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Rezension: Grünewald- Dumont

Dieser traumhafte Kunstband im eleganten Schuber befasst sich mit dem Leben und Werk des großen deutschen Malers und Grafikers der Renaissance Matthias Grünewald. Vor einigen Jahren habe ich eine Rezension zu einem Buch über dessen "Isenheimer Altar" verfasst und bin nun überaus beeindruckt, von dem breitgefächerten Können Grünewalds, das dem Leser hier im Buch entgegengebracht wird. Das umfangreiche Werk  befasst sich nicht nur mit dem schwer zu rekonstruierenden Leben und dem lückenhaften Werk Grünewalds, sondern auch mit seinem Nachleben und der Rezeptionen durch die Künstler des 16. und 21. Jahrhunderts. 

Der erste Teil des Buches ist  dem Leben und den Werken Grünewalds gewidmet und beginnt mit einem Textbeitrag, der Fragmente von Grünewalds Biografie zum Thema hat. Hier wird nicht nur das schwer fassbare Leben des Künstlers erörtert, sondern auch sein Stil und seine eigene Art, Dinge, Personen und Landschaften wahrzunehmen. Zudem geht es im 1. Teil auch um die Frage von Porträt und Selbstporträt und hier darum, wie man sich das Aussehen des Künstlers vorstellen soll und auch die Menschen, die er im Fokus hatte. Ferner werden Einzelstudien zu Werken des Künstlers thematisiert und der Frage nachgegangen, wie das Verhältnis Grünewalds zu seinen berühmten Zeitgenossen war. Gemeint sind Dürer, Holbein d. J. oder  Baldung Grien. Auch die Sichtweisen des Künstlers werden zur Sprache gebracht. 

Im zweiten Teil geht es um die Ergebnisse von Untersuchungen und Analysen der Malereien des "Isenheimer Altars" und im dritten Teil dann schließlich um das Echo, welches die Werke Grünewalds bei anderen Künstlern hervorgerufen hat.  

Die gezeigten Werke beeindrucken. Viele habe ich hier erstmals kennenlernen dürfen, andere kenne ich bereits. Beeindruckt haben mich Details aus dem "Isenheimer Altar", so etwa "Der heilige Sebastian" oder auch "Der Besuch des heiligen Antonius beim Paulus Ermita". Grandios auch "Das Abendmahl". Es ist eines der ersten Werke, die von diesem Künstler erhalten sind und ebenfalls beeindruckend "Der Lindenhardter Altar" und hier Details aus "Die vierzehn Nothelfer". Leider kann man im Rahmen einer Rezension nicht auf die Symbolik einzelner Bildmotive eingehen und sich über die Grenzen der Sichtbarkeit auslassen. 

Vertieft man sich in Grünewalds Werk "Die Kreuzigung Christi" wird einem bewusst, wie sehr Christus die Menschen liebte und wieviel Niedertracht in den Menschen, die geliebt werden wollen, steckt. All die Detailbilder des "Isenheimer Altars"  und die Erläuterungen dazu führen in eine Glaubenswelt, die Jahrhunderte zurück liegt, aber in ihrer Kraft noch durch die Bilder spürbar ist. Der liebevolle Blick der Muttergottes mit dem Kind berührt umso mehr, wenn man wenig später die Tragödie der Kreuzigung auf der Mitteltafel des "Isenheimer Altars" sieht. Wozu sind Menschen fähig? Grünewald zeigt dies auch beim Heiligen Sebastian.

All die Farben lassen staunen. 

All die Kreuzungsbilder schreien den Schmerz heraus. Die "Kreuztragung des Tauberbischofsheimer Altars" zeigt die Zuversicht und den Glauben Christus an seinen Vater, zeigt aber auch die Erbärmlichkeit des Mobs, der auf Gottes Sohn erbarmungslos eindrischt. 

Wenn man dieses großartige Buch ausgiebig studiert hat, weiß man nicht nur mehr über Grünewald und seine Werke, sondern auch über den Mensch mit seinen höchst unterschiedlichen Charaktereigenschaften. 

Sehr empfehlenswert.

Hier der Link zur Website des Verlags.  Dort  können Sie das Buch bestellen, oder es aber auch bei Ihrem Buchhändler beziehen.

Rezension: Gauguin-Metamorphosen

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Gauguin Metamorphosen", die vom 8. März bis 8. Juni 2014 im Museum of Modern Art in New York gezeigt wird. Dabei geht es um die seltenen und außergewöhnlichen Drucke und Druckzeichnungen, die zwischen 1889 und 1903 entstanden sind. Von den etwa 160 in der Ausstellung vorgestellten Werken sind etwa drei Viertel der Arbeiten auf Papier und ein Viertel Gemälde und Skulpturen. 

Die Ausstellung und der Katalog wurden von Starr Figura, The Phyllis Ann und Walter Borten Associate Curator of Drawings an Prints konzipiert und organisiert. In einem Beitrag von Starr Figura erfährt man Wissenswertes zu Gauguins Metamorphosen. Für diesen Künstler war die Druckgrafik der stärkste Katalysator in seinem Transformationsprozess. Die Druckgrafik bot ihm die Möglichkeit, mit den Methoden der Wiederholung, des Austausches und der Manipulation der Bildsprache zu experimentieren. 

Mittels der Druckgrafik entdeckte Gaughin, dass die Unterschiede zwischen Malerei, Skulptur und Zeichnung überbrückt oder sogar aufgelöst werden können. Dieser Maler war übrigens Autodidakt, der seine Karriere als Börsenmakler aufgegeben hatte, um sich der Kunst zu widmen. Durch die Druckgrafik beabsichtigte er seine Gemälde zu vermarkten, um sich auf diese Weise einen größeren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. 

Elisabeth C. Childs schreibt in ihrem dann folgenden Aufsatz über Gauguin und die Bildhauerei. Diesem nicht uninteressanten Aufsatz folgen weitere, die im Rahmen einer Rezension leider nicht näher beleuchtet werden können. Ich empfehle aber dringend den Aufsatz von Erika Mosier zu lesen. Hier geht es um Gauguins technische Experimente in Holzschnitt und in Durchdruckzeichnungen in Öl. Diese Arbeiten auf Papier gelten als die innovativsten. Sie sind wie Mosier schreibt, allerdings überaus kompliziert zu entziffern im Hinblick auf die zum Einsatz kommenden Techniken. 

Der Katalog ist in drei Abschnitte eingeteilt: 
1886-1889: Paris.Martinique.Bretagne.Arles
Malerei, Keramik, Zinkografie 
1889-1895: Paris.Bretagne.Tahiti
Malerei, Holzskulptur, Keramik, Holzschnitt, Monotypie 
1895-1903: Tahiti.Hiva Oa 
Malerei, Holzskulptur, Holzschnitt, Durchdruckzeichnung, Monotypie 

Zahlreiche Erläuterungen zu den gezeigten Werken vervollständigen den Gesamteindruck und machen das Schaffen des Künstlers begreifbar. Im Anschluss an den Katalogteil sind die ausgestellten Werke aufgelistet, zudem kann man sich in einer tabellarischen Biografie von Lotte Johnson und einer Bibliografie kundig machen. 

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen hervorragenden biografischen Roman des Nobelpreisträgers Vargas Llosa hinweisen, der sich mit dem Leben Gauguins beschäftigt. Dazu hier den Link zu meiner Rezension des Buches "Das Paradies ist anderswo".

Den Katalog zur Ausstellung empfehle ich sehr gerne.

Anbei der link zum Verlag. Dort können Sie das Produkt bestellen.http://www.hatjecantz.de/

Rezension: Irina Werning`s "Back to the Future"

Die Fotografin Irena Werning`s hat mit "Back tot the Future" eine interessante Fotodokumentation auf den Weg gebracht. 

Sie zeigt Fotos von Personen, die vor vielen Jahren realisiert wurden und hat diese Menschen im Hier und Jetzt in gleicher Pose erneut fotografiert. Die Aufnahmen zeigen nicht nur die Vergänglichkeit allen Seins, sondern hauptsächlich wie das gelebte Leben sich in die einzelnen Gesichter der Modelle eingezeichnet hat. 

Einige der Personen konnten ihre positive Aura bewahren. Viele sind es aber nicht. Sorgen und Kummer, auch andere Empfindungen haben sich in so manches Gesicht eingeprägt, dieses verändert und je älter die Menschen sind, umso deutlicher  hat sich ihr Fühlen in das Antlitz eingegraben. Nichts bleibt im Verborgenen. Das Gesicht entlarvt je älter man wird.

Diese Beobachtungen führen im Grunde zu  keinen neuen Erkenntnissen. Sie werden aber besonders deutlich, wenn man sich mit diesen Bildern beschäftigt. Dorian Gray lässt facettenreich grüßen. 

Im Grunde lassen sich Momentaufnahmen mit denselben Modellen nach Jahrzehnten nicht überzeugend nachstellen, es sei denn man möchte zeigen, dass Momente nicht wiederholbar sind. Genau dies scheint das Anliegen der Fotografin zu sein.

Was mich überrascht, ist die Tatsache, dass es bei den Modellen aus Island kaum Veränderungen in der Ausstrahlung gibt. Ich vermute, dass man dort eventuell ruhiger und ausgeglichener leben kann.

Bei anderen Modellen allerdings wird man nachdenklich und erkennt, wie achtsam man sein muss, um die bunten Farben der Seele alle zu behalten und sie als vielschillerndes Licht nach außen zu bringen. 

Sehr empfehlenswert.

Wenn Sie das Buch bestellen möchten, dann folgen Sie dem Link: http://www.teneues.com/shop-de/buecher.html

Rezension: Artist of the Year; Victor Man

Mit Victor Man wurde als  fünfter „Künstler des Jahres“ seitens der Deutschen Bank gekürt.

Die Deutsche Bank beobachtet und fördert die sich wandelnde globale Kunstszene und fördert  insbesondere die Künstler, die durch Kreativität und Mut zu Neuem ihr Publikum und damit auch die Deutsche Bank in Ihrem Tun inspirieren.

Wie Stefan Krause, Mitglied des Vorstands und Vorsitzender des Global Art Advisory Council der Deutschen Bank schreibt, ist die Kunstsammlung dort der Gegenwart verpflichtet und  dies gilt auch für die Auszeichnung "Künstler des Jahres"  

Das Werk Victor Mans wird von 21.3. bis zum 22.6. 2014  in Berlin in der Kunsthalle der Deutschen Bank gezeigt. Der Künstler greift Themen und Techniken der Kunstgeschichte auf. Dabei erscheint er zugleich gegenwärtig und visionär.

Friedhelm Hütte (Global Head of Art, Deutsche Bank AG) schreibt eingangs "Zur Ausstellung" Wissenswertes, bevor man sich in die Werke vertiefen kann. So erfährt man, dass Mans OEvre zu dem eigenwilligsten der jüngeren Gegenwartskunst zählt. Hütte beschreibt die Werke als dunkel, kleinformatig und geradezu intim. Das  sehe ich auch so.

Die Ausstellung "Zephir" wird später in weiteren internationalen Institutionen gezeigt. Neben den beeindruckenden Werken finden sich im Katalog einige sehr gute Essays unterschiedlicher Autoren, die das Werk erhellen, die Werksliste, Informationen zu den Autoren und früheren Künstlern des Jahres. Zudem erfährt man, welche Möglichkeiten sich für den Künstler durch die Auszeichnung ergeben.

Die Werke des Rumänen Victor Man beeindrucken sehr. Den Katalog empfehle ich gerne.

 

Rezension: Ich schenk dir die Farben des Windes: Kunst, Gedichte und Geschichten für Kinder und Erwachsene (Gebundene Ausgabe)

"Wenn du mir deine/Zeit enträtselst/ Ich will dafür dir/die Farben/ des Windes geben,/ der unsere Körper vertauscht im Vorübergehen." (Rolf Dieter Brinkmann).

Dieses schöne Buch von Christine Knödler aus dem Prestel-Verlag enthält Kunst, Gedichte und Geschichten für Kinder und Erwachsene.

Ich schätze den Mix aus poetischen und anderen Texten sowie ausgewählten Kunstwerken, mit denen sich junge und ältere Menschen vertraut machen sollten, weil die Beschäftigung mit Farbe, Form und Poesie in uns viel Positives freisetzt und unser Herz öffnet.

Jeder Mensch kann nur dann glücklich werden, wenn er sich diesen Dingen nicht verschließt, erst dann beginnt er zu leuchten und zu strahlen, erst dann spiegelt er Schönheit, reflektiert Poesie.

Sehr viele Werke namhafter Maler sowie Texte und Gedichte, die den alltäglichen Lärm durch feinsinnige Stille ersetzen, lassen eine helle, ja bunte Gedanken- und Bilderwelt entstehen, die so wohltuend ist wie Klänge von Mozart.

Während ich blättere, um zunächst die Bilderwelt in mich aufzunehmen, bleibt mein Blick auf einem gelben Sonnensymbol hängen, das ein Gedicht von Ernst Jandl enthält. Es handelt sich um ein sehr tiefgründiges Gedicht, das ich an dieser Stelle wiedergeben möchte:

die sonne scheint
die sonne scheint unterzugehen
die sonne scheint untergegangen
die sonne scheint aufzugehen
die sonne scheint aufgegangen
die sonne scheint

Es folgen Bilder, in denen die Farbe Gelb dominiert. Jedes Kapitel übrigens hebt eine andere Farbe hervor, macht sie uns in ihrer spezifischen Kraft bewusst.

Natürlich findet sich in diesem Buch auch das Gedicht von Joseph von Eichendorf, das er der blauen Blume gewidmet hat. Ich lese es erneut, dann vertiefe ich mich lange in das Bild "Mondnacht im Teufelsmoor" und beginne mich an einen Menschen zu erinnern, der gerne in solchen Gegenden spazieren geht mit seinem Hund. Er liebt blaue Moor-Blumen, doch ich werde das Gedicht "Die blaue Blume" nicht zitieren, weil mich Reiner Kunzes Text (S.119) spontan weitaus mehr anspricht:

Rudern zwei
ein boot,
der eine
kundig der sterne,
der andere
kundig der stürme,
wird der eine
führn durch die sterne,
wird der andere
führn durch die stürme,
und am ende ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein.

Die Auswahl der Bilder ist ebenso lobenswert wie die der Texte. Man hat immer wieder Lust in Muse-Stunden nach dem Buch zu greifen und sich in die Wort- und Bildpoesie zu vertiefen. Es ist die Magie, der man sich stets aufs Neue für eine kurze Weile überlassen sollte, um verzaubert daraus aufzutauchen, bereit Dinge aus anderem Blickwinkel zu sehen.

"der rest ist der ferne
gesang des meeres"

(Zwei Zeilen aus einem Gedicht Inger Christensen, S. 152).

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu m Prestelverlag und können das Buch bestellen.
http://www.randomhouse.de/prestel/