Die Bilder für dieses schöne Buch hat der Fotograf Bernhard Hartmann realisiert. Er wurde in Frankfurt geboren und arbeitete schon in jungen Jahren als Fotograf für eine große deutsche Zeitung. In seinem Jurastudium befasste sich der Autodidakt mit Landschafts- und Architekturfotografie. Seither wurden viele seiner Fotografien mit Preisen ausgezeichnet.
Dieser Bildband ist der morbiden Hauptstadt Kubas gewidmet. Der Schriftsteller Alejo Carpentier skizzierte diese karibische Metropole einst wie folgt: "Havanna ist die Stadt des Unfertigen, des Mangelhaften, des Verwahrlosten." Dies soll sich seither nicht geändert haben, liest man zu Anfang des Buches und findet dieses Urteil in den Bildern bestätigt.
Das bauliche Erbe sei hochgradig gefährdet. Allein im Zentrum befänden sich 3500 Häuser in einem ruinösen Zustand und zahlreiche andere seien bereits zerstört, wird man in die Bilderwelt eingeführt.
Bernhard Hartmann vermittelt in diesem Fotoband einen facettenreichen Eindruck von dieser morbiden Stadt, der man wünscht, dass sie endlich vollständig restauriert wird. Der Stadthistoriker Eusebio Leal hat dafür gekämpft, dass Gelder aus dem Tourismus in die Restaurierung der Altstadt geflossen sind, um auf diese Weise einigen architektonischen Perlen das Leben zu retten. Ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr scheint dies nicht bewirkt zu haben.
In erster Linie, das dokumentieren die vorliegenden Bilder, präsentiert sich in Havanna erschreckender Niedergang, bröckelnder Putz, rissige Wände, ausgetretene Stufen und Wohnen in desolaten Räumen.
Die Vergänglichkeit allen Seins übt zwar eine gewisse Faszination auf den Betrachter aus, doch leben möchte man so nicht.
Versöhnt ist man, wenn man renovierte Räume in dieser untergehenden Stadt bewundern kann, weil sie Hoffnung schenken und zeigen, was möglich ist. Natürlich fragt man sich, wer in "Casa Lucrecia"oder in "Casa Ronaldo" lebt und wer bestochen werden musste, damit diese Innenräume in neuem Glanz gestaltet werden konnten.
Wunderschön ist die alte, restaurierte Apotheke, von deren Innenleben man einen sehr guten Eindruck erhält. Faszinierend aber auch sind majestätisch anmutende Treppenaufgänge, die eine vor langer Zeit schon untergegangene Welt erahnen lassen.
Die Bilder, fotografische Meisterleistungen, regen die Fantasie an. Immer wieder versuchen die Augen das, was sie sehen, zu heilen, weil sie den schaurig schönen Tod alter Bausubstanz nicht ertragen können.
Empfehlenswert
Helga König
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