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Rezension : Das Stundenbuch der Katharina von Kleve (Gebundene Ausgabe)

Autoren dieses textreichen Bildbandes sind Dr. Anne Margreet W. As-Vijvers (1969), Dr. Saskia van Bergen (1972), Prof. Dr. Claudine A. Chavannes- Mazel (1949) und Dr. Kathryn M. Rudy.

Thematisiert wird das Stundenbuch der Katharina von Kleve. Dieses gilt als der absolute Höhepunkt der nordniederländischen Buchmalerei. Das Original soll in einem guten Zustand sein, obschon es die Jahrhunderte nicht unversehrt überstanden hat. Zu dieser Tatsache und vielen anderen erfährt man im Buch Wissenswertes.


Das Stundenbuch wurde 1440 für Katharina von Kleve (1417-1476) gefertigt. Katharina wusste das Buch sehr zu schätzen und wählte zum Anfertigen des Werks einen sehr begabten Buchmaler, der bis heute allerdings anonym geblieben ist. Obschon der Künstler das Buch für die Herzogin von Geldern schuf (so hieß Katharina nach ihrer Eheschließung), ist der Künstler als "Meister der Katharina von Kleve" in die Geschichte eingegangen.

Das vorliegende Buch führt den Leser mittels vielen Abbildungen und gut nachvollziehbaren Textbeiträgen in die Welt des Stundenbuchs und des Meisters der Katharina von Kleve ein.

Stundenbücher, so erfährt man, gehörten zu den beliebtesten Andachtsbüchern des Spätmittelalters. Ihr Inhalt geht auf das Brevier, das in Klöstern für das Chorgebet verwendet wurde, zurück. Die Texte des Chorgebets lasen einst Geistliche zu bestimmten Zeiten. Diese nannte man übrigens Horen (horae). Das Herzstück eines Stundenbuches ist das Marien-Offizium. Es setzt sich aus einer Reihe von Psalmen, Lobgesängen, kurzen Lesungen und Gebeten zu Ehren Marias, der Mutter Jesus, zusammen.

Stundenbücher werden in der Regel mit reicher Illumination in Gestalt von Miniaturen, Initialen und Randverzierungen versehen, die dokumentieren, das der Auftraggeber bereit war, viel für ein solches Buch zu zahlen. Das Stundenbuch der Katharina ist umfangreicher illustriert als andere Stundenbücher der nördlichen Niederlande. Nicht wenige Texte enthalten mehr als zehn bis sechzehn Miniaturen. Auf der allerersten Miniatur hat sich Katharina abbilden lassen. Hier kniet sie am Rande der Miniatur, ihr Stundenbuch in den Händen haltend und blickt zur Madonna vor ihr auf.

Das Stundenbuch der Katharina von Kleve enthält sowohl ein Toten-Offizium als auch ein Stundengebet für die Verstorbenen. Hier vermittelt die Miniaturmalerei einen Einblick in das mittelalterliche Verständnis vom Tod.

Es macht viel Freude, die Illustrationen der einzelnen, im vorliegenden Buch gezeigten Illustrationen zu studieren und über die künstlerische Welt des Meisters der Katharina von Kleve Wissenswertes seitens Prof. Dr. Claudine A. Chavannes-Mazel zu lesen. Die Autorin setzt den Leser über die Vorgeschichte, d. h. die Kunstproduktion in Holland um 1400 in Kenntnis und lässt uns auch über das unmittelbare Arbeitsumgebung des Künstlers (das waren Utrecht und Geldern), nicht im Ungewissen.

Dr. Anne Margreet W. As- Vijvers informiert in einem Textbeitrag über die Randverzierungen, die die Textstruktur verdeutlichen. Hier auch wird man über Geschichten und Symbole aufgeklärt, die der Künstler in schönen Farben visualisiert hat. Die Arbeitsweise der mittelalterlichen Illuminatoren, sprich, die ständige Variation von Mustern, beeinflusste nicht nur die Form, sondern auch die Bedeutung der Darstellung in der Bordüre. Was das zu bedeuten hat, wird sehr gut erläutert.

Thematisiert werden des Weiteren Kinder und häusliche Szenen in den Miniaturen, so etwa Kinder beim Lesen und Schreiben. Zudem wartet das Buch mit einer umfangreichen Übersicht des Bildprogramms im Stundenbuch der Katharina von Kleve auf, bevor Dr. Anne Margreet W. As- Vijvers die fünfunddreißig durch Bilder dargestellten schönsten Seiten des Stundenbuchs beschreibt. Als Ergänzung zu den fünfunddreißig Miniaturen sind im vorliegenden Bildteil auch einige Doppelseiten reproduziert, die die kostbare Gestaltung der Textseiten vor Augen führen.

Besonders gut gefällt mir die Miniatur, die den hl. Martin zeigt. Hier betont der Meister der Katharina von Kleve die Interaktion zwischen Martin und dem Bettler, deren Blicke sich begegnen, während der Heilige seinen Mantel mit dem Schwert durchtrennt.

Ein sehr guter Kunstband, den ich gerne weiterempfehle.

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