Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Kosmos Kubismus Von Picasso bis Léger-", die 30. März 2019 - 04. August 2019 im Kunstmuseum Basel gezeigt wird.
Für das Kunstmuseum Basel ist diese Ausstellung von zentraler Bedeutung, denn der Kubismus ist neben den herausragenden Holbein- und Böcklin-Beständen eine tragende Säule in der Sammlung dieses Hauses. Dabei bietet die in Kooperation mit dem Centre Pompidou vorbereitete Ausstellung eine einmalige Gelegenheit, den Kubismus in Basel so umfassend wie noch nie zu zeigen. Ziel ist es, den Blick auf den Kubismus zu öffnen.
Im Rahmen von sieben Essays unterschiedlicher Autoren erhält man ein beachtliches Sachwissen zum Kubismus. Nicht wenige Künstler, die sich ihm zugewandt hatten, gehörten zuvor dem Kreis der Fauvisten um Matisse an oder bewegten sich durch eine Phase neoimpressionistischer Malerei und waren mit der Farbe zumindest in Theorie und Praxis vertraut. Aus dem Kubismus heraus erhielt das Farbverständnis neue, andere Impulse. Dabei ist das Verhältnis von Farbe und Kubismus möglicherweise ähnlich komplex wie das von Kubismus und Abstraktion.
Nach einer Phase der Farbabstinenz kam es 1912 zum Aufbruch mit neuer Experimentierfreude und theoretischem Interesse in Hinsicht auf die Möglichkeit mit Farbe zu arbeiten. Die Farbe wurde befreit und zum Ding an sich.
Mit dem kubistischen Bildraum aus geometrischen Formen mit zahlreichen ineinander verschachtelten Facetten, die der Bildfläche das Aussehen eines "außerordentlich kunstvollen feingearbeiteten Flachreliefs" verliehen, so erfährt man von Olivier Berggrün, machten Picasso und Braque die Illusion der traditionellen Perspektive zu nichte. Die Gegenstände auf den kubistischen Bildern der beiden Maler haben tatsächlich etwas Körperhaftes an sich. Das Objekt erfahre durch eine Vielzahl von Ebenen eine für die taktile Wahrnehmung sehr anregende Metamorphose. So entstünde der Gesamteindruck eines prekären Gleichgewichts, in dem die dritte Dimension auf die ebene Fläche zurückgeführt werde. Vertieft man sich in die präsentierten Werke, wird rasch klar, was gemeint ist.
George Braque und Pablo Picasso betrieben zwischen 1907- 1914 eine tiefgreifende konzeptionelle Verwandlung von Malerei und Skulptur. Man verneinte die alte optische Wahrnehmung. Anstelle der traditionellen illusionistischen Reproduktion trat eine neue visuelle, taktile Sprache, die von einer noch nicht dagewesenen Semantik weitergeführt wurde. So wurde das Motiv zu einer unabhängigen, autonomen Struktur.
Im Katalogteil, der den Essays in diesem Buch vorangeht, werden Werke aus unterschiedlichen Phasen des Kubismus gezeigt und näher erläutert. Über Cezanne und den Kubismus liest man Wissenswertes. Gemeinsam mit dem Primitivismus hat die berühmte Lehre der Cézanneschen Geometrie (die Natur mittels Kugel, Zylinder und Kegel zu behandeln) die gesamte kubistische Malerei geprägt. Tolle Gemälde von George Braque und Pablo Picasso beeindrucken hier, bevor die Durchbrechung der geschlossenen Form zur Sprache gebracht wird.
Auch hier wieder lernt man viele Werke der beiden Künstler kennen. Dabei gilt Picassos #Aficionado als Höhepunkt der mit Braque durchgeführten Bildexperimente im Sommer 1912 und markiert die Erfindung einer radikal reduzierten Bildsprache, welche das Genre des Portraits neu definierte.
Über kubistische Salons wird man auch informiert und kann Albert Gleizens "Die Badenden" bewundern, aber auch Ferdinand Légers "Die Frau in Blau". Collagen, Papiers collés, Assamblagen und Konstruktioen werden fokussiert, natürlich auch Braques "Gitarre und Programm" und Henri Laurens "Clown".
Was noch? Tolle Atelieraufnahmen, sehr schöne Farbbilder und beeindruckende Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien, dann noch Gemälde von Dichtern und Kritikern sorgen für Aha-Erlebnisse, auch über das Nachleben des Kubismus wird informiert. Nach den Essays dann kommt der Anhang, bestehend aus einer Chronologie, der Liste der historischen Ausstellungen, einer Auswahlbibliographie und dem Verzeichnis der ausgestellten Werke.
Viel Wissen zu einen fairen Preis. Das erfreut den Kunstbuchliebhaber.
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Maximal empfehlenswert
Helga König
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Kosmos Kubismus: Von Picasso bis Léger
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