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Rezension: Paris im Licht- Christopher Thomas

Gezeigt werden in diesem bemerkenswerten Schwarz-Weiß-Foto-Bildband Werke des Fotokünstlers Christopher Thomas. Der geborene Münchner hat die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie absolviert und begann anschließend seine berufliche Laufbahn als Werbefotograf. Thomas erhielt für seine Fotoreportagen im Auftrag von Geo, Stern, Süddeutsche Zeitung Magazin, Merian etc. und für seine Werbekampagnen internationale Auszeichnungen. Seit etwa 15 Jahren aber stehen seine künstlerischen Arbeiten im Vordergrund, die von den renommiertesten Fotogalerien der Welt, Museen und bedeutenden Ausstellungen mit Applaus aufgenommen worden sind.

Seine Stadtporträts  haben ihn als Fotokünstler zu dem werden lassen, was er heute ist. Es handelt sich um stille Aufnahmen von Stadtansichten, realisiert mit Großbildkamera und auf Büttenpapier geprintet. Dabei ist sein Filmmaterial ein Schwarz-Weiß-Film vom Typ 55 von Polaroid.

Für seine Publikation  "New York Sleeps" wurde er mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet. Seine in den Jahren 2011 und 2012 entstandene Polaroid-Serie  "Venedig. Die Unsichtbare" wurde weltweit in Galerien und auf Messen dargeboten.

Herausgeberin des vorliegenden Buches ist Ira Stehmann. Sie ist Expertin und Kunstbuchberaterin und lebt in München. Seit 2005 ist sie Kuratorin der Schweizer Sammlung für zeitgenössische Fotografie, übt aber noch zahlreiche, andere interessante Tätigkeiten in ihrem Metier aus.

Das Vorwort zum Buch stammt dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d`Estang, der die Hauptstadt Frankreichs mit seinen Worten wie eine Geliebte besingt. Paris scheint nicht nur ihm wie geschaffen für Spaziergänge. Wer je in Paris war, weiß  um diese Prädestination.

Nach dem Vorwort folgt ein Essay von Ira Stehmann, die die Leser wissen lässt, dass Christopher Thomas ein fotographisches Liebesgedicht über Paris anfertigen wollte. Dies- so viel nur vorab-, ist dem Künstler vortrefflich gelungen. Thomas, so die Herausgeberin, nimmt den Betrachter mit auf die Reise durch das Paris der Vergangenheit. Die Bilder- es stimmt- wirken unwirklich und traumhaft. Gezeigt wird eine Stadt der Stille, ohne Autos, völlig menschenleer.

Stehmann erinnert daran, dass Paris die Wiege und Welthauptstadt der Fotografie ist, denn dort wurde 1839 das Lichtbild in Form der Daguerreotypie publik gemacht 1939 gab es erstmals Fotos von Paris. Diese Bilder markieren den Beginn einer Ära der Fotografie. 

Christopher Thomas entschied sich, für einen Schwarz-Weiß- Film, der das Stadtbild ruhig und abstrakt werden lässt. Die Fotos, so Stehmann wirken klassisch und unzeitgemäß. Es gelingt dem Fotografen, dass der Betrachter sich in der Wahrnehmung nur auf die Strukturen konzentriert. Thomas sieht seine Bilder als "einen Versuch, die Stadt von der alltäglichen Hektik, den Lärm und der Zerstreuung zu isolieren", wie er sagt und habe "nach der Essenz der Stadtstruktur" gesucht. Dabei lässt seine Sicht, seine Sensibilität und sein Können Bilder entstehen, die man als Metapher für die moderne Hauptstadt des 19. Jahrhunderts betrachten kann, so die Herausgeberin, die auch heute noch nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt haben.

Ja, der Fotoband ist vom Fluidum der Poesie durchstrahlt. Paris-Liebhaber und Liebhaber edler Städteaufnahmen kommen völlig auf ihre Kosten. Man hat den Eindruck, Blicke in eine surreale Vergangenheit zu werfen. Bildbeschreibungen sind hier unmöglich. Blicke ich auf die Fotos vom Louvre, so weiß ich plötzlich, dass  Zeit eine Fiktion ist. Es gibt Fotos, die ziehen mich in ihrer Unwirklichkeit völlig in den Bann und ich  kann  nicht schlüssig erklären weshalb. Es hat mit Erinnerung zu tun.

Dem Geschichtskenner fallen Begebenheiten ein, so vielleicht etwa, wenn er die Conciergerie betrachtet. Das Kopfkino produziert immer neue Szenen aus der Vergangenheit.  

Tolle Aufnahmen vom Eifelturm und vom Innenhof des Louvre, der durch die gläserne Pyramide alles Vorrevolutionäre genommen bekam, lassen innehalten. 

Beim Anblick des Jardin du Luxemburg komme ich ins Schwärmen. Diese Bilder erscheinen am Unwirklichsten. Christoph Thomas sagt im Anschluss an die Fotos in einem Essay, dass eine seiner Motivationen, die ihn zu Stadtporträts veranlasse, darin besteht, die Dinge, die ihn umgeben intensiv wahrzunehmen und nach Möglichkeit- "das Auge des Betrachters durch eine ungewohnte visuelle Umsetzung auf Situationen, Menschen und Gegenstände zu lenken, die er normalerweise nicht registriert hätte- sie somit gleichsam sichtbar zu machen." Sein Wunsch, die ungeheure Schönheit von Paris in dem Gewimmel von Touristen, Autos, Rollern und dem gesamten Grundgeräuschen einer der größten Städte Europas wiederzufinden, ist ihm gelungen, mehr noch,   er kann sie an alle Betrachter weitervermitteln und damit eine Sehnsucht nach einem Ort entstehen lassen, der vermutlich nur in der poetischen Bilderwelt des Fotografen Christopher Thomas besteht. 

Sehr empfehlenswert

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Prestelverlag und können dort das Buch direkt bestellen. http://www.randomhouse.de/Buch/Paris-im-Licht/Christopher-Thomas/e465938.rhd.  Es ist aber auch bei Ihren Buchhändler um die Ecke orderbar.

Rezension: The Light Between Us- Vincent Peters – teNeues

Dieser Foto-Bildband mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen enthält Werke des Fotokünstlers Vincent Peters. Der Fotograf ist Autodidakt, der es rasch an die Weltspitze der Modefotografie schaffte. Noch Mitte der 1990er Jahre, so erfährt man von Jochen Siemens im Vorwort, war Peters ein Nobody in der Branche. 

Ich stimme Siemens zu, wenn er schreibt, dass den Werken von Peters eine große Gelassenheit der eigenen, unverstellten Bildsprache innewohnt. 

Peters hat viele namhafte Personen fotografiert, so etwa Emma Watson, Olga Kurylenko, Courtney Love, U2, Gwyneth Paltrow, Violante Placido, Louise Grinberg, Milla Jovovich, Laetitia Casta, Matt Dillon, Cindy Crawford, Cameron Diaz, Clive Owen, Natalia Vodianova, Haley Bennet, um nur einige zu nennen. 

Es macht Freude, die Fotos zu betrachten, speziell die Bilder auf denen Frauen zu sehen sind, denn fast scheint es so, als habe Peters stets intensiv mit  Modellen- beinahe therapeutisch geredet-  und sich  zumindest mit den Protagonistinnen bestens verstanden. Vielleicht wirken die Frauen-Fotos deshalb so lebendig und kommunikativ. 

Beeindruckende Aufnahmen von Emma Watson stehen am Anfang des Bilderreigens, ein sehr androgynes Mädchen, eine Kindfrau mit ernsten und dabei schönen Augen. Eine Reihe verführerischer Frauen in der Folge, die man sich gerne anschaut, niemals obszön, stets natürlich und freundlich, lassen positive Rückschlüsse auf das Verhalten des  Fotografen zu, einem Mann, den Frauen ganz nahe an sich herankommen lassen.

Fantastische Aufnahmen von Cindy Crawford machen deutlich, worin das Geheimnis ihrer Schönheit liegt, so auch bei Cameron Diaz, deren Attraktivität durch ein sehr edles Gesicht und einen ebensolchen Körper geradezu atemberaubend ist.

Die Aufnahmen von Männern werden all jene interessant finden, die sehr männlichen, leicht abweisend blickenden Männern etwas abgewinnen können. Mich interessieren solche Männer nicht. Diese Fotos sind - das finde ich so bemerkenswert an ihnen- eine entlarvende Männerstudie. Sehr spannend sich mit ihr näher zu befassen. 

Beinahe hat man den Eindruck, Männer hätten Angst gehabt, einen entspannten Blickkontakt mit dem Fotografen aufzunehmen. Nur der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender wirkt locker. Hier begegnen sich zwei Männer auf gleicher Augenhöhe. Das Ergebnis: Umwerfend schöne Bilder wie sie mit Mickey Rourke leider nicht entstehen konnten, weil dieser  auf allen Bildern einen fliehenden Blick hat. Er wirkt unsicher. 

Bei den meisten Männern sehe ich etwas latent Unsicheres, das auf starkes, männliches Konkurrenzverhalten hinweist.  

Auf Facebook habe ich mir das Konterfei des Fotografen anschaut. Ein sehr gutaussehender Mann. Ein Frauenliebling. Dachte ich es mir doch gleich.

Traumhaft sind die Fotos von Kim Basinger, auf denen die Schönheit ihres Gesichtes, auch ihre Nachdenklichkeit völlig zum Ausdruck kommt. Peters umarmt die Frauen mit der Kamera. Er verführt Sie,  ihm ihre Schönheit restlos zu offenbaren. Mehr aber noch gefallen mir die Bilder von Monica Bellucci. Eine absolute Traumfrau, die Vincent Peters für die Betrachter ganz lebendig werden lässt und dabei verdeutlicht, dass das Licht zwischen  uns immer nur die Liebe sein kann, die sich in unseren Augen und unserer Haltung spiegelt. 

Sehr empfehlenswert.

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Rezension: Celebrity Pets- On the French Rivera in the 50s and 60s- Edward Quinn- teNeues

Dieser schöne Fotobildband enthält Werke des irischen Fotografen Edward Quinn (1920-1997). Seit den 1950er Jahren arbeitete er an der Côte d`Azur. Dort trafen sich in jenen Tagen Stars, Manager, Maler und Künstler. Aus dieser Zeit stammen die Fotos von Celebrities. 

Den Schwarz-Weiß-Aufnahmen dieses Werkes, das Wolfgang Frei und Gret Quinn auf den Weg gebracht hat, ist ein Vorwort von Dennis C.Turner vorangestellt. Dieses ist in englischer, deutscher und französischer Sprache abgedruckt.

Die Aufnahmen im Buch spiegeln die einstigen Trends in den Mensch- Tier- Beziehungen. Turner reflektiert  besagte Beziehungen und lässt nicht unerwähnt, dass einige Studien darauf hin deuten, dass die meisten Haustiere als echte Familienmitglieder begriffen werden. Darüber reflektiert Turner anhand der gezeigten Bilder und gibt dem Leser Deutungsmuster an die Hand.

Anschließend hat man die Gelegenheit sich in die schönen Fotos zu vertiefen.  Quinn lichtete seine Protagonisten gerne mit Tieren ab, weil  die Berühmtheiten  sich auf diese Weise weniger verkrampft gaben. Ein doppelseitiges Foto beeindruckt gleich zu Beginn. Es zeigt David Niven mit seinem Afghan in seinem Haus auf Saint-Jean-Cap-Ferrat im Jahre 1961. Ein harmonisches Bild, das aber unmissverständlich klar macht, wer hier wen erzogen hat: Niven seinen Afghan. Bei einigen Pudelbesitzerinnen im Buch ist das nicht so klar.

Es folgen viele Fotos von Schauspielerinnen mit Schoßhündchen. Offenbar war ein kleines Hündchen zu jenen Zeiten in Schauspielerkreisen eine Art lebendiges Accessoire. 

Simone Signoret ließ sich im Colombe d `Or mit einer Taube ablichten. Das war war sicher ein Dankeschön an das Hotel, aber keineswegs ihr  Haustier. Katzen scheinen in jenen Jahren in der Upperclass noch nicht Mode gewesen zu sein, eher wohl  gepflegte Pudel, die selbst Sexbomben wie Anita Ekberg ein wenig spießig erscheinen lassen.

Nicht selten tauchen Fotos vom La Colombe d `Or in Saint-Paul-de Vence auf und in diesem Zusammenhang auch die dortigen Tauben. Bilder mit Picasso beeindrucken, speziell ein Foto von ihm, dass 1961 in Cannes entstand. Der Maler scheint Tiere sehr geliebt zu haben und diese antworteten sichtbar mit Dankbarkeit. 

Es liegt mir fern,  nun alle Schauspieler und berühmten Persönlichkeiten, die der Fotograf bildlich festgehalten hat, zu benennen. Allerdings möchte ich auf Brigitte Bardot hinweisen, die auf allen Foto glaubhafte Tierliebe zeigt. Für sie sind Tiere keine Accessoires.   Deshalb bekunden die Momentaufnahmen sehr viel Innigkeit.

Die Bilder von Quinn beeindrucken deshalb so sehr, weil sie viel über die Menschen aussagen, die auf den Bildern abgelichtet sind, über ihre Wärme oder Kälte, ihre Toleranz, ihr Dominanzgebaren, ihre Verspieltheit und über ihren Narzissmus.  Die  in den Bildern  festgehaltene Psychologie macht  die Fotos künstlerisch wertvoll.

 Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie  auf die Website vom teNeues-Verlag und können das Buch bestellen. http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/celebrity-pets.html. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Regarding Women Elliott Erwitt- teNeues

Der Prachtband "Regarding Women" enthält Werke des Fotografen Elliott Erwitt, der 1928 in Paris geboren, seine Kindheit in Mailand verbrachte. Anfang der 1940er Jahre ging Erwitt in die USA und begann 1953 für Magnum Photos zu arbeiten. Seither ist der Fotokünstler Mitglied dieser überaus angesehenen Agentur und einer der Protagonisten auf dem stark umkämpften Gebiet der Magazin-Fotografie. Seit über 40 Jahren werden Erwitts journalistische Essays, Einzelbilder und Werbeanzeigen weltweit veröffentlicht. Der Fotograf hat zudem Filme gedreht und zahlreiche Bücher auf den Weg gebracht. Seine Werke wurden in Einzelausstellungen in namhaften Museen gezeigt, so etwa im Museum of Modern Art in New York, im Museum für Moderne Kunst in Paris und im Kunsthaus Zürich. Elliott Erwitt ist nach wie vor pausenlos auf  Reisen. Zu seinem Lebensmittelpunkt hat er aber New York gewählt.

Das Vorwort zu dem Bildband hat Charles Flowers verfasst. Es ist in englischer, deutscher, französischer, italienischer und spanischer Sprache abgedruckt. Diesem folgen dann 297 Schwarz-Weiß-Fotos, zu denen man auf den letzten Seiten jeweils Ort und Jahr der Entstehung erfährt.

369 Frauen sind im Buch abgelichtet, inklusive der Gruppenfotos sind es allerdings noch mehr. Wie Flowers festhält, befasst sich das Buch mit zahlreichen Blickwinkeln, aus denen dieser berühmte Fotograf die aus unterschiedlichen Kulturen stammenden Frauen betrachtet. Dabei werden die Frauen im häuslichen oder anderem Umfeld gezeigt.

Die Bilder, die hier zusehen sind, wurden weder mit Fotoshop oder anderen digitalen Mitteln bearbeitet. Erwitt möchte den Moment einfangen, ohne ihn bewusst zu ergreifen. Er möchte seine Bilder als Schnappschüsse interpretiert wissen und nicht als Kunst. 

Unmöglich ist es im Rahmen einer Rezension, über alle Bilder hier etwas zu sagen, die man im Buch bewundern kann. Natürlich beeindrucken die Fotos, die Erwitt von Marilyn Monroe realisierte besonders, wobei mir diese Frau am besten auf dem Bild gefällt, wo man sie lesend sieht. Hier ist sie am meisten sie selbst.

Viele Fotos zeugen von Erwitts offensichtlichem Humor, andere von einer Affinität zur  erotischen Ausstrahlung von Frauen. Wann sind Frauen schön? Wann sind sie anziehend?

Bräute, verliebt, liebend  aber auch käuflich sind zu sehen, Frauen, die sich produzieren gehören zum Bilderreigen. Wirklich faszinierend sind  Frauen, wenn sie in ihrer Arbeit versunken sind, Fürsorge betreiben und sich nicht des Geldes oder gesellschaftlichen Status wegen verkaufen.

Wer das Wesen von Frauen studieren möchte, begreift  nach dem Studium der Bilder weit mehr wie wenn er entsprechende Ratgeber liest.  Bilder sind  aussagerkräftiger, die Bilder von Elliot Erwitt deuten auf einen Frauenkenner mit großen psychologischen Fähigkeiten hin. Dass dieser Frauenkenner ein begnadeter Fotograf ist, steht außer Zweifel.

Empfehlenswert.

Wenn sie das Buch bestellen möchten, dann klicken Sie auf nachstehenden  Link und können dies dann beim Verlag direkt tun http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/regarding-women.html oder aber Sie bestellen bei Ihrem Buchhändler um die Ecke.

Rezension: The Journeys of/ Die Reisen des Casanova- Hatje Cantz

Dieser Prachtband mit dem Titel "The Journeys of /Die Reisen des Casanova" (49 cm lang- 33,5 cm breit) ist in Seide gehüllt und verschafft, sofern man die Buchdeckel berührt, einen sinnlichen Eindruck von dem Zeitalter des Rokoko und dem ersten Kosmopoliten, den unser Kontinent kannte:  von Casanova, dem Mann, der die Frauen liebte, aber gleichermaßen die Bildung und das Reisen. 

Das Buch enthält wundervolle Illustrationen und Fotos aus verschiedenen Jahrhunderten, die uns Szenen, Orte und Persönlichkeiten nahebringen, die im Leben Casanovas eine Rolle spielten. Die Texte sind in englischer und deutscher Sprache abgedruckt. 

Das Buch beginnt mit einer Illustration, die Casanova am Fenster sitzend und einen Brief lesend zeigt. Er trägt einen seidenen rosa Morgenrock und eine weißgepuderte Perücke, ganz in der Mode seiner Zeit. Diese schöne Illustration stammt im Original von Auguste Leroux, der sie 1932 kreiert hat.

Es folgt ein Text, der uns den Frauenheld, Abenteurer aber auch wissbegierigen, gebildeten Mann näher bringt und verdeutlicht, mit welch namhaften Persönlichkeiten er einst kommunizierte. Casanova sprach mehrere Sprachen und hatte  Kenntnisse in unterschiedlichen Fachgebieten. 1725 in Venedig geboren, erleben wir den intellektuellen Verführer im vorliegenden Buch auf seinen Reisen. 

Man erfährt u.a., dass er als junger Mensch in Padua den Doktortitel der Theologie erworben hatte und liest über all das in Kurzform, was jeder gebildete Mensch über Casanova wissen sollte, auch dass er 1798 in Dux im heutigen Tschechien verstarb.

Aufgeklärt wird man über besagte Reisen, die ihn durch viele Länder Europas führten. Auf einer großen alten doppelseitigen Europakarte erhält man einen Eindruck von den Dimensionen seines Reisepensums.

Es folgen Textauszüge aus seinen Memoiren und wunderschöne alte Fotografien aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zunächst von Venedig.  Dann reist man weiter nach Wien, der Stadt, zu der Casanova sich auch äußert und hat ebenfalls Gelegenheit sich alter Bilder zu erfreuen, auch eines Gemäldes, das Kaiserin Maria Theresia und ihre Familie zeigt. Die Habsburgerin bezeichnete der Lebemann als intolerant im Hinblick auf die freie Liebe zwischen Mann und Frau, die er bekanntermaßen sehr schätzte. 

Man reist weiter nach Paris und erfreut sich erneut schöner alter Fotos von der Stadt der Liebe, liest in der Folge von amourösen Abenteuern Casanovas und kann sich auch visuell überzeugen, wie es mit Leidenschaft und dem Genuss der Liebe bei Casanova bestellt war.

Wir lernen durch den Venezianer Jean Jacques Rousseau kennen, den er für nicht sehr liebenswürdig hielt und auch Voltaire, den er wohl sehr schätzte. Das Portrait eines unbekannten Künstlers von Voltaire lässt mich lange innehalten. Gewiss ein Vergnügen, sich mit diesem Mann einst geistig haben austauschen zu dürfen. 

Weiter geht es nach London, Berlin und hier zu Friedrich dem Großen, von dem ein schönes Portrait gezeigt wird. Auch hier war Casanova offenbar wohlgelitten, doch er reiste weiter nach Petersburg und Moskau und lernte Katharina die Große kennen, die er kurz textlich skizziert. 

Sein Reisefieber treibt ihn nach  Prag und Madrid und  an die Puerta del Sol.

Es ist die Bilderwelt, die die kleinen Texte aus seiner umfangreichen Biografie uns so nahe bringt und uns neugierig auf den Mann macht, der so vielfältige Interessen hatte, dass man sich wünscht, mit ihm in einer Kutsche durch Europa hätte reisen dürfen, denn man hätte sich gewiss keine Sekunde gelangweilt.

Ein sehr schönes Buch für bibliophile Zeitgenossen.

Überaus empfehlenswert.

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Wenn Sie aber Ihren Buchhändler um die Ecke fördern wollen, dann bestellen Sie bitte dort. 

Rezension: Meer-Menschen- People of The Sea –Ingo Gebhard

Dieser Bildband enthält 80 Abbildungen in Duoton des Fotografen Ingo Gebhard, der seine Jugend auf der Nordseeinsel Wangerooge verbrachte und dort damals die Gegend mit der Kamera entdeckt hat. Als er 20 Jahre alt war, ging er nach Berlin und arbeitet seit 1995 als freier Fotograf für die Mode- und Werbeindustrie, ohne sein eigenes OEvre außer Acht zu lassen. Dieses umfasst in erster Linie Porträts und Küstenlandschaften. 

Im vorliegenden Bildband hat man die Chance, eine Auswahl seiner wichtigsten Werke kennen zu lernen. Begreifbar gemacht werden soll, dass der Mensch und das Meer in einer Beziehung zueinander stehen. Das Vorwort zu diesem Buch hat Nicolai Max Hahn verfasst, der den Leser daran erinnert, dass der Mensch und das Meer eine lange Geschichte haben. Der Mensch musste erkennen, dass er die unbändigen Wassermassen nicht besiegen konnte, getrieben von Wind und Gezeiten. Am Anblick des Meeres relativiere sich viel, so Hahn, der den französischen Philosophen Michel Foucault zitiert, der einst sagte "Alle Probleme lösen sich am Meer". 

Was zeigt das Buch nun? Die Fotografien wirken alle durch den kontrastreichen Schwarz-Weiß-Stil reduziert und zwar auf das Wesentliche, gleichwohl aber lebendig. Das Meer, die Strandkörbe, immer wieder das Meer in seiner Schönheit und die Porträts der Menschen, oft nicht mehr junger, sehr faltiger, wettergegerbter Zeitgenossen mit viel Ausdruck gelebtem Lebens, Gesichter, in denen man gerne liest und die sich Hochglanz-Zeitschriften verbieten.

Besonders beeindruckt mich das Gesicht des Nonstop-Weltumseglers Wilfried Erdmann. Sein extrem wettergegerbtes Anlitz und seine Augen faszinieren; ernste Augen, die viel gesehen haben und auf einen Verstand hindeuten, der alles verarbeitet hat. Faszinierend auch das Gesicht des Polarfahrers Arved Fuchs, ein schöner Mensch. So muss der Staufer Friedrich II. ausgesehen haben. Zeitlos, dieser Blick in die Weite. Das Ideal eines Abenteurers. 

Unmöglich all die Personen zu benennen und die Schönheit des eingefangenen Westwindes oder der Goldenen Düne zu besingen. Man muss sich in die einzelnen Bilder lange vertiefen, um sie wirklich als das zu verstehen, was sie sein wollen: Jedes ein Teil einer Geschichte, die hier erzählt wird und den Titel trägt:  Das menschliche Anlitz, Spiegelbild der Seele, die von der See geprägt worden ist

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Hatje Cantz verlag und können das Buch bestellen:http://www.hatjecantz.de/ingo-gebhard-6263-0.html oder Sie können es direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke kaufen, um diesen zu unterstützen.

Rezension: Internationale Kunst Heute 2014- Martina Kolle; Ingrid Gardill

Dieser gelungene Bildband mit dem Titel "Internationale Kunst Heute 2014" lässt nicht nur durch diesen Titel, sondern auch durch die blaue Farbe seiner Buchdeckel erkennen, dass die Arbeiten der Künstler, die man hier bewundern kann, an unterschiedlichen Plätzen unseres blauen Planeten entstanden sind. Einen besseren Farb-Assoziationshinweis konnten die Macherinnen des Kunstbuches nicht geben. Bravo!

Auf der Rückseite des hinteren Buchdeckels werden in deutscher und englischer Sprache einige Kurzinfos zum Werk mitgeteilt, das als Glied einer Kette zu begreifen ist, denn es handelt sich um den Jahresband 2014 dieser Buchreihe.

Vorgestellt werden 170 ausgewählte, zeitgenössische Künstler aus insgesamt 54 Ländern. Dabei werden die Bereiche Malerei, Zeichnung, Fotografie, Digitale Kunst, Bildhauerei und Installation abgedeckt.

Das noble Anliegen der Kreatorinnen Marina Kolle und Dr. phil. Ingrid Gardill besteht darin, "allen Künstlern- auch den Unbekannteren mit qualitativ hochwertigem Oevre" die Chance einzuräumen, ihre Kunst zu veröffentlichen und den Bekanntheitsgrad zu erweitern. Dem Inhaltsverzeichnis ist zu entnehmen, dass man die Künstler alphabetisch geordnet hat.

Beim ersten Durchblättern wird das Gestaltungsprinzip sofort klar. Man erhält einen Eindruck vom Werk, indem man jeweils einige Arbeiten gezeigt bekommt und erfährt anhand von kleinen, gehaltvollen Texten etwas über die Arbeitsweise der einzelnen Protagonisten. Im Anhang kann man sich in englischer oder deutscher Sprache im Hinblick auf das Leben der Künstler kundig machen. Kontaktdaten und Adressen werden ebenfalls vermittelt. 

Auch Künstler möchten bekanntermaßen nicht brotlos sein,  insofern sollte man unverkrampft zum Hörer greifen oder eine Mail an den Künstler schreiben, um zu ermitteln, ob das ein oder andere Werk noch käuflich zu erwerben ist.

Im Vorwort schließlich bekundet die Herausgeberin Martina Kolle ihre Motive für dieses Buchprojekt. Sie und die Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Gardill haben erstmals in ihrem beruflichen Leben neben fachlicher Erfahrung auch ihren Idealismus und ihren spirituellen Ansatz in die Arbeit einfließen lassen. Frau Kolle ist übrigens selbst auch Künstlerin und stellt drei Ihrer Werke gleichfalls im Buch vor.

Dr. Ingrid Gardill hat die Texte verfasst, nachdem sie sich eingehend mit den Kunstwerken beschäftigt hat. In den Monaten des Schreibens war sie von vielem beeindruckt und berührt und teilt dies im Einzelnen im Vorwort auch mit. Beide Vorworte sind in deutscher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache verfasst worden, was dem internationalen Anspruch des Buches Rechnung trägt.

 Frank Mann 
Im Rahmen der Rezension ist es nicht möglich, auf alle Künstler und deren Werke näher einzugehen. Frau Kolle werde ich zu ihren Werken und ihrem Anspruch an die Kunst von heute in einem Interview Fragen stellen und hier in der Rezension stellvertretend für alle nur einige Künstler nennen und auf deren Werke kurz eingehen, nicht hervorhebend, sondern eher zufällig herausdeutend. Die Auswahl, die die Macher getroffen haben ist perfekt, Ranglisten wären nicht fair.

Der kräftigen Farben mit hohem Pigmentanteil wegen, fand ich Bilder der belgischen Künstlerin Virginie Cardinael sofort ansprechend. Nach Ansicht Dr. Gardills sollen sie Sinne und Herz befreien. Sehr beeindruckend interpretiert die Kunsthistorikerin die Farbenwelt der Belgierin und man stimmt ihr zu, wenn sie schreibt, dass Cardinael mittels ihres "hohes künstlerisches Vermögens, uns auf ihre Reise in die inneren Welten" mitzunehmen in der Lage ist. 

Es sind so viele eindrucksvolle Werke, die mich innehalten und immer wieder begierig, die Texte studieren lassen. Ich liebe es zu staunen. Hier kann ich es ununterbrochen.

 Kurt Steinle 
Gibt es Kunst die Frauen mehr anspricht als Männer und umgekehrt, frage ich mich, während ich die gegenständliche Malerei Gabi Domenig betrachte, die durch ihre Emotionalität tatsächlich berührt und sehr weiblich daherkommt, was ich nicht als Manko begreife.

Fasziniert bin ich von den leuchtend grünen Farbtönen Carina Fodges in ihrem Werk "Reflektion III", aber auch von Francoise Iannas "Fleur d`Ocean". So schön!

Wie man erfährt, lebt diese Künstlerin seit einigen Jahren im Süden Frankreichs und nimmt dort die stille Gegenwart der Dinge mit in ihre Malerei auf. Genau dies erspürt man und ist angetan. Die Werke Frank Manns "stachen mir spontan ins Auge" Der Künstler lebt in New York und befasst sich vorranging mit dem Geheimnis der Seherfahrung im Verhältnis zu Kunst.

Angetan auch bin ich von den Skulpturen des neuseeländischen Bildhauers Robert Onnes, der die Physiognomien unterschiedlicher Völker studierte und so diese genauen und komprimiert charakteristischen Gesichtszüge bei seinen Bildnissen schafft.

Catherine de Saugy Arbeiten sprechen mich sehr an, speziell ihr Gemälde "Paleo", ein abstraktes Gemälde in Braun- und Blautönen, dessen Oberflächenstruktur deutlich sichtbar wird.

Der Fotograf Kurt Steinle taucht seine Figuren offenbar stets in ein mattes Licht und beleuchtet primär die Gesichtspartien. Wie man erfährt und sich auf den Bildern überzeugen kann, stellt er in seinen fotografischen Kompositionen die geheimnisvolle Gedankenwelt selbstbewusster Frauen in den Mittelpunkt seiner Szenen.

 Diana Whiley
Dann ist da noch Diana Whiley, die mit elektronischen Mitteln ein Bildthema visualisiert, indem sie wie Dr. Gardill schreibt, einem Thema durch sensibel eingesetzte Farben und Formen einen "tiefen und poetischen Audruck" vermittelt. Werden, so frage ich mich, elektronische Mittel in der Kunst nicht mehr hinwegzudenken sein?

Das Buch ist eine Fundgrube für tolle Werke, zu denen man auch stets die Maße, die Technik und das verwendete Material nachlesen kann.

Die Landschaftsaktbilder von Martin Zurmühle will ich nicht unerwähnt lassen. Wundervoll. Männervorlieben? Nein. Einfach nur ungeheuer ansprechend für alle entspannten Betrachter kunstvoller Aktbilder.

Natürlich freue ich mich schon jetzt Fragen an Frau Kolle zu stellen, was den tiefen Symbolgehalt Ihrer Werke angeht und von ihr selbst etwas über das, was sie in ihrem Engagement hinsichtlich des Projekts,  antreibt zu erfahren. Die Fragen an die Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Gardill werden solche an eine kenntnisreiche Sprachartistin und Fachfrau sein, der es gelingt Farbe, Form und Bildinhalte so zu vermitteln, das selbst ein Blinder  das  jeweilige Werk  klar vor seinem geistigen Auge hat.

Ein gelungenes Buch. Hier ist man schon neugierig auf den Folgeband, sowohl der Werke als der schönen und dabei eloquenten Texte wegen. 

Ein schönes Geschenk für Kunstinteressierte. Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu www..internationalekunstheute.com und können das Buch bestellen. Über die ISBN 978-3-9816595-0-4 erhalten Sie es auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke und bei Onlinehändlern wie Amazon bestellbar

Rezension: Presence- Christine Turnauer

Der Fotoband "Presence" zeigt Arbeiten der Fotografin Christine Turnauer, die in den 1970er Jahren bei diversen Fotografen in Paris in die Lehre ging. Ab 1974 bis 1976 arbeitete sie als Assistentin von Frank Horvart, anschließend bis 1979 als freischaffende Fotografin in Paris. Noch im gleichen Jahr wanderte die Fotografin nach Alberta in Westkanada aus, um dort eine Farm zu betreiben und zudem Kunstgeschichte zu studieren.

Sie verfolgte in jenen Jahren mehrere fotografische Projekte. Dabei war wohl das bedeutendste eine Serie von Porträts traditioneller, amerikanischer Indianertänzer. Der Band mit den realisierten Bildern erschien unter dem Titel "Porträts" 1992. 1995 verließ Turnauer Kanada und ging nach Paris zurück. In dieser Zeit hielt sie sich immer wieder in Österreich auf, um dort Bergbauern abzulichten.

Ab dem Jahre 2000 reiste sie dann ihrer Fotoprojekte wegen von Paris, nach Japan, Rumänien, Äthiopien, Jerusalem, Indien, Griechenland, in die Türkei und in die Mongolei.

Das Vorwort zum Buch hat Frank Horvart verfasst, bei dem die Künstlerin 1974 zwei Jahre lang Assistentin war. Seither sind sie Freunde. Horvart schreibt, dass das fotografische Projekt aus dem die Bilder für das Buch ausgesucht wurden, keiner geplanten oder aktiv verfolgten Route folge, sondern wohl mehr einer Reise gleiche, bei der jeder Schritt zum nächsten führe. Motivation für das Fotografieren sei bei Turnauer in erster Linie das Zeigenwollen.

Ihr Ziel sei es, etwas über außergewöhnliche Menschen am Ende der Welt zu berichten, mit denen sie wenig gemeinsam habe, die sie jedoch sah und von denen sie gesehen worden sei.

In der Einleitung schreibt Turnauer, dass sie seit frühester Kindheit von Menschen fasziniert sei. Ihr Mentor Frank Horvart weckte ihren Wissensdurst und vermittelte ihr den Gedanken, dass Kultur uns hilft, die Zusammenhänge der Welt zu verstehen.

Die Fotografin erläutert, weshalb sie Nacken von Menschen abgelichtet habe und erwähnt u.a., dass diese unser Wesen offenbaren, ein Indiz unserer Haltung seien, die sich über Jahre eingeschrieben habe.  

Die Fotografin  zeigt schwarze Rabis in Jerusalem, Geishas in Japan, religiöse Menschen in Indien, Griechenland und der Türkei, Pygmäen in Zentralafrika und Nomaden in der Mongolei. Turnauer faszinieren die Vielfalt der Menschheit und dabei auch der rote Faden, der uns hierbei verbindet, wie sie hervorhebt. 

Die Texte im Buch kann man in deutscher, englischer und französischer Sprache nachlesen. Die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Porträts sind  auf den letzten Seiten nochmals im Kleinformat abgebildet. Hier erfährt man dann auch, wer die Personen im Einzelnen sind und erhält eine Kurzcharakterisierung des Eindrucks, den die Fotografin jeweils hatte. 

Alle Personen sind sehr ausdrucksstark. Besonders beeindrucken mich das Antlitz einer äthiopischen Kohlenhändlerin und das eines griechischen Schäfers. Beide Personen strahlen viel Herz aus. Je älter Menschen werden, umso entlarvender sind ihre Gesichter. Nichts ist wohltuender als ein Anlitz, das die Jahrzehnte  lang gelebte Offenheit und Herzlichkeit eines Menschen dokumentiert.

Sehr empfehlenswert.

Text- Copyright: Helga König
Foto: Hatje und Cantz

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Verlag und können das Buch bestellen. http://www.hatjecantz.de/

Rezension: Grünewald- Dumont

Dieser traumhafte Kunstband im eleganten Schuber befasst sich mit dem Leben und Werk des großen deutschen Malers und Grafikers der Renaissance Matthias Grünewald. Vor einigen Jahren habe ich eine Rezension zu einem Buch über dessen "Isenheimer Altar" verfasst und bin nun überaus beeindruckt, von dem breitgefächerten Können Grünewalds, das dem Leser hier im Buch entgegengebracht wird. Das umfangreiche Werk  befasst sich nicht nur mit dem schwer zu rekonstruierenden Leben und dem lückenhaften Werk Grünewalds, sondern auch mit seinem Nachleben und der Rezeptionen durch die Künstler des 16. und 21. Jahrhunderts. 

Der erste Teil des Buches ist  dem Leben und den Werken Grünewalds gewidmet und beginnt mit einem Textbeitrag, der Fragmente von Grünewalds Biografie zum Thema hat. Hier wird nicht nur das schwer fassbare Leben des Künstlers erörtert, sondern auch sein Stil und seine eigene Art, Dinge, Personen und Landschaften wahrzunehmen. Zudem geht es im 1. Teil auch um die Frage von Porträt und Selbstporträt und hier darum, wie man sich das Aussehen des Künstlers vorstellen soll und auch die Menschen, die er im Fokus hatte. Ferner werden Einzelstudien zu Werken des Künstlers thematisiert und der Frage nachgegangen, wie das Verhältnis Grünewalds zu seinen berühmten Zeitgenossen war. Gemeint sind Dürer, Holbein d. J. oder  Baldung Grien. Auch die Sichtweisen des Künstlers werden zur Sprache gebracht. 

Im zweiten Teil geht es um die Ergebnisse von Untersuchungen und Analysen der Malereien des "Isenheimer Altars" und im dritten Teil dann schließlich um das Echo, welches die Werke Grünewalds bei anderen Künstlern hervorgerufen hat.  

Die gezeigten Werke beeindrucken. Viele habe ich hier erstmals kennenlernen dürfen, andere kenne ich bereits. Beeindruckt haben mich Details aus dem "Isenheimer Altar", so etwa "Der heilige Sebastian" oder auch "Der Besuch des heiligen Antonius beim Paulus Ermita". Grandios auch "Das Abendmahl". Es ist eines der ersten Werke, die von diesem Künstler erhalten sind und ebenfalls beeindruckend "Der Lindenhardter Altar" und hier Details aus "Die vierzehn Nothelfer". Leider kann man im Rahmen einer Rezension nicht auf die Symbolik einzelner Bildmotive eingehen und sich über die Grenzen der Sichtbarkeit auslassen. 

Vertieft man sich in Grünewalds Werk "Die Kreuzigung Christi" wird einem bewusst, wie sehr Christus die Menschen liebte und wieviel Niedertracht in den Menschen, die geliebt werden wollen, steckt. All die Detailbilder des "Isenheimer Altars"  und die Erläuterungen dazu führen in eine Glaubenswelt, die Jahrhunderte zurück liegt, aber in ihrer Kraft noch durch die Bilder spürbar ist. Der liebevolle Blick der Muttergottes mit dem Kind berührt umso mehr, wenn man wenig später die Tragödie der Kreuzigung auf der Mitteltafel des "Isenheimer Altars" sieht. Wozu sind Menschen fähig? Grünewald zeigt dies auch beim Heiligen Sebastian.

All die Farben lassen staunen. 

All die Kreuzungsbilder schreien den Schmerz heraus. Die "Kreuztragung des Tauberbischofsheimer Altars" zeigt die Zuversicht und den Glauben Christus an seinen Vater, zeigt aber auch die Erbärmlichkeit des Mobs, der auf Gottes Sohn erbarmungslos eindrischt. 

Wenn man dieses großartige Buch ausgiebig studiert hat, weiß man nicht nur mehr über Grünewald und seine Werke, sondern auch über den Mensch mit seinen höchst unterschiedlichen Charaktereigenschaften. 

Sehr empfehlenswert.

Hier der Link zur Website des Verlags.  Dort  können Sie das Buch bestellen, oder es aber auch bei Ihrem Buchhändler beziehen.

Rezension: Gauguin-Metamorphosen

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Gauguin Metamorphosen", die vom 8. März bis 8. Juni 2014 im Museum of Modern Art in New York gezeigt wird. Dabei geht es um die seltenen und außergewöhnlichen Drucke und Druckzeichnungen, die zwischen 1889 und 1903 entstanden sind. Von den etwa 160 in der Ausstellung vorgestellten Werken sind etwa drei Viertel der Arbeiten auf Papier und ein Viertel Gemälde und Skulpturen. 

Die Ausstellung und der Katalog wurden von Starr Figura, The Phyllis Ann und Walter Borten Associate Curator of Drawings an Prints konzipiert und organisiert. In einem Beitrag von Starr Figura erfährt man Wissenswertes zu Gauguins Metamorphosen. Für diesen Künstler war die Druckgrafik der stärkste Katalysator in seinem Transformationsprozess. Die Druckgrafik bot ihm die Möglichkeit, mit den Methoden der Wiederholung, des Austausches und der Manipulation der Bildsprache zu experimentieren. 

Mittels der Druckgrafik entdeckte Gaughin, dass die Unterschiede zwischen Malerei, Skulptur und Zeichnung überbrückt oder sogar aufgelöst werden können. Dieser Maler war übrigens Autodidakt, der seine Karriere als Börsenmakler aufgegeben hatte, um sich der Kunst zu widmen. Durch die Druckgrafik beabsichtigte er seine Gemälde zu vermarkten, um sich auf diese Weise einen größeren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. 

Elisabeth C. Childs schreibt in ihrem dann folgenden Aufsatz über Gauguin und die Bildhauerei. Diesem nicht uninteressanten Aufsatz folgen weitere, die im Rahmen einer Rezension leider nicht näher beleuchtet werden können. Ich empfehle aber dringend den Aufsatz von Erika Mosier zu lesen. Hier geht es um Gauguins technische Experimente in Holzschnitt und in Durchdruckzeichnungen in Öl. Diese Arbeiten auf Papier gelten als die innovativsten. Sie sind wie Mosier schreibt, allerdings überaus kompliziert zu entziffern im Hinblick auf die zum Einsatz kommenden Techniken. 

Der Katalog ist in drei Abschnitte eingeteilt: 
1886-1889: Paris.Martinique.Bretagne.Arles
Malerei, Keramik, Zinkografie 
1889-1895: Paris.Bretagne.Tahiti
Malerei, Holzskulptur, Keramik, Holzschnitt, Monotypie 
1895-1903: Tahiti.Hiva Oa 
Malerei, Holzskulptur, Holzschnitt, Durchdruckzeichnung, Monotypie 

Zahlreiche Erläuterungen zu den gezeigten Werken vervollständigen den Gesamteindruck und machen das Schaffen des Künstlers begreifbar. Im Anschluss an den Katalogteil sind die ausgestellten Werke aufgelistet, zudem kann man sich in einer tabellarischen Biografie von Lotte Johnson und einer Bibliografie kundig machen. 

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen hervorragenden biografischen Roman des Nobelpreisträgers Vargas Llosa hinweisen, der sich mit dem Leben Gauguins beschäftigt. Dazu hier den Link zu meiner Rezension des Buches "Das Paradies ist anderswo".

Den Katalog zur Ausstellung empfehle ich sehr gerne.

Anbei der link zum Verlag. Dort können Sie das Produkt bestellen.http://www.hatjecantz.de/