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Rezensionen: Die Helden- Georg Baselitz Städel Museum- Hirmer

Georg Baselitz ist fraglos einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart. Wie Max Hollein, der ehemalige Direktor des Städel Museums in seinem Vorwort schreibt, entwickelte der damals 27 jährige Georg Baselitz im Jahre 1965/66 die Werkgruppe der "Helden" und "Neuen Typen" in explosionsartiger Produktivität. 

Der Künstler ließ auf Leinwand und Papier jene dramatischen wie kraftvollen Figurenbilder entstehen, die in merkwürdiger Spannung zwischen Aggression und Verletzlichkeit, zwischen Geste und Beklommenheit schweben. Die "Heldenbilder" von Georg Baselitz zeigten kräftige, gleichwohl versehrte und in ihrer Autorität abhanden gekommene, entblößte, rudimentär uniformierte Gestalten. Es handele sich um robuste, dabei lethargische Männer, melancholische Überlebende in einer zerstörten chaotischen Welt, bilddominant und in einer pathetischen Untersicht mit vielen landschaftlichen Details inszeniert und in einer gezielt unroutinierten, fahrigen Malerei ausformuliert. Dieser Betrachtung von Max Hollein  schließe ich mich gerne an.

Nicht nur von ihren formalen Aspekten sind die Bilder manieristisch, sondern offenbar auch von ihrer Grundaussage. Die Figuren sind laut Bildtitel Helden, Rebellen, Hirten und Aufständische. Es sind Außenseiter, vermeintlich verloren im passiv- aggressiven Zustand. Wohl sind sie melancholisch, aber dennoch befähigt mittels durch Reflektion zu erweckender Willenskraft ausbrechen zu können.

Für Baselitz sollen die "Heldenbilder" nicht nur ein Markstein, sondern ein vehementer Dreh- und Angelpunkt in seinem Werk sein. Anhand von weiteren Essays unterschiedlicher Autoren hat man Gelegenheit, sich mit den Werken intellektuell auseinander zu setzen. 

Im Katalogteil eingebunden sind 15 sehr nachdenklich machende Geschichten von Alexander Kluge zu Bildern von Georg Baselitz aus den Jahren 1965 und 1966. 

Mit der Frage: "Was ist eine Kämpfernatur?" beginnt eine der Geschichten. Eine interessante Frage, die sich gewiss nicht  einfach beantworten lässt

Das Buch ist eine Bereicherung für jede Privat-Bibliothek

Empfehlenswert 

Helga König

Überall im Handel erhältlich

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Rezension: Lawence Alma -Tadema- Klassische Verführung- Prestel

Der vorliegende Bildband befasst sich mit dem Leben und Werk des Künstlers Sir Lawrence Alma Tadema (8.1.1836- 28.6.1912). 

Der niederländisch-englische Maler studierte von 1852- 56 an der Antwerpener Akademie, um sich dann unter dem Einfluss der belgischen Historienmalerei auf mittelalterliche und ägyptische Sujets zu konzentrieren. Von 1865 an konzentrierte er sich auf die griechisch-römische Antike. Fünf Jahre später verlegte er seinen Wohnsitz nach England und war in London 31 Jahre lang Mitglied der Akademie.

Aufgrund seiner zum Teil mit archäologisch rekonstruierten und fotografisch präzisen Details ausgestatteten Schilderungen antiken Lebens, speziell von Bädern, Festen und Umzügen wurde er zu einem der am meisten gefeierten viktorianischen Maler. 

Konkret geht es in der vorliegenden Publikation "Klassische Verführung" um die neueste Forschungsergebnisse aus Europa und Amerika über diesen Künstler. Herausgeber des informationsreichen Buchs für das Fries Museum sind Elisabeth Prettejohn & Peter Trippi. Die Einleitung hat E. Prettejohn verfasst. Sie skizziert hier, worum es in groben Zügen in den Texten geht. Im Rahmen von zahlreichen Essays unterschiedlicher Autoren werden dem Leser dann der Künstler und sein Schaffen näher gebracht. Die vielen Abbildungen und auch die  sogenannten Highlights vervollständigen das Bild, das vom Künstler und seinen Werken vermittelt werden soll.

Die Bilder, die auf die römisch-griechische Antike Bezug nehmen, erfreuen das Auge und regen die Fantasie an. Der Maler schöpfte in seinen frühen Bildern beispielsweise aus dem, was er in Pompeji gesehen hatte, den Räumen und Atrien der antiken Stadt. Sein besonderer Ansatz bestand damals darin, dass es ihm gelang, die materielle Kultur in Rom, wie man sie von den Ausgrabungen in und um Pompeji kannte,  mit der niederländischen Bildtradition zu vereinen, die mit Vorliebe in den Innenräumen von Wohnhäusern gezeigt wurde. 

Schön im klassischen Sinne des Wortes  ist das Bild Tademas mit dem Titel "A Reading from Homer", das von seiner Ästhetik her vor allem besticht. Viele  der  gezeigten Werke erzählen Geschichten aus fernen Zeiten, in denen Frauen zart und verträumt waren und offenbar noch an die Poesie im Leben glaubten. 

Spannend zu lesen  ist,  wie Tadema sich einen Namen machte und welchen Einfluss er auf den frühen Klimt hatte. Natürlich hat man die Chance, sein berühmtes Gemälde "The Roses of Heliogabalus" zu bewundern, aber auch das imposante Werk "The Coliseum". 

Tadema soll wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen den Kunstmarkt für sich genutzt haben, der sich weltweit erstreckte. Als er das Ende seines Lebens erreichte, konnte man fast überall auf der Welt grafische und fotografische Reproduktionen seiner Kunstwerke finden. Diese prägten das Bild der Antike bei seinem Publikum und stießen auch bei Filmemachern auf großes Interesse. Auch in den sozialen Netzwerken werden Bilder von ihm immer wieder verlinkt, offenbar weil er die schönen Facetten einer unschönen Zeit dem Betrachter vollendet nahe bringen kann.

Das Buch ist eine Bereicherung für jede Kunstbuchsammlung 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Der Rhein- Eine europäische Flussbiografie-Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Der Rhein- Eine europäische Flussbiografie", die noch bis zum 22.Januar 2017 in der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt wird. 

In diesem reich bebilderten Buch wird gleich zu Beginn ein zwei Seiten umfassendes Gemälde von Moritz von Schwind präsentiert, das aus dem Jahre 1848 stammt und den Titel "Vater Rhein" trägt. Dieses Gemälde wird inhaltlich näher erläutert. Es folgt ein Vorwort von Rein Wolfs. Hier erfährt man, dass die Entdecker des touristischen Rheins die Briten waren. Schon zu Ende des 18. Jahrhunderts begeisterten sie sich für die malerische Landschaft des Mittelrheintales mit seinen Burgen, Ruinen und Wasserfällen. 

Maler wie der Brite William Turner und viele Literaten, unter ihnen Hölderlin, Lord Byron und Goethe, haben das Bild des Rheins und dessen Rezeption maßgeblich geprägt. 

Ein Zitat von Max Ernst und dessen Gemälde "Vater Rhein" aus dem Jahre 1953 sind dem Text  "Der Rhein. Eine europäische Flussbiografie" vorangestellt.   Besagter Beitrag stammt von Marie- Louise von Plessen. Hier liest man u.a., dass dem Rhein noch nie zuvor eine Ausstellung als Biografie gewidmet wurde und zwar mit paläontologischen Exponaten aus rheinischen Kalken des Oligozän bis in die Gegenwart. "Der Rhein. Eine europäische Flussbiografie" ist die vierte Ausstellung im Rahmen der Wasserausstellungen von Marie – Luise von Plessen. 

Neben einer Fülle von Abbildungen von Ausstellungsexponaten warten auf den Leser informative Textbeiträge unterschiedlicher Autoren, so etwa zum Rhein als Geohistorie und zur Navigation und Verbauung. Man erfährt Näheres zu "Europas feinster Kaskade", dem Rheinfall von Schaffhausen. Es handelt sich hierbei um den drittgrößten Wasserfall Europas. Der britische Maler J. M.W. Turner malte ihn voller Begeisterung. 

Man liest von den Römern, der Kirche, den Kaisern, auch den Händlern, für die dieser Strom Bedeutung hatte. Über viele Jahrhunderte beförderte der Rhein als Straße des Weins, der Schriften, der Handelswaren den europaweiten Warenumschlag, aber der Rhein war auch der Strom der Troubadoure und galt zudem als Förderband für den Transfer und Austausch von Bildern und Schriften, von Zimelien und Druckwerken, die neue Ideen für Wissbegierige und Neugierige in Europa vertrieben. 

Festungen und Residenzen sind ein weiteres Thema. Auch hier werden Bilder präsentiert, die einen guten visuellen Eindruck  des dazu gehörenden Textes verschaffen. Das Kriegsgeschehen bleibt ebenfalls nicht ausgespart und man liest vom Nibelungenlied und dem Rheingold, das Hagen von Tronje einst in besagtem Fluss versenkt haben soll. 

Auch "Marianne" und "Germania" kommen zur Sprache und die Freiheitsbäume am Rhein. Des Weiteren geht es um die Nationalisierung des transnationalen Stroms im 19. Jahrhundert, um industrielle Betrachtungen, um Nationaldenkmäler und  anderes, nicht immer Erfreuliches mehr. Mit dem Textbeitrag "Eine Achse der europäischen Idee" von Martin Winter findet dieses Buch einen gelungenen, versöhnlichen Abschluss. 

Sehr empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Marc Chagall- Die Glasfenster-belser

Bei diesem reich bebilderten Buch aus dem belser- Verlag handelt es sich um die aktualisierte und erweiterte Ausgabe des 1987 erstmals erschienen Kunstbandes über das Gesamtwerk Chagalls als Glasmaler. 

Der berühmte Künstler Marc Chagall (1887- 1985) wandte sich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre immer mehr kolossalen, architekturgebundenen Arbeiten zu. So entstanden u.a. Glasfenster weltweit von unendlicher Ausdruckskraft. 

Die Macher des vorliegenden Werkes - unter ihnen Benoît Marq, der Glasmeister und Geschäftführer der Familienwerkstadt Simon-Marq in Reims - dokumentieren mittels großformatiger Gesamt- und Detailansichten und durch die ausführliche Darstellung der modernen handwerklich-technischen Umsetzung von Chagalls Entwürfen das innovative Vorgehen des Künstlers. 

In Textbeiträgen unterschiedlicher Fachautoren lernt man die umfangreichen Facetten der Glasmalerei kennen. Sylvie Forestier, die Kuratorin d Musée National Message Biblique Marc Chagall in Nizza schreibt, dass Chagalls erste Auseinandersetzungen mit der Glasmalerei untrennbar mit der Kathedrale in Chartres und dem französischen Pater Marie-Alain Couturier verbunden sei. 

Präsentiert wird im Buch neben den ausführlichen Textbeiträgen eine Übersicht der Glasmalereien Marc Chagalls. Dabei entspricht die Reihenfolge ihrer Entstehung. Die beigefügten Maße geben zunächst die Höhe, dann die Breite an. 

Zu sehen sind die Glasfenster von Chagall an unterschiedlichen Orten auf dieser Welt, beispielsweise in Jerusalem, in New York, in Chicago, aber auch in Zürich sowie in Mainz und natürlich in Frankreich. 

Man erfährt über die einzelnen Gotteshäusern in Bezug auf das Werk Chagalls stets Wissenswertes, so auch, dass die Glasfenster in Reims eine Fläche von fast 75 Quadratmeter einnehmen. 

Farblich am faszinierendsten sind  Chagalls Blautöne wie man sie aus der Kirche  St. Stephans in Mainz kennt. Sich mit den Motiven zu befassen, bedeutet sich mit Chagalls biblischer Welt auseinanderzusetzen und immer wieder zu staunen, was Fantasie und Können bewirken, wenn ein Künstler aus tiefsten Herzen seine Arbeit und deren Thema liebt. 

Am Ende des Buches darf man im Rahmen einer Chronologie in Bildern Chagall bei der Arbeit zusehen. Dies ist ein besonderes Vergnügen, denn Chagall war ein herzlicher Mensch, dessen Licht hell erstrahlte, wenn er lächelte,

Sehr empfehlenswert

Helga König

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