Dieser Bildband enthält Werke des Fotografen Mario Testino. Es handelt sich um den Katalog zur Ausstellung, die vom 20.1. 2015- 26.7. 2015 seitens der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin in den Ausstellungshallen am Kulturforum gezeigt wird.
Wie Jennifer Allen in ihrem Begleittext schreibt, handelt es sich bei den 122 Fotografien um die Arbeit von beinahe zwei Jahrzehnten. Dabei sind satte Farben ebenso häufig zu sehen wie körniges Schwarz-Weiß, kühle Porträts neben heißer Erotik und Paparazzi-Schnappschüssen.
Bei allem kreativen Überschwang spielt für diesen Fotografen offenbar Zerstörung eine große Rolle, denn seine Arbeiten entstehen zwischen den Extremen von Schöpfung und Zerstörung- der Überwindung von Perfektion durch Einmaligkeit.
Es führt zu weit an dieser Stelle die gesamte Philosophie des Fotografen auszubreiten. Diese kann man in deutscher Sprache in einem Begleitheft zum Buch nachlesen. Hier auch erfährt man viel über die Art wie dieser Fotograf arbeitet.
Was gibt es zu sehen?
Wunderbare Fotos, so etwa von Stella Tennant, die in einem Rokokokleid für die Vogue fotografiert wurde, begeistern den Betrachter. Eine ähnliche Robe trägt übrigens Madame Pompadour auf einem Gemälde von Boucher. Dieses Foto will nicht zu den anderen passen, speziell sträubt es sich bei den erotischen Aufnahmen, obschon Patrica Schmidt, spärlich bekleidet, mit einem Strohhalm Chanel Nr.5 schlürfend von ihrer Frisur her im Rokokozeitalter gewiss Verehrer gefunden hätte.
Ein zauberhaft romantisches Foto -für die Vogue realisiert- zeigt Natalia Vodianova und Justin Portman. Alles wirkt wie aus einer anderen Zeit, die Kleidung, das Himmelbett, das Geschirr, doch irgendwann nimmt man hellrosa Turnschuhe wahr und begreift: das ist nicht eine Szene aus dem Gestern, sondern ein romantischer Traum im Jetzt.
Zeit löst sich auf, wir werden zum Spielball der Mode.
Es ist unmöglich, auf all die Bilder näher einzugehen. Besonders gut gefällt mir ein doppelseitiges Foto von Mick Jagger& Keith Richards, so fröhlich und innig können nur langjährige gute Freunde miteinander lachen.
Ein Foto von Brad Pitt macht mir klar, weshalb sein schönes Gesicht letztlich nicht weiblich ausschaut. Es ist seine etwas schmalere und dabei leicht festere Oberlippe, die ihm ein männliches Aussehen verleiht.
Auch ein nackter Mann aus dem Jahre 1993 ist zu sehen. Es ist Mickey Hardt, der einen schönen Körper hatte, den man sich gerne anschaut, vielleicht weil er keine Spuren der Vergänglichkeit aufweist. Der Mensch liebt das Makellose, weil es diese stets nur für Momente gibt, sie also etwas Besonderes ist.
Schön sind die meisten Bilder in diesem Buch. Am meisten überzeugen mich die Bilder von Kate Moss. In ihr spiegelt sich der Zeitgeist am intensivesten, weil die Schöne durch ihren Habitus, das Schöne immerfort in Frage stellt. Das lässt ihr Gesicht zur lebenden Geschichte werden.
Empfehlenswert.
Helga König
Anbei der Link zum TASCHEN-Verlag. Dort können Sie das Buch bestellen.http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/home/index.startseite.htm
Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.
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