Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Monet und die Geburt des Impressionismus- Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Städel Museum, die dort vom 11.3. bis zum 21.6. 2015 gezeigt wird. Das Vorwort dazu hat der Direktor dieses Museums Max Hollein verfasst. Felix Krämer, der Kurator,  ist einer der Essayisten, die in diesem Katalog dafür sorgen, dass die Bilder der Ausstellung hinreichend kommuniziert werden.

Bevor man sich in diese Essays vertieft und lange bevor man in die Bilderwelten eintaucht, sollte man die Kurzbiografien der Künstler lesen, die neben Monet in der Ausstellung gezeigt werden. Cézanne, Courbet, Degas, Manet, Pissaro, Millet, Renoir und Sisley kennen viele, schwieriger wird es vielleicht bei Malern wie Jongkind oder der Künstlerin Mary Cassat.

Zur Sprache gebracht wird in diesem Band wie Protagonisten des Impressionismus  in den 1860ern und 1870ern ihre neuen Seherfahrungen umsetzten und ein neuer Stil heranreifte. 

Die Ausstellung  konnte nur entstehen, weil verschiedene Firmen, in erster Linie die Commerzbankstiftung das Projekt materiell förderten. 

Themen der Essays: 
- Monet und die Geburt des Impressionismus (Felix Krämer) 
- "Zwischen dem Motiv und mir"- Sehfilter und Blicksperren im impressionistischen Bild (Nerina Santoris) 
-Augenblicke, Momente, Minuten- Impression und die Industralisierung der Zeit- André Dombrowski 
-Einladend oder Abweisend? Der frühimpressionistische Bildvordergrund und seine Wirkung auf den Betrachter – Hollis Clayson 
-Von der friedlichen Koexistenz und förderlicher Konkurrenz- Zum Verhältnis von Malerei und Fotografie zur Zeit des Impressionismus- Nele Putz 
-Der Impressionismus in der Karikatur- Chantal Eschenfelder
- Kompositionsplanung und Farbauftrag bei Claude Monet- Zwei Gemälde aus der Sammlung des Städel Museum-Eva Bader 

Auf die einzelnen Essays näher einzugehen, sprengt leider den Rahmen dieser Rezension, denn die Beleuchtung all der Facetten der Thematik ist textlich sehr umfangreich. Sich zunächst mit Monet, den Anfängen des Impressionismus, seinem Salon-Debüt und seinem Durchbruch zu befassen, ist mithilfe des Essays von Felix Krämer möglich. 

Hier auch erfährt man mehr über die Ausstellung selbst. Das Städel verfügt mit Monets Gemälde "Das Mittagessen" über ein Schlüsselwerk des Impressionismus. Ausgehend von diesem Werk, nimmt die Bilderschau die Anfänge der Bewegung in den Blick, beleuchtet die historischen Voraussetzungen, die entscheidend waren für ihr Entstehen und den Erfolg. 

Aspekte wie Wandel des Verhältnisses von Mensch und Natur, auch Veränderung der Wahrnehmung von Zeit spielen eine Rolle, zudem die visuelle Erfahrung der Großstadt, die Verbreitung der Fotografie und die Rezeption des Impressionismus in der Karikatur. 

Sie werden sowohl in der Ausstellung als auch in den Katalogbeiträgen beleuchtet. Dabei folgt die Ausstellung einer lockeren chronologischen Gliederung, wie der Kurator anmerkt. In einem Prolog werden die direkten Vorbilder wie etwa die "Schule von Barbizon"  oder auch Gustave Courbet vorgestellt. Anhand von Seestücken und Standszenen wird der erkennbare Einfluss Eugène Boudins und Johan Barthold Jongkinds auf die Hinwendung Monets zur Freilichtmalerei zu Sprache gebracht. Im Hauptteil dann geht es um die Entwicklung von den früheren, nicht selten mit dem Blick auf das Salonpublikum und die –jury geschaffenen "Szenen des modernen Lebens" bis hin zu den Arbeiten der späten 1870er Jahre. Im Epilog schließlich werden einige charakteristische Werke aus Monets späten Werk gezeigt, an denen sich die Verdrängung des Bildgegenstandes beispielhaft darstellen lässt. 

Wie man liest, hat keine vorhergehende Kunstströmung das Spiel von Farbe und Licht so vorangetrieben, dass die Themen vollständig transzendiert worden wären, gemeint sind "körperlose Figuren, substanzlose Gebäude, Landschaft als Erscheinung- bis heute macht diese Entmaterialisierung eine besondere Faszination des Impressionismus aus."

Die Bilder des Katalogs halten den Betrachter in Bann. Man erfährt immer, wo die Werke normalerweise hängen, lernt zahlreiche Werke Monets kennen, die nicht allen Monet-Liebhabern bekannt sein dürften und kann sich neben den Essays im Tafelteil in eine Fülle weiterer Textbeiträge vertiefen, die die Gesamtthematik noch klarer machen. 

Hier scheint mir vor allem der Beitrag von Krämer "Das Private als Provokation" wichtig, weil hier am Beispiel von Claude Monets "Das Mittag" der Abschied von der Figurenmalerei gezeigt wird. Spannend zu lesen auch  ist Ingrid Pfeiffers Text "Berthe Morisot und ihr Beitrag zur impressionistischen Bewegung" und  bezaubernd der Anblick ihres Werks "Eugène Manet auf der Isle of Wight", 1875 

All die Bilder und Fotos beeindrucken immer wieder aufs Neue. Hier ist auch wichtig, sich mit dem Verhältnis von Malerei und Fotografie zur Zeit des Impressionismus zu befassen. Nele Putz gibt dazu gute Hilfestellungen. Die alten Fotos aus dem vorletzten Jahrhundert faszinieren, weil sie einen besonderen Blick auf Gebäude uns Landschaften verdeutlichen. 

Alles in allem ein gelungener Katalog zu einer wundervollen Ausstellung.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf  den Link, dann gelangen Sie zum Prestel-Verlag und können das Buch bestellen. http://www.randomhouse.de/Buch/Monet-und-die-Geburt-des-Impressionismus/Felix-Kraemer/e469968.rhd?edi=469968  Sie können es jedoch auch, direkt im Buchhandel ordern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen