Zu Anfang der 1960er Jahre hat der Wiesbadener Unternehmer Reiner Winkler angefangen, eine Kunstsammlung aufzubauen. Dabei bemerkte er, dass Elfenbeinwerke des 17. und 18. Jahrhunderts immer noch angeboten wurden. Dieser Werkstoff begeisterte ihn und ließ rasch ein konzentriertes Interesse daran entstehen. Im Sommer 2018 dann konnte ein Vertrag über eine gemischte Schenkung der Sammlung zwischen ihm und der Administration des Städel Museums in Frankfurt/Main unterzeichnet werden.
Für das Liebieghaus in Frankfurt ist die Überlassung der Sammlung eine große Bereicherung, nicht zuletzt weil die Abteilungen Barock und Rokoko eine neue, breite Grundlage erhalten.
Reiner Winkler hat die weltweit größte Privatsammlung von Elfenbeinarbeiten speziell aus dem 17. und 18. Jahrhundert zusammengetragen. Hierbei handelt es sich um Statuetten, Reliefs und Gefäße aus ganz Europa und aus Übersee.
Eine beachtliche Anzahl großer Bildhauernamen, auch Werke ohne Meisternamen zählen zu den wertvollsten Objekten.
Wissen sollte man, dass bereits seit mehr als 25 000 Jahren Knochen und Zähne unterschiedlicher Tiere als Werkstoff für Statuen, Amulette oder Behältnisse verwendet werden. Schon im Altertum florierte der Handel mit Elfenbein für Kunstwerke.
Elfenbein ist der Zahn eines ausgewachsenen Elefanten. Dessen Spitze war für Kunstwerke sehr begehrt. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in Afrika noch mehrerer Millionen dieser Tiere, doch heute sind es nur noch 415 000. Wie man erfährt haben zwischenzeitlich 183 Länder das Washingtoner Artenschutzübereinkommen #CITIES unterzeichnet. Dieses trat 1975 in Kraft und spricht sich für ein globales Handelsverbot u.a. für Elfenbein aus.
Als Grund, weshalb man in Kunstinstitutionen noch immer Objekte aus Elfenbein ausstellt, wird genannt, dass man den Bildungsauftrag verantwortungsvoll wahrnehmen und anhand von Sammlungsobjekten die komplexe, historische Entwicklung von Menschheits- und Kulturgeschichte für das heutige Publikum erlebbar machen möchte, um auf diese Weise eine Basis für aktuelle Debatten zu schaffen. Ausführlich wird man deshalb mittels eines spannend zu lesenden Textes von Maraike Bückling zur Sammlung Reiner Winkler im Liebieghaus unterrichtet und kann sich alsdann in Meisterwerke vertiefen, die zum Anfassen nah visualisiert worden sind und mittels ausführlicher Texte begleitet werden.
So lernt man u.a. zwei Relieftafeln mit Darstellungen der acht Haupttugenden kennen, die zu diesen Meisterwerken der Sammlung gehören und den Blick lange fesseln, weil auf so viele Details zu achten ist.
Neben den Meisterwerken lernt man noch Themen (christliche, weltliche und antike), Künstler und Künstlerfamilien sowie Kunstlandschaften kennen.
Über all die gezeigten Objekte hier zu schreiben, führt zu weit. Gesagt werden kann, dass diese sehr gut erläutert werden und man deshalb einen lobenswerten Gesamtüberblick im Hinsicht auf die Werke, die Künstler und Themen erhält.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn auch das Material aus dem die gezeigten Kunstwerke hergestellt worden sind, mir aus heutiger Sicht Bauchschmerzen bereiten.
Helga König
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