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Rezension:Nanna- Anselm Feuerbachs Elixier einer Leidenschaft

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Nanna- Anselm Feuerbachs Elixier einer Leidenschaft", die im Museum Wiesbaden noch bis zum 26. Januar 2014 gezeigt wird. Herausgeber des Katalogs Peter Forster.

Neben einer großen Anzahl von Gemäldeabbildungen hat man Gelegenheit umfangreiche Texte, Skizzen, Skulpturen, handschriftliche Aufzeichnungen und anderes mehr zu studieren, um sich auf diese Weise eine Vorstellung über den Künstler und sein Werk zu machen. Nach einem Vorwort der Direktoren Alexander Klar (Museum Wiesbaden) und Hubertus Gassner (Hamburger Kunsthalle) kann man sich in den Aufsatz "Einleitende Gedanken zu Anselm Feuerbach und Anna Risi, seinem Elixier einer Leidenschaft"  vertiefen und sich im Anschluss daran, erste Bilder ansehen. Bevor ich dies allerdings tat, habe ich die Chronologie der Ereignisse zum Ende des Buches gelesen, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Dann erst habe ich mir die Bilder angesehen und dabei festgestellt, dass im Buch weit mehr gezeigt wird, als in der Ausstellung, so u.a. auch Bildausschnitte, die den Betrachter auf Einzelheiten eines Gemäldes aufmerksam machen. 

Im Mittelpunkt der Ausstellung "Nanna-Anselm Feuerbachs Elixier einer Leidenschaft" stehen die Bildnisse von Anselm Feuerbachs (1829-1880) berühmtesten Modells Anna Risi (1839-1900). Feuerbachs Anna Risi Darstellungen gehen über das bloße Abbilden der äußeren Züge hinaus, (vgl. S. 39). Wie man erfährt, geht sein Blick hinter die reine Schönheit und eröffnet neue Ebenen in der Erfassung des Menschenbildes. Losgelöst vom Porträt vermögen die Bilder eine eigene Bildwirkung zu entfalten. 

Es führt zu weit,  auf die vielen Aufsätze im Buch unterschiedlicher Autoren hier einzugehen. Nicht uninteressant zu lesen ist übrigens "Anna 'Nanna' Risi Mythos versus Quellenlage. Was geben die römischen Archive über sie preis?"  Anna Risi stammte aus einfachen Verhältnissen. Nachdem Anselm Feuerbach sie etwa 1860 kennen gelernt hat, dominiert sie seine Bilder mit ihrem Wesen, ihrer Persönlichkeit und ihrer beeindruckenden Erscheinung.

Feuerbach entwickelt mittels ihrer Person ein Frauenbild, das weit über die bislang übliche künstlerische Wechselwirkung zwischen Maler und Modell hinausgeht. Dieser Künstler malte, was er fühlt, nicht was er sah. Sein Realismus basiert auf dem Blick hinter die Oberfläche des Sichtbaren. Weil sich dieser Anspruch nicht in einem Bild verwirklichen lässt, hat er eine ganze Reihe von Bildern gebraucht, um das Ziel über viele Bilder hinweg zu erreichen. Erst im Zusammenspiel der zahlreichen Bilder von Nanna offenbart sich ihre Beziehung untereinander. 

Nanna war 21 Jahre alt als Feuerbach sie in Rom kennen lernte. Über die Bildnisse dieser Frau, die eine klassische Schönheit war, wird man umfassend aufgeklärt, auch über das berühmte Iphigenienbildnis, von hoheitsvoller Attitüde, mit geradezu statisch wirkendem Kopf liest man viel Wissenswertes in dem Beitrag von Stephanie Bickel mit dem Titel  "Zum Motiv der Iphigenie in Anselm Feuerbachs Werk". Thematisiert werden des Weiteren Feuerbachs Zeichnungen, sein "Gastmahl des Plato", in denen sich die androgynen Gesichtszüge der Anna Risi wiederfinden. Auch über das Nachfolgemodell Nannas - Lucia Brunacci - erfährt man Aufschlussreiches. Sie stand  ihm, nachdem Anna ihn wegen eines vermutlich reichen Engländers verlassen hatte, oftmals Modell. Anna wurde übrigens später noch von einigen anderen Malern in Bildnissen festgehalten,  doch malte sie  keiner so wie Feuerbach. 

Ich selbst mag übrigens "Poesie", zweite Fassung, 1863 am liebsten. Hier hat sie eine ganz besondere Ausstrahlung. Umschreiben würde ich den Blick mit nachdenklicher Entschlossenheit.

Empfehlenswert.

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