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Rezension: Raffael- Zeichnungen

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Raffael.Zeichnungen", die vom 7. November 2012 bis 3. Februar 2013 im Städel Museum in Frankfurt und dort in der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung gezeigt wird.

Das Vorwort hat Max Hollein, der Direktor des Städel Museums, verfasst. Wie dort  eingangs erwähnt, erlebte die Zeichenkunst um 1500 in Europa einen denkwürdigen und folgenreichen Höhepunkt. Das Zeichnen auf Papier wurde zum Arbeitsinstrument, mittels dem die Künstler ihre bildnerischen Gedanken formten. Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael und Dürer waren meisterhafte Zeichner. Ihr zeichnerisches Werk wurde zur Grundlage ihres Schaffens, zur Spur ihres Denkens und zum Ausweis ihrer künstlerischen Größe.

Hollein hebt hervor, dass das Städel Museum mit elf eigenhändigen Werken des Künstlers den umfangreichsten Bestand in Deutschland besitzt und diesen der großen Kennerschaft von Johann David Passavant zu verdanken hat, der von 1840 bis 1861 Inspektor der Sammlung des Städelschen Kunstinstitutes war. Er hatte übrigens die erste, umfassende, im modernen Sinn wissenschaftliche Monografie über Raffael verfasst.

Normalerweise werden diese Zeichnungen nur auf Anfrage vorgelegt, weil sie sehr lichtempfindlich sind. In der Ausstellung ermöglichen die Zeichnungen dem Betrachter, die Entwicklung der Bildstrategien über den gesamten Zeitraum seines Schaffens zu verfolgen, das lässt Hollein nicht unerwähnt.

Dr. Joachim Jakoby befasst sich anschließend in seinem umfangreichen Betrag ausführlich mit Raffael als Zeichner und Erzähler, skizziert die Lebensstationen des Künstlers: Urbino, Florenz und Rom, um dann dem Leser die Technik und Funktion von Raffaels Zeichnungen näher zu bringen. Er thematisiert auch die Historienbilder, in denen Raffael den Höhepunkt eines Geschehens fixiert und sich auf nur einen Moment aus einer umfangreichen Ereignisfolge konzentriert. Die zeitliche Struktur des behandelten Ereignisses wurde mit unterschiedlichen Formen der Bildorganisation kontrolliert und die bildinterne Geschwindigkeit wurde geradezu unbegrenzt kontrolliert. Auf diese Weise, so Dr. Jakoby konnte schnelle Aktion, Hektik, Kampfwirbel oder ruhiger Vortrag ebenso ins Bild gebracht werden,  wie etwa die Kausalität eines konsekutiven Geschehens, (vgl.:S.35).

Man liest Wissenswertes über Raffaels Kunst im Allgemeinen und wird ausführlich über deren Ausdruck, deren Menschenbild und Bildform informiert, bevor Henry Keazor in seinem Beitrag sich dann - breit angelegt- mit der Bilderzählung Raffaels befasst. Dr. Martin Sonnabend berichtet daraufhin über die Anfänge des Städelschen Kunstinstitutes,  schreibt hier über Johann David Passavant, dem das Städel viel zu verdanken hat, nicht nur, aber auch die Raffael- Zeichnungen.

Anhand einer Chronologie hat man Gelegenheit, sich einen kurzen Überblick über das Leben Raffaels zu verschaffen. Dann folgt der Katalogteil. Ausführlich werden die 48 Zeichnungen erläutert und auch visualisiert, darunter auch die Frankfurter Zeichnung, eine Studie, die den Philosophen "Diogenes" auf den Treppenstufen der "Schule von Athen" zeigt. Es wird auch im Falle dieser Zeichnung  die Freske, für die der gezeichnete Diogenes eine  Ausschnittsstudie war,  in Kleinformat beigegeben, um die Zeichnung durch den entsprechenden Kontext besser zu verstehen.

Für mich, die ich heute die Zeichnungen in der Ausstellung sah, war es ein großes Vergnügen, mich nun am Schreibtisch erneut mit den einzelnen Motiven zu befassen. Raffael fasziniert mich, immer und immer wieder. Durch die Zeichnungen begreife ich die Entwicklung der bildnerische Erzählkunst, die die europäische Malerei über Jahrhunderte prägte, ein wenig mehr.

Empfehlenswert..

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