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Rezension: All About Eve (Gebundene Ausgabe)

Dieser Fotoband enthält eine Fülle von wundervollen Schwarzweiß-Fotos der jüngst verstorbenen, amerikanischen Starfotografin Eve Arnold, (21.4.1012- 4.1.2012).

Alle Fotos werden von knappen, sie erläuternden Texten begleitet. Die Motive sind höchst unterschiedlich und visualisieren die ganze Bandbreite des Könnens dieser Fotografin.

Gezeigt werden sozialkritische Bilder von Einwanderinnen auf Long Island im Jahre 1950, die dort Kartoffeln lesen oder Wäsche waschen. Man erlebt deren Kinder am ersten Schultag im Jahre 1951. Die Väter dieser Migrantenkinder wurden während ihrer harter Arbeit abgelichtet. Arnold gelingt es hier und auf weiteren Bildern die Geschichte der Armut und der Sorgen dieser schwarzen Einwanderer zu erzählen, die, von wo auch immer, nach New York kamen, um ihr Glück zu suchen.

Diesen bedrücken Fotos folgen andere von sehr aparten Damen der New Yorker Gesellschaft in den 1950er Jahren, anschließend sehr kunstvolle Aufnahmen, von denen man kaum glauben kann, dass es Schnappschüsse sind.

Sehr schön ist ein Bild, das eine alte Vogelbeobachterin im Jahre 1964 zeigt und beeindruckend sind die Fotos vom schwarzen Debütantinnenball in New York 1964 sowie verschiedene Fotos, die Arnold in China realisierte.

Eine tolle Aufnahme von Richard Burton und Elisabeth Taylor aus dem Jahre 1963 und eine ebenso gelungene von der lachenden Marilyn runden diesen Bildband ab und zeigen das Eve Arnold einen Blick für das hatte, was sich hinter der spontanen Erstwahrnehmung verbirgt. Genau das lichtete sie hintergründig ab und erzählt auf diese Weise mit jedem Bild eine packende Geschichte, deren Ende jeweils ungewiss ist.

Empfehlenswert.

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Rezension:Vermeer: Das Gesamtwerk. Jubiläumsausgabe 175 Jahre Belser (Gebundene Ausgabe)

Der vorliegende reich bebilderte Kunstband befasst sich mit dem Gesamtwerk des holländischen Malers Jan Vermeer (1632-1675).

Der Herausgeber des Buches, Arthur K Wheelock, Jr., thematisiert in einem Textbeitrag gleich zu Beginn das Leben dieses Künstlers und reflektiert in diesem Zusammenhang auch die Kunst Vermeers. Dabei geht es um Überlegungen zur Delfter Stiltradition, um Fragen nach etwaigen Mäzenen und um Vermeers Künstlertum. Für das Verständnis Vermeers Werdegangs ist der historische und künstlerische Kontext, in dem Vermeer sich entwickelt hat, wichtig, denn dieser Künstler soll sich während der gesamten Laufbahn auffallend häufig von den stilistischen und thematischen Ideen anderer beeinflussen haben lassen, (vgl.: S.23).

Im Rahmen der Betrachtung seines Künstlertums erfährt man, dass er verschiedene Mittel anwandte, um eine dreidimensionale Wirklichkeit vorzutäuschen und aus Gründen der Komposition nicht selten den Maßstab und die Form von Gegenständen veränderte. Vermeer soll sogar das Licht manipuliert haben, um dem Augenblick Dauer zu schenken, indem er die flüchtige Wirkung der Schatten auf ein Mindestmaß beschränkte, (vgl.: S.25).

Wie Vermeer-Kenner wissen, setzte dieser Künstler die "Camera obscura", die das Prinzip der gebündelten Lichtstrahlen nutzt, bei seiner Arbeit ein. Besagte Lichtstrahlen geben den Gegenstand, auf den sie gerichtet sind, direkt oder indirekt wieder. Auf welche Weise Vermeer die Camera obscura einsetze, wird gut erklärt und auch deutlich gemacht, dass dieses Instrument vielen Künstlern der damaligen Zeit völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten bot, indem sie ihr Blickfeld einrahmte und optische Effekte möglich machte, die normalerweise nicht sichtbar waren, (vgl.: S.25).

Albert Blankert beleuchtet in dem dann folgenden Beitrag Vermeers moderne Themen und hier solche wie etwa: Junker und Jungfrauen, der Weingenuss, Briefe, die Toilette, nützliche Tätigkeiten und das Musizieren, die auf seinen Gemälden zum Tragen kommen.

Zur Sprache gebracht werden ferner Vermeers Kundenkreis und von Jorgen Wadum dann auch das Thema Perspektive bei diesem Maler. Dabei muss man wissen, dass Vermeer und andere Künstler seiner Zeit sehr daran interessiert waren, eine perfekte Zentralperspektive zu erhalten, ohne sich mit komplizierten Theorien herumschlagen zu müssen, (vgl.: S.71).

Man liest des Weiteren Wissenswertes über Vermeers Atelier, auch über den Erwerb von Malutensilien, bevor man sich in die chronologischen Lebenddaten des Malers vertiefen und sich daraufhin mit seinen Werken beschäftigen kann, die alle großformatig und von guter Qualität abgelichtet sind sowie textlich vortrefflich erläutert werden.

Mein Lieblingsbild ist "Das Mädchen mit dem Perlenorgehänge". Die Ausdruckskraft des Mädchens mit den feuchten Augen beeindruckt mich zutiefst. Allerdings schätze ich auch das Gemälde "Der Geograph" sehr, weil es Vermeer hier gelungen ist, einen mit intellektuellem Wissendrang erfüllten Menschen auf bemerkenswerte Art darzustellen.

Empfehlenswert.

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Rezension:Stillleben: Die italienischen, spanischen und französischen Meister (Gebundene Ausgabe)

Claus Grimm stellt in diesem Bildband "Stillleben" der italienischen, spanischen und französischen Meister vor. Der zeitliche Rahmen reicht vom Ende des Mittelalters bis zum Beginn der Moderne. Dabei haben die jeweiligen Kunstauffassungen und Bildtraditionen zu unverwechselbaren Motivverbindungen und Ausdrucksformen geführt.

Stillleben ist eine Bildgattung der Malerei, die durch die Darstellung toter oder auch regloser Dinge wie auch Gegenstände gekennzeichnet ist.

Das Buch stellt sich die Aufgabe, den unterschiedlichen "Geschmack", die unmittelbar sinnfällige Wirkung, welche die Stillebenmotive in den jeweiligen Perioden und Regionen entwickelt haben, herauszuarbeiten. Dabei geht es um den vergleichenden Blick aus den unterschiedlichen parallelen Stilllebentraditionen als auch die auffälligen Neuentwicklungen. Es geht aber auch um die Frage der künstlerischen Qualität.

Im umfangreichen Texteil sind stets korrespondierende Bildteile zugeordnet, die man an dieser Stelle leider nicht breitgefächert erörtern kann. Die Themenkreise bei den Bildteilen fokussieren u.a. die barocke Lebensfülle- Von Cavaraggio bis Corazza oder auch die Versenkung und Distanz in der spanischen Malerei.

Die Abbildungen der Gemälde werden allesamt sehr gut erläutert.Man sollte sich die Erläuterungen nicht entgehen lassen, weil man aufgrund dieser Erklärungen die Bilder in ihrer Tiefe und das Können das Malers besser erfassen kann.

Mich beeindrucken die Stillleben auf denen Blumen- oder Früchtekörbe abgebildet sind am meisten. Hier gilt mein Augenmerk speziell Pierre Dupuis "Früchtestilleben mit Trauben und Pfirsichen", dessen Feinmalerei durch einen gleichmäßigen Schmelz der Oberfläche gekennzeichnet ist und auch Juan de Arellandos "Blumenkorb", dessen pastose Maltechnik zur Betonung abwechslungsreicher Bewegung eingesetzt wird.

Ein Buch, das Stilllebenfreunde begeistern wird.

Empfehlenswert.

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Rezension:Canaletto in Venedig: Der Meister und seine Rivalen (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der offizielle Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die in der National Gallery in London vom 13.10.2010-16.1.2011 gezeigt worden ist.


Die sogenannte "Ansichtenmalerei", das Genre des "vendutisimo" fand in Venedig eine herausragende Blüte, möglicherweise deshalb, weil sich dort die geeignete Kulisse bot. Der Künstler Antonio Canal, genannt Canaletto (1664?- 1768) und seine Konkurrenten, allesamt herausragende Vendutenmaler, werden im vorliegenden Buch vorgestellt.


Charles Beddington, ein Privatgelehrter und Kunsthändler aus London, unterrichtet in seinem lesenswerten Essay zu Beginn des Buches die Interessierten ausführlich über die venezianische Vendutenmalerei im 18. Jahrhundert, dem Genre, das im hohen Grad die Schöpfung von Gaspare Vanvitelli war. Über diesen Künstler informiert Beddington breitgefächert, bevor er sich Canaletto zuwendet, für den die 1730er Jahre das große Jahrzehnt seiner venezianischen Venduten waren, die er in reifem Stil malte und die allgemein als seine "charakteristischen" bewerten werden, (vgl.:S 24).


Die Leistungen der venezianischen Vendutenmaler und hier namentlich Canalettos wird teilweise der Verwendung der Camera obscura zugeschrieben. Dabei handelt es sich im einen Vorläufer der Fotokamera. Über die einzelnen Perioden von Canalettos Schaffen schreibt Beddington detailliert, auch über das Verhältnis zu seinen Rivalen, die um die Gunst der Auftraggeber mit ihm buhlten.


Man hat Gelegenheit sich in eine Fülle wunderschöner Ansichten von Venedig zu vertiefen, auch identische Motive, von unterschiedlichen Malern realisiert, kennenzulernen.


Dem aufschlussreichen Essay Beddingtons folgen sehr informative Künstlerbiografien und Gemäldeablichtungen. Thematisiert werden die Vendutenmaler Gaspare Vanvitelli, Luca Carlevarijs, Johann Richter, Canaletto, Giovanni Battista Cimaroli, Antonio Joli, Michele Marieschi, Bernardo Bellotto, Pietro Bellotti, Francesco Teroni und Francesco Guardi. Man lernt Gemälde von all diesen Malern kennen, wobei die meisten Gemälde von Canaletto stammen. Beim Betrachten der Bilder ging es mir nicht um den Vergleich, sondern um die Freude an den einzelnen Gemälden, die wahrlich groß ist.

Dem Beitrag "Stadt und Zeremonell" von Amanda Bradley (selbstständige Kunstwissenschaftlerin und Expertin für die venezianischer Kunst) am Ende des Buches entnimmt man Wissenswertes im Hinblick auf die Republik Venedig, auf Örtlichkeiten und Architektur sowie auf Zeremonien und Ereignisse, wodurch man die Motive der Gemälde besser versteht.


Die alten Stadtansichten Venedigs näher kennenzulernen, macht ebenso viel Freude wie die Auseinandersetzung mit den einzelnen Künstlern.

Empfehlenswert.

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Rezension : Das Stundenbuch der Katharina von Kleve (Gebundene Ausgabe)

Autoren dieses textreichen Bildbandes sind Dr. Anne Margreet W. As-Vijvers (1969), Dr. Saskia van Bergen (1972), Prof. Dr. Claudine A. Chavannes- Mazel (1949) und Dr. Kathryn M. Rudy.

Thematisiert wird das Stundenbuch der Katharina von Kleve. Dieses gilt als der absolute Höhepunkt der nordniederländischen Buchmalerei. Das Original soll in einem guten Zustand sein, obschon es die Jahrhunderte nicht unversehrt überstanden hat. Zu dieser Tatsache und vielen anderen erfährt man im Buch Wissenswertes.


Das Stundenbuch wurde 1440 für Katharina von Kleve (1417-1476) gefertigt. Katharina wusste das Buch sehr zu schätzen und wählte zum Anfertigen des Werks einen sehr begabten Buchmaler, der bis heute allerdings anonym geblieben ist. Obschon der Künstler das Buch für die Herzogin von Geldern schuf (so hieß Katharina nach ihrer Eheschließung), ist der Künstler als "Meister der Katharina von Kleve" in die Geschichte eingegangen.

Das vorliegende Buch führt den Leser mittels vielen Abbildungen und gut nachvollziehbaren Textbeiträgen in die Welt des Stundenbuchs und des Meisters der Katharina von Kleve ein.

Stundenbücher, so erfährt man, gehörten zu den beliebtesten Andachtsbüchern des Spätmittelalters. Ihr Inhalt geht auf das Brevier, das in Klöstern für das Chorgebet verwendet wurde, zurück. Die Texte des Chorgebets lasen einst Geistliche zu bestimmten Zeiten. Diese nannte man übrigens Horen (horae). Das Herzstück eines Stundenbuches ist das Marien-Offizium. Es setzt sich aus einer Reihe von Psalmen, Lobgesängen, kurzen Lesungen und Gebeten zu Ehren Marias, der Mutter Jesus, zusammen.

Stundenbücher werden in der Regel mit reicher Illumination in Gestalt von Miniaturen, Initialen und Randverzierungen versehen, die dokumentieren, das der Auftraggeber bereit war, viel für ein solches Buch zu zahlen. Das Stundenbuch der Katharina ist umfangreicher illustriert als andere Stundenbücher der nördlichen Niederlande. Nicht wenige Texte enthalten mehr als zehn bis sechzehn Miniaturen. Auf der allerersten Miniatur hat sich Katharina abbilden lassen. Hier kniet sie am Rande der Miniatur, ihr Stundenbuch in den Händen haltend und blickt zur Madonna vor ihr auf.

Das Stundenbuch der Katharina von Kleve enthält sowohl ein Toten-Offizium als auch ein Stundengebet für die Verstorbenen. Hier vermittelt die Miniaturmalerei einen Einblick in das mittelalterliche Verständnis vom Tod.

Es macht viel Freude, die Illustrationen der einzelnen, im vorliegenden Buch gezeigten Illustrationen zu studieren und über die künstlerische Welt des Meisters der Katharina von Kleve Wissenswertes seitens Prof. Dr. Claudine A. Chavannes-Mazel zu lesen. Die Autorin setzt den Leser über die Vorgeschichte, d. h. die Kunstproduktion in Holland um 1400 in Kenntnis und lässt uns auch über das unmittelbare Arbeitsumgebung des Künstlers (das waren Utrecht und Geldern), nicht im Ungewissen.

Dr. Anne Margreet W. As- Vijvers informiert in einem Textbeitrag über die Randverzierungen, die die Textstruktur verdeutlichen. Hier auch wird man über Geschichten und Symbole aufgeklärt, die der Künstler in schönen Farben visualisiert hat. Die Arbeitsweise der mittelalterlichen Illuminatoren, sprich, die ständige Variation von Mustern, beeinflusste nicht nur die Form, sondern auch die Bedeutung der Darstellung in der Bordüre. Was das zu bedeuten hat, wird sehr gut erläutert.

Thematisiert werden des Weiteren Kinder und häusliche Szenen in den Miniaturen, so etwa Kinder beim Lesen und Schreiben. Zudem wartet das Buch mit einer umfangreichen Übersicht des Bildprogramms im Stundenbuch der Katharina von Kleve auf, bevor Dr. Anne Margreet W. As- Vijvers die fünfunddreißig durch Bilder dargestellten schönsten Seiten des Stundenbuchs beschreibt. Als Ergänzung zu den fünfunddreißig Miniaturen sind im vorliegenden Bildteil auch einige Doppelseiten reproduziert, die die kostbare Gestaltung der Textseiten vor Augen führen.

Besonders gut gefällt mir die Miniatur, die den hl. Martin zeigt. Hier betont der Meister der Katharina von Kleve die Interaktion zwischen Martin und dem Bettler, deren Blicke sich begegnen, während der Heilige seinen Mantel mit dem Schwert durchtrennt.

Ein sehr guter Kunstband, den ich gerne weiterempfehle.

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Rezension:Liebende: Künstler und ihre Musen. 40 Porträts von Raphael bis Man Ray (Gebundene Ausgabe)

Juliet Heslewood stellt in Ihrem Buch Gemälde folgender Künstler vor: Filippo Lippi, Raffael, Christofano Allori, Peter Paul Rubens, Rembrandt van Rijn, Allan Ramsay, Francisco de Goya, Théodore Chassériau, John Everett Millais, Edouard Manet, Anselm Feuerbach, Dante Gabriel Rossetti, Pierre-Auguste Renoir, Charles Auguste Emil Duran (Carolus-Duran), Vincent Van Gogh, Pierre Puvis de Chavannes, Auguste Rodin, Henri de Toulouse- Lautrec, George Seurat, Giovanni Segatini, Maurice Denis, Paul Gauguin Camille Claudel, Anna Klumpke, Gustav Klimt, Augusts John, Susanne Valadon, Egon Schiele, Marc Chagall, Dora Carrington, Amedo Modigliani, Man Ray, Frida Kahlo, Salvador Dali, Pablo Picasso, Stanley Spencer, Eric Miller, Astrid Kirchherr, David Hockney.

Auf den vorgestellten Gemälden sieht man die Geliebten, Musen, Ehepartner oder Gefährten des Lebens der obenstehenden Maler. In den beigefügten Texten liest man dann Wissenswertes zu den Gemälden und einzelnen Beziehungen zwischen den Malern und jeweiligen Frauen.

In der Einleitung reflektiert Heslewood zunächst den Begriff der Liebe und fragt danach, wie Künstler ihre Liebe beschrieben haben, fragt anschließend weiter, ob die Geliebten im Werk eines Künstlers als Musen gelten können und auch, ob eine Muse den schöpferischen Geist mehr inspiriert als ein gemeines Modell.

Anselms Feuerbachs Gemälde "Lucrezia Borgia" (1866) habe ich schon oft im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt bewundert und natürlich neugierig Näheres über die Beziehung zwischen dem Maler und der Frau, die auf dem Gemälde die historische Figur Lucrezia Borgia darstellt, gelesen. Feuerbach lernte Anna Risi in Italien kennen, deren markantes Gesicht und deren statuengleiche Physis der Vorstellung damaliger Künstler von einer antiken Schönheit entsprach. Sie wurde zu Feuerbachs Lebenspartnerin in Italien.

Von Gustave Klimt (1862-1918) lernt man dessen Gemälde "Emilie Flöge" näher kennen. Hier fragt die Autorin, in welcher Beziehung diese Frau tatsächlich zu Klimt stand und interpretiert das Gemälde auf subtile Art und Weise.

Mein Lieblingsgemälde im Buch ist Marc Chagalls (1887-1985) "Bella Rosenfeld". Das bezaubernde Gemälde begann er kurz vor der Hochzeit mit ihr zu malen. Es versinnbildlicht den Moment, in dem Bella den Raum betritt, und verdeutlicht nicht nur die Gefühle des Malers und seiner Frau zueinander, sondern es spiegelt auch das universelle Wesen einer jungen Liebe wider.

Es führt zu weit, hier über alle gezeigten Bilder und die textlichen Porträts etwas zu schreiben. Interessant sind die Beschreibungen der Bilder aufgrund des Hinzuziehens des Beziehungshintergrundes allemal.

Der liebende Blick auf das Modell visualisiert meines Erachtens Züge der abgebildeten Person, die sich den Künstlern bei "Arbeitsmodellen" möglicherweise verschließen. Die Bilder werden auf diese Weise m.E. beseelt. Besonders deutlich ist dies bei Dalis "Bildnis Galas mit zwei Lammkoteletts auf den Schultern" zu sehen.

Empfehlenswert.

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Rezension:Armin Reumann: 1889-1952 (Gebundene Ausgabe)

Autor dieses wunderschönen Kunstbandes ist Prof. Dr. Siegfried Wichmann, der dem Leser hier Werke des deutschen Impressionisten Armin Reumann (1889-1952) näherbringt.

Bevor ich mich in die Texte und Bilder vertieft habe, las ich zunächst auf den letzten Seiten die mehrseitigen biographischen Daten, um mir einen Überblick über das Leben und Wirken des Malers zu verschaffen.


Der in Sonnenberg geborene Künstler ging 1907 nach München, um sich dort an der Akademie in der Klasse Hugo von Habermann ausbilden zu lassen.

Wie der Autor bereits eingangs erwähnt, ermöglicht die Wiederentdeckung des Künstlers einen Einblick in das Zeitgeschehen während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhand der künstlerischen Entwicklung dieses Malers, der die Menschen und die Gegend, in der er lebte, gut kannte. Das wird auf seinen Gemälden deutlich.

Den im Buch gezeigten Kunstwerken sind drei Textteile vorangestellt, die sich mit der Entwicklung dieses Künstlers befassen aber auch mit seiner Zeit im Umkreis der Münchener Secession sowie seinen reifen Jahren in Sonnenberg auseinandersetzen.

Im Bildteil finden sich eingangs dann eine Reihe beeindruckender Bilder nackter Frauen. Auffallend dabei ist, dass die Frauen zumeist rauchen und ein wenig frivol anmuten.

Bildern von Gesellschaftsdamen mit riesengroßen Hüten folgen Gemälde, die Kriegshandlungen aus dem 1. Weltkrieg zeigen. Anschließend lernt man wunderschöne Landschaftsbilder, Stillleben und unterschiedlichen Impressionen, wie etwa "Die Tochter des Künstlers im Garten" (1946) kennen, auf der Reumann einen Spätstil aus einer pantheistischen Natursicht entwickelt, der dokumentiert, dass alles im Fluss ist und sich alles bewegt. Auch auf dem Folgebild, einem Blumenstillleben, ist das Kommen und Gehen thematisiert.

Reumanns Blumen- und Gartengemälde, auch der sonnendurchflutete "Eingang zum Friedhof" oder "Die Steintreppe im Garten" finde ich besonders gelungen, vielleicht weil diese Bilder einseitig lichterfüllt und die Objekte bloße Erscheinung für das Auge sind.

Die Gemälde im Buch werden sehr gut erklärt. Für den Künstler war der Garten übrigens sein Atelier. Das Gemälde "Der Garten des Künstlers" lässt erahnen, welche Bedeutung sein kleines Paradies für ihn hatte.
Empfehlenswert.

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Rezensionen:Linda McCartney Trade Edition: Life in Photographs (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband enthält eine Fülle traumhafter Fotos, die von der Fotografin Linda McCartney realisiert wurden. Sie war einst die führende Fotografin in der Musikszene der 1960er Jahre und seit 1969 die Ehefrau Paul McCartneys, die 1998 im Alter von 56 Jahren verstarb. Ihre Fotos wurden in mehr als 50 Museen vorgestellt. Dabei werden die wichtigsten im Buch genannt.

Herausgeberin des Werks ist Alison Castle. Die Autoren sind die Starfotografin Annie Leibovitz sowie der Kunst- und Fotografiehistoriker Martin Harrison.

Unter 200 000 Fotos entstand in enger Zusammenarbeit mit Paul McCartney und seinen Kindern dieser Prachtband, der eine Fülle einzigartiger Fotos enthält. Fotos von Janis Joplin, Brian Jones und Jimi Hendrix aus den späten 1960er Jahren faszinieren zu Beginn den Betrachter, gefolgt von Porträtfotos, die Charles Aznavour(1968) und Waren Beatty (1968) zeigen.


Ein sehr schönes Foto von den Beatles (1967) beginnt den Reigen der Beatles-Bilder, wobei ich das Coverfoto von Paul McCartney als besonders gelungen empfinde.


Weniger kokett als Paul auf vielen Bildern war Jim Morrison, den die Fotografin ebenfalls abgelichtet und dabei dessen Hingabe zur Musik erkennbar eingefangen hat.

Lange verweilte mein Blick auf dem zauberhaften Foto, das Twiggy (1969) zeigt. Ihr wollten alle jungen Mädchen einst nacheifern. Eine zarte, sehr hübsche Frau, wie das Bild verdeutlicht.

Die Fotos von Paul machen deutlich, dass er schon als junger Mensch 10 Jahre jünger aussah als seine Altersgenossen. Jungen Mädchen gefiel er nicht nur wegen seiner Stimme und seiner Songs, sondern weil er ein sehr femininer, gut aussehender Mann war. Berührend ist das Foto, das ihn mit seiner Tochter Mary 1970 zeigt. Pauls seelenvolle Augen lassen keinen Zweifel aufkommen, dieser Mann verkörperte die Liebe. Er schenkte diese Liebe auf privater Ebene seiner Frau und seinen Kindern und durch seine Songs im öffentlichen Bereich der ganzen Welt.

Die Fotos von Lindas Kindern habe ich mit viel Freude betrachtet. Es sind glückliche Kinder liebevoller Eltern, Kinder, die frei aufwachsen durften.


Einige sehr schöne Naturaufnahmen, aber auch Stadtimpressionen zeigen, dass Linda für alles ein Auge hatte, auch für die Schönheit einer einfachen gläsernen Teekanne (1996).

Paul McCartney schreibt, dass seine Frau eine lebenslustige, äußerst loyale Person gewesen sei, die die Familie über alles stellte. Er berichtet in seinem kleinen Text-Beitrag von Lindas Liebe zur Fotografie und ihrem stets richtigen Timing, wenn es darum ging, auf den Auslöser zu drücken.

Ein tolles Buch. Empfehlenswert.

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Rezension: Paris- Porträt einer Stadt

Mein Rezensionsjahr 2012 möchte ich mit einem Prachtbildband beginnen, der meine Lieblingsstadt zum Thema hat: Paris.

Kein Ort auf dieser Erde inspiriert mich so sehr wie dieser. Deshalb auch bin ich besonders begeistert von den 500 Fotos auf sechshundert Buchseiten, mittels denen ein Stück Pariser Stadtgeschichte erzählt wird.


Den Schwarz-Weiß- und Farb-Fotos unterschiedlicher, namhafter Fotografen sind kleine Texte beigegeben, die die Fotos erläutern. Zu Kapitelbeginn gibt es stets einen Kurzbericht über die mittels der dann folgenden Bilder fokussierte Zeit in dieser Metropole. Alle Texte im Buch sind in englischer, französischer und deutscher Sprache abgedruckt.

Herausgeber des Werkes ist der Historiker und Experte in Sachen Fotografie Jean Claude Gautrand. Zu Ende des Buches hat man Gelegenheit die Biografien der weit mehr als 130 Fotografen der gezeigten Bilder nachzulesen.

Die fünf Kapitel im Buch lauten:

-Von der Julimonarchie bis zur Pariser Kommune

-Von der dritten Republik bis zum Ersten Weltkrieg

-Vom ersten Krieg zum nächsten

-Von einer Republik zur anderen

-Paris heute

Im ersten Kapitel fasziniert mich ein Bild, das Hippolyte Bayard 1842 realisiert hat und die einstigen Mühlen von Montmartre darstellt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte man übrigens dort noch 13 Mühlen. Erstaunt bin ich über die vielen sehr malererlisch anmutenden Bilder aus den Tagen der Anfänge der Fotografie, wie etwa das 1877 von Ferrier et Soulier gemachte Foto junger Wäscherinnen bei ihrem Tun. Fasziniert auch haben mich die Porträtfotos, so etwa von der Comtesse de Castiglione, die als Mätresse Kaiser Napoleons III. einst die berühmteste Kurtisane von Paris war.

Beeindruckend sind Henri Giffards Fesselballon, die Hauptattraktion der Weltausstellung von 1878 und die Bilder vom Eiffelturm, besonders jenes, das das Pariser Wahrzeichen mit Gustav Eiffel zeigt. Die Gebäude aus jenen Tagen wirken zum Teil fast abgerissen, vielleicht weil ihnen der Anstrich fehlt. Die Frauen tragen noch lange Röcke und Kutschen werden anstelle von Autos durch die Straßen von Paris bewegt.

Maurice Guibert hat den Maler Toulouse Lautrec 1894 gemeinsam mit einem nackten Model abgelichtet, während diese amüsiert Gemälde Lautrecs begutachten. Sechs Jahre danach: Paris zuzeiten der Weltausstellung von 1900 muss eine Reise wert gewesen sein. Es war die Zeit als Damen mit Wagenrad großen Hüten ihre Hündchen spazieren führten und aufgrund der langen Röcke leider nicht Fahrräder zu fahren vermochten.

Anschließend sieht man irgendwann Bilder aus der Stadt während der Goldenen Zwanziger Jahre. Es ist die Zeit von Josephine Baker und Edith Piaf, auch von Gabrielle Chanel. Man erlebt barbusige Schöne, die im Moulin Rouge tanzen und nimmt ungern den Bilderwechsel zur Kenntnis, der dann folgt. Paris während des 2. Weltkrieges. Die Stadt belagert von der braunen Pest. Einfach nur schrecklich.

Erfreut ist man als man die Kämpfer der Résistance erblickt, die sich gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen und dann endlich das doppelseitige Bild, das die begeisterte Menge zeigt, die die Befreiung von den Nazis feiert und glücklich die Marseillaise anstimmen. Wie schön all die Umarmungen zu sehen, die aufgrund der Tatsache stattfinden, dass der Terror zu Ende ist.

1946... ein Foto von Sartre auf dem Pont de Art und ein anderes von Simone de Beauvoir, gleich danach "Der Kuss vor dem Hotel de Ville", ein berühmtes Foto, realisiert von Robert Doisneau im Jahre 1950. Es folgen wunderschöne Bilder eleganter Frauen und Bilder, die Menschen in Cafes zeigen oder auch spielende Kinder. Wie schön das Leben in friedlichen Zeiten sein kann, so die Aussage der Fotos. Ein kleiner Pariser Junge mit einem Baguette in der Hand, nach Hause laufend mit glücklichem Gesicht... und immer wieder liebende Paare vor traumhaften Kulissen. Das ist Friede pur.

Im letzten Kapitel dann sieht man u.a. Bilder von berühmten Schauspielerinnen, wie die Bardot und Romy Schneider, auch das Foto, das Helmut Newton realisierte und welches als Titelbild gewählt wurde: "Bergström über Paris", 1974. Alles ist vergänglich, leider auch Schönheit. Was bleibt ist die Liebe und der liebevolle Blick.
Das letzte Bild zeigt eine hübsche Frau, die Luftballons in der Hand hält und über Paris schwebt, fast wie ein Engel. Nicht verwunderlich, denn alle Pariserinnen sind bekanntermaßen Engel.
Ein tolles Buch, das ich gerne empfehle.

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Rezensionen: Luc Tuymans (Broschiert)

Dieses Kunstbuch thematisiert den belgischen Künstler Luc Tuyman und dessen Werk. Er zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Malern. Sein Stil und seine Herangehensweise an historische Themen haben eine ganze Generation von Malern geprägt. Die Motive findet Tuyman in den traumatischen Ereignissen des letzten Jahrhunderts.


Das Buch beinhaltet zahlreiche Essays, die das Werk des Künstlers facettenreich fokussieren. Seine Gemälde sind laut Helen Molesworth von einer hintergründigen Schönheit, wie man sie bei getrockneten Muscheln findet, wenn sich die Sonne auf ihnen nicht mehr spiegelt. Gleichwohl sollen seine Gemälde Studien der Fahlheit sein, wobei Farben einem Übermaß an Licht ausgesetzt seien, das jeglichen intensiven Farbton, der einmal vorhanden gewesen sein mag, ausbleiche und ein Graublaugrünbraun zurücklasse. Hinzu komme sein berühmter Pinselstrichduktus, der den Betrachter auf Distanz halte und ein Gefühl von Desinteresse und Gleichgültigkeit erzeuge. Wie man im Zusammenhang mit seinem Akt des Malens erfährt, könnte sein Werk geradezu als Ausstellung der Gräueltaten des 20. Jahrhunderts beschrieben werden. Diesen Eindruck kann ich bestätigen.


Im Buch lernt man eine zahlreiche Gemälde des Künstlers kennen und kann sich anhand der Bild-Beschreibungen über die Werke intellektuelle Klarheit verschaffen. Themen sind der Holocaust, die postkoloniale Geschichte des Kongo, die Ereignisse 9/11 und die Konsequenzen für die amerikanische Außenpolitik.

Auf mich wirken die Bilder sehr bedrückend. Sie machen mich sehr traurig, vielleicht, weil ich die Distanz nicht wahre. Wieso können die Menschen nicht im Frieden leben? Wieso immer wieder diese Gräuel?

Empfehlenswert.

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WOHA: Architektur atmet / Breathing Architecture (Gebundene Ausgabe)

Dieses reich bebilderte Buch ist das Begleitbuch zur Ausstellung "WOHA: Breathing Architecture/Atmende Architektur", die vom 2.12.2012- 15.4.2012 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt gezeigt wird.

Gleich zu Beginn erfährt man, dass die baulichen Strukturen in traditionellen Dorfgemeinschaften in Südostasien (malaiisch Kampong) sich über Jahrhunderte stetig entwickelt haben. Diese Häuser, deren Entwicklung kurz beschrieben wird, sind perfekt dem tropisch heißen Klima angepasst, weil Querlüftung ermöglicht wird, es ferner natürliche Belichtung mit genügend Sonnenschutzvorrichtungen vor den Fenstern gibt und auch an Schutz vor Hochwasser und Bodenbefeuchtung gedacht worden ist. Die Baumaterialien eines Kampong-Hauses stammen stets aus der näheren Umgebung.

Nachdem die Bevölkerungszahlen im 20. Jahrhundert explodierten, traten Hochhäuser an ihre Stelle. In Südostasien müssen Häuserfassaden atmen und sollten die direkte Sonneneinstrahlung fernhalten. Peter Cachola Schmal und Michaela Busenkiel haben im Winter 2007 während der Nominierungsphase für den "International Highrise Award" ein schlankes, intensiv begrüntes Hochhaus in Singapur entdeckt. Dabei handelt es sich um die Newton Suites von WOHA. Die 100 Meter begrünte Wand schien zunächst nicht glaubhaft. Diese Gebäudeart bietet in naher Zukunft in Südostasien die Möglichkeit grün, luftig und durchlässig zu bauen und beinahe so schön wie einst im Kampong.

Im Buch lernt man u.a. Hochhäuser in Singapur, Bangkok und andere Gebäude, primär in Singapur kennen und anhand der Texte zu begreifen, worin die Zukunft in der Architektur liegen könnte, vielleicht nicht nur in Ostasien. Ein Konzept wie dieses habe ich mir schon vor Zeiten für unsere Städte gewünscht, um den Betonwüsten Leben einzuhauchen.

Empfehlenswert.

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