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Rezension: Dr. Karin Sagner- Renoir und seine Frauen

 Dr. Karin Sagner, die Autorin dieses schönen und dabei informativen, reich bebilderten Buches hat über Claude Monet promoviert und zuletzt die Ausstellung "Pierre-Auguste Renoir. Wie Seide gemalt" kuratiert.

Das Vorwort zum Buch verfasste Jacques Renoir. Er ist der Urenkel von Pierre-August Renoir. Derzeit plant er übrigens einen Dokumentarfilm über seinen Urgroßvater.

Dr. Sagner lässt den Leser in ihrer Einleitung wissen, dass der Maler Pierre- August Renoir (1841-1919) Frauen geliebt hat. Deshalb auch zeigen viele seiner Gemälde seine Geliebten, Verwandten, Mädchen von der Straße, Hausmädchen, Schauspielerinnen, platonische Freundinnen, gesetzte Bürgerinnen oder Frauen von Welt. Auf sogenannte Berufsmodelle soll Renoir aus Kostengründen verzichtet haben.

Obschon seine Kunst in seiner eignen Zeit angesiedelt ist, huldigt er lt. Dr. Sagner darüber hinausgehend zeitlos dem weiblichen Ideal. Wie man erfährt, waren die Liebesbeziehungen, die Renoir mit einigen seiner Modelle unterhielt, sehr diskret, denn dieser Künstler war nicht der Mensch, der seine Gefühle öffentlich zu Schau trug.

Renoir soll gerne mit seinen Modellen über banale Dinge geplaudert haben, weil gerade dann eine gewisse Selbstvergessenheit eintrat, auf die es ihm beim Malen ankam. Bei seinen weiblichen Porträts soll es ihm nicht um die Darstellung individueller und vergänglicher Gemütsverfassungen gegangen sein, sondern vielmehr um das Allgemeine, das sich aus unterschiedlichen, glanzvollen und niedrigen als auch banalen Aspekten des Lebens zusammensetzt, (vgl.: S.18).

Wie Dr. Sagner hervorhebt, muten Renoirs Frauenakte zwar sinnlich, jedoch niemals anzüglich an. Dieser Betrachtungsweise folge ich bedenkenlos.

Die 20 Damen, von denen im Buch die Rede ist, werden fünf Kapiteln zugeordnet.

-Natürlicher Charme

-Zwischen Boheme und Halbwelt

-Das Idealbild- Die sorgende Venus

-Damen der Gesellschaft

-Das Weibliche als Quelle der ewigen Inspiration

Die Texte werden von Gemäldeablichtungen und Fotografien begleitet, die Renoirs Liebe zu den Frauen vielfältig zum Ausdruck bringen.

Man lernt zunächst Lise Tréhot und Aline Charigot kennen. Es waren Mädchen vom Land. In welcher Beziehung sie und all die anderen Frauen, die im Buch thematisiert werden, zu Renoir standen, wird sehr gut dargestellt. Es führt zu weit an dieser Stelle im Einzelnen darauf einzugehen.

Wenn man die Gemälde in ihrer Tiefe begreifen möchte, macht es Sinn sich mit den Damen im Buch näher zu befassen und vor allem auch damit, in welcher Beziehung sie zu Renoir standen. Aline Charigot war übrigens Renoirs Liebe seines Lebens und entsprach seinem Ideal einer zur Fülle neigenden Frau, mit kleiner Nase, vollen Lippen, heller Haut und blonden Haaren. Man kann Aline übrigens auf dem Gemälde „Tanz auf dem Land“ bewundern oder auch auf dem Gemälde „Das Frühstück der Ruderer“. Sie ist das Mädchen, das mit dem kleinen Hündchen schmust. Wie Dr. Sagner erklärt, deutet Renoir hier ihre zärtliche Hingabe zum Maler an, (vgl.: S. 35).

Im Kapitel „Zwischen Boheme und Halbwelt“ lernt man Marguerite Legrand, Nini Lopez, Henriette und Jeanne Henriot, Jeanne Samary, Ellen Andrée und Susanne Valadon kennen, diese Schauspielerinnen, Vorstadtgören und künstlerisch ambitionierten Berufsmodelle vom Montmartre bevorzugte Renoir in den 1870er Jahren. Die schöne Schauspielerin Jeanne Henriot zählte für den Künstler zu den von den Göttern bevorzugten Wesen, deren Schönheit er u.a. in dem berühmten Gemälde „Madame Henriot“ für die Ewigkeit festhielt.

Im Kapitel „Das Idealbild- Die sorgende Venus“ kommen Gabrielle Renard, Renée Jolivet, Barbara Thurneyssen und abermals Aline Charigot zur Sprache. Das Bild, das mich hier am meisten berührt, ist das Gemälde „ Mutterschaft. Aline Charigot stillt ihr Kind“. Hier erfährt man, dass Renoir der Ansicht war, dass aus Flaschenkindern Männer wurden, denen der Sinn für Zärtlichkeit fehlte, Einsame, die Drogen benötigten, um ihre Nerven zu beruhigen, (vgl.: S. 81). Dass er damit nicht Unrecht hatte, wissen wir heute, dank entsprechender empirischer Untersuchungen.

Sehr interessant auch sind Dr. Sagners Betrachtungen im Kapitel „Damen der Gesellschaft“. Hier geht es um Berthe-Morisot und Julie Manet, Marguerite –Louise Charpentier und Valentine Clapisson. Diese Damen sollen Renoir in der Regel gelangweilt haben. Die Gemälde waren Auftragswerke, konventionelle Gesellschaftsporträts, die gesellschaftliche Rolle und sozialen Status veranschaulichten, (vgl.: 99).

Schlussendlich lernt man im Kapitel „Das Weibliche als ewige Quelle der Inspiration“ Andrée Heuschling, Marie Dupuis, Georgette Pigeot, Hélène Bellon und Madeleine Bruno kennen. Für Renoir wurden all diese Frauen zu Sinnbildern für das ewig Weibliche. Die Körperliche Schönheit war hier wichtiger als die individuellen Gesichtszüge. Renoir beabsichtigte in jenen Bildern eine von allen zeitgenössischen Bezügen losgelöste Natürlichkeit darzustellen. Dass ihm dies gelang, machen die Bilder in dem Kapitel deutlich.

Empfehlenswert.


Bei den Bildern aus Renoir und seine Frauen muss der Bildnachweis lauten:

S. 8: Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) im Alter von siebenundfünfzig Jahren (Bildnachweis: Elisabeth Sandmann Verlag / Collection Vaillant-Charbonnier)

S. 29: Pierre-Auguste Renoir (1841–1919), Odaliske oder Die Algerierin (Odalisque ou l’Algérienne), 1870, Washington, The National Gallery of Art (Bildnachweis: Elisabeth Sandmann Verlag / akg-images)

S. 22: Lise Tréhot, 1864 (Bildnachweis: Elisabeth Sandmann Verlag / Privatsammlung)



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