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Rezension: Gaudi- Das vollständige Werk- Rainer Zerbst- TASCHEN


Dieser wundervolle Bildband befasst sich mit dem Leben und Werk des spanischen Architekten Antoni Gaudi (1852-1926), der sich als junger Mensch der katalanisch-nationalen Bewegung anschloss und der Kirche gegenüber sehr kritisch war. 

Dr. Rainer Zerbst schreibt in der Einleitung, dass Gaudi als Student neben den theoretischen Studien in Seminaren und am Reißbrett in den Büros von Architekten in Barcelona Wissenswertes erlernte und seinen Professoren aufgrund seiner Eigenwilligkeit auffiel. Insofern wundert es auch nicht, dass er recht bald schon die Pfade der schulmäßigen Architektur verließ. Gaudi hat nichts von Stilreinheit gehalten, liest man, sondern er ließ sich von Bauten vergangener Zeiten inspirieren. 

Nach einem kurzen Intermezzo strenger, gotikähnlicher Bauten entwickelte er ungehemmt seinen persönlichen Stil und entfernte sich immer weiter von jeglicher Imitation. Seine Aufträge erhielt der junge Architekt zumeist durch private Kontakte.

Im vorliegenden Buch lernt man im Rahmen von 16 Kapiteln Arbeiten des Meisters kennen. Diese sind nach ihrem Entstehungsdatum geordnet. Zunächst  kann man sich in die die "Casa Vincens" vertiefen, die sich wie ein  Märchenschloss aus "Tausendundeiner Nacht" vor den Besuchern der "Calle de les Carolines 24" in Barcelona erhebt. Hier vereint Gaudi spanisch bürgerliche und alte jahrhundertelange arabische Tradition und macht etwas Eigenes daraus. Der Reiz der Ornamente an den Außenfassaden setzt sich im Inneren fort und lässt den Betrachter immerfort staunen. 

"El Capricho", erbaut zwischen 1883-1885, ist der Versuch, das Mittelalter, die Blütezeit Kataloniens mit der Anmut orientalischer Residenzen zu verbinden. Das Gebäude kann man in einem kleinen grünen Areal in Comillas bei Santander bewundern. Hier ist die architektonische Struktur noch freier und verspielter. Das Zentrum bildet eine Art Wintergarten, um den sich wie Zusätze weitere Räume gruppieren. 

Es folgen in der Präsentation die "Finca Güll" und der "Palacio Güll". Beide Objekte kann man in Barcelona bestaunen. Dabei erwartet den Besucher des Palastes die größte Überraschung auf dem Dach, wo sich ein farbenfroher Wald aus keramikverkleideten Kaminen, Luftaufsätzen und einem zentralen Turm erhebt. Für Gaudi sei das Dach stets das wichtigste Element gewesen. Hier entfaltete er zumeist die größte Fantasie, wie man sich im  Buch immer wieder überzeugen darf. 

Vorgestellt werden des Weiteren der "Bischofspalast" in Astorga, das "Colegio Teresiano" in Barcelona, die "Casa de Los Botines" in León, die "Bodegas Guell" in Sitges, die er für seinen Mäzen erstellte. Zu bewundern ist außerdem die "Casa Calvet", sie entstand zwischen 1898-1904 in Barcelona. Sie ist eines der konventionellsten Gebäude des Meisters und die einzige Arbeit, die von offizieller Seite Anerkennung fand. Noch zu sehen gibt es im Rahmen dieser großartigen Werkschau, Außen- und Innenansichten der "Krypta Colonia Guell", auch die "Torre Bellesguard" in Barcelona und schließlich auch der "Park Guell" im Nordwesten der Stadt, der eigentlich eine Gartenstadt werden sollte, aber heute ein Erholungszentrum der Bevölkerung Barcelonas ist. 

Dann lernt man durch Bilder und erläuternde Texte die "Casa Batlló"  und "La Pedrera"  in Barcelona kennen und fühlt sich teilweise ein wenig erschlagen von der Fantasiewelt Gaudis, die man nur häppchenweise wirklich genießen kann. 

Die berühmte "Sagrada Familia" in Barcelona mit ihren wunderschönen Kirchenfenstern wird ebenso ausführlich beleuchtet wie die "Schule der Sagrada Familia". Dabei ist die "Sagrada Familia"  das  meist besuchte Bauwerk Spaniens und zählt mit sechs weiteren seiner Bauten zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Im Anhang  dann erhält man einen Überblick über das vollständige Werk Gaudis, dem sich  in eine Kurzbiografie des Künstlers, sowie die Bildnachweise und die Bibliografie anschließen. Ein Lageplan der Gebäude rundet das wunderbare Werk ab, das durch neue Fotos, historische Aufnahmen und durch von Gaudi selbst angefertigte Zeichnungen und Pläne außerordentlich besticht. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Rita de Muynck- Reframing- Klinkhardt&Biermann


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung #Rita_de_Muynck- #Reframing, die  jetzt im Herbst 2019 im #Kallmann_Museum in Ismaning gezeigt wurde. 

Präsentiert wurden Werke der Künstlerin aus den Jahren 2014-2019. 

Herausgeberin des Katalogs ist Karin Sager, die  neben Rasmus Kleine für die eloquenten Texte im Buch zuständig ist und des Weiteren drei Gespräche mit  der flämischen Malerin Rita de Muynck geführt hat, die man in der Publikation nachlesen kann. 

Die Künstlerin nimmt in dieser Ausstellung die Besucher mit auf eine beeindruckende Reise und zeigt andere Formen des Kunsterlebens auf. Dabei stammt der Begriff "Reframing" für die Ausstellung aus der Psychologie. Er umschreibt die Fähigkeit, gedankliche Bezugssysteme, Rahmen und Kontext einer Situation oder eines Geschehens durch Perspektivwechsel umzudeuten. 

Auf die Kunst übertragen bedeutet dies, unsere Sicht zu erweitern und neue Vorstellungen als auch Deutungsmöglichkeiten zu entwickeln und zuzulassen. Bilder, die uns bewegen, schreibt Rita de Muynck, sind oder waren für uns von besonderer Bedeutung. Das gelte bei der Betrachtung von Kunst sowohl für angenehme wie auch zunächst für beunruhigende oder negative Empfindungen und genau da beginne der Prozess des "Umrahmens", des  "reframings". 

Bei längerer Betrachtung setzt eine tiefere Wahrnehmung des Kunstwerks ein, so aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung und dies erlaube neue oder veränderte Zuordnungsmöglichkeiten, auch das Aushalten von Widersprüchen. Das im Reframing gefundene eigene Bild, erschaffe neue Realitäten. 

In der Ausstellung und im Katalog zeigt die Künstlerin Bilder, die unter verschiedenen Bedingungen entstanden sind. Dabei hörten die Besucher der Ausstellung zu den Werken, die bei Musik entstanden sind, die Stücke, die der Bildgestaltung zu Grunde liegen. Auf diese Weise konnten Wahrnehmungen des Werkes angeregt werden, die mit dem Ursprungsbild korrespondieren. Wie man erfährt, haben Teilnehmer solcher Versuche berichtet, dass sie bislang ihnen unbekannte ästhetische Erfahrungen gemacht haben, sie sprachen von intensiven emotionalen Reaktionen und sogar von synästhetischem Erleben.

In der Ausstellung im Kallmann-Museum gehörten Text, Musik und Exponate unmittelbar zusammen. Im Katalog allerdings kann man sich auch unabhängig von all diesem in die präsentierten Werke der flämischen Malerin vertiefen. So etwa in ihr Werk "Baum bei Kochel".

Rita de Muyncks  zentrales Anliegen besteht darin. Erinnerungen freizulegen, denen im Fall des Bildes "Baum bei Kochel" ein reales Erleben vorausgeht.

Es ist empfehlenswert, sich in die mit Karin Sager geführten Gespräche zu vertiefen, um das Anliegen und die Bilderwelt der Künstlerin besser zu verstehen. 

Ihr Bemühen, mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen leichtere Zugänge und Vorgehensweisen im Bereich der Kunstwahrnehmung und Kreativität zu entwickeln, finde ich höchst spannend und empfehle das vorliegende Buch allen, die an einem neuen Kunstverständnis interessiert sind und  sich mit den Werken der Künstlerin auseinandersetzen wollen 

 Helga König

Rezension: Inspiration Matisse- Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Inspiration Matisse", die vom 27. September 2019 bis 19. Januar 2020 in der Kunsthalle Mannheim gezeigt wird. 

Die Kuratoren Peter Kropmanns und Ulrike Lorenz haben das Vorwort verfasst, dem eine Vielzahl von Essays unterschiedlicher Autoren folgt, die für die Bilderschau die aufklärende Basis liefern, 
Henri Matisse  mit einer großen Ausstellung zu würdigen. Dabei wird einerseits seine Entwicklung vom Frühwerk bis zur progressiven Position des vierten Rückenakts 1930 vor Augen geführt, zudem wird der historische Kontext verfolgt, indem die Kunst von Matisse in Deutschland prägend wurde.

Die monografisch beginnende und  so auch endende Ausstellung ist ausgezeichnet durch drei konzentrische Erweiterungen. Die erste ist den französischen Künstlerfreunden gewidmet. Sie haben während der Zeit des Fauvismus von Matisse Impulse empfangen, wohl auch an ihn weitergegeben. Die zweite beleuchtet die deutsche Avantgarde der Brücke und der "Neuen Künstlervereinigung" in München. Diese war die Keimzelle des "Blauen Reiters". Der dritte Exkurs präsentiert bedeutende deutsche Künstler, die in den Jahren 1908-1910 als Schülerinnen und Schüler der "Académie Matisse"  in Paris in enger Tuchfühlung zur Theorie und Praxis des Franzosen standen. 

Die Essays beginnen mit einer Betrachtung der frühen Jahre des Künstlers und werden fortgesetzt mit der Erfahrung des Fauvismus und der Erprobung der Mittel. Bilder und auch Skulpturen werden gezeigt, nicht nur von Matisse. Auffallend ist die Farbähnlichkeit bei Matisse und Maurice de Vlaminck auf zwei gezeigten Gemälden mit unterschiedlichen Motiven und diese Farbverwandtschaft setzt sich auf Bildern anderer Maler, so auch bei André Derain fort. Hintergründe dazu kann man in einem Essay nachlesen. 

Holzschnitte werden präsentiert, bevor man in Essays noch mehr über den Künstler und sein Werk in Erfahrung bringen kann, nicht zuletzt über die deutschen Expressionisten und Matisse. 

Unmöglich im Rahmen der Rezension auf die umfangreichen Essays inhaltlich näher einzugehen, lohnenswert sind die Texte allemal. Unglaublich beeindruckend auch sind die Aktaufnahmen, so etwa von August Macke oder George Braque, auch von Max Pechstein und natürlich von  Henri Matisse. 

Die Betrachtung von allem, die Stillleben…. beeindruckend. Doch überwältigend sind die Gemälde von Hans Purrmann, die er im Süden Frankreichs gemalt hat. Diese Farben! Eine Hommage an das Licht dort.  

Das Buch hat viel zu bieten, klärt auch über den Bildhauer Matisse und über anderes mehr auf.

Die Vita des Künstlers ist zum Schluss chronologisch aufgelistet. Hier auch kann man weitere Künstlerviten in Kurzform lesen und zwar von Künstlern, die in der Ausstellung gezeigt werden. Unter diesen Hans Purrmann, der Mitbegründer der Académie Matisse war.

Mit Herausgeber- und Autorenviten endet das wunderbare Werk dann schließlich, das ich sehr gerne weiterempfehle. 

Helga König

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Rezension: Making van Gogh- Herausgeber: Alexander Eiling und Felix Krämer- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung- "Making van Gogh- Geschichte einer deutschen Liebe", die vom 23. Oktober 2019 bis zum 16. Februar 2020 im Städel Museum in Frankfurt /Main gezeigt wird.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Entstehung des "Mythos van Gogh" um 1900 und des Weiteren die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland. Dabei ist die Ausstellung mit 50 zentralen Arbeiten van Goghs die umfangreichste Präsentation mit Werken dieses Künstlers in Deutschland seit rund 20 Jahren.

Thematisiert werden die spezielle Rolle, die Galeristen, Museen, Privatsammler und Kunstkritiker in Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts, für die die posthume Rezeption van Goghs als "Vater der Moderne" bedeutsam war.

Etwa 15 Jahre nach seinem Ableben wurde der niederländische Künstler hierzulande als Vorreiter der modernen Malerei  schon wahrgenommen und so wurden denn auch sehr bald  bereits seine Werke gesammelt. Zugleich begannen deutsche Künstler und Künstlerinnen sich intensiv mit seinen Werken zu befassen. Insbesondere wurden van Goghs Malerei zum Vorbild und zur speziellen Inspirationsquelle, ohne die die Entstehung der Moderne in Deutschland undenkbar wäre.

Das Vorwort des Katalogs hat Philipp Demandt verfasst. Er ist Direktor des Städel Museums, der hier bereits auf die erhellenden Essays im Buch hinweist. Diese stammen von Heike Biedermann, Alexander Eiling, Alina Happ, Anna Huber, Joachim Kaak, Stefan Koldehoff, Felix Krämer, Iris Schmeiser, Elena Schroll und Philipp von Wehrden,  sind wirklich sehr lesenswert und unumgänglich zum  tieferen Verständnis  von "Making van Gogh".

Die Ausstellung erzählt in drei großen Kapiteln von der Entstehung und Wirkung des "Mythos van Gogh" in Deutschland. Bei diesen Kapiteln handelt es sich um

 1. Mythos
 2.Wirkung
 3. Malweise

Dazu erfährt man im vorliegenden Werk sehr viel Wissenswertes. Zu sehen und im Katalog abgebildet sind neben 50 beeindruckenden Werken van Goghs 70 Werke deutscher Künstler, die von van Gogh inspiriert wurden. Unter diesen Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münther, Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauer und Elsa Tischner von Durandt.

Es führt zu weit, an dieser Stelle auf die Essays näher einzugehen. Erhellend und dabei spannend zu lesen sind sie allemal.

Es ist übrigens eine spezielle Maltechnik, die zu van Goghs Markenzeichen wurde und die den größten Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen in Deutschland hatte. Dabei handelt es sich um einen lebendigen Pinselduktus und einen pastosen Farbauftrag. Kurz gesetzte und unverbundene Pinselstriche überziehen hierbei die Bildfläche. Dadurch wird das Motiv von einem übergeordneten Rhythmus gewissermaßen durchpulst. Hierbei tritt die stoffbeschreibende Funktion der Malerei gegenüber dem Malvorgang in den Hintergrund.

Gemälde dieser Art von van Gogh, aber auch von anderen Malern werden gezeigt, so auch ein sehr beeindruckendes, sonnendurchflutetes Gemälde von Theodor von Brockhusen mit dem Titel "Sommerlandschaft bei Kaiserswaldau". Wie man erfährt, war die Sonne für van Gogh ein lebenspendendes, hoffnungsvolles Symbol, das ihm in schweren Zeiten Zuversicht schenkte. Im Gegensatz zu ihm interpretierten zahlreiche Vertreter des deutschen Expressionismus die Sonne als als apokalyptisches Zeichen einer sich anbahnenden Katastrophe. 

Alles in allem ein gelungener Katalog zu einer Ausstellung, die ich mit großem Interesse besucht und deshalb mit noch größerer Freunde nun den Katalog dazu rezensiert habe. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Rembrandt. Sämtliche Gemälde -Volker Manuth, Marieke de Winkel, Rudie van Leeuwen-TASCHEN

Dieser Prachtband aus dem Hause #TASCHEN mit dem Titel "#Rembrandt" ist ein Werk der Autoren: Dr. Volker Manuth, Dr. Marieke de Winkel und Dr. Rudie van Leuwwen. Er wurde anlässlich des 350. Todestages  des Künstlers auf den Weg gebracht und präsentiert 330 Gemälde Rembrandts.

Dr. Volker Manuth studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Klassische Archäologie in Kiel, Bonn und Berlin und lehrt seit 1995 an verschiedenen Universitäten Kunstgeschichte, derzeit in Nimwegen/Niederlande. 

Dr. Marieke de Winkel studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Amsterdam und Kunstgeschichte in London und Dr. Rudie van Leuwwen studierte Kunstgeschichte in Nimwegen. Gemeinsam mit Volker Manuth war er Initiator und Mitarbeiter des Rembrandt Documents Project.

Wie man eingangs bereits erfährt, besteht Rembrandts umfangreiches Oevre aus Gemälden, Zeichnungen und Radierungen. Im vorliegenden Werk werden  seine Gemälde fokussiert. Dabei macht der Umfang des Buches eine Beschränkung in der Länge der Katalogeinträge erforderlich. Sie liefern nicht selten eine Synthese des Forschungsgegenstandes zu den Gemälden, wobei der Schwerpunkt nicht auf der Zuschreibungsproblematik liegt. Der Leser bekommt aufgrund der Auswahl der relevanten Literatur die Chance, mehr Informationen zu erhalten und weitere Forschungsmeinungen über die Werke zu konsultieren. Auf ausführliche Angaben zur Herkunft der Gemälde ist aus Platzgründen verzichtet worden. 

Untergliedert ist das Werk in die Kapitel:  
Rembrandts Anfänge in Leiden 1606-1631 
Amsterdam 1631-1639 
Illusionismus und Neuorientierung 1640-1651 
Rembrandts Spätwerk 1652-1669 
Katalog der Gemälde 
Anmerkungen, Konkordanz, Literaturverzeichnis, Register

Jedes Kapitel enthält eine Fülle großformatiger Bilder, manchmal aufklappbar, die im Katalog der Gemälde ausführlich beschrieben worden sind. Dazu kommen Texte, die sich sehr detailreich mit seiner Biografie befassen. 

Zunächst wird Rembrandts familiärer Hintergrund beleuchtet. Hier erfährt man, dass er aus einer Familie von wohlhabenden Malzmüllern stammt und das zweitjüngste von zehn Kindern war. Er war der Erste in der Familie, der eine Uni besuchen konnte und wurde im Mai 1620 in Leiden eingeschrieben. Allerdings durchkreuzte er die Pläne seiner Eltern und entschied sich eine Lehre als Maler zu absolvieren. Seine Wahl fiel auf Jacob Isaacsz van Swanenburg. Bei ihm lernte er die material- und maltechnischen Grundbegriffe des Metiers kennen. 

Von größerer Bedeutung für Rembrandts Weiterentwicklung war seine Zeit bei Pieter Lastmann, sein zweiter Lehrmeister, ein Historienmaler. Historische Gemälde, über die man Näheres erfährt, sind die frühesten erhaltenen Werke Rembrandts. 

In Leiden gründete Rembrandt Mitte 1620 eine eigene Werkstatt. Dort unterrichtete er bald auch Schüler. Man liest, dass er in jener Zeit sich auf eine neue Art des Gemäldes spezialisiert hatte: den Charakterkopf. Diese sind selten kleinformatige Bilder und wurden "Tronie" genannt. Auch über seine frühen Selbstporträts wird man unterrichtet und kann entsprechende Bilder bewundern. Eine Reihe von Gemälden aus jener Zeit mit kirchlichen Motiven werden gezeigt. Sehr berührend ist das Gemälde "Der Prophet Jeremia trauert über die Zerstörung von Jerusalem", das großformatig vorgestellt wird. Neugierig machen "Das Gleichnis vom reichen Toren" und seine vielen Selbstporträts. Hier will man mehr wissen und erhält die Chance im Buch, sich  kundig zu machen.

Im zweiten Abschnitt werden die Jahre zwischen 1631- 1639 in Amsterdam fokussiert. Das war Rembrandts fruchtbarste Schaffensperiode. Zu dieser Zeit begann er das Helldunkel in den Dienst sachlicher Gegebenheiten zu stellen und reduziert bestimmte themenverdeutlichende Bildelemente. Seinen künstlerischen Erfolgen entsprach seine glückliche persönliche Situation. 1634 heiratete er die wohlhabende Saskia van Uylenburg. In jener Zeit  hatte der Maler große materielle Einnahmen. Doch es kam wegen seiner Haushaltsführung und finanziellen Fehlgriffen zu einer stetig wachsenden Verschuldung. Als seine Frau 1642 verstarb, gab es eine Zäsur in seiner Biografie. 

Es war nämlich zugleich das Jahr, als seine "Nachtwache" entstand, die einen Stilwandel bedeutete. Es geht um die Verlagerung der äußerlichen Aktivitäten in die innerliche Gespanntheit eines Geschehens oder einer Einzelfigur. Dies ist das dritte Kapitel, mit der Überschrift "Illusionismus und Neuorientierung". Beeindruckende Gemälde, auch Landschaftsbilder gibt es in dieser Periode zu bewundern, auch Bildausschnitte, die die Fähigkeiten dieses Künstler unterstreichen. Sehr schön sind die Selbstporträts und überaus beeindruckend das Gemälde "Lesende alte Frau. Prophetin Hanna".

Man liest über berühmte Vorbilder Rembrandts, genannt werden Albrecht Dürer und Lucas van Leyden und kann sich erneut in Bilderwelten vertiefen, die Seite für Seite staunen machen. Natürlich kommt auch Rembrandts Spätwerk 1652-1669 zur Sprache und in diesem Zusammenhang seine immer herber werdenden finanziellen Schwierigkeiten. Spontan fällt einem dabei Mozart ein.

Bedeutende Aufträge erhielt der Künstler bis zuletzt. So entstand 1653 das Werk "Aristoteles mit der Büste Homers". Rembrandt starb mit 63 Jahren, malte aber bis zu seinem Lebensende, wie unvollendete Werke verdeutlichen. 

Die Erläuterungen zum Katalog der Gemälde in der Folge  ist untergliedert in:

Altes Testament 
Neues Testament 
Religiöse Einzelfiguren 
Mythologie 
Antike Geschichte und Einzelfiguren 
Allegorien 
Ungedeutete Historie 
Tierstücke und Stillleben 
Landschaften 
Selbstporträts 
Männliche Einzelporträts
Weibliche Einzelporträts 
Pendantporträts 
Gruppenporträts 
Männliche Einzelfiguren und Tronies 
Weibliche Einzelfiguren und Tronies

Es lohnt, sich hier immer wieder über einzelne Werke zu informieren. 

Das Literaturverzeichnung zum Schluss verdeutlicht nochmals, welcher Arbeitsaufwand nötig war um das kolossale Werk zu realisieren. Ein Jahrhundertbuch. Großartig. Chapeau! 

Maximal empfehlenswert

Helga König

Maße: 36,2 x 8,8 x 42,4 cm

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Rembrandt. Sämtliche Gemälde


Rezension: TURNER- Das Meer und die Alpen- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "TURNER- Das Meer und die Alpen", die vom 06.07. - 13.10.2019 im Kunstmuseum Luzern gezeigt wird. 

J.M.W. Turner besuchte Luzern zwischen 1802 und 1844 fünf Mal, um die Landschaft dort in einigen seiner berühmtesten Werke festzuhalten. "TURNER- Das Meer und die Alpen", ist die erste Zusammenarbeit zwischen dem Kunstmuseum Luzern und der Tate Britain und als solches das Ergebnis einer mehr als dreijährigen kuratorischen und organisatorischen Kooperation.

Die Ausstellung ist die bedeutendste Präsentation von Turners Werk in der Schweiz seit mehr als einer Generation. Sie richtet ihr Augenmerk nicht nur auf die Werke von den Alpen und deren besonderen Umweltbedingungen, sondern auch auf Bilder von Meereslandschaften, Städten, Wetterlagen des gesamten Kontinents. 

Das Buch enthält die Ablichtungen der Bilder der Ausstellung und begleitende Essays unterschiedlicher Autoren. Dabei geht es unter anderem um die Dynamik des Erhabenen bei Turner oder um den meteorologischen Realismus in Turners Werk. Zudem kann man sich in Anmerkungen zu Turners Modernität vertiefen. 

Nicht unerwähnt möchte ich den sehr lesenswerten Essay von Cees Nooteboom lassen, der sich zu " J.M. W. Turner und die Schweizer Alpen"  hingebungsvoll  und  dabei  sehr fachkundig ausbreitet. 

Eine Karte zu Turners Reisewegen ist in diesem Buch auch eingebunden. Seine Touren wurden teilweise von Gönnern finanziert, erfährt man. Dass das Reisen in jener Zeit beschwerlich war, lässt sich denken und dass die gesundheitliche Verfassung geplante Reisen mitunter auch verhinderte, soll nicht unerwähnt bleiben. 

Beeindruckend sind Turners Aquarelle, die in der Schweiz entstanden sind und hier die Bilder von der Rigi, der Königin der Berge, die Turner in verschiedenen Farben und Lichtstimmungen malte. 

Ein gelungener Katalog. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König 

Onlinebestellung bitte hier klicken: Hirmer oder AmazonTurner - Das Meer und die Alpen

Rezension: Gold- Sebastiao Salgado- TASCHEN

Dieser überaus bemerkenswerte Bildband zeigt Schwarz-Weißaufnahmen des Fotografen #Sebastiao_Salgado, der 1973 seine berufliche Karriere als Fotograf in Paris begann und anschließend für die Fotoagenturen #Sygma, #Gamma und #Magnum_Photos arbeitete. Er ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2019.

1994 gründete er mit seiner Frau Lélia Wanick Salgado gemeinsam die Agentur #Amazonas_images, die sein Werk exklusiv vertritt. Sie studierte Architektur und Stadtplanung in Paris und entdeckte 1970 ihr Interesse für Fotografie und konzipiert sowie gestaltet seit den 1980er Jahren die Mehrzahl der Fotobände ihres Mannes. Zudem organisiert sie alle Ausstellungen seines Werkes. 

Das Ehepaar und #Alan_Riding haben gemeinsam den beeindruckenden Bildband realisiert. Alan Riding, der für die Texte im Buch zuständig ist, ist ein in Brasilien geborener Schriftsteller und ehemaliger Auslandskorrespondent der New York Times. Er leitete diverse Auslandsbüros dieser Zeitung, hat zudem als Kunstkorrespondent in Europa gearbeitet und schreibt heute primär für das Theater. 

Worum geht es in diesem Buch? Nach meiner Betrachtung um eine grandiose Visualisierung der #Gier des Menschen, exemplarisch festgehalten durch die Gier nach #Gold. 

#Serra_Pelada war zehn Jahre hindurch die größte Goldmine der Welt und galt als neues El Dorado. Dort arbeiteten circa 50.000 Goldgräber unter entsetzlichen Bedingungen. Wie Salgado schreibt, war er bei seinem ersten Besuch sprachlos, von dem, was er dort wahrnahm. Die verzehrende Leidenschaft, schnell reich zu werden, war die gleiche wie bei den Goldsuchern in früheren Jahren.

Man hatte 1979 in Serra Pelada Gold in einem Fluss entdeckt. Innerhalb weniger Wochen soll der Goldrausch dann begonnen haben. Wie das vonstattenging, wird im Buch sehr gut beschrieben.

Durch das Einschränken der Pressefreiheit durch die brasilianische Militärregierung, erhielt Saldago erst 1986 die Erlaubnis, dort hin zu reisen und konnte ermitteln, dass die Menschen an diesem Ort  die ungleiche brasilianische Sozialstruktur spiegelte. Dabei erledigten die Tagelöhner den härtesten Job. Sie mussten die Erde der zugewiesenen Parzellen abtragen und die 40 Kilo schweren Säcke über steile Abhänge, entlang schmaler Pfade und am Ende der Leitern empor nach oben tragen. Selbst während der Regenzeit war der Hunger nach Gold größer als die Angst das eigene Leben zu verlieren. 

Nicht wenige verloren alles, weil sie glaubten,  noch reicher werden zu können und deshalb ihre Gewinne in weitere Parzellen und neue Mannschaften von Tagelöhnern investierten. 

Heute ist Serra Pelada wieder eine arme Region. Nur ein 200 Meter tiefer See ist geblieben und eine Landschaft voller Narben. 

Die unglaublich beeindruckenden Fotos dokumentieren den ganzen Wahnsinn, zeigen Mühe, Aggression, Erschöpfung, ein Gewimmel von Menschen mit Hacken, Schaufeln und Leitern, eine Hölle, die der menschlichen Gier geschuldet war. 

Ziel des Fotografen war nicht mit den Bildern Schlagzeilen zu machen, sondern sie in ein langfristig angelegtes Fotoprojekt zu integrieren. Die unter dem Titel Workers: An Archeology of The Industrial Age (Arbeiter: Zur Archäologie des Industriezeitalters) publiziert und ausgestellt werden sollte.

In einem Nachtrag erfährt man, weshalb der Fotograf Schwarz-Weißaufnahmen wählte. Hier liest man u.a., dass die erschöpften Gesichter der Minenarbeiter deutlicher visualisiert werden konnten, aber auch die muskulösen Arme und Beine und ihre feuchten, schmutzigen Kleider.  Zudem setzt  in den Panoramabildern der riesigen Mine, so Alan Riding, Schwarz-Weiß Lichtpunkte, die jeden einzelnen Arbeiter erkennen lassen, der mit einem Sack voll Erde die Leiter hochsteigt. 

Dies ist ein grandioser Bildband mit einfühlsamen Texten in englischer, französischer  und deutscher Sprache. 

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Sebastião Salgado. Gold

Rezension: #Joana_Maxima_Vasconcelos- #Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "#Joana_Maximal_Vasconcelos", die noch bis zum zum 4. August 2019 im Max Ernst Museum Brühl gezeigt wird. Es handelt sich dabei um die erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum der namhaften portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos (*1971). 

Ihre Affinität Max Ernst gegenüber begann bereits während der Schulzeit. Was sie schon sehr früh am Surrealismus beeindruckte, war die Ironie und Komik in den Werken, das Überraschende und Unerwartete. In ihren Worten: "Aus Alltagsgegenständen entstehen wundersame und merkwürdige Kreaturen, die Wirklichkeit erfährt eine Wandlung."

Für Joana Vasconcelos ist das Wichtigste und Entscheidende am Surrealismus, das Bestreben, in der Kunst das Unbewusste bewusst zu machen, die in ein und demselben Raum vorfindbaren und erfahrbaren Dimensionen zu erweitern. 

Nach Ansicht der Künstlerin ist dies in unserer digitalen Wirklichkeit von immer stärkerer Bedeutung, nicht zuletzt, weil man dort erkenne, dass wir als Individuen jeder für sich ein kluges geordnetes Ganzes bilden.

Da der Surrealismus die Psychoanalyse als ein Instrument nutzte, um gegen die Zwänge des rationalen Denkens aufzubegehren und neue Sichtweisen zu ermöglichen, wurde den Künstlern und dem Publikum hierdurch der Weg einer Entwicklung zu freieren und bewussteren Menschen gewiesen.

In ihren zumeist monumentalen Arbeiten verwendet Joana Vasconcelos Alltagsgegenstände. Diese verbindet sie zu einer surrealistischen Objektkunst neuer Generation. 

In der Werkschau werden Objekte und Installationen aus den letzten 20 Jahren präsentiert, die einen Einblick in die ungewöhnliche Arbeitsweise  der portugiesischen Künstlerin vermitteln. Zu sehen gibt es beispielsweise eine #Großplastik, genannt "Ostfriesland", eine riesige Teekanne mit schmiedeeisernen Ornamenten, in deren Nähe duftender Jasmin gepflanzt wurde und so für ein sinnliches Erlebnis sorgt. 

Dann gibt es da auch die Installation "#Carmen_Miranda", ein riesiger aus 300 Edelstahl-Töpfen und Deckeln zusammengesetzter Stöckelschuh, der für Aufsehen sorgt oder z. B. Häkelarbeiten, die in meinen Augen die Sinnlosigkeit eines solchen Tuns gelangweilter Frauen mit Schoßhund dokumentieren. 

In den Werken der Künstlerin spielen Textile, Materialien, Garne, Stoffe und Gewebe eine zentrale Rolle. Aus diesen formt sie ihre überdimensionalen Raumgebilde oder verwandelt mit ihrer Hilfe Alltagsgegenstände, Einrichtungsstücke, Geräte, Keramiken und Figuren in kunstvolle unwirkliche Gestalten. 

Indem sie textile Stoffe und damit verbundene Techniken als Ausdrucksmittel wählt, die dem Handwerk oder Kunstgewerbe zugeordnet sind, überführt sie diese in Kunst. Durch die Strategien der Entfremdung und Umfunktionierung rückt sie die Werke in die Nähe von surrealen Künstlern. 

Ein beeindruckender Kunstband, die Werke einer interessanten portugiesischen Künstlerin zeigt. 

Sehr empfehlenswert

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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Joana Vasconcelos: Maximal

Rezension:Warhol on Basquiat. An Iconic Relationship in Andy Warhol's Words and Pictures.-TASCHEN

Der Herausgeber dieses Werkes Michael Dayton Hermann erwarb einen Master of Fine Arts am Hunter College in New York, wo er bei dem Konzeptkünstler Robert Morris Kunsttheorie studierte. Außer seinem Schaffen als multidisziplinärer Künstler ist er seit 2005 auch Lizenzmanager bei der Andy Warhol Foundation, für die er wichtige renommierte Projekte wie die Kollaborationen mit Calvin Klein, Dior, Comme des Garçons, Supreme, Absolut und Perrier entwickelte. Für TASCHEN hat er die Bücher Andy Warhol: Polaroids 1958–1987 und Andy Warhol: Seven Illustrated Books 1952–1959 konzipiert.

Die Sammlung: Seit ihrer Gründung gemäß dem Willen des Künstlers im Jahr 1987 hat sich die Andy Warhol Foundation unter den führenden Förderern zeitgenössischer Kunst in den Vereinigten Staaten etabliert und über 200 Millionen Dollar in Form von Stipendien vergeben, die die Produktion, Präsentation und Dokumentation zeitgenössischer - 1 (Warhol on Basquiat. The Iconic Relationship Told in Andy Warhol’s Words and Pictures) - bildender Kunst unterstützen, besonders solcher Werke, die als experimentell, verkannt oder abseits der Norm gelten. Dies kontinuierliche Bemühen der Stiftung, das kreative Erbe des Gründers zu schützen und zu fördern, stellt sicher, dass der erfinderische und unkonventionelle Geist Warhols auch für die kommenden Generationen einen tief greifenden Einfluss auf die bildende Kunst haben wird.

Zum Buch: 

Die Kunstwelt war von #Andy_Warhols und #Jean_Michel_Basquiats vielschichtiger Beziehung stets fasziniert. 

In Tagen, in denen Warhol schon als der Übervater des #Pop und zudem der Altmeister der New Yorker Kunstszene galt, war Basquiat ein Shootingstar der #Graffiti_Szene von Downtown. Gemeinsam bildeten sie ein elektrifizierendes persönliches und künstlerisches Team.

Der akribische Dokumentar Andy Warhol hat seine Freundschaft mit Basquiat in Fotos ausgiebig festgehalten und über sie geschrieben, jeweils vor der Kulisse der 1980er-Jahre in New York. 

Man wird im vorliegenden Werk nicht nur mit der emotionalen Tiefe der Beziehung der beiden vertraut gemacht, sondern auch mit deren Zweideutigkeit, Vielschichtigkeit und dem Extremen in ihr. 

Dieser in Zusammenarbeit mit der Andy Warhol Foundation und den Nachlassverwaltern von Jean Michel Basquiat entstandene Band spürt der komplexen persönlichen und künstlerischen Beziehung des Duos nach. Das geschieht mittels einer großen Anzahl von bislang unveröffentlichten Fotos, die Basquiat ebenso zeigen wie ein variierendes Set von Persönlichkeiten von #Madonna bis #Grace_Jones und von #Keith_Haring bis #Fela_Kuti. 

Die Fotos werden begleitet von Einträgen aus den legendären #Andy_Warhol_Diaries, ausgewählten Gemeinschaftswerken der beiden Künstler als auch vielfältigen Ephemera. 

Berührend, persönlich und mitunter sarkastisch, bietet Warhol on Basquiat einen voyeuristischen Einblick in das Leben dieser beiden Stars der modernen Kunst.

Sehr empfehlenswert

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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Warhol on Basquiat. An Iconic Relationship in Andy Warhol's Words and Pictures.

Rezension: J.M.W.Turner- Wolken- Das Skizzenbuch "Skies"

In vergangenen Zeiten waren Skizzenbücher auf Reisen ein unverzichtbares Accessoire der künstlerischen Praxis und stets griffbereit, wenn es darum ging, einen flüchtigen Eindruck festzuhalten. 

Der britische Künstler J.M.W.Turner (1775- 1851)  zeichnete sein ganzes Leben hindurch und malte Himmel, Wolken und Wetter. Seine anhaltende Konzentration auf den Himmel, die in seinem Skizzenbuch zum Ausdruck kommt, spiegelt vermutlich die eigentümlichen Wetterbedingungen der  damaligen Zeit wider. Diese hingen u.a. mit einem Vulkanausbruch im Jahre 1815 im heutigen Indonesien zusammen. Damals wurde eine gewaltige Staub- und Gaswolke in die Atmosphäre geschleudert und verdunkelte nahezu drei Jahre den Himmel, bzw. es entwickelte sich ein bedrohlich wirkender Schein unter dem Licht von Mond und Sonne. In der Folge kam es zu Missernten, Hungersnöten, Cholera und Typhus. Millionen von Menschen starben aufgrund dessen. In zahlreichen Ländern brachen Unruhen und Aufstände aus, die eine apokalyptische Endzeitstimmung erzeugten. 

1816 war das "Jahr ohne Sommer". Überall war das Wetter extrem schlecht. So war Turner gezwungen in England zu bleiben und malte eine Vielzahl von Aquarellen, die den Himmel unterschiedlich wiedergaben. 

Turners Skizzenbuch "Skies" führt den Betrachter in  jene Zeit und lässt den Betrachter erahnen, was die Menschen damals  wirklich umtrieb als er, der hochbegabte Aquarellmaler, mit sensitivem Gespür die Wolkenformationen beeindruckend skizzierte.

Den gezeigten Werken  geht eine  Einführung des Turner-Spezialisten David Blayney  Brown voraus, die für zum Verständnis  des Skizzenbuch überaus zweckdienlich ist.

Sehr empfehlenswert 

 Helga König

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J.M.W. Turner - Wolken: Das Skizzenbuch "Skies"

Rezension: Goethe. Verwandlung der Welt - Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland-Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 17. Mai bis zum 15. September 2019 in der #Bundeskunsthalle in #Bonn gezeigt wird.

Nach einem Vorwort von #Hellmut_Seemann (Klassik Stiftung Weimar und #Rein_Wolfs (Bundeskunsthalle) hat man Gelegenheit seitens #Thorsten_Valk einen sehr eloquenten Essay zur Konzeption der Ausstellung zu lesen. 

Goethe sei während der vergangenen hundert Jahre vielfach aus einem epochengeschichtlichen Kontext herausgelöst und zu einem Vorbild stilisiert worden. Die Ausstellung und damit auch der vorliegende Katalog brechen mit dieser Tradition. Stattdessen erlebt man nun eine Form von Annäherung. Diese bringt den Aktualisierungsanspruch und das historische Bewusstsein in ein ausgewogenes Verhältnis. Das geschieht dadurch, dass drei verschiedene Ebenen der Vermittlung konsequent zusammengeführt worden sind.

Thorsten Valk nennt: 

1. Die Rekonstruktion kulturhistorischer, gesellschaftspolitischer und sozialgeschichtlicher Zusammenhänge im späten 18. wie frühen 19. Jahrhundert 
2. Die Reflektion einer mehr als 200- jährigen #Goethe- Rezeption, in deren wechselvoller Geschichte sich das Bild des Dichters immer wieder verändert hat. 
3. Die ästhetisch-hermeneutische orientierte Auseinandersetzung mit Goethes Werken vor dem Horizont unserer gegenwärtigen Lebensrealität. 

Nach Auffassung des Essayisten ermöglicht allein das Zusammenspiel dieser drei Ebenen, Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen, mithin dialogische Konstellationen zu stiften und sich dem weltverwandelnden Potential der Kunst zu öffnen. 

Den  zahllosen Ausstellungsobjekten, die in den 10 Kapiteln des Buches zu bewundern sind, wurden zehn Essays unterschiedlicher Verfasser beigegeben. So werden bereits im ersten Kapitel Goethes Frankfurter Kindheit und seine frühen Bildungserlebnisse im Elternhaus Am Hirschgraben beleuchtet, zugleich aber auch die Entwicklung des Gebäudes zu einem kulturellen Erinnerungsort als auch dessen Zerstörung am 22. März 1944 sowie die kontroversen Debatten um einen originalgetreuen Wiederaufbau fokussiert. 

Das zweite Kapitel ist dem Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" gewidmet. Hier geht es u.a. darum, dass dieses Buch zumeist jugendlichen Lesern und Leserinnen als identifikatorische Lektüre galt. Das Verhältnis der Geschlechter und auch Werthers Freitod kommen zur Sprache. Ein Exkurs ist dem Werther-Porzellan gewidmet, denn die Meißener Porzellan-Manufaktur befasste sich schon sehr früh Goethes Werther. 

Im dritten Kapitel geht es um Goethes anderthalbjährige Italienreise, reflektiert wird aber auch deren Bedeutung für die kollektive #Italiensehnsucht der Deutschen im 19. und 20 Jahrhundert. Darüber hinaus geht es noch um das von Goethe geschaffene Italienbild als Inspirationsquelle für Künstler wie Cy Thombly und Barbara Klemm.

Im vierten Kapitel steht die #Französische_Revolution im Fokus und das unter ihrem Eindruck entwickelte Kunstprogramm des #Weimarer_Klassizismus. Klassizistische Architektur in Zeiten der Revolution kommt ebenso zur Sprache wie das berühmte Weimarer #Rietschel_Denkmal, das Goethe und Schiller als "Klassiker" zeigen. 

Weiter geht es mit #Goethes_Farbenlehre und deren internationale Rezeption. Auch die Farbenlehre am #Bauhaus wird thematisiert und die Lichtkunst der Gegenwart. 

Zu den Texten kann man sich immer wieder in eine  bewundernswerte Fülle von Objekten vertiefen, so auch in einen handschriftlichen Text Goethes, der den Titel trägt "Freunde flieht die dunkle Kammer" und in die berühmte "#Temperamentenrose" von 1799. Einige tolle Farbbetrachtungen des Bauhauskünstler Johannes_Itten, auch ein Blatt aus der "Bildnerischen_Gestaltungslehre" von #Paul _Klee sind dabei. 

Die Kunst der #Romantik, auch die Dialoge mit dem #Orient sind Themen der #Ausstellung. Im achten Kapitel dann werden zahlreiche Plakate zu deutschen und ausländischen #Faust_Inszenierungen im 20. und 21. Jahrhundert gezeigt. Auf diese Weise soll vermittelt werden, dass im Wandel der Zeiten und im Wechsel der Gesellschaftssysteme immer wieder neue Perspektiven auf Goethes Drama entwickelt wurden und man neue Sinnschichten freizulegen beanspruchte. 

Das Haus am #Frauenplan wird im 9. Kapitel dann in Augenschein genommen. Hier erfährt man Wissenswertes zu Goethes Sammlungen und seinem Arbeitszimmer. 

Ziel der für die Ausstellung ist zentrale Begriff der "#Verwandlung" zunächst auf jene unabschließbaren Deutungsmetamorphosen, die Goethes Leben und Werk in ihrer 200 jährigen Rezeptionsgeschichte durchlaufen haben. Der Begriff charakterisiert aber auch jene historische Epoche, vor deren Horizont die Biografie des Weimarer Dichters zu betrachten ist.

Die Ausstellung überdenkt auch die "Verwandlung" der Welt im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert und die große "Verwandlung" der Welt, die Goethe zu seinen Lebzeiten nicht nur kritisch beobachtete, sondern auch reflektierte, korrespondierend mit der "Verwandlung", die Goethe als Schriftsteller vollzog.

Das großartige Werk macht neugierig auf die Ausstellung in Bonn. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König .

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Goethe: Verwandlung der Welt

Rezension: Freydal- Medieval Games- Das Turnierbuch Kaiser Maximilians I.- Stefan Kraus- TASCHEN

Dieser üppig illustrierte Prachtband mit Texten in englischer, deutscher und französischer Sprache ist eine unvergleichlich reiche, bis vor Kurzem allerdings nur begrenzt zugänglicher Bildquelle zu ritterlichen Spielen z. Z. Maximilians I. und erscheint anlässlich seines 500. Todestages erstmals als Nachdruck.

Bei dem sogenannten #Freydal, der zwischen 1512 und 1515 entstand, handelt es sich um das #Turnierbuch des deutschen Kaisers, das heute in Wien verwahrt wird und 255 gold- und silbergehöhte Miniaturen Maximilians bei Ritterspielen zeigt. 

Hier bricht der Kaiser eine Lanze, stößt Gegner vom Pferd, stürzt hin und wieder selbst, tanzt auf Kostümfesten, die nach Kämpfen stattfanden. 

#Freydal ist das größte erhaltene Turnierbuch des späten Mittelalters und Teil des Weltdokumentenerbes der #UNESCO. 

Bislang waren nur wenige der Miniaturen in Farbe verfügbar, doch nun ist diese kostbare Handschrift, die im Original in den Tresorschränken des Kunsthistorischen Museums in Wien liegt, erstmals für die Öffentlichkeit vollständig zugänglich. 

Das Turnier entstand im späten 11. Jahrhundert im Norden Frankreichs. Zunächst war es ein rein militärisches Training für die damals neu etablierte Waffenart der Lanze (bzw. des Reiterspießes). Dabei bestand das Problem beim Kampf mit der Lanze in der Koordination der mit dieser Waffe ausgestatteten Reiter. 

#Turniere waren der ideale Rahmen, um ritterliche Tapferkeit und Geschicklichkeit zur Schau zu stellen. So wurde das Turnier zum Schlüsselmoment des ritterlich- höfischen Lebens. Entstanden ist es mehr oder weniger mit der Ausformung des Rittertums. 

Grundlegend für das ritterliche Selbstverständnis sei ein #Tugendsystem gewesen, liest man in einem Essay, dass dem Bildteil vorangeht. Dieses System war geprägt von #Treue, #Ehre, #Tapferkeit, und der #Minne, dem höfischen Frauendienst. Es war dieser #Wertkodex, der die gesamte Hofgesellschaft, von Fürsten bis zum niederen Adel, von den Damen bis zur Geistlichkeit verband. Dabei war das Turnier die große Bühne des Rittertums. Sie fanden im Hoch- und Spätmittelalter an Reichstagen, Krönungen und Hochzeiten statt. 

Kaiser Maximilian I. (1459- 1519) gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der europäischen Geschichte, der von Jugend an Turniere miterlebte. Er gilt als Erneuerer, ja sogar als Erfinder des Turniers in Deutschland und ließ nicht zuletzt in Büchern wie #Freydal (1512-1515) sein eigenes Leben in Form höfischer Heldenromane und Minnereden nacherzählen. Wissen muss man: #Maximilian ist der Held #Freydal und #Freydal ist #Maximilian. 

Freydal ist also eine Heldengeschichte und bildet den ersten Teil eines zweibändigen Buchprojektes, in welchem die Anbahnung der Hochzeit Maximilians I. mit Maria von Burgund nacherzählt wird. Darüber aber auch über den 2. Band mit dem Titel "#Theuerdank" kann man sich textlich im vorliegenden Werk genauer informieren. 

Der #Freydal soll ein anschauliches Beispiel für den Aufwand sein, den der Kaiser mit seinem Gedächtniswerk betrieb. Dabei sind in diesem Werk Realität und Fiktion auf vielschichtige Weise miteinander verbunden. 

In der Darstellung der Ausrüstung und des Ablaufes der Kämpfe sei das Werk aber bis ins kleinste Detail historisch akkurat. Von anderen Turnierbüchern unterscheidet es sich durch die große Anzahl von spektakulären Stürzen.  

Alle gezeigten Bilder werden näher beschrieben und so kann man sich immer mehr in diese Turnierfeste vertiefen und wird mit Begriffen vertraut, die man möglicherweise zuvor noch nie gehört hat. So liest man von einem Fußkampf mit #Glefen. Das sind Stangenwaffen mit der Klinge in Form eines Messers mit konvexer Schneide und kann in einer Miniatur genau sehen, was die beiden Kämpfer damit anstellten. 

Zwischendurch dann werden immer wieder Tanzszenen gezeigt- zur Erholung quasi- dann erlebt man beispielsweise einen Fußkampf mit #Dreschflegel und freut sich, dass die Ritter in Rüstungen stecken und sie vor allem ihre Helme am Kopf schützen. 

Um die Gunst der Damen zu erlangen, werden "#Moriskentänze" getanzt, bei denen seitens der Höflinge komplizierte Sprünge und Körperdrehungen auszuführen waren…Auch eine Form von Gymnastik....:-)) 

Unmöglich all die Kampfgerätschaften aufzuzählen. Männer und ihre Geschichte. Woher kommen sie mental eigentlich? Wohin bewegen sie sich? …

...und dann doch immer wieder #Mummereien, das waren Feste, bei denen die Teilnehmer durch Verkleidungen in bestimmte Rollen schlüpften und tanzten. Wunderschöne Kostüme lassen erahnen wie festlich es dabei zuging. Die meisten gezeigten Mummereien finden in Innenräumen statt, eine allerdings in einem Garten. Hier ziehen die Tänzer an der erhöhten Zuschauertribüne vorbei.

Natürlich lernt man die Gegner #Freydals alle mit Namen kennen. Alles, was damals im Adel Rang und Namen hatte, ist aufgezeichnet und den ein oder anderen darf man, von Maximilian auf den Boden gestreckt, bemitleiden. 

Irgendwann dann gelangt der Leser und Bildbetrachter zu einer #Mummerei, die Höflinge in osmanisch inspirierten Kostümen zeigt. Diese Miniatur gilt als eine der prachtvollsten des Buches. Ist es wohl auch. 

Um sich in die Zeit einzufühlen, ist es empfehlenswert, beim Betrachten der Bilder höfische Musik aus der Zeit zu hören, sich Bild für Bild nicht nur mit den Motiven und den Texten zu befassen, sondern auch mit den Farben. Sie spiegeln das Lebensgefühl bei Hofe damals vielschichtig wider und erinnern indirekt an Maria von Burgund.

Im Glossar zum Schluss kann man sich wesentlicher Begriffe, die im Zusammenhang mit den Turnieren eine Rolle spielen, vergegenwärtigen und weiß dann auch wie der Helmschmuck eines Turnierritters hieß. 

Kurzum : Das Buch ist ein Schatz ganz besonderer Art. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Freydal. Medieval Games. The Book of Tournaments of Emperor Maximilian I

Rezension: #Albert_Oehlen- Hans Werner Holzwarth- TASCHEN

In diesem Prachtband von TASCHEN werden Werke des Malers, Objekt- und Installationskünstlers #Albert_Oehlen präsentiert. Er zählt zu den einflussreichsten Künstlern unserer Zeit.

Um einen Überblick über das Leben und Schaffen dieses Mannes zu erhalten, ist es sinnvoll, zunächst auf den letzten Seiten des Buches die entsprechenden Daten zu studieren. 1954 in Krefeld als Sohn des Grafikers Adolf Oehlen geboren, beginnt er 1978 sein Kunststudium an der Kunstschule für bildende Künste Hamburg bei Sigmar Polke. In der Buchhandlung "Welt" in der Hansestadt produziert er gemeinsam mit Büttner ein Wandbild, das den Einstieg in die Malerei für ihn darstellt.

1981 schließt er sein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ab und realisiert kurz darauf seine erste Einzelausstellung unter dem Titel "Bevor ihr malt, mach ich das lieber" bei #Max_Hetzler in Stuttgart. Zudem war er in den Folgejahren an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt. Ab 1982 beginnt er seine Serie der Spiegelbilder. Er setzt sich mit der Perspektive der Malerei dadurch  auseinander, dass er Spiegelstücke in seine Bilder integriert. Zugleich arbeitet er nun mit der für Surrealisten und Kubisten wesentlichen Technik der Collage.

Ich möchte hier die Daten nur verkürzt wiedergeben, so doch erwähnen, dass Oehlen ab 1985 in seinen Gemälden gerne die als "Mondrianfarben" benannten Primärfarben benützt hat. Damals fand in der Galerie Ascan Crone in Hamburg seine Ausstellung "Farbenlehre" statt. Ein Jahr später stellt er in New York bei Ileana Sonnabend aus. 1988 geht Oehlen dann nach Andalusien und  1989 von dort nach Madrid, begibt sich vier Jahre später nach La Palma und malt dort für die nächsten 10 Jahre seine Bilder in einem 3 Meter breiten und 14 Meter langen niedrigen Raum ohne Tageslicht. 

1994 werden in den #Deichtorhallen in Hamburg seine Gemälde gezeigt, seine Computerbilder kann man in Nizza auf einer Ausstellung sehen. Es folgten weitere Ausstellungen. Ich möchte sie an dieser Stelle nicht alle aufzählen,  um nicht mit der Fülle zu überfordern. 

1999 erfolgt die Eheschließung mit der Galeristin Esther Freud. Im Jahre 2000 geht Oehlen in die Schweiz und erhält im gleichen Jahr eine Professur für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. In vielen Städten Europas aber auch in den USA folgen weitere Ausstellungen des arrivierten Künstlers bis er schließlich 2008 nach einer Ausstellung in der #Fondation_Beyeler mit #Fingermalerei beginnt. 2010 werden dann in Hagen solche Arbeiten präsentiert. 

Es folgen weitere Ausstellungen, u.a. 2015 eine große Werkschau in Zürich und 2017 eine Einzelaustellung am Museo Nacional de Bellas Artes in Havanna. 

Vorgestellt werden im vorliegenden Prachtband- nach Entstehungszeit geordnet -  mehr als 400 Werke des Künstlers, beginnend mit einem Frühwerk über das Roberto Ohrt textlich aufklärt. Alle Texte im Buch sind in englischer, deutscher und französischer Sprache nachlesbar. 

Es folgen nach dem Frühwerk Werke von 1982- 1987, teilweise näher erläutert, so etwa die Baumbilder. Auch hat man die Chance ein Interview seitens Alexander Klar mit Albert Oehlen zu lesen. Hier sagt er u.a, dass Gefühl für ihn ein dunkler Bereich sei, zu dem es überhaupt keinen intellektuellen Zugang gäbe, sondern Gefühl sei ja vielleicht manchmal nur eine Vorahnung von Wissen. Seine Bilder beglückten ihn, liest man an anderer Stelle und meistens seien seine Bildkonzepte ein Volltreffer. Er übertreibt nicht.

Beeindruckend auch sind seine Werke, die zwischen 1988-1994 entstanden sind. Zu seiner bionischen Malerei gibt es dann ein Interview, das John Corbett mit ihm führt. Man lernt seine Computerbilder kennen und dann die Werke, die zwischen 1995 bis 1999 entstanden sind. Hier beeindruckt mich das Gemälde "Geist und Zeit" aus dem Jahre 1996 am meisten, weil die Formen und Farben so hoffnungsfroh sind. Wundervoll auch die Gemälde "Poet" und "Spiegelgrade", die Geschichten zu erzählen scheinen.  Die Aussagekraft von Farben  lässt mich immer wieder staunen.

Es folgen seine grauen Gemälde, die auf mich eher depressiv wirken und mich weniger ansprechend als die dann folgenden Werke  aus den Jahre 2000-2003. Fantastische Farben und eine grandiose Formgebung machen Lust, lange bei jedem Motiv zu verweilen. Diese Bilder sind spannend und machen neugierig . "More fire than Ice" Grandios. 

2004-2006 geht es dann mit Ungegenständlichem weiter. Zu empfinden scheint mir hier angebrachter, als interpretieren zu wollen. In der Tiefe der Farben entdeckt man die Wahrheit der Bilder. 

Es folgen dann noch eine Reihe von Computerbildern, die eine Welt zeigen, die wir noch nicht einmal entfernt erahnen. Dann lernt man die Werke von 2007-2011 kennen. Sie bilden eine neue Periode ab. Alles hat sich geändert und ändert sich seit 2012 noch mehr in Zeiten der Transformation. Die Bilder nehmen vorweg, was kommen könnte. Maler sind klug.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Albert Oehlen

Rezension: Gunter Sachs Kamerakunst- Fotografie, Film und Sammlung- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Gunter Sachs Kamerakunst- Fotografie, Film und Sammlung", die vom 15.3.-16.06 2019 in der Kunsthalle Schweinfurt gezeigt wird. 

Das Vorwort zum Buch hat Rolf Sachs, Sohn von Gunter Sachs geschrieben. Er lässt die Leser wissen, dass sein Vater vor allem ein sensibler Ästhet und dem Weiblichen sehr nahe war. Getrieben und berührt von der visuellen Schönheit und dem inneren Wesen einer Frau, habe er sich künstlerisch mit der weiblichen Ästhetik auseinandergesetzt und auf diese Weise einen auserlesenen Tiefgang in seinen Fotoarbeiten erreicht. 

Bereits in jungen Jahren habe er ein großes Interesse an zeitgenössischer Kunst, Gestaltung, Fotografie und Design besessen und schon in den 1950er Jahren Kunstwerke zu sammeln begonnen. Ende der 1950er Jahre- in Paris lebend - begann er "Les Nouveaux Realistes" zu sammeln und war mit Künstlern und Kunstkritikern dort befreundet. 

Bald erfasste ihn aber auch das Interesse an anderen Bewegungen, wie etwa der #Surrealismus und die in den USA aufkommende #Pop_Art. 

Nachdem er begonnen hatte selbst zu fotografieren, habe er Interesse an anderen Fotokünstlern entwickelt. Daraus sei dann eine eigenständige Fotosammlung entstanden. 

Zunächst Filmemacher, schärfte er Mitte der 1970er Jahre sein fotografisches Auge und veröffentlichte damals sein erstes Fotobuch "Mädchen in meinen Augen". Es folgten weitere Bildbände. Später befasste Gunter Sachs sich dann mit den neuen technischen Möglichkeiten, die die digitale Fotografie mit sich brachte, so etwa das Bildbearbeitungsprogramm. 

Das Gesamtwerk sei vielseitig resümiert Rolf Sachs und man verspüre stets die Neugierde seines Vaters nach Neuem, noch nie Dagewesenem. 

Nach einem Beitrag von Sebastian Remele, dem Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt informiert die Herausgeber dieses Werkes Dr. Otto Letze und Anne Breucha über die #Kamerakunst von Gunter Sachs. Im Rahmen eines biographischen Abrisses erfährt man mehr über den Kunstenthusiasten und seine Sammlung, liest von seinen Erfolgen im filmischen Bereich, seinen Auftragsarbeiten für die Modebranche, seinen freien künstlerischen Fotografien und auch, dass Abgründiges oder gar Hässliches keinen Platz in seinem Werk hatte. Er habe Schönheit gesucht und sich mit ihr umgeben. Dabei sei sein bevorzugtes Motiv der weibliche Akt gewesen, den er in spektakulären Bildern als Leichtigkeit, Bewegung und tänzerische Pose zu inszenieren wusste. 

Man liest von seiner Muse #Claudia_Schiffer und seiner Serie "Hommage á Warhol",  auch  über seine surrealen Fotografien und kann sich mit Anmerkungen von Eva Karcher befassen, zur ästhetischen Handschrift des Künstlers und Kosmopoliten Gunter Sachs, der in seinem Herzen ein Romantiker gewesen sei. 

Im  Zusammenhang zahlreicher Fotos aus dem Leben von des sensiblen Fotografen gewinnt man einen Eindruck von diesem Mann, der seinen Freunden gegenüber sehr großzügig  gewesen seit, sich alles zu Herzen genommen habe und wie sein Sohn anmerkt, stets gerecht und gradlinig war. 

Über Gunter Sachs, den Filmemacher, liest man Wissenswertes, wie auch über den Fotografen. Interviews mit seinen Söhnen, einem Patenkind und anderen  bringen den Lesern und Bildbetrachtern den Künstler und Mann von Welt immer näher. Ein toller, sympathischer Mensch. Kein Wunder, dass er so beliebt war.

Im Katalog lernt man zunächst den Filmemacher visuell kennen und anschließend ihn als Fotomotiv. Hier beeindruckt eine Aufnahme von Andy Warhol aus dem Jahre 1972 besonders. Dann werden Aufnahmen des Fotografen Gunter Sachs gezeigt, viele Aktaufnahmen, auch Landschaftsimpressionen, Porträts, so etwa von Claudia Schiffer, die ich in der Darstellung der vier Jahreszeiten wunderschön finde. Toll auch das berühmte doppelseitige Foto "Ascot" und seine künstlerischen Fotografien, wie etwa Heldenepos aus dem Jahre 1996, in das eine Wunderlich-Figur von ihm eingebunden wurde.  Gunter Sachs war ein begnadeter Fotograf. Ohne Wenn und Aber. 

Des Weiteren lernt man  Exponate seiner Foto-Sammlung kennen. Fantastische Aufnahmen von Andreas Feiniger und von Eberhard Grames, die mich  vielleicht am meisten faszinieren, obschon die Werke von Will Mc Bridge ebenfalls wundervoll sind. 

Einfach großartig. 

Zum Schluss dann erhält man noch Daten zur künstlerischen Biografie des vielseitig begabten Glückskindes, auf dessen Leben aber auch Schatten lagen, die keineswegs unerwähnt bleiben in diesem wirklich gelungenen,  reich bebilderten Buch.

Maximal empfehlenswert 

Helga König


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Gunter Sachs – Kamerakunst: Fotografie, Film und Sammlung


Rezension: Kosmos #Kubismus-Von #Picasso bis #Léger- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Kosmos Kubismus Von  Picasso  bis Léger-", die 30. März 2019 - 04. August 2019 im Kunstmuseum Basel gezeigt wird. 

Für das Kunstmuseum Basel ist diese Ausstellung von zentraler Bedeutung, denn der Kubismus ist neben den herausragenden Holbein- und Böcklin-Beständen eine tragende Säule in der Sammlung dieses Hauses. Dabei bietet die in Kooperation mit dem Centre Pompidou vorbereitete Ausstellung eine einmalige Gelegenheit, den Kubismus in Basel so umfassend wie noch nie zu zeigen. Ziel ist es, den Blick auf den Kubismus zu öffnen. 

Im Rahmen von sieben Essays unterschiedlicher Autoren erhält man ein beachtliches Sachwissen zum Kubismus. Nicht wenige Künstler, die sich ihm zugewandt hatten, gehörten zuvor dem Kreis der Fauvisten um Matisse an oder bewegten sich durch eine Phase neoimpressionistischer Malerei und waren mit der Farbe zumindest in Theorie und Praxis vertraut. Aus dem Kubismus heraus erhielt das Farbverständnis neue, andere Impulse. Dabei ist das Verhältnis von Farbe und Kubismus möglicherweise ähnlich komplex wie das von Kubismus und Abstraktion. 

Nach einer Phase der Farbabstinenz kam es 1912 zum Aufbruch mit neuer Experimentierfreude und theoretischem Interesse in Hinsicht auf die Möglichkeit mit Farbe zu arbeiten. Die Farbe wurde befreit und zum Ding an sich. 

Mit dem kubistischen Bildraum aus geometrischen Formen mit zahlreichen ineinander verschachtelten Facetten, die der Bildfläche das Aussehen eines "außerordentlich kunstvollen feingearbeiteten Flachreliefs" verliehen, so erfährt man von Olivier Berggrün,  machten Picasso und Braque die Illusion der traditionellen Perspektive zu nichte. Die Gegenstände auf den kubistischen Bildern der beiden Maler haben tatsächlich etwas Körperhaftes an sich. Das Objekt erfahre durch eine Vielzahl von Ebenen eine für die taktile Wahrnehmung sehr anregende Metamorphose. So entstünde der Gesamteindruck eines prekären Gleichgewichts, in dem die dritte Dimension auf die ebene Fläche zurückgeführt werde. Vertieft man sich in die präsentierten Werke, wird rasch klar, was gemeint ist.

George Braque und Pablo Picasso betrieben zwischen 1907- 1914 eine tiefgreifende konzeptionelle Verwandlung von Malerei und Skulptur. Man verneinte die alte optische Wahrnehmung. Anstelle der traditionellen illusionistischen Reproduktion trat eine neue visuelle, taktile Sprache, die von einer noch nicht dagewesenen Semantik weitergeführt wurde. So wurde das Motiv zu einer unabhängigen, autonomen Struktur. 

Im Katalogteil, der den Essays in diesem Buch vorangeht, werden Werke aus unterschiedlichen Phasen des Kubismus gezeigt und näher erläutert. Über Cezanne und den Kubismus liest man Wissenswertes. Gemeinsam mit dem Primitivismus hat die berühmte Lehre der Cézanneschen Geometrie (die Natur mittels Kugel, Zylinder und Kegel zu behandeln) die gesamte kubistische Malerei geprägt.  Tolle Gemälde von George Braque und Pablo Picasso beeindrucken hier, bevor die Durchbrechung der geschlossenen Form zur Sprache gebracht wird. 

Auch hier wieder lernt man viele Werke der beiden Künstler kennen. Dabei gilt Picassos #Aficionado als Höhepunkt der mit Braque durchgeführten Bildexperimente im Sommer 1912 und markiert die Erfindung einer radikal reduzierten Bildsprache, welche das Genre des Portraits neu definierte. 

Über kubistische Salons wird man auch informiert und kann Albert Gleizens "Die Badenden" bewundern,  aber auch Ferdinand Légers "Die Frau in Blau". Collagen, Papiers collés, Assamblagen und Konstruktioen werden fokussiert, natürlich auch Braques "Gitarre und Programm" und Henri Laurens "Clown". 

Was noch? Tolle Atelieraufnahmen, sehr schöne Farbbilder und beeindruckende Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien, dann noch Gemälde von Dichtern und Kritikern sorgen für Aha-Erlebnisse, auch über das Nachleben des Kubismus wird informiert. Nach den Essays dann kommt der Anhang, bestehend aus einer Chronologie, der Liste der historischen Ausstellungen, einer Auswahlbibliographie und dem Verzeichnis der ausgestellten Werke.

Viel Wissen zu einen fairen Preis. Das erfreut den Kunstbuchliebhaber.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Kosmos Kubismus: Von Picasso bis Léger


Rezension: White Wedding- Die Elfenbein Sammlung- Reiner Winkler- Jetzt im Liebieghaus- Für Immer-Hirmer

Zu Anfang der 1960er Jahre hat der Wiesbadener Unternehmer Reiner Winkler angefangen, eine Kunstsammlung aufzubauen. Dabei bemerkte er, dass Elfenbeinwerke des 17. und 18. Jahrhunderts immer noch angeboten wurden. Dieser Werkstoff begeisterte ihn und ließ rasch ein konzentriertes Interesse daran entstehen. Im Sommer 2018 dann  konnte ein Vertrag über eine gemischte Schenkung der Sammlung zwischen ihm und der Administration des Städel Museums in Frankfurt/Main  unterzeichnet werden. 

Für das Liebieghaus in Frankfurt ist die Überlassung der Sammlung eine große Bereicherung, nicht zuletzt weil die Abteilungen Barock und Rokoko eine neue, breite Grundlage erhalten. Reiner Winkler hat die weltweit größte Privatsammlung von Elfenbeinarbeiten speziell aus dem 17. und 18. Jahrhundert zusammengetragen. Hierbei handelt es sich um Statuetten, Reliefs und Gefäße aus ganz Europa und aus Übersee. 

Eine beachtliche Anzahl großer Bildhauernamen, auch Werke ohne Meisternamen zählen zu den wertvollsten Objekten. 

Wissen sollte man, dass bereits seit mehr als 25 000 Jahren Knochen und Zähne unterschiedlicher Tiere als Werkstoff für Statuen, Amulette oder Behältnisse verwendet werden. Schon im Altertum florierte der Handel mit Elfenbein für Kunstwerke. 

Elfenbein ist der Zahn eines ausgewachsenen Elefanten. Dessen Spitze war für Kunstwerke sehr begehrt. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in Afrika noch mehrerer Millionen dieser Tiere, doch heute sind es nur noch 415 000. Wie man erfährt haben zwischenzeitlich 183 Länder das Washingtoner Artenschutzübereinkommen #CITIES unterzeichnet. Dieses trat 1975 in Kraft und spricht sich für ein globales Handelsverbot u.a. für Elfenbein aus. 

Als Grund, weshalb man in Kunstinstitutionen noch immer Objekte aus Elfenbein ausstellt, wird genannt, dass man den Bildungsauftrag verantwortungsvoll wahrnehmen und anhand von Sammlungsobjekten die komplexe, historische Entwicklung von Menschheits- und Kulturgeschichte für das heutige Publikum erlebbar machen möchte, um auf diese Weise eine Basis für aktuelle Debatten zu schaffen. Ausführlich wird man deshalb mittels eines spannend zu lesenden Textes von Maraike Bückling zur Sammlung Reiner Winkler im Liebieghaus unterrichtet und kann sich alsdann in Meisterwerke vertiefen, die zum Anfassen nah visualisiert worden sind und mittels ausführlicher Texte begleitet werden. So lernt man u.a. zwei Relieftafeln mit Darstellungen der acht Haupttugenden kennen, die zu diesen Meisterwerken der Sammlung gehören und den Blick lange fesseln, weil auf so viele Details zu achten ist.  

Neben den Meisterwerken lernt man noch Themen (christliche, weltliche und antike), Künstler und Künstlerfamilien sowie Kunstlandschaften kennen. 

Über all die gezeigten Objekte hier zu schreiben, führt zu weit. Gesagt werden kann, dass diese sehr gut erläutert werden und man deshalb einen lobenswerten Gesamtüberblick im Hinsicht auf die Werke, die Künstler und Themen erhält. 

Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn auch das Material aus dem die gezeigten Kunstwerke hergestellt worden sind, mir aus heutiger Sicht Bauchschmerzen bereiten. 

Helga König

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