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Rezension: Making van Gogh- Herausgeber: Alexander Eiling und Felix Krämer- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung- "Making van Gogh- Geschichte einer deutschen Liebe", die vom 23. Oktober 2019 bis zum 16. Februar 2020 im Städel Museum in Frankfurt /Main gezeigt wird.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Entstehung des "Mythos van Gogh" um 1900 und des Weiteren die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland. Dabei ist die Ausstellung mit 50 zentralen Arbeiten van Goghs die umfangreichste Präsentation mit Werken dieses Künstlers in Deutschland seit rund 20 Jahren.

Thematisiert werden die spezielle Rolle, die Galeristen, Museen, Privatsammler und Kunstkritiker in Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts, für die die posthume Rezeption van Goghs als "Vater der Moderne" bedeutsam war.

Etwa 15 Jahre nach seinem Ableben wurde der niederländische Künstler hierzulande als Vorreiter der modernen Malerei  schon wahrgenommen und so wurden denn auch sehr bald  bereits seine Werke gesammelt. Zugleich begannen deutsche Künstler und Künstlerinnen sich intensiv mit seinen Werken zu befassen. Insbesondere wurden van Goghs Malerei zum Vorbild und zur speziellen Inspirationsquelle, ohne die die Entstehung der Moderne in Deutschland undenkbar wäre.

Das Vorwort des Katalogs hat Philipp Demandt verfasst. Er ist Direktor des Städel Museums, der hier bereits auf die erhellenden Essays im Buch hinweist. Diese stammen von Heike Biedermann, Alexander Eiling, Alina Happ, Anna Huber, Joachim Kaak, Stefan Koldehoff, Felix Krämer, Iris Schmeiser, Elena Schroll und Philipp von Wehrden,  sind wirklich sehr lesenswert und unumgänglich zum  tieferen Verständnis  von "Making van Gogh".

Die Ausstellung erzählt in drei großen Kapiteln von der Entstehung und Wirkung des "Mythos van Gogh" in Deutschland. Bei diesen Kapiteln handelt es sich um

 1. Mythos
 2.Wirkung
 3. Malweise

Dazu erfährt man im vorliegenden Werk sehr viel Wissenswertes. Zu sehen und im Katalog abgebildet sind neben 50 beeindruckenden Werken van Goghs 70 Werke deutscher Künstler, die von van Gogh inspiriert wurden. Unter diesen Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münther, Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauer und Elsa Tischner von Durandt.

Es führt zu weit, an dieser Stelle auf die Essays näher einzugehen. Erhellend und dabei spannend zu lesen sind sie allemal.

Es ist übrigens eine spezielle Maltechnik, die zu van Goghs Markenzeichen wurde und die den größten Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen in Deutschland hatte. Dabei handelt es sich um einen lebendigen Pinselduktus und einen pastosen Farbauftrag. Kurz gesetzte und unverbundene Pinselstriche überziehen hierbei die Bildfläche. Dadurch wird das Motiv von einem übergeordneten Rhythmus gewissermaßen durchpulst. Hierbei tritt die stoffbeschreibende Funktion der Malerei gegenüber dem Malvorgang in den Hintergrund.

Gemälde dieser Art von van Gogh, aber auch von anderen Malern werden gezeigt, so auch ein sehr beeindruckendes, sonnendurchflutetes Gemälde von Theodor von Brockhusen mit dem Titel "Sommerlandschaft bei Kaiserswaldau". Wie man erfährt, war die Sonne für van Gogh ein lebenspendendes, hoffnungsvolles Symbol, das ihm in schweren Zeiten Zuversicht schenkte. Im Gegensatz zu ihm interpretierten zahlreiche Vertreter des deutschen Expressionismus die Sonne als als apokalyptisches Zeichen einer sich anbahnenden Katastrophe. 

Alles in allem ein gelungener Katalog zu einer Ausstellung, die ich mit großem Interesse besucht und deshalb mit noch größerer Freunde nun den Katalog dazu rezensiert habe. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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