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Rezension: Joseph Beuys Plakate Posters - Prestel


Anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers Joseph Beuys (12.5.1921-23.1.1986) ist das Verzeichnis der Plakate nun in einer vollständig überarbeiteten Neuauflage erschienen. Hierzu haben die Hamburger Sammler Rene S. Spiegelberger und Claus von der Osten ihre Bestände an Beuys-Plakaten verglichen. Des Weiteren haben sie mittels einer gemeinsamen Recherche und umfangreichen Ankäufen das Verzeichnis um mehr als 80 Katalognummern erweitert. 

Die sehr informative Einführung in das Werk hat Rene S. Spiegelberger verfasst. 

Um sich allerdings einen ersten Überblick über den Künstler Joseph Beuys zu verschaffen, empfehle ich zunächst die zwei Seiten umfassende Kurzbiographie, die in deutscher und englischer Sprache abgedruckt ist- wie alle Texte im Buch übrigens- aufmerksam zu lesen. Hier auch wird wie anderenorts im Buch unterstrichen, dass die herausragende Errungenschaft von Beuys vielschichtigem OEvre in der Synthese von Leben und Werk zu sehen ist. Darin erinnert er  an Goethe und Einstein. 

Beuys war wegweisend für Generationen von Künstlern in Europa und den USA. Er verkörpert bis heute einen Fixpunkt der Gegenwartskunst. Erwähnt wird  u.a. sein Werk  "7000 Eichen", das man als Soziale Plastik zu verstehen hat und das seit 1982 stadtbildprägend auf die documenta-Stadt Kassel wirkt. 

Wie Rene  S. Spiegelberger schreibt, wirkte Beuys in vielerlei Rollen als Zeichner, Bildhauer, auch als Philosoph, Gesellschaftskritiker, Fluxux-Agitator und als Politiker. Ab Ende der 1970er Jahre kandidierte er für die grüne Bewegung bei Europa- und Bundestagswahlkämpfen. Wichtig zu wissen, dass seine fünf documenta-Teilnahmen den Geist dieser Leistungsschau der internationalen Kunst bis heute prägen. 

Für sein Plakatwerk müsse ein besonderer Maßstab gelten. So konstatiert Klaus Staeck, der eine Vielzahl der Poster von Beuys  verlegte, dass alle Blätter auf Beuys Anregung entstanden seien, die geistige Urheberschaft  insofern maßgeblich bei Beuys läge. Dabei verhielt es sich so, dass er für die praktische Umsetzung seiner Ideen Personen aus dem inneren Kreis seiner Anhängerschaft betraute, denn er sah in ihnen kreative Menschen, die die Verpflichtung zur Mitgestaltung hatten. Auf diese Weise bestätige der harmonische Gesamteindruck seines Plakatwerkes den Erfolg der Theorie der Mitgestaltung. 

Beuys hat auch Plakate ohne Bildmotiv auf den Weg gebracht, hier geht es um politische Plakate, zu denen auch Manifestplakate gezählt werden. Man erfährt im Rahmen der Einführung mancherlei Wissenswertes zu einzelnen Werken und kann sich anschließend in ein Gespräch mit Klaus Staeck vertiefen, dessen Zusammenarbeit mit Beuys 1968 begann. 

Es folgen zwei lesenswerte Essays, verfasst von Rene S. Spiegelberger und Siegfried Sander, bevor man sich mit den Plakaten befassen kann. 

Recht bald wird klar, dass Josph Beuys eine Marke war. So auch muss man das Plakat, auf dem er abgelichtet ist, verstehen, auf das er nicht grundlos schrieb "Demokratie ist lustig". Ein hochpolitisches Plakat, eines klugen Intellektuellen, der an dieser Stelle spottet. 

Gefallen haben mir  besonders das Plakat zur Europawahl mit dem Titel "Der Unbesiegbare" und die Plakate mit den beiden Fahrrädern.  Hier zeigt er  sich hellsichtig.

Die Frage, ob Beuys selbstverliebt war, stellt sich mir nicht. Er war Bestandteil seines Gesamtkonzepts von unglaublicher Reflektion, Weitblick, Hellsichtigkeit, modern, offen für alles, kurzum ein Ausnahmemensch.

 Ein wirklich empfehlenswertes Buch. 

Helga König

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