Dieses Blog durchsuchen

Rezension:Birgit Poppe- Frauen und Schokolade- Die wunderbare Welt der weiblichen Genüsse.

Vor mir liegt kein Kochbuch, sondern ein Kunstband, der die Welt weiblicher Genüsse thematisiert. Die Autorin Dr. Birgit Poppe war übrigens  Dozentin für Kunst- und Kulturgeschichte bevor sie als Journalistin zu arbeiten begann. Sie ist also eine Expertin und entsprechend gut sind ihre textlichen Erläuterungen.

Der Titel Frauen und Schokolade besagt nur bedingt etwas über den Inhalt, denn es geht um viele andere Genüsse mehr, die auf  Gemälden und Plakaten  aus  unterschiedlichen Jahrhunderten visualisiert worden sind.

Die Autorin schreibt zunächst über allgemein Wissenswertes im Hinblick auf die weibliche Genussfähigkeit und erwähnt eine Studie aus dem Jahre 2000 des Institutes für Genussforschung, wonach es offensichtlich  geschlechtsspezifische Unterschiede in der Genussfähigkeit gibt. Frauen sollen danach ein stärker und differenzierteres Genussempfinden als Männer haben, (vgl.: S. 8).  Diese Studie zu hinterfragen, ist nicht der Gegenstand dieser Rezension. Thema sind die Bilder und deren Beurteilung. Die Studie zu erwähnen, halte ich allerdings für wichtig.

In der Kunst  wird der weibliche Genuss seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts zur Sprache gebracht. Modegetränke wie etwa Kaffee und Tee veränderten den Tagesablauf  der Menschen. Diese neuen Genussgewohnheiten und auch kulinarische Gebräuche, Regeln der Gastfreundschaft, die Etikette und Manieren wurden  aufgegriffen und auf Bildern thematisiert gebracht.

Wie die Autorin hervorhebt, sind die meisten vorgestellten Kunstwerke im Buch Bilder, die Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemalt wurden. Als Grund hierfür wird die Tatsache genannt, dass es neben den realistischen Künstlern in erster Linie die Impressionisten waren, die sich mit dem Thema Frauen und deren Genüsse befassten. Neben Gemälden  werden, wie eingangs schon erwähnt, eine Reihe Werbeplakate aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert gezeigt, die dem Betrachter einen Eindruck vom historischen Zeitgeist der Belle Époque vermitteln.

Man lernt  einige Plakate von Alphonse Mucha kennen und zwar im Rahmen von textlichen Betrachtungen über den Kakao.  Ludwig XIV, eindeutig keine Frau, erklärte die Trinkschokolade in Frankreich im 17. Jahrhundert zu seinem Lieblingsgetränk, von da an kam  dieses Genussmittel beim Adel in Mode und wurde im Rokoko auf galanten Bettszenen  ein metaphorisches Accessoire.

Nachdem im ersten Kapitel der weibliche Schokoladengenuss abgehandelt worden ist, lernt man die Frau und ihre Vorliebe für Kaffee in Bild und Text kennen und kann sich zunächst in Renoirs Gemälde „Im Café“ vertiefen.  Über dieses Getränk, das recht bald in ganz Europa als Allheilmittel für Körper und Seele wurde, liest man  Bemerkenswertes, so auch, dass Frauen dem Getränk zunächst skeptisch gegenüberstanden, bevor sie  es beim Kaffeekränzchen goutierten. Nicht unerwähnt bleibt dabei, dass erst seit Ende des 19. Jahrhunderts Frauen öffentliche Cafés besuchen durften.

Als passionierte Kaffeetrinkerinnen entzücken mich natürlich  die diesbezüglich gezeigten Bilder besonders und die dazugehörenden Beschreibungen ebenfalls. Vom Kaffee  geht es dann  zum Tee. Die britische Tee- Kultur hielt der Franzose James Jacques Tissot  in seinem Bild  "Tea Time" fest. Das mich am meisten faszinierende Gemälde, das im Buch teetrinkende Frauen zeigt, stammt von Emile Alfred Dezauny. Es trägt den Titel "Teestunde, um 1900".

Beschwingte, beschwipste und trinkende Frauen  werden im Folgekapitel vorgestellt. Hier gefallen mir die Jugendstil-Plakate Muchas für Moet@ Chandon am besten.  Der Genuss von Frauen nimmt aber beim Champagner und Co. noch kein Ende. Man erfährt  u.a. wie französische Damen beispielsweise das Frühstück einst genossen haben und sieht auf einem Himmelbett, das Frederick Childe Hassam malte, eine solche Frau genussvoll auf das entsprechende Tablett blicken. Des Weiteren werden Damen an einen schön gedeckten Tisch und beim Picknick im Grünen thematisiert. Die hier ausgewählten Bilder treffen meinen Geschmack besonders. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Lawton S. Parkers "Tee im Grünen" und Igor Larinows "Mittagessen im Sonnenschein".

Der Reigen wird vollendet durch die Damen im Café und in Restaurants und jene beim Nippen und Naschen sowie die Schönen, die am liebsten still genießen.

Die Autorin hat übrigens viele gute Zitate zu dem Thema in das Buch eingebunden, die zum Teil tiefe Wahrheiten beinhalten. Stellvertretend für alle, möchte ich zum Ende der Rezension nachstehende Sentenz zitieren: "Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken. Und wenn man Keinen  haben kann, so soll man versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als hätte man einen guten Kaffee getrunken."
Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen