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Rezension: Der rote Schirm-Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg-Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Der rote Schirm- Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg", die vom 17.03. bis zum 16.6.2024 im Museum Georg Schäfer gezeigt wurde. 

Herausgeber des Werkes sind Prof. Dr. Wolf Eiermann für das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt und Dr. Andrea Fromm im Auftrag des Kunsthauses Apolda Avantgarde und des Kreises Weimarer Land. Diese beiden Spitzweg-Kenner haben das Geleitwort und Dank verfasst. 

Hier erfährt man, dass das Museum Schäfer einen bemerkenswerten Bestand an Werken und ein mehrfach um Forschungsansätze bereichertes Kunstarchiv zu Carl Spitzweg sein Eigen nennt und einen Teil des Oevres mit einem neuen Ansatz in der Ausstellung präsentiert hat. Bei dem Ansatz handelt es sich um: "Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg." 

Es werden in der Folge zahlreiche figurative Szenen neu interpretiert, für die der Künstler berühmt wurde. Das Motiv des Schirms spiele eine wechselnde Rolle, werde zum einen verknüpft mit der allgemeinen Moral, zum anderen aber mit der Person des Künstlers. 

Man erfährt u.a, dass Spitzweg sich in seiner Jugend sämtlichen Standesunterschieden und Ressentiments verabschiedete und die bereits verehelichten Clara Lechner, die nicht seiner Gesellschaftsschicht angehörte, zu seiner Geliebten machte. Wie man weiter liest, habe sich Spitzweg sein gesamtes Künstlerleben über am Thema Liebe abgearbeitet. Gleichwohl habe man erst nahezu ein Jahrhundert nach seinem Ableben seine vermeintlichen Idyllen erneut als gesellschaftliche Satiren erkannt. 

Spitzweg sei kein Fortschrittsgegner gewesen, der die heile biedermeierliche Welt zu konservieren suchte, sondern vielmehr ein Kritiker des Bürgertums, der dessen Prüderie und Doppelmoral anprangerte. Diese habe der gebildete Provokateur mittels Metaphern und Symbolen im Rahmen seiner vermeintlichen Idyllen sehr anschaulich gezeigt. 

Zwischen 1835 und 1880 setzte Spitzweg sich in mehr als 60 Bildern mit dem Motiv des roten Schirms auseinander. Dieses Objekt sei von der Forschung bislang unbeachtet geblieben und lege ungeahnte, frische Deutungsschichten frei. Natürlich ist es spannend darüber im Buch mehr zu erfahren… 

Dr. Andrea Fromm wartet zunächst in einem mehrseitigen Essay mit Reflektionen über die Liebe bei Carl Spitzweg auf. Man liest zu den Symbolen, den gängigen, aber auch jenen, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt, wie etwa Brunnen, Brillen und Schirme. Man liest zudem  in einem Essay von Dr. Eiermann Wissenswertes über den roten Schirm des berühmten armen Poeten und hat Gelegenheit sich in viele Bilder Spitzwegs zu vertiefen, darunter auch Bleistiftzeichnungen. 

Unverkennbare Gesellschaftskritik wird gezeigt bei Spitzwegs Gemälden zum Thema Spaziergänge, aber auch bei seinen Reisebildern. 

Sehr amüsant sind übrigens seine Bilder, die Sonderlinge zeigen, so etwa den Schmetterlingsfänger oder den Sonntagsjäger. Hierzu und zu vielem anderen kann man Wissenswertes den beigefügten Texten entnehmen. 

Darüberhinaus hat man Gelegenheit sich in die Gedichte des Malers zu vertiefen, in dessen Kurzbiografie (4 Seiten) einzutauchen und letztendlich zum Ergebnis zu kommen, dass Carl Spitzweg tatsächlich lange missverstanden wurde. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König 

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