Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Art Nouveau um 1900- Jugendstil aus Frankreich und Belgien", die bis zum 14. April 2024  im BRÖHAN-MUSEUM
LANDESMUSEUM FÜR JUGENDSTIL, ART DECO UND FUNKTIONALISMUS in Berlin gezeigt wird und zwar zum Anlass  von dessen 50 jährigem Bestehen. 
Herausgeber des Katalogs, der im Hirmerverlag erschienen ist, sind Tobias Hoffmann und Anna Grosskopf.  Dabei hat Tobias Hoffmann, der Direktor des Bröhan-Museums das Vorwort verfasst. Die   insgesamt 7 Essays, stammen aus der Feder der Kuratorin  Anna Großkopf. 
Worum es geht?: Um "Art Nouveau um 1900- Jugendstil aus Frankreich und Belgien". 
Was ist dies? Laut Verlagsdefinition: "Naturhaft bewegte Linien, raffiniert geschwungene Formen wie auch eine ausschweifende Lust am Dekor." 
Was  wird im Buch gezeigt?  Selten  präsentierte Meisterwerke aus Design  und bildender Kunst  des  besagten Stils, der um 1900 ganz Europa eroberte. 
Themen der Essay sind: 
-Gesamtkunstwerk 
-Plattformen und Netzwerke 
-Natur als Inspiration 
-Politischer Art Nouveau 
-Japonismus 
-Ikonen und Idole
-Frauen im Art  im Art Nouveau 
Wie man  im Rahmen des Essays "Gesamtkunstwerk" erfährt, habe wohl keiner die Einheit von Architektur und Raumkunst so konsequent umgesetzt wie Hector Guimard, denn  von der architektonischen Gesamtanlage und Fassadengestaltung über Möbel, Teppiche, Tapeten und Armaturen seien seine  Häuser und Villen stilistisch aus einem Guss. Weltberühmt wurde Guimard allerdings durch die Gestaltung der Pariser Métro-Eingänge mit  Gittern und Überdachungen aus Gusseisen. Man lernt eine ganze Reihe von  Exponaten kennen, die Guimard geschaffen hat, auch zwei Gitter für die Pariser Metro um 1900. 
Wie man in einem der Folgeessays erfährt, waren das größte und bedeutendste Forum des internationalen Jugendstils die Weltausstellungen, die sich  seit 1851 als  globale Leistungsschauen der technischen und künstlerischen Entwicklung der teilnehmenden Nationen etablierten. Die Weltausstellung im Jahre 1900  wurde von über 48 Millionen Menschen besucht, wobei der Hauptanziehungspunkt der Pavillon der Galerie "Maison  de l‘ Art  Nouveau" gewesen sein soll. Dort wurden in Art eines Musterhauses  ganze Zimmereinrichtungen  führender Nouveau-Gestalter repräsentiert. Im vorliegenden Katalog erhält man davon einen Eindruck durch den gezeigten Salon  von Edward Colonna und dem Speisezimmer  von Eugène Gaillard. Wunderschön finde ich das stilistisch perfekte  Kaffee- und Teeservice (Kat.38), das Maurice Dufrène entworfen hat. Harmonie in ihrer reinsten Form.
Im Essay  "Natur als Inspiration"  erfährt man u.a , dass die lothringische Stadt Nancy als Hochburg des floralen "Art Nouveau" galt  und  auch weshalb das  so war.  In diesem Zusammenhang lernt man  nicht zuletzt traumhafte Vasen kennen, die typisch für den floralen Stil  dieser Kunst sind. 
Obschon "Art Nouveau" generell als unpolitische Kunstrichtung gilt, erfährt man im Rahmen des Essays  mit dem Titel "Politscher Art Nouveau" Ausnahmen kennen, so etwa die "Dreyfus-Lampe" von  Gallé und den politischen Hintergrund, der zu dieser Arbeit führte, als auch welche Folgen sie für ihn hatte. 
Was noch?  Einen  interessanten  Essay  Über "Japonismus". Ohne diesen gäbe es keine "Art Nouveau", keinen Jugendstil, keine Arts und Crafts und auch keinen Impressionismus. Auch hier wieder  gibt eine Fülle von Exponaten, ähnlich wie nach dem Essay "Ikonen und Idole“, die dies dokumentieren. 
Die "Art Nouveau" kreiste bekanntermaßen um das Ideal der Schönheit. Sarah Bernhardt  habe als  eine der schönsten Frauen ihrer Zeit geholten. Deshalb wurde sie  in der Malerei und Skulptur nicht selten dargestellt, ähnlich wie Loie Fuller, die man sogar als Tischleuchte bewundern kann und zwar  beim Tanz mit schwungvollem Faltenwurf ihres Kleides. Sarah Bernhardt hatte etwas geheimnisvoll Verführerisches.  Beeindruckend ist insofern die Statuette "Sarah Bernhardt, um 1900 von Guigues, Kat. 109. 
Auch den "Frauen im Art Nouveau" ist ein Essay gewidmet, denn  diese Kunst fiel zeitlich mit dem Beginn der Frauenemanzipation zusammen. Man lernt Exponate kennen, die von Künstlerinnen geschaffen wurden, so etwa Plakate von Eugène Grasset. Beeindruckend schön!
Plakate von Alfons Mucha, die mit schönen Frauen werben,  darf man zu Ende des Katalogs bewundern und  freut sich,  durch die Lektüre einen Eindruck bekommen zu haben wie  wohltuend die Beschäftigung  mit Schönem auch Floralem doch sein kann, gerade in Zeiten, wo allerorten Zerstörung Programm ist.
 Maximal empfehlenswert 
 Helga König
 
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