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Rezension: Geo Epoche-Edition- Die Geschichte der Kunst, Nr. 3

Geo Epoche Edition Nr.3 ist für mich ein besonderer Leckerbissen, weil ich eine Vorliebe für die hier näher beschriebene Epoche der Renaissance habe. Das Magazin enthält 10 textlich überaus eloquente Beiträge unterschiedlicher Autoren und eine Fülle von Gemäldeablichtungen bedeutender Künstler aus jenen Tagen.

Auf den ersten Seiten werden in sehr guter Druckqualität einige berühmte Kunstwerke der Renaissance gezeigt, so etwa die "Geburt der Venus", um 1485 von Botticelli, der mit dieser Venus ein Abbild einer nackten Frau zu schaffen wagte, die weder Eva noch eine Heilige verkörperte. Auch Frau Angelicos "Szenen aus dem Leben und der Passion Jesu", um 1450 werden gezeigt, wie auch ferner Gentile Bellinis "Predigt des Hl. Markus in Alexandria", 1507. Im Gegensatz zu mittelalterlichen Malern stellt der Renaissancemaler Bellini Menschen in ihrer korrekten Proportion dar. Sehr schön auch ist die Abbildung vom "Frühling", 1477. Hier erfährt man, dass dem Künstler die Konturen wichtiger waren als die Perspektive. Raffaels "Schule von Athen", um 1510 kann man studieren und erfährt, dass Raffael auf der Freske Platon optisch das Antlitz von Leonardo da Vinci verlieh und Michelangelo als Heraklit dargestellt worden ist.

 Die Renaissance war eine Revolution, die in Florenz ihren Anfang nahm. Man erfährt, dass in dieser Stadt um das Jahr 1400 Architekten, Bildhauer und Maler eine tiefgreifende kulturelle Neubesinnung anstrebten. Angeregt waren die Künstler von den Meisterwerken der Antike. Man beabsichtigte eine lebensnahe Kunst zu produzieren, die den Menschen in den Mittelpunkt positionierte und die Natur nachbildete. Zudem entwickelte der Baumeister Brunelleschi mit der Zentralperspektive eine neue Methode der Malerei, (vgl.: S.27). In einem aufschlussreichen Beitrag der Kunsthistorikerin Dr. Kia Vahland erfährt man mehr über die Ursprünge dieser Epoche, bevor man sich in das Gemälde "Der Stolz des Kaufmanns" von Jan van Eyck vertiefen kann und mehr über dieses Bild und seine Geschichte liest. Wie man erfährt, soll sich der Ruhm des Malers in ganz Europa verbreitet haben und auch nach Italien vorgedrungen sein. Der individuelle Ausdruck seiner Gestalten, die Technik und das Detailreichtum seiner Ölgemälde beeinflussten italienische Künstler wie etwa Carpaccio und Bellini, (vgl.: S 41)
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Anhand von weiteren Abbildungen von Kunstwerken der Renaissance hat man Gelegenheit die Rückbesinnung auf die Antike nachzuvollziehen. Dargestellt werden jetzt nackte Menschen, so etwa auf dem Gemälde "Schlummernde Venus" von Giorgione. Bei diesem Gemälde fügt sich die Proportion der Liebesgöttin in die hügelige Landschaft Oberitaliens ein, (vgl.: S.45).

Gefreut habe ich mich, dass auch Botticellis "Weibliches Idealbildnis" abgelichtet ist, das ich schon oft im Original im Städl in Frankfurt bewundert habe und mich in das Bildnis einer Idealstadt vertiefen konnte, welches von einem unbekannten Renaissancekünstler stammt. Dieses Idealbild entspricht meiner Traumvorstellung von einer Stadt.

Der Beitrag von Markus Wolf über Albrecht Dürer ist exzellent geschrieben und enthält alle wesentlichen Fakten im Hinblick auf diesen Künstler. Diese werden dazu noch dem Leser spannend vorgetragen. Vor geraumer Zeit habe ich ein quellenreiches Kunstbuch zu Dürer gelesen und rezensiert und meine den Beitrag von daher beurteilen zu können. Neben Dürers Können, seinen Reisen und Erfolgen wird u.a. auch die intellektuelle Freundschaft zu dem hochgebildeten Altphilologen Willibald Prickheimer erwähnt, der damals die bestausgestattete Privatbibliothek in Deutschland besaß. Verschiedene Werke von ihm sind abgelichtet, darunter auch seine "Melancholie", über die ich vor einiger Zeit eine Rezension verfasste.

Der von mir hochgeschätzte Maler Hieronymus Bosch fehlt auch nicht. Sein Triptychon "Der Garten der Lüste" erstreckt sich im Magazin über zwei Seiten, was ich lobend erwähnen möchte. Die Abbildung ist so gut, dass man Details genau beobachten kann. Im Text selbst werden das Bild und seine Geschichte sehr differenziert erläutert.

Über das Menschenbild in Renaissance wird man aufgeklärt und kann sich in das Maß der Anmut vertiefen. Hier wird dem Leser das "Proportionsschema" Leonardos nahegebracht und auch gezeigt wie Dürer in "Vier Bücher-Von menschlicher Proportion" verdeutlichte, wie ein menschlicher Körper geformt sein muss. Man lernt Porträts unterschiedlicher Künstler aus jenen Tagen kennen und auch Landschaften, hat Gelegenheit in Leonardos transparenten Körper zu blicken und sich schließlich ausgiebig mit Michelangelo Buonarroti und seinem Werk auseinanderzusetzen. In einem aufklappbaren mehrseitigen Faltblatt werden seine Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle gezeigt. Meine Lieblingsfigur dort ist die Seherin Sybille. Die Werke des Künstlers sind so überirdisch schön, dass man dies sprachlich kaum auszudrücken vermag. Dr. Kia Vahland ist es gelungen, Michelangelo und sein Schaffen ganz hervorragend zu porträtieren.


Die Machtentfaltung der Renaissanceherrscher lernt man auf verschiedenen Abbildungen kennen, beispielweise auf dem Werk "Der Zug der heiligen drei Könige", auf dem der Machtanspruch der Medicis unsterblich gemacht wurde. Auf den letzten Seiten liest man über den sogenannten Manierismus und das Ende der Ära. Dann kann man sich wie immer anhand einer Zeittafel einen schnellen Überblick über Daten und Fakten der fokussierten Epoche verschaffen.

Kunstinteressierten kann ich dieses Magazin nur wärmstens an Herz legen. Die Bilderfülle ist enorm, die Texte sind auf hohem Niveau und dabei verständlich geschrieben. Empfehlenswert.

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