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Rezension: #Velázquez- Das vollständige Werk- Odile Delenda- #Taschen-Verlag

Dieser Prachtband aus dem Taschen-Verlag ist das aktualisierte Standardwerk, das das gesamte Schaffen  von Diego Rodríguez de Silva y Velàlazquez (1599- 1660) vereint und in diesem Zusammenhang auch Neuaufnahmen von kürzlich erst restaurierten Gemälden zeigt. 

Die Autoren des Buches, das in einem es gut schützenden Karton geliefert wird, sind José López Rey (1905- 1991) und Odile Delenda. López Rey war am renommierten  "Institute of Fine Arts"  in New York Professor und Forscher. Er ist Autor von über 100 wissenschaftlichen Publikationen und zehn Büchern über die spanische Malerei. Durch seine Publikationen zu Velázquez erlangte er weltweit den Ruf als Experte. 

Odile Delenda war bis 2007 als Professorin im Louvre tätig. Sie arbeitet seit 1990 zudem für das Wildenstein Institute in Paris und widmet sich dort den Forschungen zur spanischen Kunst des Goldenen Zeitalters. 

Das vorliegende Buch beginnt mit einem Vorwort von Guy Wildenstein, dessen Institute gemeinsam mit dem Taschen-Verlag für ausgesuchte Detailabbildungen und Neuaufnahmen von jetzt erst restaurierten Gemälden Velázquez  für den  vorliegenden Kunstband sorgte. 

Es folgen daraufhin Einleitungen zu den Ausgaben von 1979, 1981 und 1996 von José López-Rey und Odile Delenda. Hier erfährt man, dass die Autoren mittels der Publikation zwei Ziele umsetzen wollten. Zum einen lag die Absicht darin, eine Interpretation des Künstlers #Velázquez inklusive seiner historischen Persönlichkeit zu liefern, aber auch einen nach den jüngsten Erkenntnissen zusammengestellten Katalog seines Gesamtwerkes vorzulegen. 

#Odile_Delenda hat im März 2014 das Vorwort verfasst, in dem sie sich auch zu Neuzuschreibungen äußert. Zunächst informiert sie über den Werkkatalog von #José_ López_Rey, um dann die neuen Ausgaben von Taschen und dem Wildenstein Institute zu reflektieren. Dabei erschien es den Herausgebern notwendig für die hier vorliegende Ausgabe, die bibliographischen Angaben, abgesehen von erheblichen Ergänzungen, für die Zeit nach 1980, auch um die Angaben zu den Werken zu vervollständigen, die in den Ausstellungen der letzten Jahre gezeigt wurden. 

In Vergleich zu den früheren Ausgaben ist ein formaler Unterschied festzuhalten und zwar in den Illustrationen und der Präsentation der Gemälde nach großen Kapiteln, die den verschiedenen Etappen in der Karriere des Malers in der Zeit von Philipp IV. entsprechen. 

Aufgeklärt wird man über neue wissenschaftliche Beiträge und auch neue Gemälde und Einzelheiten zum Werk, bevor man sich in Abbildungen von Neuzuschreibungen vertiefen kann. Es folgen daran anschießend Textbeiträge und Werksabbildungen, untergliedert in: 
I. Velázquez in Sevilla (1599-1622) 
II. Madrid und der Hof. Die entscheidenden Jahre (1622-1628) 
III. Die Begegnung mit Rubens. Der erste Italienaufenthalt 
IV. Rückkehr nach Madrid und der Salón del Buen Retiro (1631-1635) 
V. Die Torre de la Parada. Zwerge und Narren (1636-1645) 
VI. Porträts. Die Hauptthemen (1638- 1648)
VII. Der zweite Italienaufenthalt (1648-1651) 
VIII. Die letzten Werke. Das Atelier (1651-1660) 

Diesen Kapiteln sind kluge Sentenzen unterschiedlicher Autoren vorangestellt. Im Rahmen der acht Textbeiträge erfährt man alles über das Leben und Schaffen des Künstlers, einem Sonntagskind, das am 6. Juni 1599 das Licht der Welt erblickte und der als einer der wohl bedeutendsten Barockmaler gilt. Er schuf Farb- und Lichterscheinungen, die in seiner Zeit als neu galten und erst später von Impressionisten wie Édouard Manet wieder aufgegriffen wurden. 

Man wird über seine Familie und seinen Namen in Kenntnis gesetzt, liest Wissenswertes zu seiner Erziehung und Ausbildung und hier auch von seinem Lehrer Francisco Pacheco, bei dem er 1617 seine Meisterprüfung ablegte und bis zur Aufnahme in die Malerkorporation blieb. Unterrichtet wird man von seinen ersten Erfolgen und auch darüber, dass er in jungen Jahren seine Werke nur höchst selten datierte und signierte. 

Ab 1620 bildete er in einer eigenen Werkstatt bereits Lehrlinge aus. Es führt zu weit, auf die Bildbeschreibungen im Buch näher einzugehen. Diese aber zu lesen, macht das Können des spanischen Künstlers erst wirklich bewusst und verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Kunst kommuniziert wird, um auf diese Weise mehr als nur Empfindungen auszulösen. 

Man liest von dem ersten Aufenthalt  des Malers bei Hofe im Jahre 1622. Dort entstand das erste Porträt König Philipps, der ihn in seinen Dienst berief. Ab 1624 ließ sich Velazquez in Madrid nieder. Man erhält aufgrund der Porträtabbildungen aus jener Zeit einen Eindruck von den Fähigkeiten dieses begnadeten Porträtmalers, um sich dann mit seiner ersten Italienreise (1629-1631) zu befassen. Dort wurde er in Rom zum Mitglied der Accademia di S. Luca ernannt. 

Zurückgekehrt nach Madrid nahm er Veränderungen am Bildgegenstand vor. Man liest über einzelne Hofporträts, mythologische Darstellungen, Bilder religiösen Inhalts etc und erfährt Näheres zum großen Saal des Buen Retiro. Für diesen Saal war das Reiterporträt Philipps IV. bestimmt, über das man im Buch umfassend aufgeklärt wird. 

Man liest  des Weiteren über Velázquez als Maler des Sieges, dokumentiert in dem Gemälde "Übergabe von Breda", das ebenfalls für den großen Saal Buen Retiro bestimmt war. Dieses Bild ist großformatig zu betrachten, weil es aufgeklappt werden kann. Auffallend ist die versöhnliche Geste der Protagonisten, die die Klugheit des Malers dokumentiert. 

Eines der Gemäldeabbildungen im Buch, die mich am meisten beeindruckt, ist sein "Christus am Kreuz", das er 1632 schuf, also mitten in der Zeit, als in Europa der Dreißigjährige Krieg wütete. Man wird mit vielen Reiterbildern in der Folge konfrontiert. Hier fasziniert speziell "Isabella von Bourbon zu Pferde" in ihrem schönen Gewand in dezenten Farbtönen auf einem edlen Schimmel. 

Über Zwerge und Hofnarren liest man, weil der Künstler auch diese für die Ewigkeit festhielt. Nicht selten imitierten die Narren berühmte Persönlichkeiten und trugen speziell angefertigte Kostüme. 

Das Hauptthema  von Velázquez aber waren Porträts. Diesbezüglich wird man umfassend informiert und hat die Chance sich in Bilder zu vertiefen, die von seltener Ausdruckskraft sind. Eines der Bilder habe ich in Dresden im Original bereits bewundern dürfen, abgebildet ist der "Ritter von Santiago", dessen Blick tiefes Bewusstsein nicht verbirgt. 

Auch der zweite Italienaufenthalt kommt zur Sprache und die letzten Werke des Künstlers, darunter das letzte Porträt der Königin und Bilder von der königlichen Familie. 

Die Werke, die im Buch zu sehen sind, werden im Anschluss im Katalog präzise erläutert. Hier auch erfährt man stets die Zeit, wann die einzelnen Werke entstanden sind, ebenso wer sie zur Zeit besitzt. Auch Angaben zu Größe und Technik werden bereitgestellt. 

Das Buch ist eine große Kostbarkeit, das in keiner Kunstbuchsammlung fehlen darf. 

Ich empfehle es sehr gerne, denn es ist einfach wundervoll.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum  Verlag und können das Buch bestellen: http://www.taschen.com/pages/de/search/result.1.htm?show_all=catalogue&search_string=%22vel%C3%A1zquez.+complete+works%22. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler  um die Ecke beziehen.

Rezension: #Hasselblad Masters VOL. 4 Evolve - teNeues

Hasselblad produziert seit mehr als fünf Jahrzehnten hoch-wertige Fototechnologie und finanziert den angesehenen Masters-Wettbewerb der Foto-grafie, mit dem etablierte Spitzen-fotografen und herausragende New-comer gewürdigt werden. 

Die ständig fort-schreitende Mission von Hasselblad besteht darin, die besten Kameras der Welt zu entwickeln. In diesem Sammelband stellen 12Top-Fotografen ihre Bilder zu dem Thema "Evolve" vor. 

Die Preisträger wurden aus fast 4000 Bewerbern ausgewählt und bekamen die Chance, ihre Ideen mit erstklassigem Hasselblad-Equipment umzusetzen. Nicht nur eine 24-köpfige Fachjury konnte über die Gewinner abstimmen, auch die Öffentlichkeit war aufgerufen, online ihre Lieblingsbilder auszuzeichnen. 

Zu den Auswahlkriterien zählen neben erkennbarer Ambition, Ideenreichtum sowie fotografisch-technischen Fähigkeiten auch das Talent, Emotionen abzubilden. Zusätzlich zu den bewährten Kategorien wie Architektur, Fashion und Porträt wurde nun erstmals Unterwasserfotografie in den Wettbewerb einbezogen1) 

Ian Rawcliffe hat das Vorwort verfasst, das in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. 

Gezeigt werden Werke von Rafal Maleszyk, Roman Jehanno, Hengki Koentjoro, Dmitry Ageev, Bryn Griffiths, Paul Gisbrecht, Chris Straley, Joreph Goh Meng Huat, Rafael Rojas, über die man auf den letzten Seiten des Buches Näheres erfährt und zwar in englischer Sprache. 

Besonders beeindruckt haben mich die Werke des Portugiesen António Pedrosa. Er fängt die Stille in der Natur eindrucksvoll in seine Bilder ein und hinterlässt mystisch anmutende Impressionen.

Sehr empfehlenswert.

Helga König
1) vgl.: teNeues Website

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum teNeues -Verlag und können das Buch bestellen. http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/hasselblad-masters-vol-4.html.
Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler vor Ort ordern.

Rezension: Das Puppenhaus der #Queen- Lucinda Lambton- Gerstenberg

Lucinda Lambton ist Autorin und Fotografin dieses schönen und informativen Buches, das sich mit einer architektonischen Meisterleistung befasst. Es geht dabei um das Puppenhaus der Queen, ein kleines, höchst interessantes Gebäude, das allerdings  nicht zum Spielen gedacht ist.

Über 1500 Künstler, Handwerker und Facharbeiter wirkten an diesem Kleinod für #Queen_Mary, das ihr königliche Zuhause repräsentiert.

Queen Mary war eine obsessive Sammlerin von Kunstgegenständen, speziell von "Winzigkeiten", die eine familiäre Bedeutung hatten. Das Puppenhaus verkörpert britische Exzentrik. Es wurde von namhaften Architekten gestaltet und im Detail mit viel Liebe gefertigt.

Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert:

Architektur und Ornamentik
Personaltrakt
Wohn- und Repräsentationsräume
Familienleben
Bibliothek und Kunstsammlung

Fertiggestellt wurde das Kunstwerk 1924 und seither wurde es nicht mehr von Menschenhand berüht.

1921 wurde dieses Kleinod geplant. Der berühmte Architekt Sir Edwin Lutyens empfand die Planung als ausgeklügelte architektonische Fingerübung, die er im Maßstab 1:12 - 1,52 m hoch, 2,59 m breit und 1,49 m tief erdachte. Um das Bauwerk präsentieren zu können, gestaltete Lutyens die "geniale elektrische Apparatur". Sie ermöglichte, dass die Außenmauern des Puppenhauses abgehoben werden können.

Es ist wahrlich erstaunlich wie detailgetreu das Zuhause von Queen Mary nachgebaut und gestaltet worden ist, bis  hin zu den Deckengemälden.

Im Rahmen der einzelnen Kapitel wird man mit allem vertraut gemacht, selbst dem Küchenutensilien und den Dingen aus der Wäschekammer. Sogar eine Miniatur-"Singer"- Nähmaschine ist zu bewundern und das Inventar des Weinkellers, das präzise aufgelistet wird.

Die Wohn- und Repräsentationsräume in Miniatur sind Glanzstücke aller, die daran gearbeitet haben, wobei mich die Bibliothek besonders fasziniert. Die kleinen Bücher sind nicht größer als eine Briefmarke. Die darin enthaltenen Texte sind teilweise hangeschrieben. Winzig auch sind die Gemäldenachbildungen und die Mini-Partituren, die dokumentieren, wozu Menschen künstlerisch und kunsthandwerklich fähig sind.

Das Buch empfehle ich sehr gerne, denn es gibt viel zu sehen und Spannendes zu lesen und es zeigt, wozu der Mensch fähig ist, wenn er gestaltet und nicht zerstört.

Einfach wunderbar.

Klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Gerstenberg-Verlag und können das Buch bestellen:https://www.gerstenberg-verlag.de/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler vor Ort ordern.

Rezension Die Retrospektive- #Hans_Christiansen- Hatje Cantz

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zum 1. 2.2015 in Darmstadt auf der Mathildenhöhe gezeigt wird. Herausgeber dieses reich bebilderten Katalogs sind Ralf Beil, Dorothee Bieske, Michael Fuhr und Philipp Gutbrot. 

Für alle, die Hans Christiansen (1866- 1945) noch nicht kennen, ist es empfehlenswert, sich zunächst in der Kurzbiografie auf Seite 209 einen kurzen Überblick über dessen Lebensdaten zu verschaffen.

Der gebürtige Flensburger Hans Christiansen studierte an der Kunstgewerbeschule in München, lebte einige Jahre in Paris und war dort als Maler tätig. 1896 gründete er in München die Zeitschrift "Jugend" und wurde 1899 durch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen. 

Im Jahre 1900 beteiligte es sich an der Weltausstellung in Paris und ein Jahr später an der ersten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt. 1902 trat er aus der Darmstädter Kolonie aus und lebte ab 1911 in Wiesbaden, wo er als Lehrer an der Kunstgewerbeschule tätig war. Da er mit einer Jüdin verheiratet war, wurde er 1933 aus der Reichskunstkammer und der Reichsschrifttumkammer wegen seiner Ehe mit einer jüdischen Frau ausgeschlossen. Ausstellungen und Veröffentlichungen wurden ihm fortan versagt.

Hans Christiansen ist eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des Jugendstils. Im Rahmen von sechs Essays kann man sich im vorliegenden Buch eine konkrete Vorstellung von ihm und seinem Tun beschaffen. Bei den Essays handelt es sich um: 

"Meine Zeit wird schon noch kommen…" Hans Christiansen und das Problem seiner kunsthistorischen Bewertung –Michael Fuhr 

"„…Einfachheit, Natur, Poesie…" Hans Christiansen. Vom Historismus zum Jugendstil- Dorothee Bieske

"...in`s richtige Fahrwasser gebracht…“ Hans Christiansen in Paris- Claudia Kanowski 

"Die Kunst als “Sonnenschein des Lebens"- Hans Christiansen auf der Mathildenhöhe Darmstadt- Philipp Gutbrod 

"Leben und Wirken in Wiesbaden" "„Dann kam das schreckliche Ende. Die Nazi-Regierung“- Margret Zimmermann-Degen 

Nochmals möchte ich  erwähnen, dass  Christiansen prägend für den Jugendstil war. In Darmstadt entwickelte er sich zum  "Gesamtkunsthandwerker", der erfolgreiche Motive und Bildideen bevorzugt wiederverwendete, so etwa Mohnblumen, Schwäne, Nixen und Seeungeheuer. Sein Meisterstück war eine Variation von Rosenmotiven. Dieses fand sich in der Villa  "In Rosen" auf der Mathildenhöhe fast in allen Zimmern wieder, so etwa in Glasfenstern, in der Wandmalerei, als Vorhang, Tischdecke, Teppich etc. Zwar waren die Farben den jeweiligen Materialien angepasst, aber der Stil war unverwechselbar. 

Typisch für diesen Künstler sind schwungvolle Linien, vegetabile Formen, Bildkompositionen mit einer ornamentalen Rahmung, verbunden mit erzählerischen Inhalten. Zudem gibt es rein ornamentale Entwürfe, beispielsweise für Textilien und Tapeten. Die Plakate und Illustrationen des Künstlers, seine Entwürfe für Kunstverglasungen und Bildteppiche sind in ihrer Vereinfachungen der Form, der rhythmischen Gliederung der Flächen und der Unterordnung einzelner Bildelemente und Lokalfarben unter einem dekorativen Gesamtkontext Musterbeispiele des deutschen Jugendstils, hebt Michael Fuhr hervor. 

Es führt zu weit, auf die einzelnen Essays hier inhaltlich näher einzugehen. Besitzer des Katalogs allerdings sollten die Texte aufmerksam lesen, weil sie zu einem besseren Verständnis der Bilder führen. Wichtig zu wissen ist u.a., dass Christiansen in den Pariser Jahren sich endgültig vom Historismus löste und ein besonderes Geschick mit Farben entwickelte, angeregt durch die Académie Julian.

Im Buch werden eine Reihe wundervoller Postkartenentwürfe gezeigt, die sein Farbgefühl sehr gut verdeutlichen. Auch Entwürfe für Verglasungen wie etwa "Drei junge Frauen in Parklandschaft mit See" faszinieren der schönen Formen und abgestimmten Farben wegen und man ist einfach angetan von der Stimmigkeit und Harmonie des Gesamteindrucks der Werke. 

Besonders neugierig gemacht hat mich der Essay von Philipp Gutbrod, denn hier erfährt man mehr zum Leben des Künstlers auf der Mathildenhöhe. Dort hatte er mit seiner "Villa Rosen" ein Gesamtkunstwerk kreiert und parallel dazu Plakate, Teller, Gläser und Vasen entworfen. Auf alten Fotos aus dem Jahre 1901 kann man die Villa im alten Zustand genau betrachten und sich der Originalität erfreuen. 

Hans Christiansen verstarb 1945 in Wiesbaden noch während der entsetzlichen Nazi-Zeit. Mit seinem Tod erlosch der Schutz seiner jüdischen Gattin Claire. Sie überlebte die Schikanen und Unmenschlichkeit und verließ Deutschland. Claire Christiansen wurde 103 Jahre alt und verstarb 1975. Bis zu ihrem Tode kämpfte sie für die Wiederentdeckung des Werkes ihres Gatten, dessen Grabstätte 1999 als Ehrengrab gewürdigt wurde. 

Sehr empfehlenswert.

Folgen Sie bitte nachstehendem Link, dann können Sie das Buch beim Verlag bestellen.
http://www.hatjecantz.de/suchergebnisse-624-0.html?q=Hans+Christiansen. Sie können es aber auch direkt  bei  Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern. 

Rezension: "Goethe und Rembrandt der Denker"- Frankfurter Goethehaus- Freies Deutsches Hochstift

Dies ist das Begleitheft zur Ausstellung "Goethe und Rembrandt der Denker", die vom 18.12. 2014 bis zum 8. März 2015 im Frankfurter Goethehaus, Freies Deutsches Hochstift gezeigt wird.

Das Begleitheft ist im "Vier-Türme-Verlag" gedruckt und von Nina Sonntag graphisch gestaltet worden. Hier erfährt man gleich zu Beginn, dass Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669) neben Raffael und Dürer zu den Künstlern zählte, die Goethe als Kunstliebhaber nie aus den Augen verlor.

Rembrandt war bereits zu seinen Lebzeiten berühmt. Deshalb auch versuchten nicht wenige Kunstschaffende, seinen Stil zu kopieren. Dabei übernahmen sie das atmosphärische Helldunkel sowie die pittoresken Motive.

Rembrandteskes Motivgut wurde über Generationen tradiert bis es in populären Genredarstellungen mit stimmungsvollen Lichteffekten aufging. Da die Nachfrage nach seinen Werken immer mehr anstieg, kursierten viele Kopien, falsche Zuschreibungen oder auch Fälschungen. Rembrandts Druckgrafiken waren allerdings ziemlich gesichert durch das Gesamtverzeichnis von Edmé-Francois Gersaint.

In Goethes Elternhaus lassen sich keine Radierungen Rembrandts nachweisen. Der Dichter näherte sich 1771 durch Johann Heinrich Merck an Rembrandt an, denn dieser war ein Rembrandtkenner. Für Goethe wurde das Befassen mit dem niederländischen Maler in jenen Jahren ein Teil seiner Lebenswelt.

Man liest von Goethes Verbindung zu Lavater. Beide vertraten die Meinung, dass Raffael für das idealtypisch Schöne, Gute und Wahre stünde, wohingegen Rembrandt üble Charaktere prägnant darstelle.

Goethe schätzte die Darstellung allgemeinmenschlicher, zeitlos gültiger Aussagen in der bildenden Kunst, insofern mochte er Rembrandts Darstellung der Mutterliebe, in der das Göttliche mit dem Menschlichen zusammenfällt. Goethe zeichnete nach Motiven von Rembrandt und verwendete eine Radierung dieses Künstlers in Rom, um in seiner Zeichenpraxis verschiedene Möglichkeiten der Transformation zu erproben.

Nach seiner Italienreise soll  der Dichter sich intensiv mit Rembrandts künstlerischem Verfahren auseinandergesetzt haben. Dabei befasste er sich nicht nur mit Rembrandts Graphik, sondern auch mit seinen Gemälden, allerdings in Form von Reproduktionsgraphiken. Goethe besaß eigene Rembrandt-Radierungen. Darauf wird man im Begleitheft zur Ausstellung hingewiesen und man kann sich in einer Auflistung gezielt kundig machen.

Die Anziehung die Rembrandt auf Goethe ausübte,  mündete in dem Aufsatz "Rembrandt der Denker". Hier macht Goethe deutlich, dass Rembrandt mittels einer raffinierten Technik beim Betrachter Assoziationen auszulösen vermag. Der Niederländer war demnach ein gedanklicher Maler. 

Immer wieder werden Arbeiten von Rembrandt, die in der Ausstellung zu sehen sind,  im Begleitheft gezeigt, darunter sehr viele Selbstbildnisse, eine Charakterstudie, Genreszenen, die Darstellung der Weihnachtsgeschichte, das Christusbild, "Die drei Kreuze" und auch "Ein Gelehrter in seinem Studierzimmer", sowie Aktdarstellungen von Kunst und Künstlern. Dazu kommen Bilder des Frankfurter Malkreises in Rembrandts Manier und Radierungen von Goethe.

Sehr lehrreich. Empfehlenswert.

Helga König

Bild:
Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) Gelehrter in seinem Studierzimmer ("Faust" / "De practiserende alchimist") Radierung, um 1652 © Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum


Hier können Sie die Publikation bestellen: http://www.goethehaus-frankfurt.de/publikationen

Rezension: #Armin_Mueller_Stahl – #Arbeiten_auf_Papier- Works on Paper- #Hatje_ und_Cantz

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Armin Mueller- Stahl – Menschenbilder und Landschaften Arbeiten auf Papier", die vom 2.Dezember 2014 bis zum 10. Januar 2015 in Überlingen in der Galerie Heike Schumacher gezeigt wird.

Die Lebensdaten des Künstlers, der 1930 in Tilsit, Ostpreußen geboren wurde, kann man den letzten Seiten des Buchs entnehmen. Hier erfährt man, dass Mueller-Stahl 1949 in Berlin sein Musikstudium begann, zwei Jahre später dann Schauspielunterricht nahm und sich der Malerei zuwandte. Nach abgeschlossenem Studium hatte er drei Jahre danach seine erste Spielfilmrolle und erhielt 1963 den Kunstpreis in der DDR, wurde 1974 für den Oscar nominiert und verließ 1979 die DDR, um ein Jahr später seinen ersten Roman zu veröffentlichen und mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet zu werden. 

Zwei Jahre danach folgte der Bundesfilmpreis und in den Jahren darauf eine Vielzahl anderer Ehrungen, die sein gesamtes vielfältiges Können verdeutlichen. Ein Blick auf die Liste der Ausstellungen, die er bei aller Arbeit auch noch realisiert hat, macht unmissverständlich klar, dass es sich bei Armin Mueller-Stahl um einen echten Preußen handelt, der wie kein anderer das preußische Arbeitsethos künstlerisch umsetzt. Dies ist eine Glanzleistung für sich.

Das Vorwort zum Katalog hat Björn Engholm verfasst. Hier äußert er sich zum bildkünstlerischen Schaffen Mueller –Stahls. Viele kennen den Künstler als Schauspieler, dass er aber international als begnadeter Musiker brillierte wird nicht jedem bekannt sein, dass er zudem Bücher verfasst hat, zumeist Erzählungen und zudem auch noch malt, darüber schreibt Engholm, der den Leser wissen lässt, dass sich in freier bildnerischer Arbeit die vielfältigen Talente Mueller-Stahls bündeln. 

Seine Bildschöpfungen sind lt. Engholm das Ergebnis intensiver Reflexion, letztlich Widerspiegelungen des eigenen Lebens. Gleichwohl gingen die Aussagen über das Biographische hinaus. Es stimmt, die spürbare Authentizität, gepaart mit der Chance unmittelbarer Identifikation verringert die Zugangsschwelle zu den Bildern und schenkt ihnen eine hohe Anmutsqualität. 

Engholm verdeutlicht, dass sich durch das ganze Leben des Künstlers eine bestimmte Haltung wie ein roter Faden gezogen hat und zwar,  indem Mueller-Stahl frei im Denken und Tun sei, die Freiheit anderer achte und schütze, Toleranz übe und Vorurteile, Hass und Gewalt verachte. Diese Haltung bestimme auch sein Bildwerk. 

Sowohl Zeichnungen, Malereien und seine grafischen Arbeiten sind konsequent am Realen orientiert und es sind Zeichnungen, die Grundlage aller Arbeiten darstellt. Obschon die Bilder mit dem Realen verbunden sind, bilden sie das Reale nicht naturalistisch ab, sondern befassen sich mit dem Charakteristischen des Bildobjektes und gewähren gleichzeitig Einblicke in die Empfindungen des Bildschöpfers. 

Wer sich auf Armin-Mueller-Stahls bildkünstlerisches Werk einlasse,  erlebe, so Engholm,  was der griechische Lyriker Simonides von Keos und später auch Leonardo da Vinci mit dem Begriff "Malerei als stumme Poesie" beschrieben haben: "Bilderzählungen mit schwer beschreiblicher Sogkraft, Bilder, die im Auge der Betrachtenden magische Momente auslösen, buchstäblich sprechende Bilder: Poesie des Realen"

Der Katalogteil ist in die Rubriken:

Kopfgeburten
La (abstrakte Werke) 
Porträts 
Doppelporträts 
Figuren 
Gruppen 
Fromme Gesänge
Übermalte Fotos

untergliedert. 

Die 273 gezeigten Werke erzählen viel über den Künstler, der ein wahrer Poet ist und als solcher einen bestimmten Zugang zu seinen Bildobjekten erhält, den er in seinen gedanklich-poetischen Bildern dem Betrachter subtil offenbart.

Zu Ende des Buches hat man Gelegenheit einen Essay von Andreas Hallaschka zu lesen, der den Titel "Malen heißt fliegen" trägt. Hier zitiert er Armin-Mueller-Stahl: "Langsam übernimmt die Malerei mein Leben, Sie lässt die Zeit aus meinem Körper verschwinden. Wenn ich morgens in meinem Atelier zu arbeiten beginne und danach zum ersten Mal auf die Uhr schaue, dann ist es manchmal bereits halb zwei. Beim Malen erlebe ich Momente, in denen ich wirklich fliegen kann. Das ist die große Freiheit, die die Malerei dem Künstler bietet."

Ein  Werk, das ich gerne empfehle.

Helga König
PS: Die Texte im Buch sind in deutscher und englischer Sprache abgedruckt.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Hatje und Cantz Verlag und können das Buch bestellen http://www.hatjecantz.de/armin-mueller-stahl-6277-0.html. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.