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Rezension: Kann ich das auch?- 50 Fragen an die Kunst-Kolja Reichert-Klett-Cotta


Der Autor dieses Buches, Kolja Reichert, erhielt 2012 den Preis für Kunstkritik der deutschen Kunstvereine und der Art Cologne. 2018 verlieh ihm die Berliner Akademie der Künste den Will-Grohmann-Preis. 

In seinem Buch stellt er 50 Fragen an die Kunst, die er alle detailliert beantwortet. Dabei lautet die erste Frage "Warum soll man dieses Buch lesen?"  Seine Antwort macht neugierig. 

Man muss das Werk nicht zwingend chronologisch lesen, sondern kann sich die Fragen herauspicken, die man vorrangig beantwortet wissen möchte. Vielleicht möchte man erst einmal etwas Grundsätzliches erfahren und lässt sich von Reichert deshalb aufklären, worum es in der Kunst geht. Hier erfährt man u.a., dass gelungene Kunstwerke eine Perspektive schaffen, einen Abstand, aus dem heraus man auf die Gegenwart und das eigene Leben blicken kann. Ein nicht uninteressanter Ansatz.

Impulse gibt es zu Hauf. Neugierig macht die Frage, was der Unterschied zwischen einem Kunstwerk und einem Buch darstelle und bemerkenswert sind die Betrachtungen im Hinblick auf Frage "Wie entsteht ein Werk?" Hier auch erfährt man, dass etwas wirklich Neues, Einzigartiges zu machen, unfassbar schwierig sei, sofern es alle bestehenden Maße hinter sich lasse. Da kann man nicht widersprechen. 

Gefallen hat mir auch ein Gedanke, im Rahmen der Antwort "Kann man Kunst lernen?" Da liest man, dass Kunst auf unendlich vielen Disziplinen beruhe, die es sich zu beherrschen lohne. Selbst jedoch sei sie keine Disziplin. Wenn, dann sei sie eine Disziplin, die darin bestehe, jede andere Disziplin hinter sich zu lassen und sich eine eigene Disziplin zu erfinden. 

Geld wird thematisiert, auch Kriminalität und es wird der Frage nachgegangen, wie frei die Kunst eigentlich ist. 

An einer Stelle im Buch, las ich die wunderbaren Sätze "Mit der Kunst fängt die Veränderung an. Was wir wahrnehmen und wie wir es wahrnehmen, das alles sind Echos von Kunst, die Energie der Brennstäbe, die in unseren Museen, Büchern oder Wohnungen glühen, wenn wir uns in sie vertiefen. Gute Werke verlassen einen nicht. Sie werden zu Orientierung, die Menschen am Leben hält, wenn sie durch die schlimmsten Krisen gehen." Ja, stimmt.

Weiter liest man dann "Auf Bildern, Romanen und Musik bauen Politik und Wissenschaft auf. Denn Künste schüren unsere Neugierde und formen die Fragen, die wir an die Welt stellen. Ohne Kunst laufen Politik wie Wissenschaft leer und reproduzieren nur, ohne verstehen zu können, was sie reproduzieren. Nur mit ästhetischer Freiheit kann es wirkliche Freiheit geben, denn nur sie lässt verstehen, wozu man frei sein möchte und wo die Freiheit einzelner in geteilte Freiheit übergeht. Jede Gesellschaft braucht deshalb das Spielbein der Künste." Dem ist nichts hinzuzufügen. 

Befassen wir uns also mit Kunst und den 50 Fragen, die Kolja Reichert diesbezüglich stellt. Vielleicht versucht man die Fragen erst einmal selbst zu beantworten, um zu erkennen, welche Bereicherung die klugen Antworten des Autors sind. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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