Dieser üppig illustrierte Prachtband mit Texten in englischer, deutscher und französischer Sprache ist eine unvergleichlich reiche, bis vor Kurzem allerdings nur begrenzt zugänglicher Bildquelle zu ritterlichen Spielen z. Z. Maximilians I. und erscheint anlässlich seines 500. Todestages erstmals als Nachdruck.
Bei dem sogenannten #Freydal, der zwischen 1512 und 1515 entstand, handelt es sich um das #Turnierbuch des deutschen Kaisers, das heute in Wien verwahrt wird und 255 gold- und silbergehöhte Miniaturen Maximilians bei Ritterspielen zeigt.
Hier bricht der Kaiser eine Lanze, stößt Gegner vom Pferd, stürzt hin und wieder selbst, tanzt auf Kostümfesten, die nach Kämpfen stattfanden.
#Freydal ist das größte erhaltene Turnierbuch des späten Mittelalters und Teil des Weltdokumentenerbes der #UNESCO.
Bislang waren nur wenige der Miniaturen in Farbe verfügbar, doch nun ist diese kostbare Handschrift, die im Original in den Tresorschränken des Kunsthistorischen Museums in Wien liegt, erstmals für die Öffentlichkeit vollständig zugänglich.
Das Turnier entstand im späten 11. Jahrhundert im Norden Frankreichs. Zunächst war es ein rein militärisches Training für die damals neu etablierte Waffenart der Lanze (bzw. des Reiterspießes). Dabei bestand das Problem beim Kampf mit der Lanze in der Koordination der mit dieser Waffe ausgestatteten Reiter.
#Turniere waren der ideale Rahmen, um ritterliche Tapferkeit und Geschicklichkeit zur Schau zu stellen. So wurde das Turnier zum Schlüsselmoment des ritterlich- höfischen Lebens.
Entstanden ist es mehr oder weniger mit der Ausformung des Rittertums.
Grundlegend für das ritterliche Selbstverständnis sei ein #Tugendsystem gewesen, liest man in einem Essay, dass dem Bildteil vorangeht. Dieses System war geprägt von #Treue, #Ehre, #Tapferkeit, und der #Minne, dem höfischen Frauendienst. Es war dieser #Wertkodex, der die gesamte Hofgesellschaft, von Fürsten bis zum niederen Adel, von den Damen bis zur Geistlichkeit verband. Dabei war das Turnier die große Bühne des Rittertums. Sie fanden im Hoch- und Spätmittelalter an Reichstagen, Krönungen und Hochzeiten statt.
Kaiser Maximilian I. (1459- 1519) gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der europäischen Geschichte, der von Jugend an Turniere miterlebte. Er gilt als Erneuerer, ja sogar als Erfinder des Turniers in Deutschland und ließ nicht zuletzt in Büchern wie #Freydal (1512-1515) sein eigenes Leben in Form höfischer Heldenromane und Minnereden nacherzählen. Wissen muss man: #Maximilian ist der Held #Freydal und #Freydal ist #Maximilian.
Freydal ist also eine Heldengeschichte und bildet den ersten Teil eines zweibändigen Buchprojektes, in welchem die Anbahnung der Hochzeit Maximilians I. mit Maria von Burgund nacherzählt wird. Darüber aber auch über den 2. Band mit dem Titel "#Theuerdank" kann man sich textlich im vorliegenden Werk genauer informieren.
Der #Freydal soll ein anschauliches Beispiel für den Aufwand sein, den der Kaiser mit seinem Gedächtniswerk betrieb. Dabei sind in diesem Werk Realität und Fiktion auf vielschichtige Weise miteinander verbunden.
In der Darstellung der Ausrüstung und des Ablaufes der Kämpfe sei das Werk aber bis ins kleinste Detail historisch akkurat. Von anderen Turnierbüchern unterscheidet es sich durch die große Anzahl von spektakulären Stürzen.
Alle gezeigten Bilder werden näher beschrieben und so kann man sich immer mehr in diese Turnierfeste vertiefen und wird mit Begriffen vertraut, die man möglicherweise zuvor noch nie gehört hat. So liest man von einem Fußkampf mit #Glefen. Das sind Stangenwaffen mit der Klinge in Form eines Messers mit konvexer Schneide und kann in einer Miniatur genau sehen, was die beiden Kämpfer damit anstellten.
Zwischendurch dann werden immer wieder Tanzszenen gezeigt- zur Erholung quasi- dann erlebt man beispielsweise einen Fußkampf mit #Dreschflegel und freut sich, dass die Ritter in Rüstungen stecken und sie vor allem ihre Helme am Kopf schützen.
Um die Gunst der Damen zu erlangen, werden "#Moriskentänze" getanzt, bei denen seitens der Höflinge komplizierte Sprünge und Körperdrehungen auszuführen waren…Auch eine Form von Gymnastik....:-))
Unmöglich all die Kampfgerätschaften aufzuzählen. Männer und ihre Geschichte. Woher kommen sie mental eigentlich? Wohin bewegen sie sich?
…
...und dann doch immer wieder #Mummereien, das waren Feste, bei denen die Teilnehmer durch Verkleidungen in bestimmte Rollen schlüpften und tanzten. Wunderschöne Kostüme lassen erahnen wie festlich es dabei zuging. Die meisten gezeigten Mummereien finden in Innenräumen statt, eine allerdings in einem Garten. Hier ziehen die Tänzer an der erhöhten Zuschauertribüne vorbei.
Natürlich lernt man die Gegner #Freydals alle mit Namen kennen. Alles, was damals im Adel Rang und Namen hatte, ist aufgezeichnet und den ein oder anderen darf man, von Maximilian auf den Boden gestreckt, bemitleiden.
Irgendwann dann gelangt der Leser und Bildbetrachter zu einer #Mummerei, die Höflinge in osmanisch inspirierten Kostümen zeigt. Diese Miniatur gilt als eine der prachtvollsten des Buches. Ist es wohl auch.
Um sich in die Zeit einzufühlen, ist es empfehlenswert, beim Betrachten der Bilder höfische Musik aus der Zeit zu hören, sich Bild für Bild nicht nur mit den Motiven und den Texten zu befassen, sondern auch mit den Farben. Sie spiegeln das Lebensgefühl bei Hofe damals vielschichtig wider und erinnern indirekt an Maria von Burgund.
Im Glossar zum Schluss kann man sich wesentlicher Begriffe, die im Zusammenhang mit den Turnieren eine Rolle spielen, vergegenwärtigen und weiß dann auch wie der Helmschmuck eines Turnierritters hieß.
Kurzum : Das Buch ist ein Schatz ganz besonderer Art.
Maximal empfehlenswert
Helga König
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Freydal. Medieval Games. The Book of Tournaments of Emperor Maximilian I
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