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Rezension:Grand Tour: Mit Goethe durch das alte Italien (Gebundene Ausgabe)

Dieser Fotoband ist wirklich sehr, sehr schön. Immer und immer wieder schaue ich mir die alten, teilweise zwei Seiten umfassenden Fotos in diesem wunderschönen 49 cm langen und 34 cm breiten Buch an, das mir Gelegenheit gibt, gedanklich in das alte Italien zu reisen, von dem man heute nur noch träumen kann.

Die Fotos sind zwischen 1865 und 1900 von zumeist unbekannten Künstlern realisiert worden und teilweise von Hand koloriert.

Der Essay von Andrea Amerio zu Beginn ist in Englisch und Deutsch abgedruckt. Hier erfährt man u.a., dass die Bildauswahl eine sentimentale und nichtphilologische sei. Auf diese Weise auch sollen die Textpassagen aus Goethes Italienreise gelesen werden, die diese Bilderwelt begleiten.

Italien stellt sich in diesem Fotoband als lose Bildersammlung dar, als Augenblicke, die eine Reise begleiten und die stets auch die Reise "des anderen" ist.

Wieso "des anderen"? Die Texte, die Goethe als 37 Jähriger schrieb, hat er mehrfach überarbeitet. So wird die Reise, eine Reise ins Unmögliche, die ich gedanklich gerne nach vollziehe und dabei durch die Fotos eine bemerkenswerte Unterstützung erhalte.

In der Werkliste am Ende des Bildbandes erfährt man, wo die einzelnen Fotos entstanden sind. Das erste Foto im Buch zeigt das Kaiserbad, Karlsbad, denn dort begann Goethe "Grand Tour", die ihn an viele imposante Orte in Italien führte.

Besonders beeindruckt haben mich ein koloriertes Foto von 1865, das eine Straßenszene von Neapel zeigt und ein weiteres vom Forum Romanum in Rom aus dem Jahre 1880. Wesentlich anders wird es dort 90 Jahre zuvor auch nicht ausgesehen haben. Ich lese die Textstellen und ahne, was Goethe gesehen, gefühlt und gedacht haben mag.

Alles ist so wahnsinnig imposant, nicht restauriert und insofern authentisch. Auf den Straßen sieht man noch Kutschen fast wie zu Goethes Zeiten, die Frauen tragen noch lange Röcke und von allem, was man auf den Fotos sieht, geht Ruhe aus. In solch einer Atmosphäre konnten Dichter noch huldigende Verse verfassen. Nichts lenkte sie ab.

Die Bilder von Capri und Sizilien, auch die vielen anderen Fotos machen mir klar, wie verändert Goethe nach Weimar zurückkehrte. Er war ein neuer Mensch und in allen zukünftigen Texten, wenn auch nicht immer deutlich erkennbar, flossen seine Eindrücke von Italien gedanklich mit ein.

Ein tolles Buch, mit wunderbaren Bildern und wohl ausgesuchten Textstellen aus Goethes "Italienischer Reise".

Sehr, sehr empfehlenswert.

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