Peter Bruegel d. Ä. (1526/30-1569) gilt als der bedeutendste Maler Niederlands im 16. Jahrhundert. Bis heute kann sich eine Lebensbeschreibung dieses Künstlers nur auf wenige Urkunden und zeitgenössische Quellen stützen. Während die frühere Forschung den volkstümlichen Charakter seiner Malerei und Grafik hervorhob, stellen aktuelle Untersuchungen den humanistischen Gehalt seines Schaffens in den Vordergrund.
Der reich bebilderte Prachtband enthält neun spannend zu lesende Kapitel, in denen zur Veranschaulichung immer wieder Bruegels Kunstwerke visualisiert werden. Ziel ist dabei, dem Erzähler Bruegel näher zu kommen und nach einem roten Faden zu suchen, der seine Werke verbindet.
Zunächst wird das Leben des Künstlers fokussiert. Hier auch erfährt man, dass seine Bilder einen aufklärerischen Impuls haben, weil er nicht nur nach den Möglichkeiten, sondern auch nach den Grenzen der Erkenntnis fragt.
Recherchiert wird, welche übergeordnete Darstellungsabsicht Bruegel über die reine Aufzählung von Spielen und die Bestimmung des Spiels hinaus er bei seinem Gemälde "Kinderspiele" verfolgte und es wird auch auf sein Werk "Der Kampf um das Fasten" näher eingegangen, das letztlich den Streit der Konfessionen in der damaligen Zeit widerspiegelt.
Sein Gemälde "Der Turmbau zu Babel" und weitere Bilder mit religiösen Motiven werden ausführlich erörtert. Angesprochen wird, dass es eine Gruppe von Kunstwerken gibt, in denen sich Bruegel in Thema und Gestaltung bewusst auf mittelalterliche Vorbilder bezieht und damit dem Diktat der Vorbildlichkeit italienischer Kunst widerspricht. Dies wird am seinem Stich "Die klugen und die törichten Jungfrauen"gezeigt.
Töten und Sterben sind das Thema seines Gemäldes "Der Triumph des Todes" hier sind furchterregende Motive ganz ähnlich wie auf dem Gemälde "Der Engelsturz" zu sehen und rütteln auf.
Im Kapitel VI. geht es ums Feste feiern und in diesem Zusammenhang um Bauerndarstellungen. Landschaften und Jahreszeiten werden vorgestellt und auch Winterbilder. Dabei werden textlich all die gezeigten Bilder, so auch in der Folge aus dem Spätwerk, analytisch ausgelotet.
Pieter Bruegel Werke zeigen- und das macht ihn zum Aufklärer-, wie Glauben in Terror umschlagen kann. Dabei geht es ihm in seinen Bibelbildern nicht so sehr um die Vergangenheit, sondern mehr um die Gefahren der eigenen Gegenwart. Die Gegner des Künstlers waren die Amtskirchen. Deshalb auch stellt Bruegel Sakramente und Riten infrage und warnt vor der Verweltlichung der Religion zu starrer Orthodoxie.
Bruegels Werke stehen unter dem Gesetz der Verkehrung, d.h., das Bedeutende kommt scheinbar unscheinbar daher. Bei allem existiert in seinen Werken eine silenische Ästhetik, die genauer erläutert wird.
Im Katalogteil, der den neun Kapiteln folgt, werden alle Werke ausführlich beschrieben, bevor in einem wiederum ausführlichen Text auf Bruegels Zeichnungen eingegangen wird, die man im Anschluss bestaunen kann. Ein Katalog der Kupferstiche rundet dieses großartige Buch ab, das die Kunst eines eigensinnigen, mutigen Mannes vorstellt, der an seiner Sicht der Welt sein Leben lang festhielt.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
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Pieter Bruegel. Das vollständige Werk
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