Der vorliegende Bildband befasst sich mit dem Leben und Werk des Künstlers Sir Lawrence Alma Tadema (8.1.1836- 28.6.1912).
Der niederländisch-englische Maler studierte von 1852- 56 an der Antwerpener Akademie, um sich dann unter dem Einfluss der belgischen Historienmalerei auf mittelalterliche und ägyptische Sujets zu konzentrieren. Von 1865 an konzentrierte er sich auf die griechisch-römische Antike. Fünf Jahre später verlegte er seinen Wohnsitz nach England und war in London 31 Jahre lang Mitglied der Akademie.
Aufgrund seiner zum Teil mit archäologisch rekonstruierten und fotografisch präzisen Details ausgestatteten Schilderungen antiken Lebens, speziell von Bädern, Festen und Umzügen wurde er zu einem der am meisten gefeierten viktorianischen Maler.
Konkret geht es in der vorliegenden Publikation "Klassische Verführung" um die neueste Forschungsergebnisse aus Europa und Amerika über diesen Künstler. Herausgeber des informationsreichen Buchs für das Fries Museum sind Elisabeth Prettejohn & Peter Trippi. Die Einleitung hat E. Prettejohn verfasst. Sie skizziert hier, worum es in groben Zügen in den Texten geht.
Im Rahmen von zahlreichen Essays unterschiedlicher Autoren werden dem Leser dann der Künstler und sein Schaffen näher gebracht. Die vielen Abbildungen und auch die sogenannten Highlights vervollständigen das Bild, das vom Künstler und seinen Werken vermittelt werden soll.
Die Bilder, die auf die römisch-griechische Antike Bezug nehmen, erfreuen das Auge und regen die Fantasie an. Der Maler schöpfte in seinen frühen Bildern beispielsweise aus dem, was er in Pompeji gesehen hatte, den Räumen und Atrien der antiken Stadt. Sein besonderer Ansatz bestand damals darin, dass es ihm gelang, die materielle Kultur in Rom, wie man sie von den Ausgrabungen in und um Pompeji kannte, mit der niederländischen Bildtradition zu vereinen, die mit Vorliebe in den Innenräumen von Wohnhäusern gezeigt wurde.
Schön im klassischen Sinne des Wortes ist das Bild Tademas mit dem Titel "A Reading from Homer", das von seiner Ästhetik her vor allem besticht. Viele der gezeigten Werke erzählen Geschichten aus fernen Zeiten, in denen Frauen zart und verträumt waren und offenbar noch an die Poesie im Leben glaubten.
Spannend zu lesen ist, wie Tadema sich einen Namen machte und welchen Einfluss er auf den frühen Klimt hatte. Natürlich hat man die Chance, sein berühmtes Gemälde "The Roses of Heliogabalus" zu bewundern, aber auch das imposante Werk "The Coliseum".
Tadema soll wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen den Kunstmarkt für sich genutzt haben, der sich weltweit erstreckte. Als er das Ende seines Lebens erreichte, konnte man fast überall auf der Welt grafische und fotografische Reproduktionen seiner Kunstwerke finden. Diese prägten das Bild der Antike bei seinem Publikum und stießen auch bei Filmemachern auf großes Interesse. Auch in den sozialen Netzwerken werden Bilder von ihm immer wieder verlinkt, offenbar weil er die schönen Facetten einer unschönen Zeit dem Betrachter vollendet nahe bringen kann.
Das Buch ist eine Bereicherung für jede Kunstbuchsammlung
Sehr empfehlenswert.
Helga König
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