Dieser beeindruckende Bildband enthält Werke von Aurélien Villette. Die Bilder des weitgereisten Fotografen spiegeln seinen Blick auf unsere Gesellschaft und die Veränderungen wieder, die durch architektonische Konstrukte entstanden sind. Dabei hinterfragt er den Sinn sowie den historisch-kulturellen Wert von Gebäuden.
Das Vorwort zum Buch hat Harold Hinsinger geschrieben. Es ist in englischer, deutscher und französischer Sprache abgedruckt. Er schreibt und dem stimme ich zu, dass die Aufnahmen von Aurélien Villette wie eine Herausforderung des Kulturerbes sowie dessen Institutionalisierung, zumindest in der jüngsten Geschichte wirken.
Die insgesamt 110 Bilder dieses Buches werden in sechs Serien präsentiert und zwar in:
Dogma
Topophilia
Reminiszenz
Matierismus
Struktur und Strukturlosigkeit
Die "Serie Dogma" zeigt öffentliche und sakrale Bauten in Italien, auf dem Balkan und im ehemaligen Sowjetblock. Die Räume sind ungeheuer morbid und schreien danach restauriert zu werden. Alte Kircheninnenräume, vermutlich irgendwo im Osten, bezeugen den Atheismus in den kommunistischen Staaten und den mangelnden Sinn für die christliche Kultur der Vergangenheit.
Eine gotische, völlig zerstörte Kirche ruft ganz laut nach Wiederaufbau, auch die Innenräume eines alten Theaters tun dies. Nicht nachvollziehbar ist für mich, wie man solch prachtvolle, architektonische Gebäude auf diese Weise verkommen lassen kann, offenbar nur aus dummen, eindeutig ideologischen Gründen.
Die Serie "Topophilia" zeigt alte italienische Villen im Zustand von Ruinen als Symbol des Scheiterns von Mensch und Architektur. Diese schönen, aber leider sehr desolaten Wandmalereien zu betrachten ist schmerzhaft, denn all dies hätte es verdient, erhalten zu bleiben. Man sieht noch das Können und die Arbeit, die auf all dies einst verwandt worden ist, was nun zerbröselt. Hier hat die Generationenfolge versagt. Das tut sie stets dann, wenn Egoisten in einer Familie nicht vernünftig übertragen können.
In der Serie „Reminiszens“ scheinen Menschen die abgelichteten Orte soeben erst verlassen zu haben. Natürlich fragt man nach den Gründen. Man sieht unter anderem eine zerstörte Bibliothek. Es wirkt wie nach einem Bombeneinschlag, alles unverständlich und einfach nur furchtbar.
Sie "Serie Matierismus" steht für die Erhabenheit der Technik, die die Natur zugleich zerstört und rühmt. Hier werden Treppenaufgänge gezeigt. Treppen haben in Häusern oft am längsten Bestand. Jeder weiß dies, der alte Schlossruinen besichtigt hat. Treppen erzählen vom Kommen und Gehen. Sie machen begreifbar, dass alles fließt.
Es folgen dann noch Bilder der "Serie Struktur und Strukturlosigkeit", die alte Festungsanlagen etc zum Thema haben. Wie schön, dass die Natur hier klar zum Ausdruck bringt, dass sie am Ende alles überdauert und alles begrünt.
Alle Fotos sind beeindruckend aber zugleich auch beklemmend, weil sie die Vergänglichkeit allen Seins abbilden. Die Spirit der Orte erzählt von Hochmut und Demut und verdeutlicht, dass Demut der Schlüssel für Nachhaltigkeit ist.
Ein beeindruckender Bildband von dem man erhofft, dass er nicht ein Nachher, sondern ein Vorher verkörpert und Menschen sich bemüßigt sehen, all das Desolate zu sanieren und wieder im alten Glanz erleuchten zu lassen.
Empfehlenswert.
Helga König
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