Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zum 1. 2.2015 in Darmstadt auf der Mathildenhöhe gezeigt wird.
Herausgeber dieses reich bebilderten Katalogs sind Ralf Beil, Dorothee Bieske, Michael Fuhr und Philipp Gutbrot.
Für alle, die Hans Christiansen (1866- 1945) noch nicht kennen, ist es empfehlenswert, sich zunächst in der Kurzbiografie auf Seite 209 einen kurzen Überblick über dessen Lebensdaten zu verschaffen.
Der gebürtige Flensburger Hans Christiansen studierte an der Kunstgewerbeschule in München, lebte einige Jahre in Paris und war dort als Maler tätig. 1896 gründete er in München die Zeitschrift "Jugend" und wurde 1899 durch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen.
Im Jahre 1900 beteiligte es sich an der Weltausstellung in Paris und ein Jahr später an der ersten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt. 1902 trat er aus der Darmstädter Kolonie aus und lebte ab 1911 in Wiesbaden, wo er als Lehrer an der Kunstgewerbeschule tätig war. Da er mit einer Jüdin verheiratet war, wurde er 1933 aus der Reichskunstkammer und der Reichsschrifttumkammer wegen seiner Ehe mit einer jüdischen Frau ausgeschlossen. Ausstellungen und Veröffentlichungen wurden ihm fortan versagt.
Hans Christiansen ist eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des Jugendstils. Im Rahmen von sechs Essays kann man sich im vorliegenden Buch eine konkrete Vorstellung von ihm und seinem Tun beschaffen.
Bei den Essays handelt es sich um:
"Meine Zeit wird schon noch kommen…" Hans Christiansen und das Problem seiner kunsthistorischen Bewertung –Michael Fuhr
"„…Einfachheit, Natur, Poesie…" Hans Christiansen. Vom Historismus zum Jugendstil- Dorothee Bieske
"...in`s richtige Fahrwasser gebracht…“ Hans Christiansen in Paris- Claudia Kanowski
"Die Kunst als “Sonnenschein des Lebens"- Hans Christiansen auf der Mathildenhöhe Darmstadt- Philipp Gutbrod
"Leben und Wirken in Wiesbaden" "„Dann kam das schreckliche Ende. Die Nazi-Regierung“- Margret Zimmermann-Degen
Nochmals möchte ich erwähnen, dass Christiansen prägend für den Jugendstil war. In Darmstadt entwickelte er sich zum "Gesamtkunsthandwerker", der erfolgreiche Motive und Bildideen bevorzugt wiederverwendete, so etwa Mohnblumen, Schwäne, Nixen und Seeungeheuer. Sein Meisterstück war eine Variation von Rosenmotiven. Dieses fand sich in der Villa "In Rosen" auf der Mathildenhöhe fast in allen Zimmern wieder, so etwa in Glasfenstern, in der Wandmalerei, als Vorhang, Tischdecke, Teppich etc. Zwar waren die Farben den jeweiligen Materialien angepasst, aber der Stil war unverwechselbar.
Typisch für diesen Künstler sind schwungvolle Linien, vegetabile Formen, Bildkompositionen mit einer ornamentalen Rahmung, verbunden mit erzählerischen Inhalten. Zudem gibt es rein ornamentale Entwürfe, beispielsweise für Textilien und Tapeten.
Die Plakate und Illustrationen des Künstlers, seine Entwürfe für Kunstverglasungen und Bildteppiche sind in ihrer Vereinfachungen der Form, der rhythmischen Gliederung der Flächen und der Unterordnung einzelner Bildelemente und Lokalfarben unter einem dekorativen Gesamtkontext Musterbeispiele des deutschen Jugendstils, hebt Michael Fuhr hervor.
Es führt zu weit, auf die einzelnen Essays hier inhaltlich näher einzugehen. Besitzer des Katalogs allerdings sollten die Texte aufmerksam lesen, weil sie zu einem besseren Verständnis der Bilder führen.
Wichtig zu wissen ist u.a., dass Christiansen in den Pariser Jahren sich endgültig vom Historismus löste und ein besonderes Geschick mit Farben entwickelte, angeregt durch die Académie Julian.
Im Buch werden eine Reihe wundervoller Postkartenentwürfe gezeigt, die sein Farbgefühl sehr gut verdeutlichen. Auch Entwürfe für Verglasungen wie etwa "Drei junge Frauen in Parklandschaft mit See" faszinieren der schönen Formen und abgestimmten Farben wegen und man ist einfach angetan von der Stimmigkeit und Harmonie des Gesamteindrucks der Werke.
Besonders neugierig gemacht hat mich der Essay von Philipp Gutbrod, denn hier erfährt man mehr zum Leben des Künstlers auf der Mathildenhöhe. Dort hatte er mit seiner "Villa Rosen" ein Gesamtkunstwerk kreiert und parallel dazu Plakate, Teller, Gläser und Vasen entworfen. Auf alten Fotos aus dem Jahre 1901 kann man die Villa im alten Zustand genau betrachten und sich der Originalität erfreuen.
Hans Christiansen verstarb 1945 in Wiesbaden noch während der entsetzlichen Nazi-Zeit. Mit seinem Tod erlosch der Schutz seiner jüdischen Gattin Claire. Sie überlebte die Schikanen und Unmenschlichkeit und verließ Deutschland. Claire Christiansen wurde 103 Jahre alt und verstarb 1975. Bis zu ihrem Tode kämpfte sie für die Wiederentdeckung des Werkes ihres Gatten, dessen Grabstätte 1999 als Ehrengrab gewürdigt wurde.
Sehr empfehlenswert.
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http://www.hatjecantz.de/suchergebnisse-624-0.html?q=Hans+Christiansen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.
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