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Rezension:Mode unter dem Kreuz: Kleiderkommunikation im christklichen Kult (Gebundene Ausgabe)

Silke Geppert ist die Autorin dieses bebilderten Buches, das sich mit Kleiderkommunikation im christlichen Kult befasst. In ihrer Einführung hebt sich gleich eingangs hervor, dass man Mode als Spiegel der Zeit betrachten muss und dass sie etwas mit der Entstehung der Städte zu tun hat. Interessant ist es, auf Heiligendarstellungen des Mittelalters, z. B. des burgundischen Meisters Rogier van der Weyden feststellen zu können, dass spätestens ab dem 15. Jahrhundert das äußere Erscheinungsbild der Heiligen durch hochmodische Auftritte augenfällig wird. In jener Zeit bestand die vollständige Kleidung aus Unter-, Ober- und Überkleid. Genau in dieser Kleidung sind die Heiligen auf den Gemälden zu sehen. Nur Christus wird mit Lendentuch dargestellt.

Die Malerei des 13., 14. und 15. Jahrhunderts kann man als Ausdruck gesellschaftlicher Kommunikation lesen. Dabei kam dem Maler die Aufgabe zu, die heiligen Geschichten zu visualisieren. Das Bildgeschehen sollte den Eindruck erwecken, dass es im Hier und Heute stattfindet. Die Kreuzigungsszene sollte gewissermaßen dorthin transportiert werden. Damit das verdeutlicht werden konnte, bedienten sich die Maler zeitgenössischer Kleidung. Sie waren dem Betrachter vertraut.

In der Vormoderne spielte Kleidung für die Choreografie der Macht und der sozialen Ordnung eine wichtige Rolle. Kleidung war ein komplexes Zeichensystem und damit ein mächtiges gesellschaftliches Kommunikationsmittel. Nicht zuletzt war an Kleidung der soziale Status ablesbar. Wie man erfährt waren die auf Kleiderordnungen erlassenen Gesetze der Kommunen die häufigsten. Dazu kann man im Buch Näheres lesen.

Der Maler Rogier van der Weyden verwendete im Bild die vestimentären Codes der burgundischen Gesellschaft virtuos und vermittelte dem, der sich diesbezüglich auskennt, eine Fülle von Informationen.

Erst in modern strukturierten Gesellschaftsformen, die die Individuation förderten, vermochte sich Kleidervielfalt und Mode zu entwickeln. Geppert definiert Mode übrigens als "das unaufhörliche Bemühen um die Verwirklichung des Zeitstils in der äußeren Erscheinung der Menschen."

Heiligengewand und liturgische Kleidung, aber auch vestimentäre Codes werden ausgiebig zur Sprache gebracht. Dabei geht es um die Malerei und textile Theme ,beispielsweise um die Mantelmetaphorik und hier um den Purpurmantel und die Tunika, die genau beschrieben wird. Unmöglich all das, was im Buch näher ausgeführt wird, an dieser Stelle abzuhandeln. Festgehalten werden kann, dass man Heiligenbilder von der Bildgestaltung völlig anders interpretiert, aufgrund der vestimentären Codes, die man anhand vieler Gemälde, die im Buch gezeigt und erörtert werden, zu verstehen lernt. Unter den beschriebenen Gemälden befinden sich auch Hans Memlings "Kreuzigung" und die "Beweinung" von Petrus Christus.

Man lernt zu erkennen, wodurch Frömmigkeit, Reue und Identifikation, aber auch Verschwendung, Modesünde und Schuldgefühl symbolisiert werden und hat Gelegenheit sich mit der burgundischen und europäischen Mode des 15. Jahrhunderts vertraut zu machen. Hier auch liest man Wissenswertes über die Farbe Schwarz am burgundischen Hof, die erstmals eine Verbindung von Mode und Pathos verkörperte. Über Farben, Märkte und Stoffe und die Kleiderordnung bleibt man nicht unaufgeklärt und erhält zudem einen kurzen Überblick auf das, was folgte.

Alles in allem ein sehr aufschlussreiches Buch, mit einem vortrefflichen Glossar. 

 Empfehlenswert. 

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