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Rezension:The Beginning-Albertina modern-Hirmer


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Eröffnungsausstellung "The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980", die vom 27.5.-8.11.2020 in der ALBERTINA MODERN in Wien gezeigt wird. Dabei bietet "Kunst in Österreich 1945 bis 1980" erstmals einen umfassenden Überblick einer der innovativsten Epochen Österreichischer Kunstgeschichte. 

Mit dieser Ausstellung wird die "Albertina Modern" eröffnet, die Wiens neues Museum für moderne zeitgenössische Kunst verkörpert. 

Die wohl stärkste Motivation für die Künstler (m/w) in dieser für die Gegenwart prägende Epoche war die Aufarbeitung des Ständestaates und des Nationalsozialismus wie auch die Schrecken des 2. Weltkrieges. So haben Ernst Fuchs, Arik Brauer und Anton Lehmden in ihren frühen Arbeiten die Wunden des Krieges und der Bombennächste verarbeitet, während bei Rudolf Haußner die Bewältigung des Kriegstraumas und die zutiefst persönlichen Konflikte eingeflossen sind. 

Die Ausstellung erzählt aber nicht nur die Geschichte der mannigfaltigen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, sondern sie widmet sich vorrangig dem Phänomen der tiefgreifenden Innovation und damit bereits der Expansion des Kunstbegriffs, der Überschreitung, formaler, inhaltlicher und medialer Grenzen von Kunstgattungen, Formvorstellungen und Gestaltungsprinzipien. 

Die Aktionistin VALIE EXPORT und die spätere feministische Avantgarde, von Renate Bertlmann und Friederike Pezold bis Birgit Jürgenssen und Karin Mack, sind es nicht nur leid, sich von Männern repräsentieren und darstellen zu lassen, sondern sie positionieren sich zudem radikal gegen die patriarchale Gesellschaft, die immer noch von den Geschlechterrollen, Zwängen und Tabus des "Austro-Faschismus" und "Dritten Reichs" geprägt ist. 

"The Beginning" widmet  zudem den bedeutenden EinzelgängerInnen Friedensreich Hundertwasser, Arnulf Rainer und Maria Lassnig eigene Räume. Was Skulptur und Objektkunst in diesem Zeitraum leisten, veranschaulichen Hauptwerke von Joannis Avramidis und Rudolf Hoflehner über Wander Bertoni und Roland Goeschl bis Curt Stenvert, Bruno Gironcoli und Cornelius Kolig. 

Wenn mit "The Beginning" bislang unterschätzte Künstlerinnen und Künstler neu bewertet werden und die Nachkriegsavantgarden einen neuen Stellenwert erhalten, so ist ein wesentliches Ziel dieser Ausstellung erreicht worden. 

Ausgangspunkt der Schau sind die Sammlungen der ALBERTINA, die jüngst durch die Akquisition der Sammlung Essl eine entscheidende Erweiterung erfahren haben – ein Meilenstein in der Geschichte des Museums. 

Ein Ausstellungsprojekt dieses Anspruchs und Umfangs mit knapp 400 Objekten ist darüber hinaus auf die Unterstützung vieler LeihgeberInnen angewiesen. Rund die Hälfte der ausgestellten Arbeiten stammt aus zahlreichen Privatsammlungen und internationalen Museen. 

Das Konzept dieser Ausstellung und die Auswahl der gezeigten Kunstwerke – Gemälde Skulpturen, Objekte, Zeichnungen, Videos, Fotografien und Installationen – wurden von einem Ausstellungsteam unter der Leitung von ALBERTINA-Generaldirektor Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder gemeinsam erarbeitet. 

Neben diesem KuratorInnenteam, dem Dr. Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Dr. Elisabeth Dutz, Dr. Berthold Ecker, Dr. Antonia Hoerschelmann und Dr. Angela Stief angehören, haben weitere AutorInnen zum umfangreichen Katalog der Ausstellung beigetragen. 

Das Werk beeindruckt durch eine Fülle von Essays und Exponaten  von 100 Künstlern sowie Künstlerinnen als auch durch eine mehrseitige Chronologie zum Schluss des Werks. 

Unmöglich, im Rahmen der Rezension auf die einzelnen Ausstellungsobjekte näher einzugehen, doch überzeugen Sie sich bitte selbst...

Maximal empfehlenswert.

Helga König