Dieser Prachtbildband aus dem Verlag #TASCHEN präsentiert das vollständige Werk des niederländischen Malers Johannes Vermeer.
Autor des Werks ist Karl Schütz. Er war nach seinem Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität in Wien ab 1972 Kurator der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien und von 1990 bis 2011 Direktor der Gemäldegalerie. Schütz forschte über die niederländische Malerei, die deutsche Malerei des frühen 16. Jahrhunderts, die höfische Bildnismalerei und auch über die Sammlungsgeschichte.
Das vorliegende Buch beginnt mit einer Einleitung, die den Titel "Vermeer-Perspektiven" trägt. Hier bereits erfährt man, dass neben Rembrandt es Johannes Vermeer (1632-1675) war, der das #Goldene_Zeitalter der Niederlande beispielhaft durch sein Werk verkörperte und zwar durch die Momente: Realitätssinn, genaue Beobachtung und Abkehr von jeglicher Idealisierung. Zudem verbindet die beiden Küntler ein Illusionismus in der Darstellung. Dieser beruht auf einer überragenden Beherrschung der malerischen Mittel.
Zu Vermeers Breitenwirkung haben übrigens große Ausstellungen entscheidend beigetragen.
In "Vermeer" hat man Gelegenheit , im Rahmen einzelner Abschnitte mehr über den begnadeten Künstler zu erfahren. Diese Texte sind in nachstehende Kapitel untergliedert:
Delft und Vermeers Herkunft
Der junge Vermeer 1654-1659
Vermeers reife Jahre 1660-1665
Die letzten zehn Jahre 1666-1675
Epilog: Vermeers Wiederentdeckung und später Ruhm
Die Texte werden von zahlreichen Bildern begleitet, auch solche, die andere Künstler im Goldenen Zeitalter angefertigt haben. In diesem grandiosen Gesamtkatalog werden die Gemälde Vermeers gezeigt, die in Museen und Galerien in Europa und in den USA im Original zu sehen sind.
Der niederländische Maler war Nachkomme von Handwerkern und entstammte damit dem kleinbürgerlichen Milieu. Über seine Herkunft in Delft, aber auch über die künstlerische Umgebung dort wird man ausgiebig unterrichtet, erfährt, dass der Künstler Bürger Delfts war und nach Abschluss seiner sechsjährigen Ausbildung der Malergilde beitrat. Wie man liest, hat sich Vermeer vieles im Selbststudium beigebracht. Erkennbar ist an seinen frühen Werken eine bemerkenswerte innere Unabhängigkeit des Künstlers, aber auch sein souveräner Umgang mit diversen Vorbildern, so Karl Schütz.
Man liest von Vermeers Eheschließung mit Catharina Bolnes, die einer begüterten katholischen Familie angehörte. Dann werden drei Jugendwerke thematisiert, wobei das Schlüsselwerk die "Kupplerin" ist. Zur Sprache gebracht werden in diesem Zusammenhang frühe Genrebilder.
Jedem der Kapitel ist ein Zitat vorangestellt, das Bezug nimmt auf Vermeer. So schreibt Vincent van Gogh "Die Palette dieses eigenartigen Künstlers umschließt Blau, Zitronengelb, Perlgrau, Schwarz und Weiß…Es zu vereinen, ist bei ihm so kennzeichnend wie bei Velázquez die Harmonisierung von Schwarz, Weiß, Grau und Rosa." Auf diese farbliche Weise hält Vermeer die komplette Geschichte eines Zeitalters fest und zwar durch flüchtige Gesten, Mienen und Erscheinungen.
Über das Leben und das Arbeiten in Delft kann man sich ebenso ein Bild machen wie über Vermeers Technik, über seine Genremalerei und insofern auch über die Bilder holländischen Lebens, über Musik und weibliche Beschäftigungen, die zum Bildgegenstand werden.
Kopfstudien werden beleuchtet wie etwa das "Mädchen mit dem Perlenohrring" und man kann sich in so wunderbare Bilder vertiefen wie in "Das Mädchen mit dem Weinglas". Eine gewisse Anzahl aufklappbarer, großformatiger Bildansichten wartet auf die Betrachter, die einen intensiven Eindruck vom Können Vermeers vermitteln.
Die Texte, auch was sein Spätwerk anbelangt, tragen dazu bei, die Bilder noch viel intensiver zu bestaunen und Fragen, die man sich vielleicht schon lange stellte, nun endlich beantworten zu können.
Die einzelnen Gemälde werden im Anschluss textlich vorgestellt. Hier liest man dann Wissenswertes zur Herkunft der Bilder, Angaben über Zuschreibung und Datierung wie auch kurze Informationen zur Ikonographie und zu den dargestellten Objekten.
Ein großartiges Werk, das ich allen Kunstfreunden sehr gerne empfehle.
Helga König
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