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Rezension: Alchimia-Die Revolution des italienischen Designs-Hirmer


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Alchimia- Die Revolution des italienischen Designs", die vom 17.04.2025–31.08.2025 im Bröhan-Museum, Berlin gezeigt wird. 

"Alchimia" war der Höhepunkt einer fundamentalen Neuinterpretation des Designs. Sie widerspiegele sich in einer neuen Formensprache, einem neuen Selbstverständnis aber auch einer neuen Methodologie, erfährt man. Nur sehr ungenau lasse sie sich mit Postmoderne umschreiben. Es sei Umberto Eco gewesen, der in den 1960er Jahren den Begriff "Arte programmata" für eine neue Kunstrichtung in Italien prägte. Diese arbeitete mit den Prinzipien von Struktur und Raster. Ihr erklärtes Ziel sei die Veränderung der Gesellschaft durch Kunst gewesen. 

Die Phase einer Neuinterpretation des Design begann in Italien mit dem "Radical Design" in den 1960er Jahren. Dabei sei neben Eco für die "Alchimia" auch Gianni Vattimos Theorie des "pensiero debole" (das schwache Denkens) von Bedeutung gewesen."Alchimia" habe alle Einflüsse in sich aufgesogen. Das Ergebnis seien die gesellschaftlichen und designgeschichtlichen Umbrüche seit Beginn der 1960er Jahre gewesen. 

Im Selbstverständnis von "Alchimia"  sei eine Trennung von Kunst und Design nicht vorgesehen gewesen. Fotografie, Film, Happening, Theater, Musik, Malerei, Skulptur, Modedesign und Architektur seien Teil der Inszenierungen von "Alchimia" geworden, waren deren neues Design. Dabei versuchte "Alchimia" von Kollektion zu Kollektion, von Projekt zu Projekt mit einer stets neuen Formensprache neu zu verzaubern. 

Wie der Direktor des Bröhan Museums Dr. Tobias Hoffmann unisono mit dem Presidente ADI Luciano Galimberti formulieren, habe es ohne die "Alchimia"  die Bewegung des neuen deutschen Design nie gegeben.

Das vorliegende Werk wartet mit vielen eloquenten Essays und bildlichen Darstellungen auf, die den LeserInnen die Thematik hervorragend erläuternd und veranschaulicht nahebringen. So erfährt man u.a. breit angelegt, welche Themen der "Alchimia" am Herzen lagen, kann sich in das Alchima-Logi von 1980 und 1985 vertiefen und begreift, was für die "Alchimia" das Postulat "Gestalten für eine stetige Bewegung der Gedanken bedeutet". Beispiele für "Banal Design", eines der Themen von "Alchimia" werden gezeigt. Ich bin besonders beeindruckt von den Arbeiten Alessandro Mendinis, auch was "Redesign" anbelangt. Doch unmöglich, im Rahmen einer Rezension auf all die Betrachtungen im Buch näher einzugehen! 

Sehr gut gefallen mir die gezeigten Objekte der Kollektionen "Bau-Haus 1 (1979)"/ "Bau-Haus 2 1980)", die "Alchimia" internationale Anerkennung verschafften. Hervorheben möchte ich  hier die Stehleuchte von Michele de Lucchi und eine Kommode von Paola Navone, die neugierig auf weitere Schöpfungen dieser beiden Designer machen. 

Das "Vademecum von Alessandro Guerriero" muss man mehrfach lesen, auf sich wirken lassen und erspüren, was es mit einem macht, bevor man die Lesereise in diesem Buch fortsetzt und immer mehr von der kreativen Magie dieser Legende der Designergeschichte begreift. 

Maximal empfehlenswert 
Helga König 

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Rezension: Hello Image – Die Inszenierung der Dinge- MK&G Museum für Kunst& Gewerbe Hamburg- Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Hello Image – Die Inszenierung der Dinge", die vom 4.4.25 bis zum 12.4.26 im Museum für Kunst& Gewerbe in Hamburg gezeigt wird. 

Wie die Direktorin des Museums Tulga Beyerle im Vorwort sagt, zeigt die Ausstellung auf, wie vielfältig und komplex die Verbindungen zwischen Design, Fotografie und Marketing seien und Kooperationen über den Erfolg von Marken entscheiden können. Besagter spannende und nicht häufig geübte Blick auf die Designgeschichte der letzten hundert Jahre in Europa und zu einem Teil auch in den USA verdeutliche, wie stark sich Kreativität und Partnerschaften, gleichgültig ob geplant oder zufällig, auf das Image von Konsumgütern der "westlichen" Welt auswirkten. 

Für die Ausstellungen seien, so  die Kuratorinnen Esther Ruelfs und Viktoria Lea Heinrich besonders fruchtbare Kooperationen ausgewählt worden, die in ihrer Zeit als innovativ hervorgetreten seien. 

In 18 Sets werden Werke von DesignerInnen, denen von GrafikerInnen und FotografInnen gegenübergestellt, die das Erscheinungsbild der Designergegenstände mitgeprägt haben. Dabei nehmen die 1920er Jahre der Anfang. Das war die Zeit, in der Grafik, Fotografie und Design erstmals zusammentrafen und die Fotografie in Zeitschriften und Printmedien die Werbebühne betrat. Das Ende des Reigens sind aktuelle Tendenzen, wo Zeitschriftenwerbung durch Werbung in den sozialen Medien abgelöst worden sind. 

Der vorlegende Katalog und die Ausstellung sind in acht thematische Kapitel gegliedert. Dabei veranschaulichen in "Grafische Gestaltung oder Fotografie" die Werbung der Firmen Kaffee-HAG, Scherk und Pirelli die unterschiedliche Verwendung von Fotografie und Grafik, als auch die noch längere Zeit  parallele Nutzung von grafischen und fotografischen Bildern und den Einsatz des Mediums Fotografie ab Mitte der 1920 Jahre. 

Weitere Themen sind: "Eine neue Form finden", "Ein Marktbild prägen", "Dialoge führen", "DesignerInnen arbeiten künstlerisch", "Provokation als Werbestrategie", "Selbstinszenierung" als auch "Neue Werkzeuge". Die Texte in den einzelnen Kapiteln vermitteln in deutscher als auch in englischer Sprache sehr gut den Inhalt und auf den vielen beigefügten Bildern kann man sich einen sehr guten Eindruck von der Ausstellung verschaffen. 

Überaus interessant finde ich die Bilder zum Thema "Provokation als Werbestrategie" nebst dem Text hierzu. Spannender noch die Infos zu "Die neuen Werkzeuge", die verdeutlichen, wohin die Reise geht.

Zum Schluss hat man Gelegenheit, sich in bemerkenswerte Aufsätze und Essays zu vertiefen, sodass man am Ende die Zusammenarbeit aller Beteiligter in einem Unternehmen besser begreift und fasziniert ist beispielsweise von der Weitsicht eines Issey Miyakes, der im Fotografen Irving Penn einen autonomen Künstler sah, der den Geist der Idee dieses Modeschöpfers mit formte und damit auf Augenhöhe mit ihm tätig war.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Vision und Werk Max Pechstein- Hirmer


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Vision und Werk Max Pechstein", die vom 28. März 2025 – 15. Juni 2025 in der Kunsthal Rotterdam, Niederlande gezeigt wird. Das Vorwort und die sich daran anschließenden Essays sind in deutscher und englischer Sprache abgedruckt. Petra Lewey und Maximilian Letze schreiben dort, dass Pechstein von Beginn an Teil einer künstlerischen Bewegung war, die radikal mit der tradierten Formensprache der Malerei und gleichermaßen der grafischen Künste gebrochen habe. Er, ein typischer Vertreter des Expressionismus, gründete 1905 mit Künstlerkollegen in Dresden die "Brücke" und prägte die Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich mit, erfährt man. Für ihn sei die Hinwendung zur Natur eine der Alternativen gewesen, die lebenslang sein Schaffensmotor bleiben sollte. Der Traum von einem einfachen naturverbundenen Leben habe ihn zu den Fischern an die Ostsee, ans Mittelmeer und an die Südsee geführt. 

Die Ausstellung präsentiere nicht nur die farbintensivsten Gemälde, die ausdrucksstärksten Druckgrafiken und Reisefotografien, sondern beleuchte vor allem seine Persönlichkeit, würdige aber auch sein Erbe als Ikone des Expressionismus. Diesen Eindruck hat man nach der Lektüre des vorliegenden Werkes auch. 

Aye Soika schreibt in ihrem Essay "Max Pechstein, der "Führer" der "Brücke", Anmerkungen zur zeitgenössischen Rezeption", dass Pechstein trotz der "Brücke" seine Unabhängigkeit bewahrt habe. Er wurde Preisträger des Sächsischen Staatspreises im Sommer 1907 und reiste mit dem ihm zuerkannten Reisestipendium nach Italien und Frankreich, zog im Herbst 1908 nach Berlin um und wurde dort zu einem Repräsentanten der "Brücke". Man liest über seinen künstlerischen Durchbruch 1910 aufgrund der Ausstellung der Neuen Session und was alles danach geschah. 

Annika Weise schreibt in dem anschließenden Essay "Max Pechstein- Vision und Werk" auch über diesen Künstler als Fotograf und hier, dass die Kamera Pechstein einen neuen Weg der Rezeption seiner gewählten Alltagswirklichkeit fern der Leinwand und des Papiers  ermöglichte. Dabei ermöglichten gerade  die Fotografien den BetrachterInnen den neuen Weg der Rezeption Pechsteins zu verstehen, indem sie zwischen den Realitäten vermittelten. 

Was noch? Man erfährt auch Wissenswertes über Pechsteins Sehnsuchtsort Südsee und liest, dass die als Retrospektive aufgefasste Ausstellung sich vorrangig den Hauptschaffensparadiesen von Pechstein widmet und Eveline Suter verdeutlicht in ihrem Essay "Zürich ins Paradies", dass für Pechstein fremde Kulturen die ideale Projektionsflächen für das noch Unberührte gewesen seien. 

Die Essays in ihrer Gesamtheit vermitteln mehr als nur einen guten Eindruck von dem Künstler Max Pechstein, sondern auch von  seinen Visionen und seinem Werk. 

Im Ausstellungskatalog kann man sich in die mehr als 100 Werke, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Farbholzschnitte und Grafiken vertiefen, auch Fotografien werden gezeigt, die das Leben der Fischer, die Pechstein aufsuchte, dem Betrachter nahebringen. 

Zum Schluss dann erwartet die LeserInnnen eine mehrseitige chronologische Biografie und ein spannendes Interview mit Julia Pechstein, der Enkelin des Künstlers. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: True Colors- Farben in der Fotografie von 1849 bis 1955- Hirmer


Die Herausgeberinnen dieses reich bebilderten Werkes, dessen Texte in deutscher und englischer Sprache verfasst wurden, sind Anna Hanreich und Astrid Mahler. Das Vorwort stammt von Ralph Gleis, dem Generaldirektor der Albertina. Er lässt die LeserInnen wissen, dass die frühesten Fotografien nur als Unikate in Farbe existieren und dies auch nur in geringer Stückzahl. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei das erste kommerziell erfolgreiche Verfahren breiter genutzt worden und habe die Farbfotografie ein erstes Mal revolutioniert, wobei findige Fotografen sich bereits mit der Kolorierung behalfen, um auf diese Weise die fehlende Farbigkeit auszugleichen. 

In der Folge wird dann die Geschichte der Farbfotografie von ihren Anfängen bis zur Entwicklung der massentauglichen Farbfotografie untersucht. Das vorliegende Werk basiert auf der Sammlung der Albertina. Es beleuchtet die frühen Techniken, die zu den ersten Farbfotos führten und fokussiert den Weg zur Entwicklung von Positiv-Negativ-Verfahren. Sehr gut dargestellt, so dass auch Laien begreifen, worum es hier geht. 

Dem Katalog gehen lesenswerte Essays voraus, mittels denen man sich mit der Thematik "True Colors" vertraut machen kann. Man liest u.a. von Autochromverfahren und deren Erfindern, den Brüdern Auguste und Louis Lumiere. Diese hatten sich als Hersteller fotografischer Negativplatten und mit ihrem 1896 vorgestellten Kinematografen in der fotographischen Welt etabliert und ließen 1903 das Autochrom patentieren. Ein Jahr später wurde es in der Französischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt. 1907 dann startete der Verkauf der Platten. 

Im Katalog, der dann folgt, lernt man eine Fülle von alten Fotografien kennen, die die Entwicklung von Farbbildern zeigen. Hier auch wird das sogenannte Autochrom auf der Seite 129 sehr gut erklärt  und anhand alter Bilder visualisiert. Sehr schön ist das Autochrom von Alfred Meyer mit dem Titel "Wiener Quartett" auch Fotos, getitelt "Bilder einer Schiffsreise nach Norwegen", die noch getoppt werden von den geheimnisvollen Aufnahmen "Nebel auf der Rax" und "Fliegenpilze" von Karl Prokop. Fantastisch ist die Sommerimpression durch das Licht auf der Porträtaufnahme von Heinrich Kühn, die Wilhelm Schwind zeigt, visualisiert worden. 

Interessant auch sind die Anmerkungen zu den Wegen zur modernen Farbfotografie. Die Firmen Kodak und Agfa entwickelten in den 1930er Jahren moderne Mehrschichtenfilme mit Farbkupplersubstanzen. Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die moderne analoge Farbfotografie einen großen Aufschwung, erfährt man und darf sich einen Eindruck verschaffen, so etwa mittels eines Fotos von Hans Madensky, mit dem Titel "Modisches Porträt- Schülerin aus der Modeschule Wien –Hetzdorf" aus dem Jahre 1952. 

Das Werk wird abgerundet durch einen kurzen gut verständlichen Index der Begriffe und Techniken, die ein zentraler Gegenstand des Buches sind. 

 Maximal empfehlenswert. 

 Helga König

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Rezension: Das Fest der Farben- Farben und ihre Beziehungen-Friederike Wiegand- Verlag Dr. Kovac


Friederike Wiegand stellt in ihrem bemerkenswerten, reich bebilderten Werk einleitend fest, dass eine Farbe stets in Wechselwirkung mit ihren Nachbarfarben stehe und genau deshalb die Untersuchung von Farbbeziehungen besonders wichtig sei. Wie sich die Beziehungen gestalten können, skizziert sie im Vorfeld kurz, um anschließend den Aufbau des Buches zu erläutern. 

Zu Beginn lernt man den "Farbkreis" und die "Farbkugel" näher kennen. Diese dienen dazu, wichtige Begriffe, Ordnungssysteme und Zusammenhänge zwischen den Farben vorzustellen. Dabei habe Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1809 als erster einen wissenschaftlich fundierten Farbkreis entwickelt und zwar auf der Grundlage der Spektralfarben. Man erfährt Wissenswertes über den Farbkreis nach Johann Itten und Roman Liedl wird auch mit der Farbkugel vertraut gemacht, um sich alsdann einen Überblick zu verschaffen, welche Kunstwerke in der Folge ausführlich besprochen werden und um welche Art von Farbbeziehung es jeweils geht. 

Alsdann werden die Farbbeziehungen näher erläutert. Diese sind untergliedert in: 
Einfarbigkeit, Farbverwandschaft, Farbkontraste, Raumwirkung von Farben, Farbschemata 

Beginnend mit der Einfarbigkeit geht die Autorin nach einem gut nachvollziehbaren Schema vor, erklärt, was man unter dem jeweiligen Begriff zu verstehen hat, beschreibt ihn ausführlich, erläutert die Wirkung, die Intension und auch die Verwendung in der Kunst. Sehr spannend ist die dann folgende "Bildbetrachtung: Yves Klein", wo auch erläutert wird, weshalb er monochrom malte und die blaue Farbe völlig gleichmäßig auftrug, zudem, was es mit seinem Blau auf sich hat. Wie seine Kunst beurteilt wird, erfährt man u.a. auch. 

Alsdann geht es weiter mit dem Kapitel "Farbverwandtschaft" Dabei werden die Unterschiede der drei Farbverwandtschaften vorgestellt und zwar nach dem gleichen Prinzip wie bei der Einfarbigkeit. Hier jetzt lernt man bei der "achromatischen Farbverwandtschaft" auch den Begriff "Grisaille" kennen und wo beispielsweise diese Farbverwandtschaft in der Kunst vorkommt, nämlich u.a. auf Picassos Antikriegsbild "Guernica". Dort unterstützen die Grautöne die schreckliche Wirkung des Krieges. 

Bei der dann folgenden "monochromen Farbverwandtschaft" herrscht nur eine Farbe mit schwarz abgedunkelten, weiß aufgehellten und grau getrübten Nuancen vor. Auch hier wieder lernt man an Kunstwerken zu begreifen, um was es geht. 

Weiter geht es dann mit der "analogen Farbverwandtschaft". Hier tritt eine Farbe mit ähnlichen Farben und Abschattierungen nach Schwarz, Frau und Weiß auf und hier wird u. a. an einem Gemälde von Kokoschka deren Wirkung visualisiert und erläutert. 

Es folgt dann das Kapitel "Farbkontraste" mit insgesamt sieben Unterkapiteln, in denen die einzelnen Farbkontraste näher erläutert werden, auch wieder an Beispielen aus der Kunst. Besonders beeindruckt hat mich der "Qualitätskontrast" und hier die "Bildbetrachtung: Lyonel Feininger", dessen Gemälde ich sehr schätze. Überaus lesenswert! 

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension auf die vielen unterschiedlichen Farbkontraste näher einzugehen. Um Gemälde besser zu verstehen, ist der Inhalt dieses Buches äußerst hilfreich, aber nicht nur deshalb. In Farbwelten einzutauchen, sich diese zu Nutze zu machen, darum geht es  ja in so manchen Bereichen des Lebens. Es geht auch darum, die Raumwirkung von Farben zu begreifen. Deshalb wird man des Weiteren  mit der "Farb- und Luftperspektive" vertraut gemacht. 

Nach interessanten Ausführungen über "Farbschemata"  hat man Gelegenheit, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Wirkung die einzelnen Farbbeziehungen, die im Buch ausführlich erörtert wurden, sowohl positiv wie negativ haben. Mit all diesen Informationen im Hinterkopf ist es leichter Farbbeziehungen, mit denen man täglich konfrontiert wird, zu entschlüsseln und sie einzuordnen. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Der rote Schirm-Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg-Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Der rote Schirm- Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg", die vom 17.03. bis zum 16.6.2024 im Museum Georg Schäfer gezeigt wurde. 

Herausgeber des Werkes sind Prof. Dr. Wolf Eiermann für das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt und Dr. Andrea Fromm im Auftrag des Kunsthauses Apolda Avantgarde und des Kreises Weimarer Land. Diese beiden Spitzweg-Kenner haben das Geleitwort und Dank verfasst. 

Hier erfährt man, dass das Museum Schäfer einen bemerkenswerten Bestand an Werken und ein mehrfach um Forschungsansätze bereichertes Kunstarchiv zu Carl Spitzweg sein Eigen nennt und einen Teil des Oevres mit einem neuen Ansatz in der Ausstellung präsentiert hat. Bei dem Ansatz handelt es sich um: "Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg." 

Es werden in der Folge zahlreiche figurative Szenen neu interpretiert, für die der Künstler berühmt wurde. Das Motiv des Schirms spiele eine wechselnde Rolle, werde zum einen verknüpft mit der allgemeinen Moral, zum anderen aber mit der Person des Künstlers. 

Man erfährt u.a, dass Spitzweg sich in seiner Jugend sämtlichen Standesunterschieden und Ressentiments verabschiedete und die bereits verehelichten Clara Lechner, die nicht seiner Gesellschaftsschicht angehörte, zu seiner Geliebten machte. Wie man weiter liest, habe sich Spitzweg sein gesamtes Künstlerleben über am Thema Liebe abgearbeitet. Gleichwohl habe man erst nahezu ein Jahrhundert nach seinem Ableben seine vermeintlichen Idyllen erneut als gesellschaftliche Satiren erkannt. 

Spitzweg sei kein Fortschrittsgegner gewesen, der die heile biedermeierliche Welt zu konservieren suchte, sondern vielmehr ein Kritiker des Bürgertums, der dessen Prüderie und Doppelmoral anprangerte. Diese habe der gebildete Provokateur mittels Metaphern und Symbolen im Rahmen seiner vermeintlichen Idyllen sehr anschaulich gezeigt. 

Zwischen 1835 und 1880 setzte Spitzweg sich in mehr als 60 Bildern mit dem Motiv des roten Schirms auseinander. Dieses Objekt sei von der Forschung bislang unbeachtet geblieben und lege ungeahnte, frische Deutungsschichten frei. Natürlich ist es spannend darüber im Buch mehr zu erfahren… 

Dr. Andrea Fromm wartet zunächst in einem mehrseitigen Essay mit Reflektionen über die Liebe bei Carl Spitzweg auf. Man liest zu den Symbolen, den gängigen, aber auch jenen, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt, wie etwa Brunnen, Brillen und Schirme. Man liest zudem  in einem Essay von Dr. Eiermann Wissenswertes über den roten Schirm des berühmten armen Poeten und hat Gelegenheit sich in viele Bilder Spitzwegs zu vertiefen, darunter auch Bleistiftzeichnungen. 

Unverkennbare Gesellschaftskritik wird gezeigt bei Spitzwegs Gemälden zum Thema Spaziergänge, aber auch bei seinen Reisebildern. 

Sehr amüsant sind übrigens seine Bilder, die Sonderlinge zeigen, so etwa den Schmetterlingsfänger oder den Sonntagsjäger. Hierzu und zu vielem anderen kann man Wissenswertes den beigefügten Texten entnehmen. 

Darüberhinaus hat man Gelegenheit sich in die Gedichte des Malers zu vertiefen, in dessen Kurzbiografie (4 Seiten) einzutauchen und letztendlich zum Ergebnis zu kommen, dass Carl Spitzweg tatsächlich lange missverstanden wurde. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König 

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Rezension: Honoré Daumier- Die Sammlung Hellwig- Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Honoré Daumier- Die Sammlung Hellwig", die von 24.1.2024–12.5.2024 im Städel Museum in Frankfurt gezeigt wird. Das Vorwort zum Katalog hat Philipp Demandt, der Direktor des Städel Museums, verfasst.

Wie er hervorhebt, ist es dem Sammler Hans-Jürgen Hellwig zu verdanken, dass es die exzellente Daumier-Sammlung überhaupt gibt, die derzeit im Städel-Museum gezeigt wird und die als Schenkung an das Museum einen unschätzbaren Zuwachs der Bestände des 19. Jahrhunderts im Städel verkörpern wird. 

Der französische Künstler Honoré Daumier zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts,  schreibt Demandt und hebt hervor, dass der Künstler in erster Line wegen seiner über 4000 Lithographien bekannt wurde, die er für Zeitungen wie "La Caricature" und "Le Charivari" schuf. Seine von Freiheitssinn zeugenden Karikaturen machten ihn zum Gewissen von sozialen und politischen Umbrüchen und von einer von tiefgreifendem Wandel gekennzeichneten Epoche, erfährt man von Demandt. 

Der Sammler Hans-Jürgen Hellwig habe sich von Beginn an mit dem politischen Künstler befasst. Im Laufe von mehr al 60 Jahren habe er über 4.200 Lithografien und Holzstiche, 20 Zeichnungen, 2 Gemälde und 36 Bronzen zusammengetragen. 

Die Ausstellung bildet den Auftakt für das Jubiläumsjahr des Städelschen Museums-Vereins, der am 27. Juni 2024 seinen 125. Geburtstag feiert. 

Der Katalog zur Ausstellung enthält neben einer Fülle von Bildern, bemerkenswerte Essays in deutscher und französischer Sprache, die den Künstler und sein Werk den LeserInnen näher bringen. Hans-Jürgen Hellwig wartet gleich mit zwei lesenswerten Textbeiträgen auf. Dabei handelt es sich um die Essays "Sammler sind glückliche Menschen" und "Kunst Macht Politik- Daumier und die Politik seiner Zeit". Neben diesen erfreulich ins Detail gehenden Essays, schreiben Dorit Schäfer die Texte "Zu Honoré Daumiers Gesellschaftskarikaturen" und Henrik Ziegler "Was darf die Satire?" Alles oder (fast) nichts. Daumier und die deutsche politische Karikatur der 48er-Revolution". Darüber hinaus kann man sich noch mit einem interessanten  Beitrag von Astrid Reuter befassen, der den Titel trägt: "Sehen, studieren, sammeln. Daumier im Blick von Künstlern und Sammlern um 1900."

Die Texte sind allesamt sehr komplex. Sie hier verkürzt wiederzugeben, halte ich für wenig sinnvoll. Hier ist Exzerpieren nicht angesagt.  

Man erfährt u.a. mehr über Daumiers politisch motivierte Kunstfigur des "Ratapoil". Diese sei mit dem Staatsstreich Napoleons des III. und dessen Schlägertruppen entstanden. Daneben rage die Gestalt "Robert Macaires" als ein ebenfalls bedeutendes Geschöpf seines Karikaturenpersonals heraus. Diese Figur würde wie kaum eine andere das rücksichtslose Gewinnstreben der wirtschaftsliberalen Juli-Monarchie mit viel Erfolg verkörpern. 

Vertraut machen kann man sich mit dem "Bild Daumiers zu seiner Zeit", liest Wissenswertes von Astrid Reuter über die Sammler der Werke Daumiers. Hans-Jürgen Hellwig reihe sich mit seinen umfangreichen Daumier-Beständen in eine lange Tradition ein. 

Man erfährt Näheres zu "Lithographien" im Allgemeinen und zu Daumier als lithographischen Zeichner, der im Laufe von 4 Jahrzehnten über 4000 Lithografien anfertigte. Den bereits erwähnten Robert Macaire auf den bissigen Abbildungen (58/59)betrachten, verdeutlicht, wie Daumier tickte Sehr bissig auch die Karikatur "Le Beau Narcisse" Abbildung 66, die die mit Narziss verbundene Vorstellung von jugendlicher Schönheit und idealer Nacktheit unterläuft. 

Man liest Allgemeines zu Zeichnungen und hier auch, dass Daumiers "Zeichnungen auf Papier" nicht vollständig von seinen Lithographien zu trennen seien. Die Gründe hierfür nennt Martin Sonnabend in seinem Essay "Die Zeichnungen". 

Gezeigt werden des Weiteren "Studien, Entwürfe und Variationen". Hier liest man in den Erläuterungen zu "Zwei Anwälte" (80), dass Daumier in zahlreichen Lithografien und Zeichnungen ein Panorama fragwürdiger, mit Rechtsprechung befasster Personen entwarf, die nicht selten gewitzt, hinterhältig und intrigant erschienen. 

Unmöglich auf all die im Buch gezeigten Exponate einzugehen! Alle sind vortrefflich beschrieben und vermitteln ein detailliertes Bild vom Schaffen des Künstlers. 

Auch die Plastiken werden in einem Essay von Alexander Eiling sehr gut thematisiert und es folgen weitere sehr kritische Karikaturen, die den BetrachterInnen und LeserInnen sehr nachdenklich stimmen, auch was den heutigen Zeitgeist ausmacht. 

Ein chronologischer Abriss der Biographie Daumiers und das Verzeichnis der ausgestelltem Werke runden diesen gelungenen Katalog ab.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Art Nouveau um 1900- Jugendstil aus Frankreich und Belgien -Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Art Nouveau um 1900- Jugendstil aus Frankreich und Belgien", die bis zum 14. April 2024 im BRÖHAN-MUSEUM LANDESMUSEUM FÜR JUGENDSTIL, ART DECO UND FUNKTIONALISMUS in Berlin gezeigt wird und zwar zum Anlass von dessen 50 jährigem Bestehen. 

Herausgeber des Katalogs, der im Hirmerverlag erschienen ist, sind Tobias Hoffmann und Anna Grosskopf. Dabei hat Tobias Hoffmann, der Direktor des Bröhan-Museums das Vorwort verfasst. Die insgesamt 7 Essays, stammen aus der Feder der Kuratorin Anna Großkopf. 

Worum es geht?: Um "Art Nouveau um 1900- Jugendstil aus Frankreich und Belgien". 

Was ist dies? Laut Verlagsdefinition: "Naturhaft bewegte Linien, raffiniert geschwungene Formen wie auch eine ausschweifende Lust am Dekor." 

Was wird im Buch gezeigt? Selten präsentierte Meisterwerke aus Design und bildender Kunst des besagten Stils, der um 1900 ganz Europa eroberte. 

Themen der Essay sind: 
-Gesamtkunstwerk 
-Plattformen und Netzwerke 
-Natur als Inspiration 
-Politischer Art Nouveau 
-Japonismus 
-Ikonen und Idole
-Frauen im Art im Art Nouveau 

Wie man im Rahmen des Essays "Gesamtkunstwerk" erfährt, habe wohl keiner die Einheit von Architektur und Raumkunst so konsequent umgesetzt wie Hector Guimard, denn von der architektonischen Gesamtanlage und Fassadengestaltung über Möbel, Teppiche, Tapeten und Armaturen seien seine Häuser und Villen stilistisch aus einem Guss. Weltberühmt wurde Guimard allerdings durch die Gestaltung der Pariser Métro-Eingänge mit Gittern und Überdachungen aus Gusseisen. Man lernt eine ganze Reihe von Exponaten kennen, die Guimard geschaffen hat, auch zwei Gitter für die Pariser Metro um 1900. 

Wie man in einem der Folgeessays erfährt, waren das größte und bedeutendste Forum des internationalen Jugendstils die Weltausstellungen, die sich seit 1851 als globale Leistungsschauen der technischen und künstlerischen Entwicklung der teilnehmenden Nationen etablierten. Die Weltausstellung im Jahre 1900 wurde von über 48 Millionen Menschen besucht, wobei der Hauptanziehungspunkt der Pavillon der Galerie "Maison de l‘ Art Nouveau" gewesen sein soll. Dort wurden in Art eines Musterhauses ganze Zimmereinrichtungen führender Nouveau-Gestalter repräsentiert. Im vorliegenden Katalog erhält man davon einen Eindruck durch den gezeigten Salon von Edward Colonna und dem Speisezimmer von Eugène Gaillard. Wunderschön finde ich das stilistisch perfekte Kaffee- und Teeservice (Kat.38), das Maurice Dufrène entworfen hat. Harmonie in ihrer reinsten Form.

Im Essay  "Natur als Inspiration"  erfährt man u.a , dass die lothringische Stadt Nancy als Hochburg des floralen "Art Nouveau" galt und auch weshalb das so war. In diesem Zusammenhang lernt man  nicht zuletzt traumhafte Vasen kennen, die typisch für den floralen Stil dieser Kunst sind. 

Obschon "Art Nouveau" generell als unpolitische Kunstrichtung gilt, erfährt man im Rahmen des Essays mit dem Titel "Politscher Art Nouveau" Ausnahmen kennen, so etwa die "Dreyfus-Lampe" von Gallé und den politischen Hintergrund, der zu dieser Arbeit führte, als auch welche Folgen sie für ihn hatte. 

Was noch? Einen interessanten Essay Über "Japonismus". Ohne diesen gäbe es keine "Art Nouveau", keinen Jugendstil, keine Arts und Crafts und auch keinen Impressionismus. Auch hier wieder  gibt eine Fülle von Exponaten, ähnlich wie nach dem Essay "Ikonen und Idole“, die dies dokumentieren. 

Die "Art Nouveau" kreiste bekanntermaßen um das Ideal der Schönheit. Sarah Bernhardt habe als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit geholten. Deshalb wurde sie in der Malerei und Skulptur nicht selten dargestellt, ähnlich wie Loie Fuller, die man sogar als Tischleuchte bewundern kann und zwar beim Tanz mit schwungvollem Faltenwurf ihres Kleides. Sarah Bernhardt hatte etwas geheimnisvoll Verführerisches. Beeindruckend ist insofern die Statuette "Sarah Bernhardt, um 1900 von Guigues, Kat. 109. 

Auch den "Frauen im Art Nouveau" ist ein Essay gewidmet, denn diese Kunst fiel zeitlich mit dem Beginn der Frauenemanzipation zusammen. Man lernt Exponate kennen, die von Künstlerinnen geschaffen wurden, so etwa Plakate von Eugène Grasset. Beeindruckend schön!

Plakate von Alfons Mucha, die mit schönen Frauen werben, darf man zu Ende des Katalogs bewundern und freut sich, durch die Lektüre einen Eindruck bekommen zu haben wie wohltuend die Beschäftigung mit Schönem auch Floralem doch sein kann, gerade in Zeiten, wo allerorten Zerstörung Programm ist.


 Maximal empfehlenswert 

 Helga König

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Rezension: Ganz große Kunst- Kunth



Der Untertitel dieses bemerkenswerten Bildbandes heißt: "Orte der Kultur - die aufregendsten Theater, Opernhäuser und Kunstmuseen". 

Dieses fantastische Buch ist farblich gegliedert und zwar anhand der äußeren und inneren Gestaltung der fokussierten Gebäude. Die Rubriken beginnen mit Violett und enden mit Rosa. 

Violett steht in Deutschland für das "Städel Museum". Hier erhält man einen Blick auf den Treppenaufgang des Hauptfoyers. Diese Wand ist in der Farbe Dunkelviolett gehalten. Im Text zu der Abbildung erfährt man dann Wissenswertes zur Geschichte des Museums, zur Architektur und zu den gezeigten Exponaten. Violett kommt auch das "Palau de les Arts Reina Sofia" in Valencia/Spanien daher. Es handelt sich hierbei um das höchste Opernhaus der Welt. Mit seinen 14 Stockwerken und 40 000 Quadratmetern überragt es alle anderen Opernhäuser. 

Dann geht es mit der Farbe Blau weiter. Fünf Museen und ein Opernhaus kommen zu Sprache. Dabei ist das "Musei Vatcani". Ein Blick in den 300 Meter langen Loggiengang des Museums zeigt viel Himmelblau und Skulpturen soweit das Auge reicht. 

Die Farbe Türkis fokussiert u.a. "Schloss Belvedere" und das "Burgtheater" in Wien. Über beide Gebäude erfährt man ebenfalls Wissenswertes, zudem auch über den Maler Gustav Klimt, der als zentralere Repräsentant der Wiener Sezession gilt. 

Allmählich wird klar, dass die Farben wie Merkzeichen oder besser noch Eselsbrücken wirken, man mittels ihnen, sich rascher an bestimmte Gebäude erinnert. So fragt man sich vielleicht, welche Gebäude man mit der Farbe Grün assoziiert und antwortet nach der Lektüre des Buches rasch: die "Eremitage" in St. Petersburg und das "Ständetheater in Prag". 

Man kann, weil man zuvor die Abbildungen studiert hat, auch beschreiben, weshalb und kann zudem das Wichtigste zu den Gebäuden berichten, weil man die dazugehörenden Texte gelesen und unter der  beigefügten Farbe abgespeichert hat. 

Nach diesem Prinzip wird im gesamten Buch verfahren. Großes Lob für die Repräsentation des "Musée d`Orsay", einst ein Bahnhof, wurde es seit Beginn der 1980er Jahre in ein Museum umgewandelt. Das Glasdach der ehemaligen Bahnhofshalle wurde seitens der Architektin Gae Aulenti für einen hellen zentralen Saal genutzt und dadurch eine weitgehend natürliche Beleuchtung geschaffen. Was alles dort an Kunst gezeigt wird, bleibt den Lesern des Buches nicht verborgen. Dieses Gebäude ist ebenso der Farben Gold zugeordnet wie beispielsweise die "Semperoper" in Dresden, aber auch die "Carnegie Hall" in New York und die "Arena" in Verona, um nur einige Beispiele zu nennen. 

Unter der Farbe "Rot" entdecke ich u.a. die "Royal Albert Hall" in London . Das 1871 eingeweihte Gebäude ist ein Rundbau, der einem römischen Amphitheater nachgebaut worden ist. Dass dort berühmte Konzerte stattgefunden haben und noch immer stattfinden, dürfte fast jedem bekannt sein. 

Es führt zu weit, alle Farben hier an einem Gebäudebeispiel zu benennen. Erwähnen möchte ich allerdings das "Teatro Amazonas" in Manaus /Brasilien, das der Farbe Rosa zugeordnet ist und schlussendlich das "Musée du Louvre", das 380 000 Gemälde, Skulpturen, Drucke und Zeichnungen sein Eigen nennt. Warum es  der Farbe "Grau" zugeordnet ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Auf 60 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche können Kunstinteressierte bewundern, was kreative Menschen zu Wege gebracht haben.

Ach ja, auf Seite 217 darf man Michelangelos "David" bewundern.  Der Text dazu ist aufschlussreich. Man sollte ihn lesen, bei aller  Neugierde, was  nach fotografisch noch folgt...

Das vorliegende Werk, empfehle ich allen, die das Staunen nicht verlernt haben, sich über ästhetisch Gelungenes immer wieder freuen können und sich gerne bewusst machen, dass Kunst auch immer geeigneten Raum verdient.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Klimt inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse- Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Klimt inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse", die vom 3. Februar 2023 - 29. Mai 2023 in Wien im Belvedere Museum gezeigt wird. und vom 7. Oktober 2022 bis 8. 1.2023 in Amsterdam im Van Gogh Museum präsentiert wurde. 

Die Ausstellung und das Buch verfolgen die Spuren zurück zu Klimts künstlerischen Wegbereiter*innen und –begleiter*innen und stellen Werke von Klimt, van Gogh, Matisse und vielen anderen in eindrucksvollen Gegenüberstellungen vor. 

Das Werk beginnt mit einer chronologischen Übersicht zu Klimt, dem großen Meister der Moderne aus Wien und seiner Zeit. Dann folgen erste Gegenüberstellungen einiger Werke, nicht zuletzt auch ein Gemälde von Henri de Toulouse –Lautrec, das einem stilistisch nicht unähnlichen von Gustav Klimt gegenübergestellt ist. 

Interessant auch ist ein Blumengarten gemalt von Vincent van Gogh von dem Klimt offenbar angeregt wurde, auch bemerkenswert sind die Aktzeichungen Rodins, die denen von  Klimts gegenübergestellt werden.

Das Buch enthält neben einer Fülle von Bildern lesenswerte Texte unterschiedlicher Autoren, die sich zunächst mit der Wiener Kunst und Gustav Klimts Rezeption der internationalen Moderne auseinander setzen. Hier auch liest man, dass Klimt sich von verschiedenen zeitgenössischen Künstlern sehr stark beeinflussen ließ, jedoch dennoch "eine Handbreit seiner Malerei jeder sogleich als Klimt erkennen könne." Als Grund hierfür wird genannt, dass Klimts Konfrontation mit den Werken anderer Künstler relativ unvermittelt erfolgte und zuvor nur wenige Berührungspunkte  zu diesen Werken vorhanden gewesen sein sollen.

Alsdann lernt man Klimts Frühwerk kennen. Hier wird der lange Weg vom Wiener Historismus zur internationalen Avantgarde beschrieben. Einflüsse westeuropäischer Malerei ließen sich erstmals in größerem Umfang im Jahr 1883 nachweisen. So soll besonders Klimts "Orpheus und Eurydike" und "Mark Anton und Kleopatra" in Komposition und Zeichnungen der Figuren, teils auch im Kolorit Cananels Hauptwerk "Thamar" gefolgt sein. Erwähnt wird auch der Maler Alma-Tademas, von dem Klimt sich inspirieren ließ und insgesamt seine Anregungen vor der Zeit der Secessionsgründung primär von Künstler*innen bezog, bei denen der Hang zum Dekorativen und zur stilisierten Linie bereits ein prägendes Merkmal war. 

Seelenkunst ist ein weiteres Thema. Dazu schreibt Edwin Becker. So liest man u.a., dass die Beseeltheit der Figuren in Klimts Darstellung in den 1890er Jahren immer ausgeprägter wurde. Der Künstler Ferdinand Khnopff soll einen starken Einfluss auf Klimt gehabt haben. Die Gründe werden auf Seite 113 genannt. Auch Gegenüberstellungen von Singer Sargent und Whistler zu Klimt werden ausführlich erörtert und anhand von Werken gezeigt.

Es führt zu weit, all die Texte im Buch hier zu streifen. Marian Bisanz-Prakken handelt Klimt und die internationale Kunst um 1900 ab. Hier liest man Wissenswertes zum Fakultätsbild Klimts mit dem Titel "Die Philosophie", aber auch zum berühmten "Beethovenfries", wo Klimt seine Begeisterung für die neuen Helden der Wiener Avantgarde auslebte. Diese Monumentalarbeit war der menschlichen Existenz in ihrer Totalität gewidmet. 

Die Bilderwelt im Buch, die näher beschrieben ist, ist überwältigend. Stilisierte Landschaften werden von Renske Suijver näher beschrieben, auch hier wieder geht es um Gegenüberstellungen, so etwa aus der neoimpressionistischen Farbpalette, wo speziell Monet für Klimt den Weg geebnet hat. Interessant auch sind Parallelen zwischen Van Gogh und Klimt. 

Schlussendlich das Spätwerk. Untertitel "Die Emanzipation der Farbe". So kann Klimts Auseinandersetzung mit den Werken der Postimpressionst*innen und der Fauves als Auslöser für den elementaren und sinnlichen Einsatz von Farbe betrachtet werden, der sein Spätwerk auszeichnet. Auch hier wieder lernt man eine Fülle von Gegenüberstellungen kennen und zu begreifen, das Kunst nicht nur von Können kommt, sondern auch von Inspiration durch andere Künstler und zwar jenseits von Plagiaten.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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