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Rezension:Max Ernst: Im Garten der Nymphe Ancolie (Gebundene Ausgabe)

Der deutsch-französische Maler, Grafiker, Objektkünstler und Bildhauer Max Ernst (1891-1976) ist einer der herausragenden Künstler des 20. Jahrhunderts. Er begann seine Laufbahn als führendes Mitglied der Kölner Dada-Gruppe und gehörte seit 1924 zu den vielseitigen Vertretern des Surrealismus. Das vorliegenden Buch befasst sich mit bestimmten Aspekten seines umfangreichen Werkes und stellt das Thema Garten- und Pflanzenwelt bei seinen Bildern, Collagen und Plastiken in den Vordergrund.

Ernst setzt sich immer wieder mit dem Thema der menschlichen Natur und ihren Schattenseiten auseinander und versucht diese bildlich festzuhalten. Die im Buch näher beleuchteten Exponate waren in Basel im Museum Tinguely zu besichtigen. Die Ausstellung Max Ernst: "Im Garten der Nymphe Ancolie" lief vom 12.9.2007 bis 27.1.2008.

Den Werken von Max Ernst sind ein Vorwort von Guido Magnaguagno, und Essays von Werner Spieß, Kerstin Mürer, Jürgen Pech und Ralph Ubl vorangestellt. Ziel der Texte ist das Oevre des großen Künstlers intellektuell aufzubereiten. Zudem berichtet Julia Drost von der Zeit des Malers in der Schweiz und man kann im Anhang durch eine Liste die ausgestellten Werke in einer Übersicht nachvollziehen, um sich dann gezielt auf das ein oder andere visuell einzulassen.
"Der Garten der Nymphe Ancolie" ist das Hauptstück und die Spielwiese der Ausstellung. In diesem verlockenden Paradies der Lüste hält sich Ernst gerne auf, um dort als Gärtner zu walten.

Ob nun im "Garten der Nymphe Ancolie", oder im "Jardin gobe-avions"(Abb. S. 146, 148, 149) oder aber in "La nature a l`aurore"(Abb. S. 161) oder in "La Nymphe Echo (Abb. S. 145) überall regiert die "Amour fou" und das "surrealistische Prinzip der konvulsivischen Schönheit."

"La beaute sera convulsive ou ne sera pas" bildet das berühmte Schlusswort in Andre Bretons Roman "Nadja". Von diesem französischen Schriftsteller wurde Ernst nach Paris eingeladen, um dort seine Collagen auszustellen. Max Ernst ließ sich gerne von amüsanten oder auch verblüffenden Begegnungen mit der Sprache inspirieren. So kann die Wortschöpfung "Loplop" vermutlich auf den Pariser Dichter Ferdinand Lop zurückgeführt werden, dessen Spottname "lop lop" war.
Der Vogelmann Loplop ist das Alter Ego des Künstlers. Er tummelt sich im Garten der Nymphe Ancolie und stellt das Thema des Ausstellungsprojektes dar. Hinter den fleischroten, üppigen Blütenblättern eines australischen Tropenbaums, so Magnaguagno, hält sich das Objekt der Begierde gut versteckt. Von der Nymphe Ancolie sind nur ein nackter Unterschenkel und die linearen Umrisse einer Hand zu erkennen.

Auf einem auf dem Kopf gestellten Blütenzweig schwebt Loplop und es tanzen weitere Gebilde, die Kopulationen, Empfängnis, Befruchtung und Geburten suggerien.
In der Beschreibung des Bildes "Amour violent" erfährt man, dass die Liebe im Leben von Max Ernst eine große Rolle spielte. Er genoss seine Wirkung auf Frauen und liebte in vollen Zügen. Für Ernst gibt es keinen echten Konflikt zwischen Freiheit und Liebe. Einengend ist für ihn die Liebe nur dann, wenn sie nicht stark genug ist.

Die blühende Rose in "Amour violent" steht als Symbol für die Liebe, ihre Dornen für Verwundbarkeit und Schmerz. Schön ist das Gemälde "Die Nymphe Echo", die sich mit der alten mythologischen Erzählung ausseinandersetzt. Offen bleibt die Frage, ob Ernst nun von der Geschichte mit Pan oder der mit Narziss inspiriert wurde.
Hochinteressante Collagen, in die man sich lange vertiefen kann, um die Gedanken, die zu diesen Werken führten zu enträtseln, bemerkenswerte Illustrationsvorlagen, wie etwa jene zu "La femme 100 tetes" und wunderschöne Ölgemälde, so diese zum Thema "Jardin gobe-avion" oder auch das Dschungelbild "La nature a l`aurore" oder aber "Design in nature" warten, neben einer Fülle anderer Gemälde und Skulpturen, in Augenschein genommen zu werden, um auf diese Weise dem großen Künstler gebührend zu huldigen.

Ein wirkliches gelungenes Buch, sehr empfehlenswert!


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