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Rezension: #August_Macke und #Franz_ Marc- Eine Künstlerfreundschaft.- Hatje Cantz

Anlässlich des 100. Todestages von August Macke präsentiert das Kunstmuseum Bonn (25.9. 2014 bis 4. 1. 2015) und die Städtische Galerie im Lembachhaus, München (28.1. 2015- 3. 5. 2015) eine Ausstellung, deren Thema die Freundschaft der beiden Künstler August Macke und Franz Marc sowie deren Kunst darstellt. 

200 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher, kunstgewerbliche Objekte und private Dokumente veranschaulichen das Leben und Werk der beiden zwischen 1910 und 1914, machen begreifbar wie Macke und Marc sich gegenseitig wahrnahmen und auch beeinflussten, wie sie die Kunst ihrer Zeit interpretierten und weiterentwickelten. 

Macke nahm Bezug auf die sichtbare Welt und leitete aus der sinnlichen Präsenz die Wahrheit des Bildes ab, wohingegen Marc die spirituelle Durchdringung der Welt suchte. Seine Absicht bestand darin, die künstlerischen Mittel zu entwickeln, in deren Folge im Bild die Einheit des Seins sichtbar wurde. 

Verfolgt wird in der Ausstellung in mehreren Abschnitten die Entwicklung der beiden Künstler ab 1910 bis hin zur Arbeit innerhalb des "Blauen Reiter" und der Beteiligung an wichtigen Ausstellungen wie etwa dem "Ersten Deutschen Herbstsalon". Neben vielen bemerkenswerten Aspekten, so auch die Rolle der Ehefrauen, zeigt die Ausstellung u.a. wie Macke und Marc Anregungen des Fauvismus, Kubismus, Futurismus und Orphismus verarbeitet haben, aber auch welche Position sie gegenüber der Möglichkeit einer ungegenständlichen Kunst einnahmen. 

Trotz vieler Differenzen in kulturpolitischen und künstlerischen Fragen wurde die tiefe Freundschaft der beiden nicht beeinträchtigt. 

Der Katalog enthält neben den Werken hervorragende Essays unterschiedlicher Autoren. Volker Adolphs betrachtet dabei in seinem Essay "Anschauen und Durchschauen der Welt" die Natur im Werk von August Macke und Franz Marc. Für die beiden war klar, dass im Hinblick der Beziehung von Kunst und Natur, ihr Erlebnis und ihr Bild der Natur nicht distanzlos Bild der Kunst werden konnte. Die beiden Künstler stimmten darüber überein, dass die Kunst ein Eigenrecht über die Natur habe. 

Es führt zu weit, die Inhalte der eloquenten Essays hier verkürzt festzuhalten, sei es  auf die Ideen für eine neue Malerei der beiden Künstler oder auf das Ausloten der beiden Protagonisten im Hinblick auf die kunsthistorische Tradition in entsprechenden Essays näher einzugehen Bei allem verkörpert der Almanach "Der Blaue Reiter" eine Art Brennpunkt. Dazu erfährt man Wissenswertes, aber auch über das gemeinsame Wandbild mit dem Namen  "Paradies" wird man sehr gut informiert. 

Klara Drenker-Nagels schreibt einfühlsam über Elisabeth Macke und Maria Marc. Ihre Männer sind im 1. Weltkrieg gefallen, doch die Freundschaft der beiden Frauen blieb bis zu Marias Tod im Jahre 1955 bestehen. 

Die Themen der Essays sind zu komplex,  als dass man sie hier in der Rezension erörtern könnte. Franz Marc konnte den Tod seines Freundes nicht verwinden. Er empfand ihn wie einen Mord. Man hat Gelegenheit Auszüge aus einem Brief zu lesen, den Franz Marc drei Tage vor seinem Tode am 1.3. 1916 an Herwarth Walden schrieb. Was er auf den Feldern von Verdun sah, war für ihn "das Entsetzlichste, was sich Menschenhirne ausmalen können." Er fand, dass der Gastod, die Minen und Fliegerkämpfe, dieses riesige Fiasko, allen Beteiligten über den Kopf gewachsen war. 

Der Katalogteil beginnt mit den ersten Begegnungen. Textliche Erläuterungen und Porträts, auch Naturbilder lassen den Betrachter lange verweilen. München und der Tegernsee, aber auch Sindeldorf und Bonn hatten auf die Künstler eine inspirierende Bedeutung, denn sie lebten bekanntermaßen dort. Auszüge aus dem Briefwechsel der beiden Freunde sind den Bildern des Katalogs beigefügt und man hat die Gelegenheit sich mit farbtheoretischen Diskussionen zu befassen, die die beiden in Briefen auch voller Enthusiasmus führten. Einfach grandios sind diese intensiven Farbtöne, die so voller Leben sind. Das erwähnte Wandbild "Paradies 2012" ist abgebildet und wird seitens Tanja Pirsig-Marshall auch sehr gut erläutert. 

Ich staune aufgrund der Bilderfülle und es macht Freude zu sehen, wie sich Freundschaft ausdrücken kann. Die gezeigten Werke beider Künstler sind ein  Traum. Blickt man auf Mackes "Spaziergang in Blumen", (1912) und Franz Marcs "Im Regen", (1912) deutet nichts darauf hin, dass 2 Jahre später das "Entsetzlichste, was sich Menschenhirne ausmalen können" seinen Anfang nahm. Auch die Abstraktionen sind farblich voller Leben. 

Der Tod ist hinterhältig, speziell wenn er viele dahin raffen möchte. 

Bilder von der Tunisreise, die Macke 1914 unternahm, liebe ich besonders und es folgen weitere Werke, die im Krieg entstanden sind, so etwa Franz Marcs "Die Vögel"(1914). 

Sehr berührt bin ich von Franz Marcs Nachruf auf August Macke. Dieser endet mit den Worten  "Der gierige Krieg ist um einen Heldentod reicher, aber die deutsche Kunst ist um einen Helden ärmer geworden." 

Fotos und eine Chronologie der Freundschaft runden den Katalog perfekt ab und lassen den Leser und Betrachter sehr traurig werden. Diese Freundschaft hätte noch lange andauern können und sie wäre fruchtbar gewesen, aber es sollte nicht sein. 

Zum Schluss sind die Daten des Katalogs der ausgestellten Werke aufgelistet. Während ich diese studiere, sehe ich vor meinem geistigen Auge das Wandbild, auf dem die Hoffnungsfarbe Grün dominiert und höre Macke zu Marc sagen "Ich freue mich, wenn Du arbeitest. Gib Deiner Zeit Tiere, vor denen man noch lange steht. Die Hufschläge Deiner Pferde mögen hallen bis in die fernsten Jahrhunderte." So spricht ein Freund. Wunderbar.

Sehr empfehlenswert

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Hatje und Cantz und können das Buch bestellen. http://www.hatjecantz.de/august-macke-und-franz-marc-6205-0.html. Sie können es aber auch  bei Ihren Buchhändler um die Ecke kaufen.

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