- Almut Pollmer Schmidt

Im Vorwort von Max Hollein, dem Direktor des Städel Museums erfährt man Wissenswertes zur dessen 200 jährigen Geschichte, die ihren Anfang nahm mit dem Frankfurter Bankier und Kunstsammler Friedrich Städel (1728-1816), der das Städelsche Kunstinstitut in sein Erbe eingesetzt hatte. Hollein berichtet in der Folge von dem Frankfurter Künstler David Passavant, der vom Tag der Gründung des Museums (1817) als Berater und Kunstvermittler in Erscheinung trat. Er ist es, dem die Altmeister-Abteilung bis heute ihre internationale Bedeutung verdankt.

Hollein vergisst in seinem Vorwort weder die Dauerleigaben zu erwähnen, noch auf die neue Farbgestaltung der Wände und die neue Hängung sowie auf den Neuerwerb des Gemäldes „Bildnis des Papstes Julius II.“ von Raffael hinzuweisen.

Prof. Dr. Jochen Sander lässt nicht unerwähnt, dass die heutige Präsentation der ursprünglichen Sammlung Städels im Haupttreppenhaus des Städels am Eingang der Altmeister-Sammlung in einer entsprechenden „Petersburger Hängung“ vorgestellt werden, so wie die Bilder einst in der Villa des Bankiers präsentiert wurden.

Es führt zu weit auf die einzelnen Kunstbeiträge im Rahmen der Rezension einzugehen. Wer die Abt. „Alte Meister“ im Städel besucht, sollte dies aber tun, um die Bilder in einem gewissen Kontext zu begreifen.

Die einzelnen Gemälde werden alle näher erläutert, auch erfährt man, wann das Museum sie erworben hat, wie groß die Bilder sind und andere wichtige Eckdaten mehr.

Mein Lieblingsbild im Städel konnte ich gestern beim Besuch der Altmeister-Abteilung leider nicht bewundern, weil es derzeit auf einer großen Ausstellung in Mailand befindet. Es handelt sich um Sandro Botticellis „Weibliches Idealbildnis“, das man im Buch allerdings bewundern kann.

Ein gelungener Katalog mit vielen Sachinformationen zu den beeindruckenden Bildern.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon un können das Buch bestellen.

Rezension:Olaf Otto Becker Under the Nordic Light: Eine Zeitreise. Island 1999-2011 (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband enthält eindrucksvolle Bilder des Fotografen Olaf Otto Becker, die er in den Jahren 1999-2011 in Island realisiert hat.

Am Ende des Buches hat man Gelegenheit, sich über die Auszeichnungen und über eine Auswahl der Veröffentlichungen des 1959 geborenen Fotografen, der in Augsburg Kommunikationsdesign und in München an der Maximiliansuniversität Philosophie studierte, kundig zu machen.

In den Anmerkungen zu den Fotografien, die man auf den Seiten 154ff in englischer und deutscher Sprache nachlesen kann, berichtet Becker davon, dass er nicht nur Orte, die ihm bislang unbekannt waren, fotografiert hat, sondern auch Plätze, die er in den vier Sommern von 1999 bis 2002 besuchte.

Es erstaunte ihn, dass sich nur wenig verändert hatte und so interessierte ihn sehr bald die unmerkliche Veränderung und das fast Unveränderte mehr als die deutlich sichtbaren Spuren.

Becker lässt seine Leser wissen, dass es die Landschaft, das Wetter und das Licht und nicht er sind, die Stimmungen auf seinen Bilder produzieren, gleichwohl bringt aber jeder Fotograf nach seiner Meinung Assoziationen, Erfahrungen, Sichtweisen, Beobachtungen und Gefühle beim Realisieren von Fotos mit. Nicht unwichtig sei es übrigens auch, dass es beim Wahrnehmen eines Bildes eine Rolle spielt, wenn man Zusätzliches über das Gesehene erfahre. Das kann ich so weit bestätigen. Ich habe mir die Fotos im Buch zunächst angesehen, ohne Infos über die Motive zu haben und nahm die Bilder tatsächlich anders wahr als zu dem Zeitpunkt, als ich die Erklärungen auf den letzten Seiten dazu las.

Petra Giloy-Hirtz erwähnt in ihrem Essay "Olaf Otto Beckers Fotografien von Island", den man in englischer und deutscher Sprache nachlesen kann, u.a. auch ein Zitat Beckers, wonach ihn am meisten Grenzlandschaften und Grenzstimmungen interessierten. Für die Essayistin reflektieren Beckers Fotografien das Glück und das Geschenk, auf dieser Erde zu leben, und die Verpflichtung, die aus diesem Privileg wächst. Sein Werk sei in all seiner künstlerischen Qualität auch ein Zeugnis des dramatischen Wandels und darin ein Plädoyer zur Bewahrung der Schöpfung und Appell zum Handeln.


Die Fotos zeigen eine unwirkliche Welt, der es an Lieblichkeit mangelt. Becker dokumentiert mit seinen beeindruckenden Bildern die Ergebnisse des Klimawandels. Die geballte Freudlosigkeit wirkt auf mich beklemmend, aber sie rüttelt mich auch auf.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und
können das Buch bestellen. 

Henri de Toulouse-Lautrec: Die menschliche Komödie (Gebundene Ausgabe)

Dieser Kunstband enthält eine Vielzahl von Werken des französischen Malers Toulouse -Lautrec (1864-1901), dessen Biographie man auf den letzten Seiten des Buches nachlesen kann. Der Künstler litt an einer erblich bedingten Knochenkrankheit und wurde nur 152cm groß. Nach seinem Abitur konzentrierte er sich ausschließlich auf die Malerei. Wie es dann weiterging, erfährt man ab Seite 161 ff.

Neben Abbildungen seiner Werke, enthalten das Buch mit dem Untertitel "Die menschliche Komödie", sehr aufschlussreich Texte und viele Fotos.

Untergliedert ist das Buch in die Abschnitte:

-Die menschliche Komödie
-Der Akteure
-Der Markt und die Kultur
-Die Großstadt als Bühne
-Die Kulissen des Alltags

Die Textbeiträge sind von Brigitte Andernberg und Vibeke Vibold Knudsen. Gleich im ersten Beitrag erfährt man von der großen Leidenschaft dieses Malers, den Menschen. Alles andere soll er als "Zubehör" betrachtet haben. Stets steht bei ihm die menschliche Gestalt im Mittelpunkt und zwar unabhängig davon, ob Männer oder Frauen in ihren Beziehungen dargestellt werden. Der Raum ist immer zweitrangig, deshalb auch wird er mehr oder weniger fragmentarisch angedeutet, (vgl.: S.12).

In seiner Interpretation des modernen Großstadtlebens, wie es sich im Pariser Vergnügungsviertel darstellte, verfügte Lautrec nicht selten über ein außergewöhnliches Gespür für Karikaturen. Dabei konstruierte er die Gestalten in seinen Gemälden als Karikaturen. Lautrec entwickelte eine Ästhetik des Hässlichen und seiner inhärenten Schönheit, die zum festen Bestandteil des Ausdrucksrepertoires der Avantgarde werden sollte, (vgl.: S.15).

In jenen Tagen wurde Paris mit einem Theater verglichen, einer Metapher für die Künstlichkeit und das Theatralische der sozialen Beziehungen und performativen Handlungen auf der Bühne der Großstadt und hinter den Kulissen, (vgl. S.17).


Für Lautrec war die Großstadt kein eigenständiges Thema. Seine Produktion fokussierte er auf eine körperliche und mentale Bestandsaufnahme der neuen Verhaltensweisen und Bewusstseinsformen, die die Metropole auf potenzierte Weise in mehr oder weniger begrenzten Räumen des Vergnügungslebens inszenierte. Der Maler verdichtete den modernen Großstadtmenschen in dessen Isolation und seinem anonymen Dasein in der Menschenmasse, in der er für kurze Augenblicke auf der Jagd nach ewiger Zufriedenstellung der Begierde aufgehoben ist, (vgl. S.17).


Man hat Gelegenheit sich Fotos von der neuen Metropole Paris zu Ende des vorletzten Jahrhunderts anzusehen, kann auch die Tänzerinnen im Moulin Rouge auf Fotos bewundern, bevor man über die Vergnügungen in diesem Haus zu jener Zeit Näheres erfährt. Lautrec kannte viele Darsteller persönlich. Mit Jane Avril, den er auch malte, war er eng befreundet.


Viele der Bilder, Lithographien und Plakate Lautrecs werden im Buch näher besprochen. Die Besprechungen sind sehr aufschlussreich und bringen den Bildgegenstand näher ins Bewusstsein. Lautrec interessierte sich übrigens nicht nur für das, was auf der Bühne stattfand, sondern auch für die soziale Komödie, die sich in den Theaterlogen ereignen, wie diverse Werke verdeutlichen.


Erläutert wird auch das graphische Werk des Künstlers und seine Lithografien, die Teil einer performativen Publicitykultur waren. Der Künstler stellte in der Regel kurze Augenblicke dar und auf einigen der Werke wird die sapphische Liebe thematisiert. Man erfährt, dass Lautrecs Bilder von Transvestiten und Lesben keinen moralischen Standpunkt gegenüber jenen einnehmen, die diese verkörpern, sondern stattdessen scharfsinnige Beobachtungen von Geschlechterperformativität und fließender, subversiver Verschiebungen der visuellen Diagnose einer in Bewegung befindlichen urbanen Kultur sind, (vgl.: S.115).

Lesenswert auch sind die Erläuterungen zum Thema "Die Kulissen des Alltag". Lautrecs Gemälde aus dem Prostitutionsmilieu entstanden zwischen 1892-1895. Sie waren Ausdruck seines Bestrebens, eine umfangreiche Interpretation seiner Zeit zu schaffen. Es sind beeindruckende Bilder eines Genres, die man im Buch Gelegenheit hat zu bewundern.

Ein gelungenes Buch, das ich gerne empfehle.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen. 

Rezension:Max Beckmann: Von Angesicht zu Angesicht (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Max Beckmann- Von Angesicht zu Angesicht", die vom 17.9.2011 -22.1.2012 in Leipzig im Museum der bildenden Künste gezeigt wird.

Das Buch beginnt mit einem Beitrag des Herausgebers Hans-Werner Schmidt, der den Titel trägt, "Max Beckmann- aus Leipzig in Leipzig". Diesem Beitrag folgen sechs aufschlussreiche Essays unterschiedlicher Verfasser, die die Beckmann-Thematik facettenreich ausloten. Des Weiteren hat man Gelegenheit fünf Aufsätze, die sich mit Erinnerungen an Beckmann befassen, zu lesen.

Der sich dann anschließende Katalogteil enthält neben den in Leipzig ausgestellten Werken Textbeiträge von Frédéric Bussmann, Markus Andrew Hurtig und Susanne Petri.

Neben einer Kurzbiografie zu diesem Maler hat man Gelegenheit sich in den erhellen Text "Max Beckmann in der Gesellschaft: ein Who is Who" und in einen weiteren mit dem Titel "Max Beckmann und der Widerstand in den Niederlanden- Personenverzeichnis" einzulesen.

Nichtkenner Beckmanns sollten meines Erachtens zunächst die Biografie des Künstlersn von Alexandra Linea lesen, um den Werdegang des Künstlers und dadurch auch seine Bilder zu verstehen, die natürlich Ausdruck seines Erlebens sind.

Es ist unmöglich im Rahmen dieser Rezension auf die Essays näher einzugehen. Es sind wissenschaftliche Arbeiten mit vielen Fußnoten, Texte, die man nicht auf wenige Zeilen verdichten kann, weil die Inhalte dadurch zwangsläufig verflachen würden.

Die Bilder sind bewundernswert. Man liest in den die Bilder begleitenden Texten u.a., dass das beherrschende Thema in Beckmanns Werk das irritierende Wechselspiel zwischen Individuum und Masse sei. Das lässt sich auf den gezeigten Bildern gut nachvollziehen.
Im Buch werden übrigens 417 Abbildungen, davon 208 farbige gezeigt.

Am meisten beeindruckt mich das "Selbstbildnis als Clown", das Beckmann 1921 malte. Wie alle Clowns ist Beckmann ernst, auch ein wenig traurig. Ein malender Clown vermag seine Zuschauer nicht mit Tränen, sondern wohl eher mit seinen Bildern zu berühren.

Beckmann Bilder waren den Nazis ein Dorn im Auge waren, weil sie seine Kunst nicht begriffen haben, weil sie unfähig waren zu erkennen und so beschlagnahmten sie diese unberührt.

Empfehlenswert.

Überall im Handel erhältlich.

Rezension:Verlorene Bilder, verlorene Leben - Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde (Gebundene Ausgabe)

Melissa Müller und Monika Tatzkow thematisieren in diesem Buch jüdische Kunstsammler und was aus ihren Kunstwerken wurde, nachdem diese ihnen während der Nazi Zeit geraubt worden sind.

Die schrittweise Ausplünderung jüdischer Kunstsammlungen war Bestandteil der Politik der Nazis. Im Buch wird deutlich gemacht, dass der "Entzug" nicht nur einzelner Kunstwerke, sondern auch ganzer Sammlungen dem Muster folgte, dass Hitler bereits in "Mein Kampf" skizziert hatte.

Wie die Autorinnen bereits in der Einleitung unterstreichen, wurden in wenigen Jahren Lebensmittelpunkte, manifestiert in der gesellschaftlichen Anerkennung, dem Beruf, den familiären Verbindungen und auch im privaten Besitz für immer vernichtet. Dabei analysieren die Damen richtig, wenn sie konstatieren, dass die Juden ein historisch tradiertes Feindbild waren, mittels welchem sich die Profitgier des Nazi-Staates ideal verschleiern ließ.

Ab Mitte der 1930er Jahre wurden die Juden mit diskriminierenden, gesetzlich verordneten Abgaben gezielt in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Jüdische Kunstsammler verschleuderten aus Geldnot ihre Kunstsammlungen auf "Judenauktionen". Nach dem Novemberpogrom von 1938 beschlagnahmten die Nazis ungeniert jüdischen Kunstbesitz. Die verschiedenen Facetten des größten Kunstraubes aller Zeiten spiegeln sich in den 15 Biographien wieder, die in diesem Buch packend erzählt werden.

Neben den einzelnen überaus lesenswerten Berichten, warten eine Fülle von Fotos, Gemäldeablichtungen und Dokumente auf den Leser. All das stimmt mich sehr nachdenklich, nicht nur im Hinblick auf die Habsucht der Nazis den jüdischen Sammlern gegenüber, sondern auch hinsichtlich des habsüchtigen Verhaltens vieler Museen, Institutionen, Auktionshäuser, Politiker und Privatbesitzer in der Zeit seit 1945. Habsucht ist nicht grundlos eine der Todsünden.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.