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Rezension: Honoré Daumier- Die Sammlung Hellwig- Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Honoré Daumier- Die Sammlung Hellwig", die von 24.1.2024–12.5.2024 im Städel Museum in Frankfurt gezeigt wird. Das Vorwort zum Katalog hat Philipp Demandt, der Direktor des Städel Museums, verfasst.

Wie er hervorhebt, ist es dem Sammler Hans-Jürgen Hellwig zu verdanken, dass es die exzellente Daumier-Sammlung überhaupt gibt, die derzeit im Städel-Museum gezeigt wird und die als Schenkung an das Museum einen unschätzbaren Zuwachs der Bestände des 19. Jahrhunderts im Städel verkörpern wird. 

Der französische Künstler Honoré Daumier zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts,  schreibt Demandt und hebt hervor, dass der Künstler in erster Line wegen seiner über 4000 Lithographien bekannt wurde, die er für Zeitungen wie "La Caricature" und "Le Charivari" schuf. Seine von Freiheitssinn zeugenden Karikaturen machten ihn zum Gewissen von sozialen und politischen Umbrüchen und von einer von tiefgreifendem Wandel gekennzeichneten Epoche, erfährt man von Demandt. 

Der Sammler Hans-Jürgen Hellwig habe sich von Beginn an mit dem politischen Künstler befasst. Im Laufe von mehr al 60 Jahren habe er über 4.200 Lithografien und Holzstiche, 20 Zeichnungen, 2 Gemälde und 36 Bronzen zusammengetragen. 

Die Ausstellung bildet den Auftakt für das Jubiläumsjahr des Städelschen Museums-Vereins, der am 27. Juni 2024 seinen 125. Geburtstag feiert. 

Der Katalog zur Ausstellung enthält neben einer Fülle von Bildern, bemerkenswerte Essays in deutscher und französischer Sprache, die den Künstler und sein Werk den LeserInnen näher bringen. Hans-Jürgen Hellwig wartet gleich mit zwei lesenswerten Textbeiträgen auf. Dabei handelt es sich um die Essays "Sammler sind glückliche Menschen" und "Kunst Macht Politik- Daumier und die Politik seiner Zeit". Neben diesen erfreulich ins Detail gehenden Essays, schreiben Dorit Schäfer die Texte "Zu Honoré Daumiers Gesellschaftskarikaturen" und Henrik Ziegler "Was darf die Satire?" Alles oder (fast) nichts. Daumier und die deutsche politische Karikatur der 48er-Revolution". Darüber hinaus kann man sich noch mit einem interessanten  Beitrag von Astrid Reuter befassen, der den Titel trägt: "Sehen, studieren, sammeln. Daumier im Blick von Künstlern und Sammlern um 1900."

Die Texte sind allesamt sehr komplex. Sie hier verkürzt wiederzugeben, halte ich für wenig sinnvoll. Hier ist Exzerpieren nicht angesagt.  

Man erfährt u.a. mehr über Daumiers politisch motivierte Kunstfigur des "Ratapoil". Diese sei mit dem Staatsstreich Napoleons des III. und dessen Schlägertruppen entstanden. Daneben rage die Gestalt "Robert Macaires" als ein ebenfalls bedeutendes Geschöpf seines Karikaturenpersonals heraus. Diese Figur würde wie kaum eine andere das rücksichtslose Gewinnstreben der wirtschaftsliberalen Juli-Monarchie mit viel Erfolg verkörpern. 

Vertraut machen kann man sich mit dem "Bild Daumiers zu seiner Zeit", liest Wissenswertes von Astrid Reuter über die Sammler der Werke Daumiers. Hans-Jürgen Hellwig reihe sich mit seinen umfangreichen Daumier-Beständen in eine lange Tradition ein. 

Man erfährt Näheres zu "Lithographien" im Allgemeinen und zu Daumier als lithographischen Zeichner, der im Laufe von 4 Jahrzehnten über 4000 Lithografien anfertigte. Den bereits erwähnten Robert Macaire auf den bissigen Abbildungen (58/59)betrachten, verdeutlicht, wie Daumier tickte Sehr bissig auch die Karikatur "Le Beau Narcisse" Abbildung 66, die die mit Narziss verbundene Vorstellung von jugendlicher Schönheit und idealer Nacktheit unterläuft. 

Man liest Allgemeines zu Zeichnungen und hier auch, dass Daumiers "Zeichnungen auf Papier" nicht vollständig von seinen Lithographien zu trennen seien. Die Gründe hierfür nennt Martin Sonnabend in seinem Essay "Die Zeichnungen". 

Gezeigt werden des Weiteren "Studien, Entwürfe und Variationen". Hier liest man in den Erläuterungen zu "Zwei Anwälte" (80), dass Daumier in zahlreichen Lithografien und Zeichnungen ein Panorama fragwürdiger, mit Rechtsprechung befasster Personen entwarf, die nicht selten gewitzt, hinterhältig und intrigant erschienen. 

Unmöglich auf all die im Buch gezeigten Exponate einzugehen! Alle sind vortrefflich beschrieben und vermitteln ein detailliertes Bild vom Schaffen des Künstlers. 

Auch die Plastiken werden in einem Essay von Alexander Eiling sehr gut thematisiert und es folgen weitere sehr kritische Karikaturen, die den BetrachterInnen und LeserInnen sehr nachdenklich stimmen, auch was den heutigen Zeitgeist ausmacht. 

Ein chronologischer Abriss der Biographie Daumiers und das Verzeichnis der ausgestelltem Werke runden diesen gelungenen Katalog ab.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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