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Rezension: Künstlerinnen- Von Monjé bis Münter- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, "Künstlerinnen- Von Monjé bis Münter", die vom 25.9.2025 – 1.2.2026 im Kunstpalast Düsseldorf gezeigt wird. 

Das Vorwort hat Felix Krämer, der Generaldirektor des Kunstpalasts, verfasst. Er lässt die LeserInnen wissen, dass allein in Düsseldorf rund 500 Künstlerinnen gefunden wurden, die im 19. und 20. Jahrhundert aktiv waren. Berufliche Anerkennung fanden damals allerdings nur wenige. 

Die Ausstellung habe 5 Jahre Vorlauf gehabt, um genügend Grundlagenforschung betreiben zu können. Die meisten Künstlerinnen seien nur Fachkreisen bekannt und manche habe man völlig vergessen. Viele Werke würden erstmals seit dem 19. Jahrhundert öffentlich gezeigt. 

Kathrin Du Bois schreibt in der Folge Wissenswertes zum Projekt "Künstlerinnen". Diesem erhellenden Text folgen 4 Essays. Es handelt sich um: 

- Kathrin Du Bois: Künstlerin werden- Die Ausbildung der Frauen in Düsseldorf vor der Zulassung zur Kunstakademie

- Nina Köppert; Strukturen der Sichtbarkeit- Ausstellungsbeteiligung von Künstlerinnen im Düsseldorf des 19. Jahrhunderts 

- Kathrin Du Bois und Sine Krogh: Über Grenzen-Elisabeth Jerichau-Baumanns deutsche Ausbildung und transnationale Karriere 

- Anne-Marie Penonnen: Düsseldorf als kreatives Zentrum nordeuropäischer Künstlerinnen. 

Noch bis 1919 vermochten sich Künstlerinnen nur mittels kostspieligen Privatunterrichts künstlerisch weiterbilden. Allerdings gab es zuvor bereits einige erfolgreiche Malerinnen. Eine davon war die Düsseldorferin Catharina Treu. Sie sei sogar die erste Professorin für Malerei im deutschsprachigen Raum gewesen. Wie man erfährt, habe erst 200 Jahre später die Künstlerin Rissa als nächste Frau eine prestigeträchtige Malerei-Professur erhalten. 

Man liest viel Wissenswertes über Privatunterricht, Mal-, Kunstgewerbe- und Frauenkunstschulen und kann sich ein Bild davon machen, wie schwer es Künstlerinnen einst hatten. 

Nina Köppert schreibt über Reproduktionen in Zeitschriften, vor allem aber über Ausstellungsmöglichkeiten in Düsseldorf. Dabei erfährt man, dass Mitte der 1880 Jahre Stillleben die weiterhin beliebten Landschaften als die meistausgestellte Gattung von Künstlerinnen ablösten. 

Man erfährt des Weiteren Wissenswertes über die schöne Malerin Elisabeth-Jerihau Baumann, deren Selbstporträt man im Buch bewundern kann. Ihre Ausbildung, ihr Wunsch, sich mit Männern zu messen, ihr Aufenthalt in Rom, Kopenhagen und London kommen u.a. zur Sprache. In London habe sie sich den Kunsttrend des Orientalismus zu Eigen gemacht und schließlich in Konstantinopel die Oberschicht des Osmanischen Reichs porträtiert, habe Zutritt zum Harem des dortigen Sultans erhalten und in Ägypten sinnliche Töpferwaren-Verkäuferinnen und Bäuerinnen porträtiert. Die Malerin soll häufig allein gereist sein und beim Verkauf ihrer Bilder strategisches Handlungsgeschick bewiesen haben. 

Dass Düsseldorf als kreatives Zentrum nordeuropäischer Künstlerinnen galt, erfährt man von Anne-Maria Penonnen und kann sich alsdann in den Katalog vertiefen. 

Dieser ist in insgesamt 9 Kapitel untergliedert, als da sind: 

- Träume und Möglichkeiten
- Vorbilder und Nachruhm 
- Karrierestrategien
- Weg zur Kunst 
- Gesehen werden 
- Männlich malen?
- Modern trotz Düsseldorf 
- Frei und angewandt 
- Gleichberechtigt? 

Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen einführenden Text, dem eine Fülle von Gemälden unterschiedlicher Malerinnen folgt. Neben Porträts kann man Blumenarabesken und Denksprüche, auch Illustrationen bewundern. Die Gemälde von Elisabeth Jerichau-Baumann, der ein Kapitel gewidmet ist, beeindrucken ganz besonders, sei es ihre Porträts oder auch das viel Lebensfreude ausstrahlende Bild "Italienische Osteria". 

Gemälde von Amalia Lindgren, Sophia Ribbing und der Norwegerin Mathilde Dietrichson zeigen das Können dieser exzellenten Malerinnen. Sehr ausdrucksstark ist die "Studie des Modells Carminello" von Sophia Ribbling und auch das Selbstporträt von Mathilde Dietrichson. 

Paula Monjé hat ihr Gemälde "Deutsches Volksfest" der Berliner Nationalgalerie geschenkt. Damit habe sie selbst für Sichtbarkeit gesorgt. Ab den 1860er Jahren gründeten Frauen eigene Künstler-Vereine und veranstalteten, wie man erfährt, auch eigene Ausstellungen. Der Verein Düsseldorfer Künstlerinnen entstand 1911. Von Beginn an dabei sei Paula Monjé gewesen. Sie war es, die sich aktiv für den Zugang von Frauen zur Kunstakademie einsetzte. 

Traumhaft sind die Stillleben von Emilia Preyer und Magda Kröner, die eine der bekanntesten Düsseldorfer Künstlerinnen ihrer Zeit war. Gemälde der Künstlerin Gabriele Münter lernt man im Kapitel "Modern trotz Düsseldorf" kennen. Darüber hinaus liest man von gestalterischen Aufgaben, die den Frauen Wege in den Kunstbetrieb eröffneten und kann sich diesbezüglich  diverse Exponate anschauen. 

Gemälde von Marta Hegemann aus den 1920er Jahren lassen die Kunstrichtung erkennen, der sie sich verwandt fühlte: dem Dadaismus. Dass die Nazis ein Problem mit ihren wundervollen Werken hatte, wundert mich nicht. 

Zum Schluss des Katalogs werden 31 sehr informative Kurzbiografien von Künstlerinnen vorgestellt, deren Gemälde im Katalog zu bewundern sind. 

 Maximal empfehlenswert

Helga König

Onlinebestellung: Hirmer oder überall im Handel erhältlich

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