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Rezension:Die Kunstkammer - Die Schätze der Habsburger (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Die Kunstkammer – Die Schätze der Habsburger", die vom 12.Dezember 2012 bis zum 31.Dezember 2013 im Kunsthistorischen Museum in Wien gezeigt wird. Herausgeber des Buches ist Dr. Sabine Haag und Dr. Franz Kirchweger.

Mit ihren Beständen zählt die Wiener Kunstkammer zu den bedeutendsten Sammlungen ihrer Art. Dabei gehen Reichtum und Vielfalt in erster Linie auf jene Schatz- und Kunstkammern des späten Mittelalters, der Renaissance und des Barock zurück, die von bedeutenden Sammlerpersönlichkeiten des Hauses Habsburg zusammengetragen und weitergeben wurden. In der vorliegenden Publikation hat man Gelegenheiten zahlreiche Groß- und Detailaufnahmen, wie auch Erläuterungen zu rund 150 Meisterwerken der Sammlung kennen zu lernen. Man wird im Rahmen eines ausführlichen Textbeitrages von Dr. Kirchweger mit der Geschichte und den Beständen der Schätze des Hauses Habsburg und der Kunstkammer vertraut gemacht.

Thematisiert wird die Museumssammlung im 19. und 20. Jahrhundert, die habsburgischen Schatzbestände bis 1530, die Wiener Kunstkammer im Zeitalter Ferdinands I. und Maximilians II., die Sammlung Erzherzog Ferdinands II. in Schloss Ambras, die Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. in Prag, das Wechselspiel von Natur und Kunst in fürstlichen Kunstkammern des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts und die kaiserlichen Sammlungen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert.

Unmöglich auf die Fülle der wundervollen Exponate einzugehen. Besonders beeindruckt hat mich die "Weibliche Büste" von Francesco Laurana, die im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden ist und von der im Buch vier Abbildungen vorliegen, aber auch Tullio Lombardos Relief "Dichter, seiner Geliebten ein Lied vorsingend", das um 1505/10 entstand und eines der schönsten plastischen Werke der venezianischen Renaissance verkörpert. Wunderschöne Tapisserien warten auf den Betrachter, auch ein Marmorporträt Erzherzog Ferdinands des I., vergoldete Skulpturen, Teller, Schalen, Schüsseln sowie Kannen und ein kostbares Schreibkabinett aus verschiedenen Hölzern, das Mitte des 16. Jahrhundert angefertigt worden ist, Prunkgefäße aus reinem Bleikristall, ein Fächer und ein Kästchen aus Elfenbein, kunstvolle Trinkpokale und viele andere Schätze mehr.

Besonders angetan bin ich von dem mechanischen Globus von Georg Roll aus den späten 16. Jahrhundert und von einem Tischautomaten in Form eines Schiffes von Hans Schlottheim. Dabei handelt es sich um einen Tafelaufsatz, dessen Besatzung zu einer ausgeklügelten Choreographie bewegt. Zeitgleich ertönt im Schiffsrumpf Musik.

Auch wunderschöne Uhren und werden gezeigt und zwei Bilder, die in der so genannten Technik des Commesso di pietre dure (aus harten Steinen zusammengesetzt) entstanden sind. Zu sehen ist die "Ansicht des Hradschin in Prag" und die "Landschaft mit Opferung Isaaks". Dünne geschliffene Schmucksteinplättchen wurden hier fugenlos auf einer Schieferplatte zusammengesetzt, sodass sich aufgrund des Farbenwechsels ein Bildmotiv ergeben hat.

Ich kann die vielen Kostbarkeiten hier leider nicht alle benennen, aber ich kann anmerken, dass der Katalog neugierig auf die Ausstellung macht. Er ist gelungen, deshalb empfehle ich ihn auch gerne weiter.

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Rezension:Der Louvre. Alle Gemälde, m. DVD (Gebundene Ausgabe)

Dieser Prachtband präsentiert alle Gemälde des Louvre in Paris und enthält zudem eine DVD mit den insgesamt rund 3000 Werken. Viele Bilder werden ausführlich besprochen, Eckdaten (Name des Künstlers, Titel des Gemäldes und Entstehungsjahr, Größe, Technik sowie der konkrete Ort, wo es im Louvre hängt) sind bei allen Gemäldeabbildungen beigefügt.

Das Vorwort hat Henri Loyrette, der Präsident und Generaldirektor des Musée du Louvre verfasst. Er begründet, weshalb in diesem Werk Farbreproduktionen der rund 3000 im Louvre ausgestellten Gemälde gemeinsam mit den Kataloginformationen präsentiert und 400 dieser Werke mittels Kommentartexten vorgestellt werden.

Es folgt dann die Einführung von Jean-Marie Roland de la Patière und ein Plan der Gemäldegalerien.

Untergliedert ist die Gemäldeschau in die Rubriken: Italien, Nordeuropa, Frankreich und Spanien. Bevor die Gemälde der einzelnen Kapitel vorgestellt werden, wird im Rahmen von Textbeiträgen allgemein Wissenswertes zunächst über die italienische, dann die nordeuropäische, die französische und schließlich über die spanische Malerei im Louvre mitgeteilt.

Ich selbst war bislang zweimal -jeweils viele Stunden- im Louvre und fand es interessant, welche der Gemälde mir speziell im Gedächtnis hängen geblieben sind.

In der Rubrik der italienischen Malerei ist es "Christus an der Geißelsäule" von Antonello da Messina, ein nicht sehr großes, aber mich sehr beeindruckendes Ölgemälde, das hier im Buch näher beschrieben wird. Dann Sandro Botticellis "Venus und die drei Grazien geben einer jungen Frau Geschenke", diese Freske ist 211 cm hoch und 283 cm breit. Zu besagtem Bild erfährt man auch Näheres, keineswegs nur, dass es zu den schönsten Werken der Florentiner Wandmalerei der Renaissance zählt. Bei meinem letzten Besuch im Louvre war ich so begeistert, dass ich mir einen Kunstdruck davon vor Ort kaufte und ihn mit nachhause schleppte. Seither hängt er (ein bestimmter Ausschnitt der Freske) gerahmt bei mir im Büro.

Von Leonardo da Vinci hängen einige Gemälde im Louvre. Es ist aber nicht seine Mona Lisa, die mich am meisten anspricht, sondern das Frauenporträt, bekannt als "La Belle Ferronnière", das auf Seite 72 näher erläutert wird. Auch an Tizians "Frau mit dem Spiegel" kann ich mich gut erinnern und an Tizians "Porträt von Franz dem I.", das der Maler im Auftrag des italienischen Dichters Pietro Arentino anfertigte, der mit dem französischen König in einer regen Korrespondenz über ästhetische und künstlerische Fragen stand.

Ein großes Vergnügen für mich sind die beiden Gemälde von Giuseppe Arcimboldo und auch Cavaraggios "Die Wahrsagerin", alle sehr gut beschrieben. Ein Gemälde, das ich offenbar nicht bewusst wahrgenommen habe, ist Domenico Fettis "Melancholie". Wie man erfährt, ist es bei Fetti mehr als bei Dürers Stich eine "christliche Melancholie" und eine Meditation über den Tod und die Nichtigkeit des Irdischen, vgl.: S.157).

Sehr beeindruckend auch finde ich auch "Das letzte Abendmahl" von Giovanni Battista Tiepolo und in der Folge diverse Gemälde aus der Rubrik "Die nordeuropäische Malerei im Louvre", zu der man eingangs auch wieder gute textliche Erläuterungen erhält. Gemälde von Memling kann man bewundern und auch "Das Narrenschiff" von Hieronymus Bosch. Er ist übrigens einer meiner Lieblingsmaler, einer der intellektuellsten Maler, die ich kenne.

"Der Turmbau von Babel" von Lucas van Bruch legt den Akzent nicht auf die selbstzerstörerische Moral, sondern rückt mit seiner miniaturhaft-feinmalerischen Manier die Pracht des Turmbaus, sowie die Stadt und die Hafenanlage in den Mittelpunkt, (vgl.: S.253). In die Gemälde von Rembrand und vielen anderen niederländischen Künstlern kann man sich immer wieder vertiefen, wobei ich die Kunstwerke Jan Vermeers besonders schätze und im Louvre speziell seinen "Astronom".

 Ein Gemälde von Joseph Mallord William Turner und zwar die "Flusslandschaft mit fernem Ufer" warten auf den Betrachter, aber auch Albrecht Dürers "Selbstbildnis mit Distel", das während seiner Wanderjahre am Oberrhein entstand. Von Lucas Cranach dem Älteren hängen u.a. "Die drei Grazien" im Louvre und von Hans Holbein dem Jüngeren das "Porträt des Erasmus von Rotterdam", das sehr gut beschrieben wird.

Wie schon erwähnt, wird die französische Malerei im Louvre textlich auf einigen Seiten ebenfalls kurz skizziert. Anschließend folgt eine Fülle wunderschöner Gemälde, darunter auch ein Porträt von Ludwig XIV von Hyacinthe Rigaud und Francois Bouchers "Die Odaliske", ein üppig, sinnlicher Frauenakt und auch das zauberhafte "Porträt der Marquise de Pompadour" von Maurice Quentin de La Tour sowie "Der zerbrochene Krug" von Jean-Baptiste Greuze.

Wirklich schön auch ist Jacques- Louis Davis „Madame Récamier“, über das man auch bestens aufgeklärt wird, doch die vielen Landschaftsbilder ungezählter französischer Maler begeistern mich ebenfalls.

Schlussendlich wird dann die spanische Malerei (hier ist die Auswahl eher klein) gezeigt und erläutert und hier beeindruckt mich vor allem El Grecos "Die Kreuzigung mit zwei Stiftern".

Dieses Buch ist für Kunstinteressierte eine wahre Freude. Ich empfehle es sehr gerne, weil die Gemäldeablichtungen hervorragend und die Texte sehr lehrreich und dabei aber kurzweilig zu lesen sind.

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Rezension:bauhaus design: Die Produkte der neuen Sachlichkeit (Broschiert)

"Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestalten, dass es richtig funktioniert ein Gefäß, ein Stuhl, ein Haus –, muss sein Wesen zuerst erforscht werden; denn es soll seinem Zweck vollendet dienen, das heißt, seine Funktion praktisch erfüllen, haltbar, bíllig und 'schön' sein." (Walter Gropius)

Dieser reich bebilderte Kunstband ist dem Bauhaus-Design gewidmet. In Weimar hatte ich schon mehrfach Gelegenheit im Bauhaus-Museum Produkte der sogenannten neuen Sachlichkeit im Original zu bewundern. Hier im Buch werden nun 150 prominente Objekte des täglichen Gebrauchs vorgestellt und ausführlich seitens der Autoren Bernd Polster, Volker Fischer und Katja Simon erläutert.

Wie Polster bereits im Vorwort unterstreicht, wird die Essenz des Bauhaus-Designs niemals auf einer Liste abzählbarer Regeln zu finden sein. Obschon nicht alle vorgestellten Produkte im Buch während der Bauhausmitgliedschaft ihrer Bewerber entstanden sind, atmen doch alle diese Produkte den Geist und die Entwurfsintension dieser Institution ein.

Aufgeklärt wird man im Hinblick auf Ideen der Bauhausbewegung und liest Wissenswertes zu dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius. Die Werkstattbewegung kommt zur Sprache. Man liest zudem von der privaten Kunstschule Johann Ittens in Wien, die für das Bauhaus folgenreich gewesen ist.

In Weimar gründete der belgische Jugendstilkünstler Henry van der Velde eine neue Kunstgewerbeschule, deren Direktor er wurde. Die Eröffnung dieser Kunstschule, des späteren Bauhauses fiel in das Jahr 1907.

Neben den Bauhausideen wird auch das Bauhausdesign thematisiert, hier auf Itten näher eingegangen und erneut auch auf Gropius. Anschließend wird die Geschichte der Bauhausprodukte zur Sprache gebracht. Diese und die Ideen der neuen Sachlichkeit wurden in den 1920er Jahren populär. Ab 1930 dann verödete das kreative Milieu. Es entstanden kaum noch neue Produkte.

Über das einstmals kreative Milieu in den 1920er Jahren wird man gut unterrichtet und wird ausführlich über die Bauhauswerkstätten informiert. Hier kommen zu Sprache: die Möbelwerkstadt, die Weberei, die Töpferei und die Metallwerkstatt, bevor man schließlich auch mit den Folgen des Bauhaus vertraut gemacht wird und dann die 150 Objekte kennen lernt. Diese sind nach ihrer Entstehungszeit geordnet. Man erfährt stets, wer sie gestaltet hat, aus welchem Material sie bestehen und wie groß sie sind. Zudem wird jeder Gegenstand genau beschrieben und natürlich visualisiert.

Die meisten Objekte empfinde ich als zeitlos, so etwa die Vorratsdosen von Theodor Bogler (S.90), die Fruchtschale von Josef Albers (S. 92), die geschmackvollen Tischlampen von Carl Jakob Jucker (S. 94), die Vitrinen von Marcel Breuer(S.95) und vieles andere mehr. Ein Klassiker ist die Tischleuchte von Wilhelm Wagenfeld (S.113), auch Marcel Breuers Stuhl besticht durch Zeitlosigkeit. Die Freischwinger von Mart Stamm aus dem Jahre 1927 waren in den späten 1970ern wieder hochaktuell und sind es immer noch.

Sehr schön gestaltet ist das Service von Hermann Gretsch, das ebenfalls niemals aus der Mode kommen wird. Da ich einer Liebhaberin von geraden Linien und edler Schlichtheit bin, schätze ich viele Objekte des Bauhaus und die Ideen, die der Stilrichtung zugrunde liegen.

Auf den letzten Seiten hat man Gelegenheit Kurzbiografien von vielen Bauhaus-Protagonisten zu studieren, unter ihnen natürlich Walter Gropius, Josef Hartwig, Wassily Kandinsky, Adolf Meyer, Lilly Reich und Gunta Stölzl.

Gefallen hat mir folgender Satz von Walter Gropius, der sich hier über die Motivation der Bauhaus-Künstler äußert: "Junge Menschen kamen aus Deutschland und aus dem Ausland, nicht um korrekte Lampen zu entwerfen, sondern um an einer Gemeinschaft teilzuhaben, die einen neuen Menschen in einer neuen Umwelt erschaffen und die schöpferische Spontanität freisetzen." (Zitat: S. 36).

Empfehlenswert.

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Rezension:Die Nacht im Zwielicht: Kunst von der Romantik bis heute (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Die Nacht im Zwielicht", die vom 24.10.2012 bis zum 17.2.2013 in der Galerie Belvedere in Wien gezeigt wird. Diese Gemäldeschau vereint unterschiedliche künstlerische Medien wie Gemälde, Grafik, Zeichnung, Fotografie, Skulptur und Film und spiegelt die nächtliche Thematik in ihrer Vielfalt wieder.

Neben den Abbildungen unzähliger Kunstwerke, erwarten den Leser brillante Essays unterschiedlicher Autoren. Hier liest man dann Erhellendes zur zwielichtigen Nacht als Sinnfigur und in diesem Zusammenhang u.a. über die Wiederkehr der Königin der Nacht um 1800. Mit der profanen, ambivalenten Kunstfigur der Oper, der Königin der Nacht, begann die Moderne um 1800 die antike Nyx erneut aufzuwerten. Zeitgleich aber wird die Allegorie in schwarze Fantasiegestalten aufgefächert, beispielsweise von William Blake, E.T.A. Hoffmann und auch von Francisco de Goya.

Man wird des Weiteren vertraut gemacht mit der Nacht im 20. Jahrhundert, liest über den künstlerischen Raum der Nacht, auch über die Nacht als Szenerie. In besagtem Jahrhundert verschwand sie übrigens als Symbolfigur nahezu vollständig. Doch die Nacht als künstlerisches Werkzeug zur Verhandlung gesellschaftspolitischer, selbstreflexiver und analytischer Momente in der zeitgenössischen Kunst kommt stets wieder zum Tragen, (vgl.: S.31).

Wissenswertes erfährt man u.a. zur Physik und zur Technik sowie zur Ästhetik der Nacht und auch über die Beleuchtung der Nacht durch das Sprechen. Hier bleibt der Psychoanalytiker Sigmund Freud nicht ausgespart.

Der Zauber des Lichts ist notwendig mit dem Wechselspiel von Hell und Dunkel verbunden, dabei ist die Nacht und ihre relative Dunkelheit, verglichen mit dem Tag, seit ewigen Zeiten für Menschen mit negativen Assoziationen verbunden. Wir scheinen in der Epoche der Zerstörung der Nacht zu leben, aber es finden überall zaghafte Versuche statt, sie neu zu entdecken, wie man liest.

Im Bildteil findet man immer wieder erläuternde Texte, auf diese alle einzugehen, sprengt allerdings den Rahmen der Rezension.

Die Kunstwerke stammen von unzähligen Künstlern. Es sind zu viele, als dass ich sie auflisten könnte. Zugeordnet sind sie den Themen:
Mythos, Traum und König der Nacht
Innere Nacht, Schlaf und Blindsein
Erhabene Nachtlandschaft
Nächtliche Tätigkeiten
Natürliche und künstliche Unterwelten
Nachtwandlung vom Symbolismus zur Abstraktion
Ende der Nacht: Schwarze Ironie und Lichtsmog

Gemälde hervorzuheben, halte ich nicht für angebracht. Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mich "Dämmerung" von Carl Moll wohl am meisten anspricht, ein romantisch-poetisches Gemälde, in wunderschönen Farbtönen, das selbst im Dunkel durch die Grüntöne dem Leben huldigt und zum Ausdruck bringt, dass die Nacht alles andere als das Sterben bedeutet.

Empfehlenswert.

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Rezension: KUNST sehen und verstehen (Gebundene Ausgabe)

"Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich ein Landschaft vor. Was sehen Sie?" Frage der Autorin Sibylle Zambon an ihre Leser, S.71)

Dieses reich bebilderte Buch der freien Journalistin Sibylle Zambon hilft dem interessierten Leser, Kunst besser zu verstehen.

Untergliedert ist dieser umfangreiche Ratgeber in fünf Kapitel:
Kunst: Was ist das?
Kunst hat uns etwas zu sagen- Hat sie das?
Nur keine falschen Hemmungen!
Schubladen, die für Ordnung sorgen
Eine Zeitreise durch Klischees.

Zu Beginn eines jeden Kapitels wird der kurz Leser befragt, dann folgt eine Fülle von Erläuterungen. Zunächst werden unterschiedliche Kunstdefinitionen geliefert, um diese mittels einer Sentenz von dem Künstler Dieter Meier abzurunden, der zutreffend bemerkt: "Kunst erreicht Teile meiner Seele, die andere Dinge nicht erreichen."

Unterrichtet wird man über die Ursprünge von Kunst und es wird mit Anekdoten und Merksätzen aufgewartet, übrigens zu vielen Themen im Buch, das Seite für Seite bereichernd ist. Über den Kunstmarkt wird man aufgeklärt und erfährt, dass die Kunst immer mehr dem freien Markt unterworfen wurde, nachdem sie sich vom Mäzenatentum löste und dass erst im 19. Jahrhundert die Idee des Künstlers und dessen Originalität die Oberhand gewann.

Die Autorin vergleicht Kunst mit einer Universalsprache, die über die kulturellen Grenzen hinweg Botschaften verständlich machen kann. Sie unterstreicht, dass das Publikum stets zwei Möglichkeiten hat, auf ein Kunstwerk zu reagieren: Mit dem Bauch und mit dem Kopf, (vgl.: S.27). Zambon motiviert, sich entspannt und selbstbewusst Kunstwerken zu nähern, erläutert Wissenswertes zur Porträtmalerei nicht zuletzt auch zu den Schlüsselbegriffen Karikatur, Idealporträt, Selbstporträt. Dabei prägt der Künstler ein Bildnis durch seinen Stil und das Modell tut es, mittels seiner Erscheinung und seinem Image, (vgl.: S.55)

Man erfährt auch, was man unter Genremalerei zu verstehen hat. Es geht hier um Themen des Alltags. Diese Malerei erlebte ihre Hochblüte in Holland im 17. Jahrhundert und war ein Spiegel der Gesellschaft, (vgl.S.70).

Was man unter Landschaftsmalerei zu verstehen hat, erfährt man auch und hier werden Begriffe wie Idylle, Paradies und Arkadien, Heroische Landschaft, Luft- und Lichtperspektive, Vedute etc. inhaltlich ausgelotet. Früheste Zeugnisse für Landschaften findet man in der antiken Freskomalerei. Wie sich dieser Malerei im Laufe der Geschichte weiterentwickelt hat, wird bestens erläutert und nicht vergessen darauf hinzuweisen, dass sie in jüngster Vergangenheit von Land Art, aber auch von der traditionellen Malerei wiederentdeckt worden ist, (vgl.: 92).

Sehr gut auch wird das Stillleben und in der Folge die Historienmalerei beschrieben. Nicht jeder wird sofort wissen, was man unter "Trompe l`oeil" zu verstehen hat, doch auch über diesen Begriff wird der Leser gut aufgeklärt.

Was man unter Historienmalerei zu verstehen hat, wird auch erklärt und schlussendlich werden Klischees hinterfragt, so etwa ob der Barock tatsächlich überladen und schwülstig ist.

Ein lesenswertes Buch, das ich gerne empfehle.

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Rezension: Das Auge der Welt: Otto Dix und die Neue Sachlichkeit (Gebundene Ausgabe)

"Kein Mensch will das sehen. Ja, was soll denn das eigentlich alles... die ollen Huren und die ollen abgetakelten Weiber und die Kümmernisse des Lebens... Kein Mensch hat Freude daran. Keine Galerie will das aufhängen. Wozu malst du das überhaupt?!" (Otto Dix).

"Der Maler ist das Auge der Welt" (Otto Dix).

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Das Auge der Welt. Otto DIX und die Neue Sachlichkeit", die vom 10.November 2012 bis zum 7. April 2013 im Kunstmuseum Stuttgart gezeigt wird.

Daniel Spanke lässt den Leser gleich zu Beginn seines Essays mit dem Titel "Das Auge der Welt. Otto Dix und die Neue Sachlichkeit" wissen, dass der Begriff "Neue Sachlichkeit" nicht von Otto Dix kreiert worden ist, sondern von Kunsthistorikern. Dieser Begriff zeichnet sich dadurch aus, dass er Phänomene der Gegenwartskunst zusammenfassend kennzeichnet und sie als neueste Strömung, die eine ältere überwindet, bereits zeitlich einsortiert, (vgl.: S.10).

In der Ausstellung, "lässt sich exemplarisch der Weg eines Künstlers in die Neue Sachlichkeit und die große Bandbreite dieser spezifischen Ausdrucksform als Haltung zur Wirklichkeit im Bild nachvollziehen und fassen", (Zitat. S. 10).

Kein Künstler der Neuen Sachlichkeit habe als "neusachlicher" Künstler begonnen. Bei Otto Dix lagen zwischen Kriegsende 1918 und seiner Veränderung zu einer nüchternen, realistischen Malweise zwei Jahre intensiver künstlerischer Produktion, anders gearteter Kunst. Man erfährt im Rahmen des Essays Wissenswertes zur Entwicklung des Künstlers. Dix war neben George Grosz der führende Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Der psychische Schock der Kriegskatastrophe, die sich anschließende Krise und Verzweiflungsstimmung wurden dann für ihn zur Stimulanz für seine anklagende Botschaft als Maler und Grafiker.

1933 wurde Dix seiner Professur enthoben. Der Künstler erhielt Mal- und Ausstellungsverbot. Seine Werke wurde diffamiert. In diesem Jahr entstand das Werk "Die sieben Todsünden". Hier reitet Hitler auf einer Hexe seinem sicheren Untergang entgegen. 1936 zog sich Dix nach Schloss Randegg bei Singen, anschließend nach Hemmenhofen zurück und befasste sich mit Landschaftzeichnungen.

Im vorliegenden Kunstband werden dem Leser anhand von acht Essays unterschiedlicher Autoren Dix und sein Werk näher gebracht. Man liest von Christian Schade, einem weiteren Vertreter der neuen Sachlichkeit und dass man bei aller Unterschiedlichkeit zu Dix auch Parallelen finden könne. Beide nämlich teilten die Grundansicht, dass ein Künstler ein Zeuge seiner Zeit sei und in erster Linie berichten und weniger urteilen solle, (vgl.:S.37). Wie man erfährt, wurde der Malerei der neuen Sachlichkeit schon in den 1920er Jahre ein starker Bezug zum aktuellen Tagesgeschehen und zu sozialen Missständen in der Weimarer Republik zugesprochen. Während Dix die Zeitzeugenschaft ohne Schwierigkeiten belegt werden kann, soll dies bei Schad weitaus schwieriger sein. Die Gründe hierfür erfährt man auf S.43.

Änne Söll erläutert die Matrosenbilder von Otto Dix, die im Kontext seiner Beziehung zur Neuen Sachlichkeit als Zeichen für sein Interesse an der Darstellung von gesellschaftlichen Außenseitern behandelt werden. Im Unterschied zu seinen Bildern von Kriegsversehrten und Prostituierten, hat man es beim Matrosenthema nicht mit einer Kritik an den sozialen Missständen zu tun, sondern hier geht es um die neue Männlichkeit (vgl.: S.55).

Im Essay von Birgit Schwarz kann man sich in die Todsünden der Dix-Interpretation vertiefen und später dann auch noch Wissenswertes zur Rezeption der Neuen Sachlichkeit in den 1960-/1970 Jahren in Erfahrung bringen, bevor man die Werke in Augenschein nehmen kann.

 Besonders begeistert mich das Triptychon mit dem Titel "Großstadt", das die 20er Jahre sehr gut darstellt. Die Prostituiertenbilder sind gewöhnungsbedürftig, die Kriegsbilder erschreckend, weitaus eindringlicher als Bilder seiner Kollegen Segieth und Radziwill, die man in Stuttgart offenbar auch sehen kann.

Wie man erfährt spielt das Porträt in der neuen Sachlichkeit eine wesentliche Rolle. Man hat die Möglichkeit viele Porträts und Bildnisse, die Otto Dix malte, kennenzulernen, aber auch Landschaftsbilder bleiben nicht ausgespart. Mich sprechen die Werke aus den 1920er Jahren am meisten an. Diese Gemälde halte ich für die mutigsten und aussagekräftigsten.

Empfehlenswert.
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Rezension:Schätze der Kamigata. Japanische Farbholzschnitte aus Osaka 1780-1880 (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Schätze der Kamigata, Japanische Farbholzschnitte aus Osaka, 1780-1880", die vom 16. November 2012 bis 17. März 2013 im Musée national d'histoire et d'art in Luxembourg gezeigt wird.

Wie man dem Vorwort entnehmen kann, hat man durch diese Ausstellung erstmals die Chance, Einblick in ein spannendes, bislang aber wenig bekanntes Kapitel der japanischen Kunstgeschichte zu nehmen.

Die Bezeichnung "Kamigata" verweist auf die Gegend um Kyoto, der alten Kaiserstadt und Osaka, des damaligen wirtschaftlichen Zentrums Japans. Von dort stammen also die gezeigten Holzschnitte. Man erhält durch diese Arbeiten einen genauen Blick auf das Alltags- und Kulturleben einer vergangenen Epoche. Die Holzschnitte erfüllten ihren Zweck als Einzelblätter oder Mehrblattfolgen als Mode- und Kalenderblätter, zeigten Schauspielerporträts, Darstellungen von Bühnenszenen und machten als Plakate oder Programme Werbung für Theaterstücke, lässt die Kulturministerin Octavie Modert die Leser wissen.

Das Buch ist in fünf Kapitel untergliedert. Diesen Kapiteln sind nicht nur 585 Werke von 290 Künstlern zugeordnet, sondern auch aufschlussreiche, in die Werkschau einleitende Texte, beginnend mit den grundsätzlichen Informationen, wie überhaupt ein Holzschnitt entsteht. 

Die Abbildungen der Kunstwerke werden jeweils begleitet von Informationen zum Werk und zum Künstler. Näher unterrichtet wird man zu den Einzelthemen des japanischen Farbholzschnitts, zum Kabuki-Theater, dem Hauptthema des Farbholzschnitts, liest über das Gemeinschaftswerk "Gassaku" und zudem Wissenswertes zur Geschichte des Farbholzschnitts in Kamigata.

Es ist sehr spannend, sich in diese uns eher fremden Bilderwelten zu vertiefen und anhand der Texte zu erfahren, was sich auf den Bildern konkret abspielt. Dies in seiner Vielfalt allerdings hier alles wiederzugeben, sprengt den Rahmen einer Rezension.

Ein gelungener Katalog, der den Leser mit einer Welt und vor allem mit Gesichtern vertraut macht, in denen man nur ganz schwer lesen kann.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Die Kunst des Salons: Malerei im 19. Jahrhundert (Gebundene Ausgabe)

Dieser Prachtband, der die Malerei im 19. Jahrhundert zum Thema hat, zählt zu den imposantesten Kunstbänden in meiner Bibliothek. Der Autor Norbert Wolf beginnt mit Hinweisen zur Lektüre. Hier unterstreicht er, dass das Buch einen repräsentativen Querschnitt der sogenannten Salonmalerei bietet. Der Begriff Salonkunst wurde von der damaligen Avantgarde bekanntermaßen eher abwertend benutzt, weil sie diese Malerei als dekorativ abtaten, als Kunst, mittels der man repräsentative Empfangs- und Gesellschaftsräume dekorierte. Die Avantgarde des frühen 19. Jahrhunderts postulierte, dass die Kunst in einer hässlichen Welt nicht schön sein dürfe, denn Schönheit sei nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver gegenüber der rauhen Wirklichkeit, (vgl.: S.18).

Wolf untergliedert den Kunstband in sechs große, reich bebilderte und dabei alles andere als textarme Abschnitte, bei denen es sich um folgende handelt:..... Das wiedererwachte Interesse: ein Ausblick Aus der Kulturökonomie des 19. Jahrhunderts Auf dem Boulevard des Erfolgs Länder und Künstler Themen Zur Phänomenologie der Salonmalerei.

Im ersten Abschnitt geht der Autor der Frage nach, weshalb es zu einem mittlerweile wiedererwachten Interesse an der Salonmalerei gekommen ist, selbst dann, wenn Werke als kitschig deklariert werden können. Danach erfährt man im 2. Kapitel, dass man den Vertretern der Salonmalerei einst vorwarf, den guten Geschmack zu verraten, um sich bei der Masse des unkritischen Bildungsbürgertums anzubiedern. Wer angeblich unterhalb der künstlerischen Aufrichtigkeit operierte, wurde ins Souterrain der Kunstgeschichtsschreibung und in die Depots der Museen verbannt. Doch die Einschätzung änderte sich und viele Gemälde als auch Skulpturen verließen die Depots. Als Meilenstein wird das "Musée d O`rsay" in Paris genannt, (vgl.: S. 24).

Wie man erfährt, soll sich dort, wo das soziale Prestige des Bürgertums von einem Bildungsideal getragen war, das sich auf die individuelle Persönlichkeitsentfaltung, auf subjektive Erlebnistiefe und auf die Einreihung in konvertierbare, vor allem aber auf klassisch-humanistische Traditionen der Philosophie und Kunst berief, jenes Bildungsbürgertum formiert haben, das die mangelnde adelige Herkunft durch geistigen Adel zu ersetzen suchte. Der bildungsbürgerliche Anspruch kam in der konformistischen Malerei des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck, (vgl.: S.30).

Im ethischen Anspruch an die Künste suchte sich das Bildungsbürgertum herablassend von den unkultivierten Massen zu unterscheiden und zwar weil die Grenzlinien zwischen Exklusiv- und Populärkultur immer mehr verschwammen. Die Destinktionsstrategien benannten alles, was dem "einfachen" Publikum gefiel, als minderwertig. Die Kunst des "bürgerlichen Zeitalters" nahm für sich in Anspruch, "Spiegelbild gehobener Qualitäten" zu sein, und war dennoch letztlich oftmals nur "Basar des Durchschnittsgeschmacks", (vgl.: S.30).

Man liest von den Malerfürsten der damaligen Zeit, die ihren Status nach außen mit luxuriösen Wohnhäusern zum Ausdruck brachten. Zu ihnen zählte Franz von Lenbach, der sich aus kleinen Verhältnissen stammend zu Reichtum empormalte und andere damals in München tätige Malergrößen, auch der bekannteste deutsche Orientmaler Wilhelm Gentz und Frederic Lord Leighton, einer der erfolgreichsten Maler und Bildhauer der viktorianischen Ära. Das spektakulärste Künstleratelier soll sich übrigens in Wien befinden. Es gehörte Hans Makart.

Man erfährt mehr über die privilegierte Stellung Frankreichs im staatlich gelenkten Kunstbetrieb und über Ausstellungswesen des 19. Jahrhunderts. Im Paris der Revolutionäre, aber auch im Paris Napoleons sollte ein globales Museum entstehen und so wurde damals das Louvre-Museum in das Musée Napoléon umbenannt, nach seinem wohl größten Beschaffungsagenten. Im 19. Jahrhundert soll es seitens des Bildungsbürgertums eine auffallende Gier nach künstlerischen Bildern gegeben haben. Zur Propagierung der damaligen Kunst wurden große Ausstellungen in den Hauptstädten zum gesellschaftlichen Kunstereignis erhoben, (vgl.: S.51). Die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts schließlich dokumentieren wie mehr oder weniger rigide Nationalismen sich unter der Oberfläche bürgerlicher Gemeinsamkeit ausdehnten, (vgl.: S.60) Der Autor thematisiert richtungsweisende Salonmalerei und stellt anhand von Gemälden Glanzlichter dieser Kunstform vor, darunter auch "Das Frühstück im Grünen" von Édouard Manet.

Man liest von den Werken der Präraffaeliten im späten Verlauf des 18. Jahrhunderts und ihrer anfänglich antiakademischen Haltung und hat Gelegenheit sich in ein Salonkunstgemälde von John William Waterhouse zu vertiefen, das den Titel "La Belle Dame sans Merci" trägt und meines Erachtens überzogene romantische Gefühle hervorrufen soll.

Der Autor bringt in seinen Streifzügen durch die Hauptzentren die Salonkunst in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und in der Donaumonarchie und in den Vereinigten Staaten zur Sprache und erörtert diese breitgefächert. Dabei ist natürlich der Bilderreigen eine Freude für das Auge, die sich hier an intellektuell geradezu Tabuisiertem ergötzen kann. Ich denke hier speziell an die Waterhouse-Gemälde, durchaus auch an Anselm Feuerbachs "Ruhender Nymphe" und Franz von Lenbachs "Hirtenknabe". Einfach nur schön, aber halt auch ein bisschen zu schön.....

Unterrichtet wird man über die Themen in der Salonmalerei. Erwähnt wird Zola, der zwischen den Riesenformaten der Historienmalerei einschließlich denen mit religiösen Sujets und den kleinformatigen Werken mit Genreszenen unterschied. Ausführlich wird man mit der Historienmalerei in der Folge vertraut gemacht und hat Gelegenheit eine Reihe imposanter Historienbilder kennenzulernen, darunter auch Jules-Élie Delaunays "Die Pest in Rom" und Anselm Feuerbachs "Iphigenie", aber auch Hans Markarts "Der Tod der Kleopatra".

Im Rahmen der Rezension ist es leider unmöglich, auf alle Facetten des Buchs einzugehen, erwähnen möchte ich allerdings im Rahmen der Themen "Das Ich und die Anderen". Hier werden Bildnisse beleuchtet und das Genre "Alltägliches zwischen Schein und Wirklichkeit", u.a. auch die Sozialthematik wie sie bei Jean-Francois Millets "Ährenleserinnen" zur Geltung kommt.

Ein Fest für die Augen sind die Gemälde, die unter das Thema "West-östlicher Divan" einzureihen sind und hier keineswegs nur die Bilder, die Harem und Hamam fantasievoll darstellen, doch diese letztlich besonders. Ich denke da an Gemälde wie etwa Édourd Debat-Ponsans "Die Massage. Szene aus dem Haman". Gleichwohl beeindrucken mich auch die Gemälde von Lawrence Alma –Tadema und hier speziell "Joseph, Aufseher der Kornkammer des Pharao".

Man erfährt Näheres zur Aktmalerei in der Salonkunst. Trotz verbaler Attacken konnte nicht verhindert werden, dass in der viktorianischen Gesellschaft dieses Sujet besonders beliebt war. Ganz zauberhaft finde ich Frederic Leightons "Das Bad der Psyche", aber auch Henri Gervex "Rolla".

Erwähnt wird auch, dass trotz der Tatsache, dass Salonmalerei zumeist Kommerzíalisierung des Bildangebotes mittels publikumswirksamer Aufmachung bedeutete, durchaus auch jenseits des Mainstreams liegende Strömungen in bestimmten Kreisen gesellschaftsfähig wurden, so etwa Klimts "Danae", (vgl.: S.258). Bei der Frage, weshalb Salonmalerei nicht selten am Kitsch entlang schrappt, erwähnt der Autor, dass ein Merkmal dieser Malerei der Verzicht auf Ironie oder gar visuellen Skeptizismus sei. Wo ein ironisches Korrektiv fehlt, ist die Gefahr nicht gering ins Triviale abzugleiten. Doch wer weiß schon, was Kunst im absoluten Sinne ist?

Hüten wir uns vor arroganter Urteilsbildung, wie sie einst von den Wortführern der "authentischen" Avantgarde formuliert wurden. "Die Rosen von Heliogabal" von Lawrence Alma-Tadema unterziehe ich ignorant keiner Kitschanalyse, sondern freue mich einfach, wann immer ich das das dionysisches Traumbild sehe, auf welchem dem Genuss gehuldigt wird. Schön, dass es auch solchen Gemälde gibt.

 Empfehlenswert.


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Rezension:Prix Pictet 04 Power (Gebundene Ausgabe)

"Das ölverseuchte blaue Wasser im Golf von Mexiko wirbelt vor meine geistigen Auge, wie ein groteskes Gemälde." (Daniel Beltrá).

Das Vorwort zu diesem Bildband hat Kofi Annan verfasst. Er ist der Ehrenpräsident des Prix Picet, dessen Zielsetzung darin liegt, mittels der Macht der Fotografie, die Aufmerksamkeit der Welt auf Fragen der Nachhaltigkeit und hier speziell auf die Umwelt zu richten. Im vorliegenden Buch wird der vierte Zyklus von Bildern gezeigt, der sich diesmal mit dem Thema Macht und seinen vielen Erscheinungsformen auseinandersetzt.

Seitens der weltweit 201 Nominierenden wurden für den Zyklus insgesamt 650 Fotografen aus 76 Ländern vorgestellt. Die Jury einigte sich dann auf 12 Künstler für den Prix. Im vorliegenden Buch hat man Gelegenheit die Portfolios dieser zwölf Künstler kennenzulernen. Dazu kommen dann noch herausragende Werke Fotografen aus der weiteren Auswahl.

Im Anschluss an die Bilderpräsentation werden die Künstler im Einzelnen vorgestellt und man hat Gelegenheit zu lesen, was der jeweiligen Fotograf über sein Werk mitzuteilen hat. Auch das jeweils eingereichte Portfolio wird in seiner Gesamtheit gezeigt.

Bei den Preisträgern handelt es sich um: Robert Adams, Daniel Beltrá, Mohamed Bourouissa, Philippe Chancel, Edmund Clark, Carl De Keyzer, Luc Delahaye, Rena Effendi, Jaqueline Hassink, An-My Lé, Joel Sternfeld und Guy Tillim.

In einem Essay von Harry Eyres, das den Bildern, neben einem weiteren Essay von Phil Thornton vorgeschaltet ist, kann man mehr zum Thema Macht in Erfahrung bringen. Eyres zitiert dabei Michel Foucault, der einst formulierte "Macht ist überall und kommt von überall". Macht sei eine aktive Kraft und könne mit einem Kameraklick von "den augenscheinlich Mächtigen auf die augenscheinlich Machtlosen" übergehen.

 Die im Buch versammelten Fotografen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein Gespür für die Theatralik und Vieldeutigkeit von Macht besitzen. Eyres lässt den Leser wissen, dass nach seiner Meinung eines der aussagekräftigsten Bilder auch eines der minimalistischsten ist. Bei diesem Foto handelt es sich um das Bild mit dem Titel "Camp Four Pfeil nach Mekka und Ring für Fesseln" aus der Serie Guantanamo von Edmond Clarks. Eyres fragt nicht von Ungefähr, welche Arten von Macht hier wirken.

Er erwähnt auch, dass es geopolitische Dimensionen von Macht gibt und erklärt dies näher. Macht kann vielerlei sein, wie die Bilder zeigen, kann sich im Widerstand zeigen, aber auch leider die Verheerung der Welt aufgrund von menschlicher Selbstüberschätzung. Radikaler Wandel oder Ausübung von Kontrolle und Herrschaft sind aufgrund von Macht möglich. Power verfügt über viele Facetten und es liegt an uns, sie für einen radikalen Wandel weg von Egoismus und der Gier einzusetzen.

Auf mich wirken die Bilder unendlich beklemmend, wie ein nicht enden wollender nebliger Novembertag. Voltaire sagte einst:"Wir werden dieses Welt ebenso dumm und ebenso schlecht verlassen, wie wir sie vorfanden, als wir ankamen." Wenn ich die Bilder des Machtmissbrauchs sehe, befürchte ich, dass die Sentenz des alten Franzosen noch immer stimmt.

Doch wir haben immer eine Chance zur Neugestaltung unserer Welt und wenn wir gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen, weg von der Gier und hin zu vielleicht wirklich blühenden Landschaften, dann hat die Aussage Voltaires ausgedient und kann durch eine erfreulichere ersetzt werden.

Empfehlenswert.

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Rezension:Nautische Instrumente - von Astrolabium bis Zirkel (Gebundene Ausgabe)

In diesem Prachtbildband des renommiertesten Yachtfotografen der Welt - Carlo Borlenghi - hat man Gelegenheit nautische Instrumente aus vielen Jahrhunderten zu bestaunen, denn Borlenghi erhielt Zugang zu einer der wohl schönsten Sammlungen. Die beeindruckenden Fotos werden von Texten des Autors Gianni Gini begleitet, der viele Hintergrundinformationen zum Thema Astrolabium bis Zirkel liefert und den Leser an längst vergangenen Seereisen teilnehmen lässt.

Eingeteilt ist das Buch in die fünf Abschnitte und beginnt mit dem Prolog. Hier erfährt man, dass in den Jahren als die neuen Länder entdeckt wurden, die Kapitäne nur wenige Instrumente der Navigation besaßen. Genannt werden der Kompass und einige ungenaue Instrumente zur Bestimmung der Breite, so etwa den Jakobsstab oder die Quadranten. Die Schiffsführer hatten Kenntnisse in Astronomie, Mathematik und Meteorologie. Kartografen und Naturforscher standen ihnen zur Seite. Man wird über die damalige Interaktion der Mannschaften auf den Schiffen informiert, erfährt auch, dass junge Intellektuelle oftmals aus Abenteuerlust mit zur See fuhren und ihre Erfahrungen in der Literatur verarbeitet haben.

Im 18. Jahrhundert dann wurde viele Geräte erfunden, die die Schifffahrt immer sicherer machten, doch bevor man über diese Geräte etwas in Erfahrung bringen kann, wird man über eine Schiffsreise im Jahre 1627 informiert. 147 Personen sollten von Spanien aus nach Mexiko transportiert werden, um dort neue Niederlassungen zu gründen. Die SANTA ANITA sollte auf der Rückfahrt möglichst viel Gold mitbringen. Über das Handlungsmuster des Kapitäns und die Reise wird spannend berichtet und man hat Gelegenheit, begleitend viele Gerätschaften bewundern zu können.

 Anschließend wird man über das Astrolabium aufgeklärt, erfährt wann es entwickelt wurde und dass schon im 4. Jahrhundert der Vater der Mathematikerin Hypatia eine Abhandlung darüber schrieb. Die ältesten erhaltenen Astrolabien stammen aus dem 9. Jahrhundert. Araber fertigten sie an. Das Instrument verbreitete sich von Spanien aus über ganz Europa. Man lernt auch Oktanten in der Folge kennen, des Weiteren das Grasometer, ein Winkelmessgerät und schließlich das Fernrohr. Es war übrigens Galilei, der mit seinem Fernrohr die Sonnenflecken, die Phasen der Venus und die Ausbuchtungen am Planeten Saturn, die sich erst viel später als Ringe erwiesen, entdeckte, (vgl.: S.71).

Die Fotos dieser alten Geräte faszinieren wirklich sehr. Dabei wird stets genau darauf hingewiesen, was man nun konkret auf dem Bild wahrnimmt. Beispielsweise auch Sonnenuhren, über die man viel Wissenswertes erfährt. Auf diesen alten Uhren stehen oftmals Sinnsprüche, dabei lautet einer der bekanntesten "Ultima latet"- "Die letzte Stunde ist unbekannt", (Zitat: S. 81).

 Natürlich wird auch der Kompass thematisiert, den die Chinesen vermutlich vor den Jahr 1000 erfunden haben.Die Breiten und Längenkreise werden erläutert und es wird eine Seereise der DUFFERIN im Jahre 1727 beschrieben. Begleitend dazu lernt man viele wunderschöne Schiffschronometer optisch kennen, über deren Funktionsweise man in der Folge sehr gut aufgeklärt wird.

 Aufklärung erfährt man auch über Hypsometer, Anemometer und über den Doppelwinkeltransporteur als auch über den Borderkreis, um dann das Kapitänsleben auf einer Seereise im Jahre 1835 mitzuerleben. Francois Métisse passierte am 28.11. mit seinem Schiff PERSÉVÉRANCE das Kap der Guten Hoffnung, (siehe S.149).

Was man unter einem Logbuch zu verstehen hat, wird ausführlich erläutert, bevor man ein aufschlussreiches Textporträt über James Cook nahe gebracht bekommt und dessen Logbücher betrachten kann.

Das Werk endet mit einer Schiffsreisebeschreibung aus dem Jahre 1937 und der Präsentation beeindruckender Seekarten.

 Ein wunderschönes Buch, voller maritimer Kostbarkeiten, das ich gerne empfehle.

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Rezension:Das russische Zarenreich - Eine photographische Reise 1860 - 1918 (Gebundene Ausgabe)

"Die Arbeit selbst erschien mir durchaus nicht so schwer, durchaus nicht so "sibirisch" und erst nach ziemlich langer Zeit erriet ich, dass das "Sibirische" dieser Arbeit nicht so sehr in ihrer Schwere und ununterbrochenen Dauer bestand, als vielmehr darin, dass sie "Zwangsarbeit", befohlene Arbeit, eisernes Muss unter drohendem Stock war." (Dostojewski, S.166).

Dieser wirklich beeindruckende Bildband über das russische Zarenreich enthält 362 Abbildungen von Leonid Anrejew, Carl Bulla, William Carrick, Roger Fenton, Murray Howe, George Kennan, Sergei Prokudin-Gorski u.a. Die Bildauswahl und Gestaltung realisierten Philipp Blom, Christian Brandstätter und Veronica Buckley.

 Die Bildreise ist in einzelne Kapitel untergliedert, die ich an dieser Stelle kurz auflisten möchte: Sankt Petersburg; der Nordwesten; der Westen; der Südwesten; russisches Zentralasien; der Ferne Osten; Sibirien; der Ural; Moskau und Umgebung..... Wie man der Einleitung bereits entnehmen kann, ist die fotografische Reise geografisch organisiert. Durch die Augen der Fotografen entdeckt man eine vielseitige Welt, die zeitlos und archaisch daherkommt, fast durchgehend von großer Armut gezeichnet ist, aber mitunter auch großen Reichtum und eine erstaunliche Modernität bezeugt. Dieser zwiespältige Eindruck, den die Fotografien hinterlassen, entspricht der Situation, in der sich das Russische Reich in der zweiten Hälfte des neunzehnten und des frühen zwanzigsten Jahrhunderts befand, (vgl.: S.14).

Wie man erfährt war die Gespaltenheit des kulturellen und interkulturellen Lebens nicht zuletzt auch ein Ausdruck der wirtschaftlichen und sozialen Situation im russischen Reich. Reformer begriffen schon früh die zentrale Herausforderung für die Modernisierung und den Fortschritt: Es ging darum, Millionen von Menschen aus dem Mittelalter direkt in die industrielle Moderne zu katapultieren, (vgl.: S.16).

 Die Bilder-Reise beginnt in St. Petersburg. Stets wird man über die gezeigten Bildinhalte textlich in Kenntnis gesetzt und hat Gelegenheit Sentenzen von Schriftstellern und anderen Persönlichkeiten aus damaliger Zeit zu lesen, die sehr viel über die damalige aussagen. Neben Gebäudebildern von St. Petersburg, hat man Gelegenheit Bilder der letzten Zarenfamilie zu studieren, aber sich auch in ein Foto von Rasputin zu vertiefen, jenen Wunderheiler, der zu viel Einfluss auf die russische Zarin hatte.

Immer wieder liest man erläuternde Sentenzen, so auch von Zar Nikolaus II., der der Russischen Revolution nicht gewachsen war.

 Die Bilder zu beschreiben führt an dieser Stelle zu weit. Viele der Bilder assoziiere ich mit dem Roman "Anna Karenina" von Tolstoi, andere mit Boris Pasternaks "Dr. Schiwago".

Ein Zitat aus Tschechows "Die drei Schwestern", das ich auf Seite 83 las, finde ich sehr aufschlussreich im Hinblick auf die Ignoranz der Aristokraten in jenen Jahrzehnten: "Ich habe noch keinen Tag in meinem Leben gearbeitet. In...einer Familie geboren, die keine Sorgen kannte - wo sollte ich es lernen."

Man sieht in diesem Buch viele Familien mit großen Sorgen, so etwa die jüdischen Bauern in der Gegend um Wilna, 1910, aber man sieht auch jüdische Straßenmusikanten, die es verstanden, für eine kurze Weile den Kummer zu vertreiben.

Man wird mit Bildern aus Odessa konfrontiert und dabei immer wieder mit unsäglicher Armut, die auch im Kaukasus groß gewesen sein muss und man ahnt, was Ossip Mandelstam meinte, wenn er sagte: "Die Trauer, unsagbarer Wall/ Schlug auf zwei übergroße Augen."

 Viele Textstellen aus Tolstois, Tschechows und Dostojewski Werken begleiten die Fotos, selbst nach Zentralasien, in den Fernen Osten und nach Sibirien sowie in all die anderen Gegenden, bei deren Anblick ich Melancholie verspüre, aber plötzlich zutiefst berührt bin über eine Sentenz Maxim Gorkis "Tschechow hatte schöne Augen. Wenn er lächelte, wurden sie warm und zärtlich, wie die einer Frau. Und sein Lachen fast lautlos, war irgendwie besonders schön. Im Lachen genoss er das Lachen, freute sich daran. Ich kenne niemand anderen, der so- wie soll ich es sagen- spirituell lachen konnte, (Zitat: S. 235). Die Fotos von Tschechow dokumentieren, was Gorki im Hinblick auf diese Augen meinte. Solche Augen wirken tröstend beim Anblick des vielen Leids, das man auf dieser fotografischen Reise zur Kenntnis nehmen muss, wenn man bewusst hinschaut und sich nicht vom Prunk Sankt Petersburgs betören lässt.

 Empfehlenswert. 

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Rezension:Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949-1970 (Gebundene Ausgabe)

"Paradiese kann man nur selber machen, mit eigener Kreativität, in Harmonie mit der freien Kreativität der Natur." (Hundertwasser).

 Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Gegen den Strich- Hundertwasser, Werke 1949-1970", die vom 20. Oktober 2012 bis 17. Februar 2013 in der Kunsthalle Bremen gezeigt wird. Viele Originale, die im Katalog abgebildet sind, hatte ich das große Glück in Darmstadt im Rahmen einer Ausstellung auf der Mathildenhöhe bereits bewundern zu können. Das dürfte mittlerweile gut 10 Jahre her sein.

 Im vorliegenden Katalog wird gleich zu Beginn in einem sehr lesenswerten Essay Hundertwassers Werk und dessen Aktualität beleuchtet. Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Künstler ein wahrer Utopist gewesen ist, der extrem empfindsam war und dabei erfüllt von der Kunst und jenen Botschaften über Mensch, Welt und Natur, die er durch sein gesamtes Tun zu vermitteln suchte, (vgl.: S.12). Seine Werke vereinen drei entscheidende Grundelemente: die im Einzelnen genannt werden. Die Farben Hundertwassers transportieren den Betrachter in eine utopistische Sphäre, in der neue Dinge möglich sind. Bei allem aber wurzelt die koloristische Malerei dieses Künstlers bewusst in der Geschichte der Malerei von der Antike bis heute, (vgl.: S.14).

Seine Werke müsse man als beharrlichen Appell zur Versöhnung mit dem Dasein begreifen, so Fleck, das einen Umweg über unbekannte, dabei aber harmonische Formen nimmt und die Einzigartigkeit jedes menschlichen Wesens mit einer Kreativität unterstreicht, die sich unabhängig von jeder staatlichen oder medialen Macht entwickelt habe, (vgl.: S.19).

Das Werk des Künstlers wird von mehreren Themen durchdrungen. Welche es sind, erfährt man in dem Essay von Fleck natürlich auch und man wird auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich ab 1975 das Hauptaugenmerk auf die Architektur richtete. Doch diese Zeit ist nicht mehr Thema der Ausstellung.

Vorgestellt wird zunächst sein Frühwerk. Dazu hat man Gelegenheit den Ausstellungstext "Art Club" aus dem Jahre 1953 zu lesen. Dann erfährt man Näheres zu Hundertwassers Aufenthalt in Paris (1949-1960) und wird mit seinem kurzen Essay aus dem Jahre 1954 mit dem Titel "Die gerade Linie führt zum Untergang" vertraut gemacht, dem viele weitere Texte des Künstlers folgen, die dem Leser eine Vorstellung davon geben, welche Motive Friedensreich Hundertwasser in seinem künstlerischen Ausdruck bewegten.

Christoph Grunenberg hat zum "Spiralmaler Hundertwasser" einen Essay verfasst. Dazu sollte man wissen, dass die Spirale das zentrale Motiv von Hundertwassers Werke war. Die Wahl der Spirale als zentrales Formmotiv soll von eine gewisse Demut dieser Künstlerpersönlichkeit zum Ausdruck bringen, weil Hundertwasser sich auf diese Weise vorgegebenen natürlichen Formen, den Strukturen geometrischer Muster und dem Diktat der gegenständlichen Welt unterwirft, (vgl.: S.83).

 Man erfährt Wissenswertes zur Symbolik der Spirale, auch über deren Urgeschichte, bevor man eine Reihe bemerkenswerter Kunstwerke, die dem Thema Findung spiraloider Formen zugeordnet sind, kennenlernt.

Des Weiteren lernt man Hundertwasser als Vordenker der ökologischen Moderne kennen und kann sich in Kunstwerke der Zeit der Spirale vertiefen und auch solche der vegetativen Abstraktion, die mich am meisten ansprechen. Thematisiert werden ferner sein Aktionskunst und Manifeste bis 1970 und, Werke die der späten Gegenständlichkeit zuzuordnen sind. Dem Anhang schließlich sind biografische Daten bis 1970 zu entnehmen-

Empfehlenswert.

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Rezension:Mittelalterliche Stadtbaukunst in der Toskana

Der Autor dieses neu aufgelegten, vor rund 60 Jahren bereits erstmals erschienen Buches ist Wolfgang Braunfels, der bereits 1987 verstorbene langjährige Ordinarius für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilian-Universität München. Dort waren seine Forschungsschwerpunkte: die Kunst der Karolingerzeit, italienische Architekturgeschichte, abendländische Klosterbaukunst und die Geschichte der Urbanistik.

Die vorliegende Ausgabe hat der Architekt Stephan Braunfels auf den Weg gebracht.

Dieses Standardwerk zur Idee der Stadt als einheitlichem Bauwerk mit Mauern, Kirchen, Paläste, Straßen und Brücken ist von der Wissenschaft bis heute nicht überholt und zählt aus Sicht der Architekten zu einem der wichtigsten Lehrbücher der Stadtbaukunst.

Untergliedert ist es in sechs Kapitel. Bei diesen handelt es sich um: Die Staatstaaten der Toskana Die Mauer Straßen und Plätze Die Kirchen Die Profanbauten Die Stadtbaumeister.

Im Rahmen des ersten Kapitels wird man zunächst mit der Idee der Stadt vertraut gemacht. Sie ist ein Begriff aus der Antike, deren Gestalt sich durch Lebensformen bedingt, die sich in der Antike herausgebildet haben. Städtische Mauern waren einst die Hindernisse, an denen sich ihre Stürme brachen. Derjenige, dem sie sich öffneten, wurde zum Städter, wurde was die Toskana anbelangt, zum Italiener, (vgl.: S.20).

 In Italien gehörten Stadt und Land zusammen. Die Stadt soll dazu berufen gewesen sein, das Land zu beherrschen und nur unter ihrem Regime soll es auch wirklich gedeihen, (vgl.: S.25) Man lernt sie speziell als Bauwerk zu begreifen. So jedenfalls wurde sie auch über viele Jahrhunderte hinweg von den Malern dargestellt.

Über die Stadtmauern der Städte Pisa, Lucca, Florenz und Siena liest man Wissenswertes. Die Stadtmauer symbolisierte die Befreiung der Menschen von den Gefahren der Willkür, die auf dem Lande herrschte. Die Mauer schloss die Stadt als Bereich von Recht und Ordnung vor der rechtlosen Landschaft ab, (vgl. S.47). Man wird zum Bauverfahren, über die Bauhandwerker, die Baukosten, die Baumbeamten, das Baumaterial, die Baupläne und den Bauschmuck der Mauer informiert, so etwa Skulpturen von Heiligen, mittels derer man sich den Schutz des Himmels versicherte, (vgl.: S. 83).

Im Hinblick auf die Straßen und Plätze wird man mit dem toskanischen Ordnungsideal,  Rechtsbestimmungen, mit den Bereichen der Bauaufsicht, sogar mit Bausitzungen etc. vertraut gemacht, liest über Fassaden- und Platzgestaltung aber auch über das generelle architektonische Schönheitsideal, bevor man sich in die Architektur der Kirchen vertiefen kann. Lesenswert sind hier vor allem die Informationen zum Ideal der heiligen Stadt, auch die Bedeutung der Dome und der Kirchenfassaden. Natürlich wird man auch über die Bedeutung der Kuppel des Doms von Florenz aufmerksam gemacht, die das Sinnbild, vielleicht sogar das Wesen dieser Stadt ausmacht.

 Interessant zu lesen sind die Infos zu Türmen, Brunnen, Brücken und zum Palazzo Pubblico in Siena, wie auch zum Palazzo Vecchio in Florenz und die Gedanken über die Emanzipation des Ästhetischen, der sich auch in den Urteilen der Dichter über die Künstler spiegelte.

 Man lernt eine große Anzahl bedeutender Stadtbaumeister kennen, unter diesen befindet sich natürlich auch Brunelleschi, der erste Stadtbaumeister von Florenz, dessen Domkuppel ihn bis in alle Ewigkeit mit der Metropole und ihrer Schönheit verbindet.

 Auf den letzten Seiten hat man Gelegenheit sich anhand von Fotos einen visuellen Eindruck von verschiedenen Bauwerken in der Toskana zu verschaffen und wird fortan die mittelalterliche Stadtbaukunst in der fokussierten Region vor allem als Gesamtkunstwerk begreifen.

 Empfehlenswert.

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Rezension: Raffael- Zeichnungen

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Raffael.Zeichnungen", die vom 7. November 2012 bis 3. Februar 2013 im Städel Museum in Frankfurt und dort in der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung gezeigt wird.

Das Vorwort hat Max Hollein, der Direktor des Städel Museums, verfasst. Wie dort  eingangs erwähnt, erlebte die Zeichenkunst um 1500 in Europa einen denkwürdigen und folgenreichen Höhepunkt. Das Zeichnen auf Papier wurde zum Arbeitsinstrument, mittels dem die Künstler ihre bildnerischen Gedanken formten. Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael und Dürer waren meisterhafte Zeichner. Ihr zeichnerisches Werk wurde zur Grundlage ihres Schaffens, zur Spur ihres Denkens und zum Ausweis ihrer künstlerischen Größe.

Hollein hebt hervor, dass das Städel Museum mit elf eigenhändigen Werken des Künstlers den umfangreichsten Bestand in Deutschland besitzt und diesen der großen Kennerschaft von Johann David Passavant zu verdanken hat, der von 1840 bis 1861 Inspektor der Sammlung des Städelschen Kunstinstitutes war. Er hatte übrigens die erste, umfassende, im modernen Sinn wissenschaftliche Monografie über Raffael verfasst.

Normalerweise werden diese Zeichnungen nur auf Anfrage vorgelegt, weil sie sehr lichtempfindlich sind. In der Ausstellung ermöglichen die Zeichnungen dem Betrachter, die Entwicklung der Bildstrategien über den gesamten Zeitraum seines Schaffens zu verfolgen, das lässt Hollein nicht unerwähnt.

Dr. Joachim Jakoby befasst sich anschließend in seinem umfangreichen Betrag ausführlich mit Raffael als Zeichner und Erzähler, skizziert die Lebensstationen des Künstlers: Urbino, Florenz und Rom, um dann dem Leser die Technik und Funktion von Raffaels Zeichnungen näher zu bringen. Er thematisiert auch die Historienbilder, in denen Raffael den Höhepunkt eines Geschehens fixiert und sich auf nur einen Moment aus einer umfangreichen Ereignisfolge konzentriert. Die zeitliche Struktur des behandelten Ereignisses wurde mit unterschiedlichen Formen der Bildorganisation kontrolliert und die bildinterne Geschwindigkeit wurde geradezu unbegrenzt kontrolliert. Auf diese Weise, so Dr. Jakoby konnte schnelle Aktion, Hektik, Kampfwirbel oder ruhiger Vortrag ebenso ins Bild gebracht werden,  wie etwa die Kausalität eines konsekutiven Geschehens, (vgl.:S.35).

Man liest Wissenswertes über Raffaels Kunst im Allgemeinen und wird ausführlich über deren Ausdruck, deren Menschenbild und Bildform informiert, bevor Henry Keazor in seinem Beitrag sich dann - breit angelegt- mit der Bilderzählung Raffaels befasst. Dr. Martin Sonnabend berichtet daraufhin über die Anfänge des Städelschen Kunstinstitutes,  schreibt hier über Johann David Passavant, dem das Städel viel zu verdanken hat, nicht nur, aber auch die Raffael- Zeichnungen.

Anhand einer Chronologie hat man Gelegenheit, sich einen kurzen Überblick über das Leben Raffaels zu verschaffen. Dann folgt der Katalogteil. Ausführlich werden die 48 Zeichnungen erläutert und auch visualisiert, darunter auch die Frankfurter Zeichnung, eine Studie, die den Philosophen "Diogenes" auf den Treppenstufen der "Schule von Athen" zeigt. Es wird auch im Falle dieser Zeichnung  die Freske, für die der gezeichnete Diogenes eine  Ausschnittsstudie war,  in Kleinformat beigegeben, um die Zeichnung durch den entsprechenden Kontext besser zu verstehen.

Für mich, die ich heute die Zeichnungen in der Ausstellung sah, war es ein großes Vergnügen, mich nun am Schreibtisch erneut mit den einzelnen Motiven zu befassen. Raffael fasziniert mich, immer und immer wieder. Durch die Zeichnungen begreife ich die Entwicklung der bildnerische Erzählkunst, die die europäische Malerei über Jahrhunderte prägte, ein wenig mehr.

Empfehlenswert..

Rezension:Paul Klee (Gebundene Ausgabe)

„Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler." (Paul Klee).

Der vorliegende, reich bebilderte Kunstband ist dem Leben und Werk des Malers, Grafiker und Kunsttheoretikers Paul Klee (1879-1940) gewidmet, der einer der bedeutendsten Künstler des 20 Jahrhunderts ist.

 Das Buch ist in sieben große Abschnitte aufgeteilt.

 -Kindheit und Jugend, 1879-1906
-München und Begegnung mit der Avantgarde 1907-1914
 -Kriegszeit und Durchbruch zum Erfolg, 1915-1920
-Lehrer am Bauhaus Weimar, 1921-1924
 -Meister der Gegenwartskunst, 1925-1931
-Wechsel nach Düsseldorf und Machtergreifung der Nationalisten, 1931-1933
 -Erste Jahre der Emigration in Bern, 1934-1936
-Die letzten Schaffensjahre, 1937-1940

 Der Kunstband wurde vom Zentrum Paul Klee in Bern herausgegeben. Die umfangreichen Texte stammen von Christine Hopfengart, Michael Baumgartner u.a.

Gleich zu Beginn erfährt man übrigens von der Musikerziehung Paul Klees und der Förderung der bildnerischen Anlage seitens seiner Familie. Sein Studium im München kommt zu Sprache und seine Gemütsverfassung in jener Zeit, auch der Abbruch seines Studiums und seiner Reise nach Italien. Von seinem sechsmonatigen Aufenthalt sind bloß drei Zeichnungen mit satirischem Inhalt erhalten geblieben und seine wertvollste künstlerische Erfahrung, die er während seines Italienaufenthaltes machte, soll nicht eine bildnerische, sondern vielmehr die Entdeckung der Architektur als Richtmaß allen künstlerischen Tuns gewesen sein, (vgl.: S.37).

 Man liest von seinen Radierungen in jenen Jahren und seinem Versuch nach einer freieren Linie, erfährt auch, dass der Künstler sich mehrere Jahre ausschließlich mit der menschlichen Figur und Physiognomie auseinandergesetzt hat und sich nach misslungenen Versuchen in der Landschaftsmalerei um die Jahrhundertwende erneut an die bildnerische Auseinandersetzung mit der Natur herantastete, (vgl.: S.42).

In der Folge dann erfährt man viel Wissenswertes über den Künstler, seinen Freundeskreis und seine Familie, die er gründete, um schließlich dann von dem entscheidenden Ereignis am 8. Oktober 1911 zu lesen, das seine weitere Laufbahn verändern sollte.

Damals nämlich lernte Klee Wassily Kandinsky kennen und mit ihm das Künstlerkollektiv der Blauen Reiter, über das man im Buch sehr gut informiert wird. Nicht unerwähnt bleibt in diesem Zusammenhang seine Tunisreise, die er gemeinsam August Macke und Louis Moillet unternahm, aber auch weitere Quellen der Inspiration werden genannt. Thematisiert wird seine Auseinandersetzung mit dem Kubismus und man hat die Chance viele seiner Gemälde kennen zu lernen. Auch über die Zeit im ersten Weltkrieg wird man informiert und natürlich auch darüber, dass der Künstler 1920 durch Walter Gropius ans Bauhaus Weimar berufen wurde.

Es führt zu weit auf die Einzelheiten in Klees Leben an dieser Stelle einzugehen. Festhalten möchte ich aber, dass mir gefällt, dass in diesem Buch Zusammenhänge aufgezeigt werden, man beispielsweise über das Bauhaus im Allgemeinen oder auch über die Kunstszene Schweiz der 1930er Jahre und anderes mehr unterrichtet wird, um so den Künstler in seiner Zeit und seine Entwicklungsstufen besser begreifen zu können.

Zu den auffallenden Merkmalen seines Spätwerkes zählen der Charakter der Privatheit und die Verinnerlichung, ein Rückzug von der äußeren Realität, (vgl.S. 303). Ob nun die letzten Werke oder doch frühere es sind, die mich besonders ansprechen, hängt oft von meiner Stimmungslage ab. Derzeit gefällt mir der "Südliche Garten" am meisten, aber ich schätze zeitgleich auch sein Werk mit dem Titel "Grenzen des Verstandes", 1927/28, an die wir gerade auch bei Bildbetrachtungen denken sollten, weil hier ein Erkennen nur möglich ist, wenn man sich mit all seinen Sinnen in ein Bild hinein begibt und auf diese Weise vielleicht auch das zu sehen in der Lage sind, was sich dem rein intellektuellen Blick entzieht.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Identical: Portraits of Twins - Martin Schoeller

"Identical –Porträts of Twins" des Fotografen Martin Schoeller ist ein wirklich faszinierender Bildband, der eine Vielzahl von Konterfeis eineiiger und mehreiiger Zwillinge zeigt, die der Künstler mittels seines "Clos-up-Stils" einer genaueren Betrachtung unterzieht.

Die Gesichter der Zwillingspaare sind diesem Stil entsprechend aus unmittelbarer Nähe aufgenommen und werden für den Betrachter jeweils nebeneinander positioniert. Dem Fotografen gelingt es durch diese Methode, die Prinzipien, die die Gleichheit und Unterschiede definieren, infrage zu stellen.

Kein Mensch gleicht wirklich einem anderen 100 %, dies wird beim Analysieren der Fotos sofort klar. Die Augen als Spiegel der Seele sind niemals identisch mit denen eines anderen, selbst bei Zwillingen im Kindesalter nicht. Auch die Lippen sind niemals wirklich deckungsgleich und ältere Zwillingspaare werden sich durch die Befindlichkeitsfalten ohnehin immer unähnlicher. Das machen die Bilder auch deutlich.... Wer Zwillinge verwechselt, guckt nicht richtig hin.

 Mag zwar die Augen- und Haarfarbe identisch sein, ist es der Gesichtsausdruck nie, auch nicht die Anordnung der Pigmentflecken. Die Form der Nase und der Ohren sind offenbar auch niemals deckungsgleich, es gibt immer nur Annäherungen, mehr nicht.

 Die optische Individualität bleibt selbst bei eineiigen Zwillingen gewahrt.

 Ein interessantes Buch, das verdeutlicht, dass jeder Mensch einzigartig ist. Eine erfreuliche Botschaft, wie ich meine.

Der künstlerische Aspekt der Aufnahmen besteht meines Erachtens darin, Realität unbeeindruckt abzubilden und auf diese Weise eine Fiktion auszuräumen. Schoeller ist ein Geburtshelfer einer Wahrheit, die gewiss nicht jedem schmecken wird. 

Empfehlenswert.

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Rezension: Grand Interiors- Massimo Listri

Der 1953 geborene Fotograf Massimo Listri zeigt im vorliegenden Bildband einzigartige Fotos von Innenräumen berühmter Schlösser und Paläste, Villen, Museen und Galerien sowie Bibliotheken.

Listri war auf seiner Reise durch Europa fasziniert von den Schlössern und Palästen, die ihn zu den wunderschönen Aufnahmen inspirierten. Gefesselt war er von der Weitläufigkeit der Barockräume und von der Reinheit der klassischen Akzente, wie man liest, von den kaum greifbaren Perspektiven demnach. Des Weiteren begeisterte ihn die Möglichkeit, Details zu inszenieren und Abwesenheit zu dokumentieren, (vgl.: S. 4).

Bei den gezeigten Innenräumen der Villen hält der Fotograf "Eine Lobrede auf verflossene Zeiten und ungelüftete Geheimnisse", (vgl. S. 118), während er  in den Museen und Galerien, zu einem Zeitpunkt, wo die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, einen privaten Blick auf diese Orte schenkt, „einen Blick für die Ewigkeit, der Einsamkeit voraussetzt“, (vgl.: S.130).

Die Einblicke in berühmte höfische und klösterliche Bibliotheken schließlich sind das Leitmotiv für Listri. Auch bei diesen Fotos ist die Kunst der Abwesenheit klar erkennbar. Die Bilder umfassen jeweils eine Doppelseite und werden im Index auf den letzten Seiten des Buches jeweils in englischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache näher erläutert.

Mein ganz großes Interesse gilt natürlich den Bibliotheken, die mit einer Innenansicht der „Alten Bibliothek der Abtei Ottobeuren“ ihren Anfang nehmen. Hier liest man, dass der Ursprung dieser Bibliothek, im 8. Jahrhundert liegt. Damals wurde das Benediktinerkloster gegründet. Im 18. Jahrhundert dann erhielt  die Bibliothek aufgrund des barocken Stucks und der Deckenbilder ihr heutiges Aussehen. Wie man erfährt, umfasst diese  Räumlichkeit mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln aus der ersten Zeit des Buchdrucks und Folianten, (vgl.: S. 232).

 Der Fotograf war natürlich auch in der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar. Diese wurde im 17. Jahrhundert gegründet und ist die Institution eines bedeutenden Archivs der Weimarer Klassik. Goethe war dort eine Weile lang sogar Bibliothekar, (vgl. S. 236).

Es führt zu weit, im Rahmen einer Rezension alle Orte hier aufzulisten, an denen Listri die Bilder aufnahm. Festgehalten werden kann, dass es Freude macht, sich in die einzelnen Fotos zu vertiefen und zu begreifen, was dem Betrachter hier seitens des Fotokünstlers entgegengebracht wird. Räume in ihrer Gesamtheit so zu zeigen, wie Listri dies tut, ist nicht einfach. Er schafft es immer das Wesentliche zu fokussieren und den Blick des Betrachters dorthin zu lenken, den er  für bemerkenswert hält.

Die Räume sind so abgelichtet, dass man meinen könnte, man sei dort. Fasziniert hat mich nicht zuletzt ein Foto des Spiegelsaals von Chateau de Versailles, mit den vielen Lüstern, die einstmals mit Wachskerzen versehen für die Beleuchtung des Raumes sorgten. Es muss stets sehr warm gewesen sein.

Den vielen Bilder mit wundervollen Skulpturen in repräsentativen Räumen, all dem Schönen, was über die Jahrhunderte bewahrt werden konnte, wird in diesem Buch gehuldigt. Da man leider nicht überall hinreisen kann, bietet Massimo Listri Einblicke in Räumlichkeiten, die man auch  aufgrund der Bildbetrachtungen niemals vergessen wird.

Sehr empfehlenswert für Menschen, die das Schöne lieben.

Fotos: Massimo Listri

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