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Rezension: Kandinsky- Prestel

Die Herausgeber dieses vortrefflichen Kunstbandes sind Helmut Friedel und Annegret Hoberg. Neben einer Vielzahl von Werken Wassily Kandinskys erwarten den Leser zunächst eine sehr gut geschriebene Einleitung, insgesamt 7 Essays unterschiedlicher Autoren, die das Werk des Künstlers erhellen, dessen Lebensstationen, das Verzeichnis der abgebildeten Werke, sowie eine ausgewählte Bibliografie und das Register. 

Im Rahmen der "Lebensstationen" werden zahlreiche Fotos aus seinem Leben gezeigt. 

Wassily Kandinsky wurde 1866 in Moskau in eine begüterte Familie hineingeboren. Sein Vater führte ein Teehandelsgeschäft. Seine Mutter stammte aus dem gehobenen Moskauer Bürgertum und seine Großmutter war Baltin. Kandinsky besuchte das humanistische Gymnasium in Odessa und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Statistik  in Moskau und schloss 1893 sein Studium ab, um drei Jahre später in München Malerei zu studieren. Jetzt lebte er mit seiner Frau Anja im Künstlerviertel Schwabing. Zwei Jahre später nahm er erstmals an einer Ausstellung teil und wurde im Jahre 1900 in die Malklasse von Franz v. Stuck aufgenommen. Ein Jahr danach gründete er mit anderen Malern aus der Schwabinger Kunstszene die Ausstellungsvereinigung Phalanx und schon bald berichtete die renommierte Petersburger Zeitschrift über den Künstler. 

1903 dann besuchte Kandinsky die Frühjahrsausstellung der Wiener Secession und unternahm in den Folgejahren viele Reisen mit der Künstlerin Gabrielle Münter durch ganz Europa. Sie gründeten gemeinsam die Neue Künstlervereinigung München, malten und lebten immer wieder in Murnau, wo sie ein Haus kauften. Hier entwickelte er eine neue Malweise. Seine Landschaftsbilder aus jener Zeit werden fauvistisch genannt. Jetzt wurde sein Bildaufbau komplizierter. Die Leuchtkraft der Farben übertönte die Konstruktion der Gegenstände. 

Bereits in seinem Kunststudium hatte Kandinsky den engen Zusammenhang zwischen Musik und Farbe erkannt. Doch es soll an dieser Stelle nicht die gesamte Biografie wiedergegeben werden. Soviel nur: Es ist empfehlenswert die "Lebensspuren" (S. 263- 299) zuerst zu lesen, bevor man sich in die Bilderwelt vertieft. 

Spannend, seinen Weg zur Abstraktion mit zu verfolgen, und seinen Einfluss auf die Entwicklung der Malerei im 20. Jahrhundert kennen zu lernen. Besonders interessant finde ich allerdings seine Beziehung zur zeitgenössischen Musik. Darüber schreibt Annegret Horberg in ihrem Essay "Ich sah alle meine Farben im Geiste". 

Hier liest man dann, dass es Kandinsky bei der Entdeckung der neuartigen Musik von Arnold Schönberg um die Entwicklung von Gesetzmäßigkeiten ging, die sich auf den Bau autonomer Bildgesetze übertragen ließen, um eine mehr oder weniger verbindliche Elementarlehre für die Malerei der Zukunft, die sich von jeder Abbildlichkeit freimache. Kandinsky ging es nicht darum, Musik zu malen oder in Farben auszudrücken, sondern, das sei abermals betont, darum zu zeigen, dass jede Kunst seine Gesetzmäßigkeit habe und dass das strukturelle Prinzip der Musik ein Vorbild der abstrakten Komposition einer Malerei der Zukunft aus selbstständigen Farben und Linien sei. 

Eine sehr schöne, reich bebilderte Monografie, die über alle Schaffensperioden Wassily Kandinskys aufklärt.

Sehr empfehlenswert

 Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich
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